knallgeräusche | S!|art = XXL = CLICK HERE |
viele städte und landschaften melden in jüngster zeit knallgeräusche - ordentliche kawenzmänner, die zumeist nachts nicht nur kleinkinder zum schreien bringen - vom erschrecken ganz zu schweigen - schlimmer als bei horrorclowns ... in berlin hat man forschungen dazu angestellt - aber keine lösung gefunden. es knallt ... S!
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Nächtlicher Knall erschreckt
Lärmbelästigung: Ein explosionsartiges Geräusch reißt nachts die Bewohner von Milse aus ihren Betten. Und nicht nur die: In ganz Deutschland tritt das Phänomen auf
Von Jens Reichenbach | NW
Im Frühjahr regte sich im Internet eine große Gruppe von Facebook-Nutzern, um nach der Ursache für einen lautstarken, nächtlichen Knall im Bielefelder Osten zu suchen. Schüsse? Eine Explosion? Dumme Jungen? Thesen gab es viele. Eine Antwort gab es nie. Doch die Ursache für das Knallphänomen war nicht zu ergründen. Jetzt ist es in Milse wieder aufgetaucht.
Dana Born aus Milse und ihre vier Monate alte Tochter Inga sind inzwischen richtig genervt. Denn der ohrenbetäubende Knall hat sie bereits mehrfach aus dem Schlaf gerissen: "Es rummst so dermaßen laut, dass bei uns an der Hebridenstraße die Scheiben gewackelt haben", sagt die 30-Jährige. Beispielsweise am Freitag, 7. Oktober, war Inga gegen 23 Uhr von dem Knall wach geworden, obwohl alle Fenster geschlossen war. Sie fing an zu schreien. In der folgenden Nacht rummste es gegen 2 Uhr. "Davon bin sogar ich aufgewacht", so Born. Als sie auf dem Balkon nachsah, hörte sie Stimmen. "Unmittelbar danach."
Born versichert: "Es war immer die gleiche Art von Knall - extrem laut." Zuerst habe sie an Schüsse gedacht, aber es klinge eher wie bei einer kurzen Explosion, sagt sie nachträglich. "Lange nachgehallt hat der Knall aber nicht."
Anfangs mutmaßten die genervten Eltern, dass es jede Nacht gekracht habe. Inzwischen glauben sie, dass es nur am Wochenende passiert war. "Wir werden jetzt mal drauf achten." Einig sind die Milser darüber, dass es zwischen 23 und 2 Uhr krachte.
Weder eine Autofehlzündung noch Schüsse
Das deckt sich mit den Beobachtungen vieler Bielefelder, die sich im Frühjahr in der Facebook-Gruppe "Bielefelder / innen 2.0" ausgetauscht hatten. Damals schien der Knall aus dem Bielefelder Osten zu kommen - viele nannten die Heeper Fichten als Ursprungsort, andere Sennestadt. Irgendwann baten sie Radio Bielefeld um Hilfe, und die legten eine beeindruckende Recherche vor: Jeden Morgen überprüften die Redakteure eine weitere These zu dem "mysteriösen Knall". Leider ohne Ergebnis.
Immerhin: Der Wetterdienst schloss ein meteorologisches Phänomen aus, Überschallflugzeuge kamen wegen der nächtlichen Uhrzeit nicht in Frage und die Stadtwerke können so einen Knall weder mit ihrer Ferngasleitung noch im Umspannwerk oder am Gasometer erzeugen. Die Polizei fand zwar Platzpatronen an den Heeper Fichten, aber die dazugehörigen Waffen sind leiser. Für handelsübliche Silvester-Böller war die Detonation zu heftig. Auch Jäger kommen nicht in Frage, der ADAC schloss Autofehlzündungen aus.
Dana Born nickt: "Vielleicht ist das so ein Gag unter Jugendlichen." Im Internet hatte sie gelesen, dass jemand Luftballons mit einem Knallgasgemisch in die Luft steigen und dann explodieren lasse. Andere sprechen von sehr potenten Polenböllern.
Bielefeld ist nicht die einzige Stadt, die von solchen mysteriösen Knall-Phänomenen heimgesucht wird. Über einen ähnlichen Knall im Berliner Wedding berichteten bereits 2014 Spiegel Online, Sat.1, BILD und Tagesspiegel. Dort machten sich sogar Toningenieure auf die Ursachensuche. Auch ohne Erfolg. Mitte Oktober 2016 trat der Knall auch in Berlin wieder auf - auch dort ist der Tatort gewandert - vom Wedding nach Steglitz.
Aber nicht nur Berlin und Bielefeld sind betroffen. Der freie Journalist Ralf Heimann hat sich in seinem Internetblog "Operation Harakiri" der Sache angenommen. Unter dem Titel "Wie ein Knall Deutschland ratlos macht" listet er 19 vergleichbare Knallrätsel auf, die mit der ersten Meldung vom 15. Januar 2013 aus dem hessischen Emsdorf beginnen. In Sylt, Münster, Braunschweig und Göppingen. Teilweise berichten Zeitungen, dass Bürger sogar den Notruf gerufen haben. Am 23. Februar 2015 wanderte Heimann mit seinem Knall-Tagebuch auf die Facebook-Seite "der mysteriöse Knall" und sammelte weitere Meldungen - bis er im Februar 2016 den letzten Beitrag postete: Einen Beitrag über die Ursachensuche von Radio Bielefeld.
Der Knall ist zurück.
© 2016 Neue Westfälische, Donnerstag 27. Oktober 2016
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