Kirchenhistorischer Moment:
Papst Franziskus würdigt Martin Luther
Aufruf zur Einheit
"Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden." Papst Franziskus hat die Christen zum Auftakt des 500. Reformationsjubiläums zur Einheit aufgerufen.
Papst Franziskus, Bischof und der Präsidenten des Lutherischen Weltbunds Munib Younan und Pfarrer Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes - Foto: © Ettore Ferrari (dpa) |
Weiße liturgische Gewändern und rote Talare. Optisch hatten sich Papst Franziskus, Bischof und der Präsidenten des Lutherischen Weltbunds Munib Younan und Pfarrer der Generalsekretär Martin Junge als Einheit gezeigt. Sie feierten am Montag einen gemeinsamen Gottesdienst in der Kathedrale im schwedischen Lund. Zur Einheit hat Papst Franziskus die Christen aufgerufen. Das sagte er während des Gottesdienstes zum Auftakt des 500. Reformationsjubiläums. "Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Montag.
"Wir haben die Gelegenheit, einen entscheidenden Moment unserer Geschichte wiedergutzumachen, indem wir Kontroversen und Missverständnisse überwinden, die oft verhindert haben, dass wir einander verstehen konnten", fügte Franziskus hinzu. Zugleich würdigte er den Beitrag des Reformators Martin Luther (1483-1546) für die Kirchengeschichte. Die ökumenische Begegnung stand unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung".
Papst zeigt sich dankbar
Zweifellos sei die Trennung eine "ungeheure Quelle von Leiden und Missverständnissen gewesen", sagte der Papst. Allerdings seien dadurch auch einige Aspekte des christlichen Glaubens unterschiedlich betont worden: "Dankbar erkennen wir an, dass die Reformation dazu beigetragen hat, die Heilige Schrift mehr ins Zentrum des Lebens der Kirche zu stellen."
Luther erinnert laut Papst Franziskus daran, "dass wir ohne Gott nichts vollbringen können." Mit seinem Grundsatz "Allein aus Gnade" würden Christen daran erinnert, dass "Gott immer die Initiative ergreift und jeder menschlichen Antwort zuvorkommt". Luthers Rechtfertigungslehre bringe das Wesen des menschlichen Daseins vor Gott zum Ausdruck.
"Wir sind eins in der Taufe"
Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds, der aus Chile stammende Pfarrer Martin Junge, erklärte: "Uns wird bewusst, dass uns viel mehr eint, als uns trennt. Wir sind Reben an demselben Weinstock. Wir sind eins in der Taufe. Er forderte Katholiken und Lutheraner auf, sich "abzuwenden von einer von Konflikt und Spaltung überschatteten Vergangenheit, um den Weg der Gemeinschaft zu gehen."
Etwa 450 geladene ökumenische Gäste im Dom zu Lund sowie rund 10.000 Besucher der Malmö Arena und Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt wohnten dem historischen Ereignis bei, bei dem Papst Franziskus und Bischof Younan ein Gemeinsames Wort anlässlich des gemeinsamen katholisch-lutherischen Reformationgedenkens unterzeichnen wollten.
Dank an kirchliche Gemeinschaften
Der Papst dankte für die Anstrengungen der vielen kirchlichen Gemeinschaften, die sich mit der Spaltung nicht abgefunden, sondern die Hoffnung auf Versöhnung lebendig erhalten hätten. Franziskus:
"Wir Katholiken und Lutheraner haben begonnen, auf dem Weg der Versöhnung voranzugehen." Jetzt gebe es im Rahmen des gemeinsamen Gedenkens der Reformation von 1517 eine neue Chance, einen gemeinsamen Weg aufzunehmen, der sich in den letzten 50 Jahren im ökumenischen Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund und der katholischen Kirche gebildet habe. Der Lutherische Weltbund vereinigt mehr als 72 Millionen lutherische Christen in 98 Ländern. Gegründet wurde er am 1. Juli 1947 in Lund.
Fehler eingestehen und um Vergebung bitten
Was geschehen sei, könne man nicht nachträglich korrigieren, sagte Papst Franziskus, man könne aber diese Geschichte anders erzählen. "Auch wir müssen liebevoll und ehrlich unsere Vergangenheit betrachten, Fehler eingestehen und um Vergebung bitten", erklärte Franziskus. Allein Gott sei der Richter. Obwohl es auf beiden Seiten den ehrlichen Willen gegeben habe, den "wahren Glauben zu bekennen und zu verteidigen", hätten sich viele Christen in sich selbst verschanzt "aus Furcht oder Vorurteilen gegenüber dem Glauben, den die anderen mit einer anderen Akzentuierung und in einer anderen Sprache bekennen."dr-epd
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ich glaube - es tut sich was in sachen "glauben": da lobt ein papst martin luther, 499 jahre nach dessen thesenanschlag ... das ist wahrhaft ein "kirchenhistorischer moment": und wenn man nun vielleicht irgendwann gemeinsam das abendmahl zu sich nehmen kann - so wäre das für viele christen die krönung - denn eine verfasste gemeinsame kirche wird es sicherlich niemals geben: aber eine einheit in aller unterschiedlichkeit ... - und vielleicht geht dieser prozess noch weiter ... - immer weiter ... -
ein wenig löst das bei mir gefühle aus wie beim allmählichen zusammenbruch der ddr und der wiedervereinigung - damals - wenn sie verstehen was ich meine ...
bis vielleicht eines tages dahin, dass man ins glaubensbekenntnis das tatsächliche leben jesu auch mit bezeugt und seine glaubensphilosophie - und nicht nur die eckdaten seines irdischen lebens vermeldet - und endlich den unsinn lässt, mit dem "sühnetod" jesu - er sei am kreuz gemeuchelt worden in einer großen überlegten tat gottes, seines vaters, um die sünden aller menschen zu tilgen: das ist immer noch ein ganz gefährlicher irrweg des "christlichen" glaubens, der uns von paulus mit auf den weg gegeben wurde - insofern sind beide kirchen eher "paulinische kirchen" denn eine "jesuanische kirche" ...
unter jesu namen sollten sich die beiden kirchen finden und vollständig versöhnen ... - ich bete darum ... S!