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Faszinierende Faszien

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Bild: personal-fitness-kw
NETZWERK-ORGAN

Faszinierende Faszien

Sie umgibt sämtliche Strukturen des menschlichen Körpers, interessiert hat sich für das Organ aber lange Zeit niemand. Aber die Faszienforschung entdeckt immer mehr Zusammenhänge.


Sie ist das am meisten unterschätzte Organ des Körpers: die Faszie. Muskeln und Knochen, Sehnen und Gelenke, Nerven und innere Organe - all das hat die Medizin auf Form und Funktion geprüft. Für dieses weiße Zeug aber, das wie ein feines Häutchen sämtliche Strukturen des Körpers umgibt, hat sich lange keiner interessiert. Das ändert sich gerade. 

Faszien sind ein Teil des Bindegewebes. Sie umgeben jedes Organ, jeden Muskel, jede Sehne, und sind untereinander verbunden. Dadurch entsteht ein großes Netzwerk an Gewebe, das sich durch den Körper zieht. Seine Aufgabe: Alles am richtigen Platz halten, den Körper stützen und schützen. Das Netzwerk fungiert als Stoßdämpfer, Bewegungen werden abgefedert, so dass im Inneren nicht die volle Wucht dessen ankommt, was von außen auf uns einwirkt. Ohne Faszien würden alle inneren Organe hin und her rutschen. Zudem sorgen die Fasern dafür, dass der Körper sich verändern kann. Die Dehnungen des Bauches während einer Schwangerschaft sind nur dank Faszien möglich. Wenn die Lunge sich zum Atmen ausdehnt und zusammenzieht, mischen ebenso Faszien mit wie bei Verdauungsprozessen.

Bild: yogasita
Bei 90 Prozent der Deutschen, schätzt Robert Schleip, sind die Faszien nicht im optimalen Zustand. "Das liegt an unserer oft sehr einseitigen Lebensweise, wir belasten und fordern unseren Körper meist nicht ausgewogen genug", sagt der Biologe und Psychologe, der als deutscher Pionier der Faszienforschung gilt. Er ist Direktor der "Fascia Research Group", die zur Neurophysiologie Universität Ulm gehört. Schleip kam als "Rolfer" auf das Thema Faszien. Rolfer behandeln ihre Patienten manuell, sie erspüren mit den Händen Verspannungen und lösen sie durch Druck. Auch Physiotherapeuten und Osteopathen kennen diese Erfahrung: eine verhärtete Stelle wird nach und nach gelöst und es geht den Menschen besser. Der dafür gern als Begründung angeführte Energiefluss hat Schleip nie überzeugt. Wohl aber die Idee, dass im Bindegewebe etwas im Argen liegt und diese Struktur wieder in Balance gebracht werden muss. Also setzte er sich mit den Faszien auseinander.

Die moderne Faszienforschung ist noch jung, ständig entdecken Wissenschaftler neue Zusammenhänge. An der Uni Heidelberg hat ein Team um den Neuroanatom Siegfried Mense gerade gezeigt, dass Rückenschmerzen ihre Ursache häufig in einer Verdickung der Lumbalfaszie haben. Diese Bindegewebsschicht zwischen Haut und Rückenmuskulatur hat viele Schmerzrezeptoren. "Der fasziale Rückenschmerz ist großflächiger", erklärt Robert Schleip. "Wenn der Patient mit dem Zeigefinger auf eine Stelle zeigen kann, ist es unwahrscheinlich, dass die Faszie der Auslöser ist, erstreckt sich der Schmerz aber über eine mindestens handtellergroße Fläche, ist vermutlich die Faszie verklebt." Noch etwas sei auffällig: Wer an faszialen Rückenschmerzen leide, werde - oft entgegen seiner Natur - zu einem Jammerlappen oder einer Mimose. "Das Ganze bekommt eine emotionale Färbung."

Es gibt drei Arten von Faszien: die oberflächlichen, die tiefen und die viszeralen. Die oberflächlichen befinden sich hauptsächlich im Gewebe der Unterhaut. Sie bestehen aus lockerem Binde- und viel Fettgewebe. Sie verbinden das Körpergewebe mit den Organen und füllen an vielen Stellen freien Raum - als Puffer. Gleichzeitig laufen Blutgefäße und Nerven hier hindurch. Dieses Gewebe speichert Wasser und Fett.

Faszien, die Knochen, Gelenke und Muskeln umgeben und durchdringen, nennen Experten tieferliegend. Sie sind fast überall im Körper vorhanden. Damit zum Beispiel Muskelfasern nicht aneinander reiben, sind sie durch eine feine Faszienschicht voneinander getrennt. Die tieferliegenden Faszien sind es, die die Wissenschaft besonders überrascht haben. In ihnen befinden sich nämlich nicht nur alle peripheren Nervenenden, sondern auch verschiedene Rezeptoren, mit denen chemische und mechanische Reize sowie Temperatur wahrgenommen werden können. Dadurch werden die Faszien zu einem Sinnesorgan, das eine entscheidende Rolle in der Körperwahrnehmung spielt.

Die sogenannten viszeralen Faszien schützen die inneren Organe. Das Gehirn ist zum Beispiel von einer solchen doppelten Faszienschicht umgeben, der Hirnhaut. Auch das Brust- und das Bauchfell oder der Herzbeutel sind viszerale Faszien.

Bild: faszien-senmotic


Kurzum: Die Faszie ist überall. Der Gedanke liegt also nahe, dass die Gesundheit der Faszien sich entscheidend auf unser Wohlbefinden auswirkt. Werden sie nicht ausreichend belastet, verkümmern sie. Statt einem geschmeidigen, dehnbaren Gewebe haben Menschen, die keinen Sport oder nur einseitig Sport treiben, hier eine filzig-verdickte Struktur, die weder elastisch noch gleitfähig ist. Diese Verhärtungen schmerzen, die Faszien verkürzen sich. Wir werden unbeweglich und steif, Nerven können in den verklebten Faszien eingeklemmt werden. Auch Stress erhöht den faszialen Tonus und trägt so zu Verspannungen bei. Um all das zu verhindern, müssen Faszien regelmäßig trainiert werden. "Das ist mit Sicherheit kein Allheilmittel, aber damit kann doch sehr viel in die richtige Richtung bewegt werden", sagt Robert Schleip. Und: "Faszientraining kann ein Jungbrunnen sein."

Text: Claudia Füßler © 2016 Neue Westfälische, Beilage  das magazin "Gesundheit", Freitag 16. Dezember 2016



ich bin immer wieder "fasziniert", wie erst allmählich die "schulmedizin" der alternativen erfahrungsmedizin durch "naturwissenschaftliche beweise" mit hilfe neuester mikroskopisch-elektronisch-chemischer untersuchungsmethoden hinterherhinken muss: denn auch hier bei den faszien entdeckt man nun ein riesiges miteinander verbundenes auf botenstoffe und nervenverbindungen beruhendes letztlich elektromagnetisch kooperierendes netzwerk, dass man bisher ziemlich vernachlässigt und teilweise ignoriert hat. 

aber wenn man osteopathie oder die chakren-arbeit und "handauflegen" und akupunktur und andere manuelle oder autogene trainings- und yogamäßige "alternative" therapien allmählich ernstnehmen lernt und in seiner wirkungsweise erklären und verstehen will, kommt man um diese fakten auf dauer nicht herum ... denn - wer oder was "heilt" hat ja letztlich "recht" ... 

hier war die schulmedizin jahrelang tatsächlich "postfaktisch" aufgestellt - was sie ja der erfahrungsmedizin und den "alternativen" all die jahre "hochwissenschaftlich" untermauert unterstellt hat ... 

genauso geht es ja mit dem sogenannten "bauchhirn" und dem "mikrobiom": alles bis vor kurzer zeit für die schulmedizin "unwissenschaftliche" vertelleken, deren raffinierte kommunikations- und netzwerkstrukturen bis in unsere psyche (stichwort: psychosomatik) und in die emotionalität hinein sich uns erst allmählich tatsächlich offenbaren. 

wenn all diese sensiblen netzwerke nun auch noch miteinander und untereinander andocken und jeweils kommunizieren - im guten wie im schlechten - (die bibel spricht ja schon vor 2000 jahren in einem vergleich von "dem einen leib und den vielen gliedern - ... der da - wie gott - wirkt alles in allem" !!!)  müssen viele "erkenntnisse" der schulmedizin sicherlich neu oder anders interpretiert werden - und ob die "leber von zimmer 17" dann noch im richtigen klinik-bett liegt, sei mal dahingestellt ... - und viele ergebnisse der homöopathie und der alternativen medizin stehen plötzlich in einem ganz neuen licht da - und damit auch das ganze "wissen" um die "placebo"-wirkungen ...

wiederum ist das ja gleichzeitig auch immer ein angriff auf die "schulmäßige" und profitorientierte pharmazie - bei allen fortschritten, die hier gar nicht in abrede gestellt werden sollen - aber der mensch ist eben ein individuelles einzelwesen mit einer jeweils anderen alters- und geschlechtsmäßigen verstoffwechselung und eben kein mechanisch funktionierender "automat" - und da passt der beipackzettel mit der rundherum-hauruck-rezeption unter dem slogan: "man nehme ..." immer weniger und muss - wie in der homöopathie - ganz allmählich "einschleichend" dem jeweiligen organismus mit seiner psyche angepasst werden ... - sogar noch mit wetterfühligen und tageszeitlichen schwankungen ... - na - dann gute besserung - S!

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