Während David Bennent, 47, für den Kinofilm „Michael Kohlhaas“ vor der Kamera stand und seine eigene Beerdigung drehte, starb sein Vater und Freund, der Schauspieler Heinz Bennent mit 90 Jahren in der Schweiz. Das war 2011.
BILD am SONNTAG druckte nun dazu ein längeres Interview mit David Bennent ab, den ja fast Jedermann kennt, war er doch 1979 der "Oskar Matzerath" in der Oscar-ausgezeichneten "Blechtrommel"-Verfilmung von Volker Schlöndorff. Hier ein Ausschnitt aus dem Interview, wo es u.a. um das Leben nach dem Tod geht ...
Ahnten Sie den Todeszeitpunkt Ihres Vaters?
Er wollte, dass ich ihn mit meiner Schwester besuchen komme, aber wegen der Kohlhaas-Dreharbeiten konnte ich das nicht. Also ist Anne allein gefahren. Das Letzte, was er mir sagte, war: „Sei mir nicht böse, wenn etwas passiert, wenn die Anne kommt. Doch falls ich sterbe, weiß ich, dass du auf einem deiner geliebten Pferde sitzt.“
Wie verlief der letzte Tag im Leben Ihres Vaters?
Er hat mit meiner Schwester am Abend einen langen Spaziergang unternommen und ist dann wie immer gegen zwei, drei Uhr nachts aufgestanden, um sich eine heiße Milch mit Honig und Whisky zu machen. Anne ist durch die Geräusche aufgewacht und hat gefragt, ob sie sich zu ihm setzen soll. „Nein, nein“, hat er geantwortet. „Alles ist gut. Ruh du dich aus. Wir sehen uns morgen.“
Als sie am nächsten Morgen aufgestanden ist, war die Küche blitzblank, aber es herrschte unnatürliche Stille in der Wohnung. Daraufhin ging Anne in sein Zimmer und fand ihn im Bett mit seinem Hölderlin-Buch unter dem Ellbogen und einem uralten Brief von meiner Mutter an seiner Seite. Anne sagte, es war so eine Ruhe, eine Stille und ein Frieden in seinem Körper, dass es fast unheimlich war.
Ist es schlimmer, die Mutter zu verlieren oder den Vater?
Wenn die Mutter geht, haut einen das dermaßen aus der Bahn, dass man es kaum aushält. Wenn der Vater stirbt – viel tiefer kann ein Mensch nicht fallen.
Wenn Sie an Ihre Eltern denken, was vermissen Sie am meisten?
Die Gespräche mit ihnen.
Trauern Sie noch?
Ich habe nie getrauert, weil ich sie sehr lange hatte und nichts bedauere. Ich glaube auch nicht an Trauer und nicht an den Tod. Das Universum ist unendlich. Warum sollen wir Menschen dann endlich sein?
Glauben Sie, dass Sie Ihre Eltern wiedersehen werden?
Auf jeden Fall nicht so, wie wir uns getroffen, gesehen, angefasst und geliebt haben.
Wie dann?
Ich habe die Asche meiner Eltern in der Hand gehalten. Ihre Körper sind weg, geblieben sind die Atome. Daran glaube ich. Und es gibt Sätze, die mir dabei helfen zu glauben, dass es so sein könnte. Zum Beispiel aus Hölderlins Werk „Hyperion“:
„Hat mich eines Töpfers Hand gemacht, so mag er sein Gefäß zerschlagen, wie es ihm gefällt. Doch was da lebt, muss unerzeugt, muss göttlicher Natur in seinem Keime sein, erhaben über alle Macht, und alle Kunst, und darum unverletzlich, ewig.“Daran glaube ich. Ich glaube an das Leben, an das, was ich bin. An meine Gedanken und Träume, an die Schönheit der Welt, an die Sterne, an die Kräfte eines Baumes, die Kräfte des Wassers. An den Körper, an das Materielle, glaube ich nicht. Und an die Angst auch nicht.
Das ganze Interview lesen Sie hier:
http://www.bild.de/unterhaltung/tv/interview/mit-dem-ehemaligen-kinder-star-david-bennent-30948300.bild.html