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Reale Graphic-Novel

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Der Horror in Schwarz-Weiß


Graphic Novel: Beruflich zeichnet Fred Dewilde medizinische Illustrationen. Nachdem er das Massaker im Bataclan-Theater überlebt hatte, zeichnete er über dieses Erlebnis ein berührendes Werk

Von Benedikt Schülter | nw





Keine Gnade: Die Terroristen stellt der Autor als Skelette dar. Sie haben nichts mehr Menschliches an sich. Die Opfer des Anschlages sind dagegen als Menschen erkennbar. Illustraton: Panini Comics

"Mitten im Blut eines Toten habe ich gelegen. Mitten unter den zerfetzten Körpern war ich geschützt. Mitten unter den zerstörten Leben habe ich gedacht, dass ich mitten im Entsetzen und im Wahnsinn noch einmal die Chance bekommen habe, euch zu lieben."


Es sind die Worte von Fred Dewilde. Er überlebte den Anschlag in der Konzerthalle des Bataclan-Theaters in Paris. Der Autor der Graphic Novel "Bataclan - Wie ich überlebte", war mitten drin, als am 13. November 2015 IS-Terroristen ein Konzert der Band Eagles of Death Metal stürmten, Handgranaten warfen, mit Kalaschnikows in die Zuschauermenge feuerten und sich anschließend mit Geiseln verbarrikadierten. 90 Menschen verloren ihr Leben. Es gab viele Verletzte. Über zwei Stunden dauerte der Horror.

Für die Leser seiner Graphic Novel schuf Fred Dewilde einen gezeichneten Augenzeugenbericht, der, durchweg in Schwarz-Weiß gehalten, den gesamten Schrecken eindringlich wiedergibt, ohne dabei zu explizit zu werden. Details werden ausgespart.

Die Terroristen sind entmenschlichte Gestalten mit Totenschädeln

Auf übertriebene Gewaltdarstellungen wird verzichtet. Gerade dieser schlichte Zeichenstil - der Autor ist Grafiker und spezialisiert auf medizinische Illustrationen - unterstreicht umso mehr den Horror. Die Beklemmung. Die Angst.

Die Terroristen stellt Dewilde als entmenschlichte Gestalten mit Totenschädeln dar - Skelette. Die Toten als formlose Masse. Zwischen all den Leichen, so beschreibt er es im Buch, habe er mit einer weiteren Überlebenden, der schwer verletzten Élisa, einen "Kokon der Menschlichkeit" geschaffen, um sich von dem Wahnsinn um ihn herum abzuspalten. Diesem Stück Menschlichkeit inmitten der Unmenschlichkeit verdanke er sein Überleben, sagt er.

Letztlich war es aber reiner Zufall, dass er nicht auch erschossen wurde. Die Frage nach dem Wieso und warum ausgerechnet er überlebt hat, macht ihm bis heute zu schaffen.

Dewildes Buch ist keine typische Graphic Novel. Noch nicht einmal die Hälfte der 48 Seiten besteht aus Zeichnungen. Im restlichen Teil beschreibt der Autor sehr detailliert seine Gefühls- und Gedankenwelt, wie er nach dem Attentat mit dem Erlebten umgeht und versucht, zurück ins Leben zu finden. Das ist eindrucksvoll und berührend zugleich.

Es rückt die Terror-Opfer in den Fokus: Menschen die brutal aus dem Leben gerissen wurden. Die Terroristen-Skelette sind bereits vor ihrem Sterben tot.

Auch wenn das Buch sicherlich keine einfache Kost ist, gelingt es dem Autor auf packende Weise, eine Beschreibung seiner Gedanken zu präsentieren.

Die dunklen, aber auch die hellen Momente beschreibt er und schließt mit einem hoffnungsvollen Appell: "Am 13. November 2015 habe ich genug Tote gesehen. Genug Blut, genug zerrissene, verstümmelte, explodierte Körper. Genug Tränen, genug Angst - genug für mehrere Leben. Ich habe gesehen, was der Hass anrichtet. Deshalb bitte ich euch: Lass uns einmal wenigstens schlauer sein . . . lasst uns dieses Leben wählen."

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Fred Dewilde:
"Bataclan - Wie ich überlebte", 
48 Seiten, Panini Comics, 17,50 Euro.







© 2017 Neue Westfälische
03 - Bielefeld Süd, Mittwoch 29. November 2017


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