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wertloses zeugs - als meine antwort auf tilman krause von der "welt" ...

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dieses "bild" müsste schon geschreddert werden - sonst hängt sich das am ende noch jemand hin - oder verkauft es auf dem trödelmarkt


wie ein braunes sahnehäubchen
knurrt der schaum im darm
und sucht sich den günstigsten weg
ins pralle leben

ein doppelter espresso 
mit einer süßstoff-tablette
lichtspiegelt sich im holzkruzifix
vom fenstersims her

alte suizidale vogelscheuchen
hängen aufgeknüpft am galgen
wo der mehlige loden
in frischen brisen hangelt

das ist alles nur der augenblick
die tatsächliche situation
mit feinen pfeifen aus dem tinnitus
mit einem rausch im zimmerdunst

du kannst das so einpacken
wickelst es in papier ein
machst ein gummiband drum
und legst es zu den anderen teilen

du weißt schon



sinedi
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als ich mich mit der kunst der "68-er" jetzt befasste - angeregt durch das interview mit dem ehemaligen leiter der kunsthalle bielefeld, thomas kellein, kam mir ja auch die "situationistische internationale" (= s.i.) unter. ich hatte mal früher davon gelesen - aber ansonsten blieben mir jetzt nur die skizzenhaften aussagen dazu bei "wikipedia" u.a.
also - "situationistisch": da las ich etwas von "poesie ohne gedichte" - oder von dem jungen rimbaud:  "es geht darum, durch ein entgrenzen aller sinne im unbekannten anzukommen...". mit kunst die kunst überwinden, die keine kunst mehr ist - nach auschwitz kann man keine kunst mehr machen ...
"situationen", in denen sich menschen unmittelbar frei und gleichberechtigt begegnen, austauschen, sich selbst verwalten, kreativ sind, sich ihren leidenschaften hingeben und keinerlei unnötigen zwängen mehr unterliegen...

gut - dachte ich - es kommt auf den "situationistischen moment" an - darauf, wenn sich ein augenblick vielleicht zu 21 spontanen zeilen eingespeichelt hat - ohne jede metapher oder bedeutung = einfach so...

auch wenn es eigentlich eine "poesie ohne gedicht" ist, führte mich der versucher dahin, einen "situationistischen" und vielleicht lyrischen text zu kreieren im augenblick: im hier & jetzt - im nunc & hic - wie zufällig ja auch dieses blog heißt ...

also das, was die gestaltarbeit mit dem ewig mitwandernden winzigen "zeitpunkt der gegenwart" beschreibt: was eben war - ist jetzt nicht mehr - und ich weiß nicht - was gleich sein wird - was man dann vielleicht von dritten hineininterpretiert ...

der zeitpunkt der gegenwart umfasst die augenblickliche "situation" - oder so ähnlich: ohne blick zurück im zorn - ohne luftschlösser und ohne die offenbarung des johannes oder die kristallkugel von madame zolta ... - einfach so - wie ein rülpser aus wortfindungen - ohne jede planung und ab-sicht oder be-ab-sichtigung - spontan - und vor allen dingen: unverkäuflich - wertlos ... -S!


_____________________________

nachsatz: neulich stand da in der "welt", dem zentralorgan der ja durchaus mit den "68ern" irgendwie verbandelten springer-presse, also 50 jahre danach, immer noch oder schon wieder ein unsäglicher verriss meiner generation - den 68ern - unter dem titel: "Selbstdarsteller: Die 68er haben rein gar nichts erfunden." von einem gewissen tilman krause, der 1968 selbst mal gerade 9 jahre alt war. 

leider scheinen diesem tilman krause humor, phantasie, einfühlungsvermögen, nachempfinden und empathie mit dem damaligen"zeitgeist"und eben diesen "situationen" völlig abzugehen. das wurde dem kleinen tilman wahrscheinlich als böses "igittigitt" und irgendwie fürchterlich dargestellt: "spiel nicht mit den schmuddelkindern" ... 

und doch kann ich mich eine woche später nach dieser kollektiven rund-um-beleidigung meiner nachkriegsgeneration (meiner "kohorte" - wie das bezeichnet wurde) damit versöhnen, dass dieser unsägliche krause ja auch recht hat - nur in einem ganz anderen sinn - dem er zu folgen aber nicht in der lage sein wird:
DIE 68er HABEN TATSÄCHLICH IMMERHIN DAS "REIN GAR NICHTS" ERFUNDEN. 
john cage experimentierte ja in seinem berühmten werk "4'33" mit der stille, mit dem "nichts", wie viele andere "künstler" seinerzeit, die gar keine "kunst" mehr machen wollten oder konnten, eher die kunst wenigstens virtuell zerschlagen - zumindest als konsumgut oder ideelles metaphergewaber ... - 

also: wo der krause recht hat - hat er recht: die 68 haben (das) "rein gar nichts"erfunden - aber das ist doch auch schon was - nachdem man andernorts ja längst schon beim trümmer wegräumen nach 45 erkannt hatte: "haste was - biste was"... - bzw. "geld regiert die 'welt'"  - immer lauter - immer mehr "spektakel" und radau (bild) - und immer wieder eine sau durchs dorf traben lassen - das bringt kohle - durch lobby- und werbeeinnahmen - aber da sei der herr vor ... - S!

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