die leute - so behaupteten zum pfingstfest einige medien - wüssten heutzutage mit der "ausgießung des heiligen geistes" nichts mehr anzufangen - das sei wohl "schnee von gestern" ...
und deshalb habe ich letzte woche laienhaft versucht, eine "geistige" wirklichkeit zu beschreiben - die uns nicht nur zu "pfingsten" umgibt - sondern uns jeden tag trägt und immer wieder neu "entzündet" - alle tage im leben - und auch darüber hinaus ...
die verortung "pfingsten" - das "pfingstfest" in israel im jahr 32, 50 tage nach der ermordung des jesu von nazareth - war lediglich eine redaktionelle festlegung um der gewollten "glaubwürdigkeit" willen.
auch heute sagen wir ja noch: wenn ich das tatsächlich glauben soll, dann nenne mir zeit und stunde und ort und zeugen ... nach meiner überzeugung kam so das christliche "pfingstfest" in die welt: als ortsbezeichnung eines an sich uns ständig umgebenden phänomens geistiger "befeuerung"des lebens in all seinen erscheinungsformen von"wer-weiss-woher" ...: das"navi"des geistigen gewissens zur orientierung im hier & jetzt ...
ich habe nun in der nzz zwei artikel gefunden, die "naturwissenschaftlich" sich mit diesem geistigen phänomen in den physikalischen weltabläufen auseinandersetzen, die sogar in der modernen quantentheorie existent scheinen - auf alle fälle können sie selbst die eingefleischten "atheisten" unter den wissenschaftlern nicht gänzlich "wegrechnen" ...
machen sie sich dazu selbst ein bild - hier dazu die beiden artikel:
Die seltsame Wiederkehr der Weltseele
Der Panpsychismus, also die Vorstellung, dass alle Dinge geistige Eigenschaften besitzen, ist wieder salonfähig geworden. Das zeugt vor allem von einem tiefen Misstrauen gegenüber den Naturwissenschaften.
Eduard Kaeser | NZZ v. 10.05.2018
Die Grenzen zwischen beseelter und unbeseelter Materie sind laut Panpsychismus fliessend. - S!|art
Bis ins 19. Jahrhundert hinein, als die Naturwissenschaften definitiv die Vorherrschaft im Welterklären erlangten, hielt sich die Vorstellung, dass das Universum im Grunde regiert sei von einer kosmischen Akteurin namens Weltseele. Sie durchdringt alles Existierende und sorgt für einen Zusammenhang und Zusammenhalt von allem: Die Welt ist ein beseelter Makroorganismus. Diese Idee trat zunehmend zurück vor der viel mächtigeren und umgänglicheren Idee der Welt als eines Makromechanismus, oder heute: eines Makroalgorithmus.
Die Idee der Weltseele gewinnt in den Naturwissenschaften und vor allem in der Wissenschaftsphilosophie wieder an Diskussionswürdigkeit. Man spricht vom Panpsychismus oder Kosmopsychismus. Die Gründe dafür liegen in der Entwicklung der Wissenschaft selbst. Und zwar sind es zwei Brennpunkte, die das Interesse der einschlägigen Forscherkreise binden und bündeln: Universum und Gehirn. Beide haben mit einem sogenannten «harten Problem» zu schaffen.
Ein Fresko von Zufälligkeiten
Je mehr die moderne Kosmologie über das Universum herausfindet, desto mehr nimmt auch eine Frage Kontur an: Unser Leben und unser Bewusstsein hängen von derart vielen fein abgestimmten Zufällen in der Geschichte des Universums ab – könnte da mehr als Zufall im Spiel sein? Wäre etwa die Kraft zwischen den Bausteinen der Atomkerne nur etwas schwächer als ihr tatsächlicher Wert, enthielte das Universum nur Wasserstoff. Würden die Massen des Elektrons und der Quarks vom tatsächlichen Wert nur wenig abweichen, wäre die Bildung von Atomen und dadurch jede chemische Komplexität physikalisch unmöglich. Das Fresko dieser «Zufälligkeiten» ist überwältigend.
Selbst wenn man nun die Entwicklung der Urmaterie zur hochkomplexen Hirnmaterie einmal als gegeben hinnimmt, stellt sich ein weiteres Problem: Wie erzeugt diese Hirnmaterie unsere Wahrnehmungen, Schmerzen, Gedanken, Wünsche? Die Neurowissenschaften verfügen zwar über immer ausgeklügeltere Modelle der materiellen Gehirnprozesse, die sich während unserer bewussten Handlungen abspielen. Die Erklärung des Auftauchens – der Emergenz – von Bewusstsein aus den Wechselwirkungen der Neuronen ist indes ein nicht eingelöster Anspruch.
Wenn hier von der «Wiederkunft» des Panpsychismus die Rede ist, dann deshalb, weil es so etwas gibt wie ein «kollektives Unbewusstes» der Naturwissenschaft: einen Keller voller überwunden geglaubter Ideen und Konzepte, die nur darauf warten, wieder ans Tageslicht geholt zu werden. Zum Beispiel vertrat der Paläontologe und Theologe Teilhard de Chardin eine panpsychistische Weltsicht. Auch bei den Biologen Julian Huxley und J. B. S. Haldane ist solches Gedankengut auszumachen. Einflussreiche Physiker wie Eugene Wigner oder John von Neumann erwogen in der Debatte um die Interpretation der Quantentheorie zumindest eine Zeitlang, ob der sogenannte Kollaps der Wellenfunktion als ein Indiz für ein kosmisches Bewusstsein gedeutet werden könnte.
Führende Neurokybernetiker wie Christof Koch und Giulio Tononi haben sogar eine Theorie der integrierten Information entwickelt, die es erlauben soll, jedes System, ob natürlich oder künstlich, durch ein Mass an Bewusstheit zu charakterisieren: den sogenannten Phi-Wert Φ. Das ist alles hochelaboriert, aber damit ordnet man Systemen einfach eine neue Eigenschaft zu. Φ als Bewusstheit zu deklarieren, setzt schlicht das voraus, was man erklären will – eine «petitio principii», wie die Philosophen sagen.
Erklärungsdefizite der Physik
Nun handelt es sich bei den panpsychistischen Ansätzen in der Regel nicht um artikulierte Theorien, sondern um ein artikuliertes Misstrauen gegenüber der herkömmlichen Naturwissenschaft. Oft wird ein angebliches Erklärungsdefizit an der Physik diagnostiziert. Sie beschreibe «nur» mathematisch die Aussenansicht der Materie, die Wechselwirkungen der Elementarteilchen, nicht ihre innere Natur.
Das zeugt nun freilich, höflich gesagt, nicht gerade von einem grossen Verständnis der Physik. Zwar beschreibt die Quantentheorie Masse, Ladung oder Spin tatsächlich nicht mehr wie die klassische Physik als der Materie anhaftende Eigenschaften, sondern als momentane und lokale Zustände eines Feldes. Felder sind die intrinsische Realität der Physik: ein Pool virtueller Teilchen. Daraus erklären sich die Eigenschaften der Materie auf Mikroebene, und sie führen zum Verständnis von Eigenschaften der Materie auf Makroebene – erfolgreich in zahlreichen Gebieten der Physik, Chemie, Biochemie und Biologie. Und tatsächlich gibt es heute Versuche, Bewusstseinsphänomene als Quanteneffekte zu deuten, zum Beispiel in der Theorie von Stuart Hameroff und Roger Penrose. Sie ist aber alles andere als akzeptiert.
Eine kontroverse Hypothese
Vor allem aber sind Philosophen von der Frage «Wie kommt der Geist in die Materie?» angetan. Einer der renommiertesten, Thomas Nagel, sorgte 2012 mit seinem Buch «Mind and Cosmos» für ziemlich erregte Kontroversen, zumal mit seiner These, «dass alle Elemente der physischen Welt auch mental (sind)». Neuestens vertritt der junge Philosoph Philip Goff mit viel Aplomb diese Ansicht: Geist ist schon drin in der Materie, als eine «Bewusstsein-involvierende» Komponente. Wie diese Komponente in Gehirnen Bewusstsein erzeugt, wird selbstverständlich nicht durch die Eigenschaft «Bewusstsein-involvierend» erklärt; ebenso wenig, wie man die Nässe des Wassers durch eine Nässe-involvierende Eigenschaft der Moleküle erklärt.
Für Goff gibt es allerdings kein Halten mehr. Er unterschiebt dem Universum die Rolle eines Akteurs, der schon in der Urphase dafür sorgte, dass alles «richtig» ablaufen werde. Goff schwingt sich in seiner kosmischen Luftnummer zu dem Schluss auf: «Wenn das Universum in der Planck-Epoche seine Gesetze so fein justierte, dass in den nächsten Jahrmilliarden Leben entstehen konnte, dann muss es sich in einem gewissen Sinn auch der Folgen seines Agierens bewusst gewesen sein.» Goff postuliert daher eine Grunddisposition des Universums, welche die komplette potenzielle Nachfolgegeschichte bereits in nuce repräsentiert. – Es gibt Geistiges in der Welt, weil die Welt geistig angelegt ist. Und warum ist die Welt geistig angelegt? Weil es Geistiges in der Welt gibt.
Ernst zu nehmen ist der Panpsychismus dennoch, aus einem anderen Grund: als Symptom eines Bedürfnisses nach metaphysischem Trost. Eine Welt, die von einer Seele durchwirkt und durchweht wird, spendet existenzielles Grundvertrauen, das Gefühl des Zuhauseseins. Kosmologie und Neurobiologie vermitteln uns kein solches Gefühl. Sie werfen uns in das kalte Bad eines Universums um die absolute Nulltemperatur herum – sie machen uns kosmisch unbehaust. Hier schaudert uns buchstäblich metaphysisch. Und diesem Schauder begegnet der Mensch traditionellerweise mit dem Glauben.
Nicht von ungefähr finden sich verkappte Bündnisse des Panpsychismus mit Glaubensüberzeugungen. So äussert zum Beispiel der Philosoph Godehard Brüntrup die Vermutung: «Wäre es nicht faszinierend, wenn die einfachste und eleganteste Erklärung des Universums gleichzeitig eine wäre, die mit dem Schöpfungsglauben harmoniert?»– Ach woher! Faszinierend ist das höchstens für ein Denken, das schon weiss, was es sich beweisen will; dem es um Bekenntnis, nicht um Erkenntnis geht. Man betreibt hier nicht Physik, sondern Metaphysik, in wissenschaftlichen Jargon eingekleidet. Sie entlarvt sich spätestens dann, wenn sie den Anspruch einer «besseren» Lösung für die harten wissenschaftlichen Probleme erhebt, als das, was sie ist: Fake-Science. Und für diese gilt immer noch das Urteil des Physikers Wolfgang Pauli: Sie ist nicht einmal falsch!
____________________________________
S!|art |
Metaphysik und Physik schliessen sich nicht aus
Kürzlich wurde in dieser Zeitung mit dem Panpsychismus abgerechnet. Eine Entgegnung.
Godehard Brüntrup
Der Panpsychismus behauptet, dass es Vorstufen des Psychischen in allen Wirklichkeitsbereichen gebe. Jüngst wurde in der NZZ nahegelegt, Panpsychisten seien religiös motivierte Verächter der Naturwissenschaft. Das verwundert, denn viele der heute einflussreichen Panpsychisten sind Atheisten. Dass die Freunde des Panpsychismus Verächter der Naturwissenschaften seien, fällt schwer zu glauben, wenn man einige bekannte Anhänger anführt: Giordano Bruno, Gottfried W. Leibniz, Sir Arthur Eddington, Bertrand Russell, Alfred N. Whitehead und Sir Roger Penrose.
Das harte Problem
Der Physiker Roger Penrose, bekannt durch seine Arbeiten zu Raumzeit-Singularitäten, ist der Meinung, dass komplexe Konfigurationen von physikalischen Bausteinen allein nicht in der Lage seien, das Entstehen von Bewusstsein zu erklären. Für jede materielle Struktur, die in unserer Welt mit Bewusstsein korreliert ist, kann man sich eine funktional bedeutungsgleiche Struktur vorstellen, die kein Bewusstsein hervorbringt. Man nennt dies «das harte Problem des Bewusstseins». Es wird als Fragestellung selbst von reduktionistischen Materialisten gemeinhin akzeptiert.
Penrose hat zusammen mit Stuart Hameroff eine Theorie vorgelegt, nach der es einen Zusammenhang zwischen Quantenmechanik und Bewusstsein gibt. Demnach ist jeder Kollaps der Wellenfunktion (also der Übergang von einem Überlagerungszustand in einen Eigenzustand des Systems) identisch mit einem winzigen Bewusstseinsereignis. Aus dieser Theorie folgt, dass sich Spuren von Bewusstsein bereits in der raumzeitlichen Grundstruktur des Kosmos antreffen lassen. Diese Theorie ist umstritten, aber niemand hält einen hochdekorierten Physiker wie Penrose für einen Verächter der Naturwissenschaften.
Der Physiker Arthur Eddington vertrat die These, dass die Physik ein komplexes Netzwerk von mathematisch-formal erfassbaren Relationen und Funktionen beschreibe, dass sich hinter diesem Aspekt der Materie aber ein «unbekannter Gehalt» verberge, der die Grundlage unseres Bewusstseins sei. Nach Bertrand Russell greift die physikalische Beschreibung nur bestimmte abstrakte Strukturen der Raumzeit heraus. Was die Natur der raumzeitlichen Dinge ist, wird durch die physikalische Beschreibung nicht vollständig erfasst.
Dieser Gedanke ist nicht neu. Descartes war einer der Begründer des neuzeitlichen Begriffs des Physischen. Materielle Dinge waren für ihn mathematisch beschreibbare Objekte im Raum. Schon Leibniz hatte erwidert, dass diese Bestimmung des Physischen etwas Wichtiges auslasse. Ausdehnung oder Struktur allein reicht nicht, um zu bestimmen, was ausgedehnt oder strukturiert wird. Hawking hat es in der Gegenwart so formuliert: Selbst wenn wir die Physik mit einer grossen vereinheitlichten Theorie vollendet hätten, so hätten wir doch nichts anderes als Formeln. Wie aus diesen formalen Strukturen eine konkrete Welt werden kann, bleibt noch immer rätselhaft. Hawking fragte: Was haucht den Gleichungen Feuer ein, damit ein konkretes Universum entsteht? Erwies er sich als Verächter der Physik, weil er diese metaphysische Frage stellte?
Im erwähnten Artikel in der NZZ wird eine Antwort versucht: Die intrinsischen Naturen, die alle Fragen nach der Existenz des Universums und des Bewusstseins beantworten, sind die virtuellen Teilchen. Das Einführen von solchen Teilchen ist in der Tat nützlich, um die fundamentalen Wechselwirkungen der Elementarteilchen zu beschreiben. Wir erweitern damit unser physikalisches Weltbild um mathematisch beschreibbare Fluktuationen eines Quantenfeldes. Aber das virtuelle Teilchen ist wiederum ganz durch seine mathematisch beschreibbare kausale Rolle als Austauschteilchen definiert. Von der intrinsischen Natur als Träger der kausalen Rolle weit und breit keine Spur. Als Argument gegen den Panpsychismus taugt es also nicht.
Für den Gegner des Panpsychismus wäre es vielversprechender, zu behaupten, dass es gar keiner intrinsischen Naturen des Physischen bedarf. Es gibt nichts hinter der formalen Struktur. Die ganze Welt ist nur ein System mathematisch beschreibbarer Strukturen. Es gibt nichts, was durch diese Strukturen strukturiert wird. So wie Descartes sagte, dass alles Ausdehnung sei, so kann man sagen, dass alles Struktur sei. Die Fragen «Ausdehnung wovon?» oder «Struktur wovon?» könnte man dann getrost vergessen. Hawkings Frage nach dem, was Feuer in die Gleichungen haucht, geht ins Leere. In letzter Konsequenz besteht die Welt nur aus mathematischen Strukturen und sonst nichts.
Computer mit Bewusstsein?
In der heutigen Debatte nennt man diese Position den «ontischen strukturalen Realismus». Ich halte diese Position für eine bessere Kritik am Panpsychismus. Sie hat grosse Vorläufer in der Geschichte, etwa den Pythagoreismus, wonach die letzte Grundlage der Welt mathematische Symmetrien und Harmonien sind. Aber: Wie kann aus mathematischen Symmetrien Bewusstsein hervorgehen? Nehmen wir an, wir konstruierten eine hinreichend komplexe virtuelle Welt in einem Computer, die auf eleganten mathematischen Symmetrien beruhte. Wäre damit sichergestellt, dass der Computer etwas erleben könnte? Der Verdacht bleibt bestehen, dass formal-funktionale Struktur allein nicht ausreicht, um Bewusstsein hervorzubringen.
Wenn das aber korrekt ist, dann sind wir durch unser eigenes Bewusstsein mit einem Aspekt des Universums vertraut, der mehr ist als Struktur. Wir wissen nicht genau, was dieses «Mehr» ist. Wir haben bis jetzt keine überzeugende Theorie darüber, wie Bewusstsein in der physikalischen Welt möglich ist. Aber wenn Eddington, Russell und andere recht haben, dann hängt die Beantwortung von Hawkings Frage nach dem Feuer, das in die Gleichungen gehaucht werden muss, mit der Frage nach dem Bewusstsein zusammen. Vielleicht irren sie sich. Aber die Grösse des Gedankens sollte auch der kritische Beobachter zu erkennen vermögen.
Godehard Brüntrup ist Professor für Philosophie des Geistes an der Hochschule für Philosophie in München.Freitag, 25. Mai 2018 - NZZ Forschung & Technik - Wochenende - S. 27