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ganz besonders

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Foto: Theaterwerkstatt Bethel | NW

Jeder ist anders und besonders

Jugendvolxtheater feiert mit »Besonders anders – ich will Leben« Premiere

Von Janina Bergemann | WB

Am Samstagabend war volles Haus in der Theaterwerkstatt Bethel. So voll, dass zusätzliche Stühle rangeschafft werden mussten. Das Stück »Besonders anders – ich will Leben« des Jugendvolxtheaters der Theaterwerkstatt Bethel feierte Premiere und die acht Jungdarsteller gaben auf der Bühne alles. Das Publikum honorierte das mit tosendem Applaus.

In dem Stück geht es um existenzielle Fragen: Wer bin ich? Was brauche ich zum glücklich sein? Was bedeutet es, anders zu sein? Wohin führen Intoleranz und Ausgrenzung?

Im Zentrum steht dabei das Schicksal von Erna Kronshage, die von den Nationalsozialisten verfolgt und am 20. Februar 1944 ermordet wurde. An ihr Schicksal will das Stück, stellvertretend für alle anderen, erinnern. Erna Kronshage wurde 1922 in Senne II (heute Bielefeld-Sennestadt) geboren und arbeitete dort auf dem Bauernhof der Eltern. Als Kronshage 1942 die weitere Mitarbeit auf dem Hof verweigerte, wurde sie vom Amtsarzt in die Provinzial-Heilanstalt Gütersloh eingewiesen. Der Arzt diagnostizierte Schizophrenie, die durch Arbeitstherapie und Elektroschocks behandelt wurde. Schließlich wurde sie zwangssterilisiert und nach Polen transportiert, wo sie ermordet wurde.

Dem Stück und den Darstellern gelingt es durch eine abwechslungsreiche Inszenierung, an das Leben und grauenhafte Schicksal von Erna Kronshage zu erinnern. Oft herrscht Schweigen auf der Bühne, und die Darsteller zeigen ausdrucksstarke und emotionale Tanz-Choreografien. Dialoge und Monologe werden sparsam und auf den Punkt gebracht eingesetzt. Die Mischung aus Spiel und Tanz macht die Emotionalität des Stückes aus.

Ein Highlight ist das Ich-Bin-Fragespiel, bei dem das Publikum mitmachen kann und das auch mit viel Spaß tut. So wird eine Verbindung zwischen den Zuschauern, aber auch eine zum Leben von Erna Kronshage geschaffen. Zu Beginn der Vorstellung hat jeder Zuschauer eine rote Karte für »Nein« und eine grüne Karte für »Ja« erhalten. Abwechselnd machen die Darsteller Aussagen, wie zum Beispiel »Ich hatte schon mal eine Null-Bock-Phase« oder »Ich tue gerne verrückte Dinge«, und die Zuschauer antworten, indem sie entweder die rote oder grüne Karte hochhalten.

Besonders emotional wird es noch einmal nach dem Stück, als der Neffe von Erna Kronshage die Bühne betritt. Edward Wieand hat dem Ensemble die Geschichte seiner Tante nähergebracht und ist sichtlich gerührt und dankbar über die Vorstellung.

WESTFALEN-BLATT, Bielefeld, Dienstag 5. Juni 2018, S. 13


Szenenfoto | WB



ja - ich möchte mal "sichtlich gerührt" doch so stehen lassen - und vielleicht noch in "sichtlich berührt" modifizieren - besonders auch durch die ungeheuerlichen äußerungen des herrn gauland von der afd, der all dieses leid und elend und diese unvorstellbaren einzelqualen ja als "vogelschiss" in der deutschen geschichte abtun will.

und so als meine spontane reaktion auf das stück hier einfach mal meine mail an die akteure des "jugendvolxtheaters" in der "theaterwerkstatt bethel" abdrucken:

Liebe Schauspieler – liebe Regisseure – liebe Helfer – liebes Publikum – liebe Lotti Kluczewitz -
und nicht zuletzt: lieber Canip Gündogdu

Die “Ur-Aufführung” Eures Stückes heute, der ich beiwohnen durfte, ist jetzt 2 Stunden her ...:

Und ich bin immer noch “ganz hin & weg” – wie der Westfale zu sagen und zu meinen pflegt ...

Mir schwirren viele authentische – und ich sagte es ja schon: fast “archetypische” – uralt eingelagerte – innere Vorstellungs-Sequenzen durch den Kopf:
Bilder, die ich teilweise schon seit über 30 Jahren mit mit mir herumtrage zum Schicksal meiner Tante Erna Kronshage -
zu den Bildern, die ihr mir heute mit eurer greifbaren physischen und psychischen und künstlerischen Mühe dazu dargestellt und “geliefert” habt.

Bewahrt Euch bitte diese Sequenzen zu Erna Kronshage – und erzählt sie weiter – immer weiter ...

Ich musste mich – im übertragenen Sinne – schon einige male “kneifen” – um zu überprüfen – ob ich wache oder träume ...:
Eure Darstellungen – Eure Dramaturgie – der Aufbau Eurer “Spannungsbögen”, Kulissen und Raumaufteilungen – Eure Textsicherheit und -originalität – das alles begeistert mich ...

Nochmals allen Beteiligten dazu meinen allerherzlichsten Dank.

Wie gesagt – Erna ist jetzt 74 Jahre tot – und gerade deshalb ist es immer wieder wichtig – mit soviel Respekt und trotzdem munterer Lebendigkeit immer wieder neu über sie zu berichten.

Vielen vielen Dank – wir sehen uns ja noch hoffentlich zumindest bei einem “Abschlussgespräch” im Juli ...

Für Eure nächsten Aufführungen des “Erna”-Stücks – und Eurer weiteren Stücke wünsche ich viel Erfolg – und alles Gute -

und wenn Ihr mal Zeit habt oder Eure Lieben  oder auch die Besucher der nächsten Aufführungen -
clickt bitte hier– und dann blättern Seite für Seite – 114 x ...:
CLICK HERE


  und Euren Kindern und Kindeskindern zeigen und vorlesen ...:
Seid alle herzlichst gegrüßt

Edward Wieand 



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