"Die Gedanken sind frei" - dieses deutsche Freiheitslied hat nun endgültig ausgedient ...
CORBIS |
tagesschau.de |
Soziale Kontrolle ist ein Begriff, den der amerikanische Soziologe Edward Alsworth Ross 1896 mit einem Aufsatz im American Journal of Sociology als Social Control in die sozialwissenschaft-liche Diskussion einführte.
In Abgrenzung zum diffuseren Begriff „sozialer Einfluss“ beinhaltet „soziale Kontrolle“ die gewollte Lenkung des Einzelnen durch die Gruppe, im weiteren Sinne die beabsichtigte Herrschaft der Gesellschaft über das Individuum. Eine neuere Definition fasst unter dem Begriff „jene Prozesse und Mechanismen, mit deren Hilfe eine Gesellschaft versucht, ihre Mitglieder zu Verhaltensweisen zu bringen, die im Rahmen dieser Gesellschaft positiv bewertet werden“.[Werner Fuchs-Heinritz et al. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. 3. Auflage. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994, S. 368.]
Unterschieden werden zwei Formen der sozialen Kontrolle: die innere Kontrolle (Verinnerlichung von sozialen Normen, insbesondere durch Sozialisation) und die äußere Kontrolle (negative und positive Sanktionen der „anderen“).
Das theoretische Konzept der sozialen Kontrolle umfasst Vorgänge und Strukturen, die ein von den Normen einer Gesellschaft oder einer sozialen Gruppe abweichendes Verhalten einschränken oder verhindern sollen. Als Medien und Institutionen der sozialen Kontrolle fungieren Familie, Schulen, Kirchen, Betriebe, Vereine, Institutionen der Justiz und Sozialarbeit. Ihre Mittel erstrecken sich über Kommunikation (Anerkennung, Ermutigung, Kritik, Zurechtweisung) und Sanktionen bis zur Ausgrenzung. Das Ziel ist die Herstellung von Verhaltenskonformität gemäß den Normen und Werten der Mehrheit.
Zitat:
"In the most fundamental terms, 'social control' referred to the capacity of a society to regulate itself according to desired principles and values."
(MORRIS JANNOWITZ)
WIKIPEDIA
AP "WISSEN IST MACHT" Francis Bacon (1561–1626) |
Wissen bildet sich nur da, wo Macht gegeben ist. Umgekehrt hat Macht Wissen als Folge. Wissen wiederum dient der Überwachung und Kontrolle. Es hat darüber hinaus im Gegenzug dahingehend Auswirkungen auf Macht, dass durch Wissen beispielsweise Kontrolle erweitert werden kann oder neue Kontrollinstanzen geschaffen werden können:
Er schreibt:
„Man muss wohl einer Denktradition entsagen, die von der Vorstellung geleitet ist, dass es Wissen nur dort geben kann, wo Machtverhältnisse suspendiert sind, dass das Wissen sich nur außerhalb der Befehle, Anforderungen, Interessen der Macht entfalten kann. [Einschub "sinedi": Stichwort: "Freiheit der Wissenschaft"...] […] Eher ist wohl anzunehmen, dass die Macht Wissen hervorbringt […]; dass Macht und Wissen einander unmittelbar einschließen; dass es keine Machtbeziehung gibt, ohne dass sich ein entsprechendes Wissensfeld konstituiert, und kein Wissen, das nicht gleichzeitig Machtbeziehungen voraussetzt und konstituiert. Diese Macht/Wissen-Beziehungen sind darum nicht von einem Erkenntnissubjekt aus zu analysieren, das gegenüber dem Machtsystem frei und unfrei ist. Vielmehr ist in Betracht zu ziehen, dass das erkennende Subjekt, das zu erkennende Objekt und die Erkenntnisweisen jeweils Effekte jener fundamentalen Macht/Wissen-Komplexe und ihrer historischen Transformationen bilden.“
AP |
In seinem dystopischen Roman 1984 schildert George Orwell einen totalitären Staat, in dem eine „Gedankenpolizei“ durch allgegenwärtige Beeinflussung und Überwachung und psychologische Techniken die Gedanken der Bürger kontrolliert und gegebenenfalls bestraft.sinedimeint also:
Die anglo-amerikanischen NSA- und GCHQ-Abhöraffären, die da derzeit toben - Edward Snowden sei dank - haben also ganz grundsätzliche philosphisch erklärbare Ablaufhintergründe, die es bei der Gesamtbeurteilung mit zu beachten gilt - jedoch ohne damit etwas beschönigen zu wollen - gar in dem Sinne: "Siehste, die konnten gar nicht anders - die mussten sich "folgerichtig" so gebärden ...: Nein - im Gegenteil: Politisches Wissen und politisches Wollen muss diese "Folgerichtigkeiten" von vornherein mit beachten lernen - und sich folglich in Demut eigene ethische Korrektivmechanismen und Selbstbeschränkungen einbauen und auferlegen - um solche Auswüchse von Macht und Wissen abzufedern und sich immer wieder neu zu erden und sich eindeutig identifizierbar - "erkennbar" - zu machen ...
Der Schock der Ereignisse um den Terror von 9/11 vor 12 Jahren haben dieser allgemeinen imperialistischen Entwicklung in den USA und darüberhinaus weltweit Befeuerung verliehen. Plötzlich werden in vielen Staaten "Terroristische Vereinigungen" und "Staatsgegner" (z.B. auch "Occupy") ausgemacht - aber zum Teil werden diese "exklusiven" Begriffe auch einfach mal schnell und völlig ungerechtfertigterweise den politischen "Feinden" der herrschenden Regierung übergestülpt - also auch der z.T. außerparlamentarischen Opposition im Lande, die dem Inhalt von "Demokratie" im Ursprung eigentlich erst ihren Stempel aufdrückt ...
Und deshalb will man und soll man in der Nachfolge des Terrors und aus der sich daraus entwickelnden Paranoia in einer konzertierten Aktion - mit einem "Ruck durch die Gesellschaft" (Staat, Kirche, Justiz, Polizei und Geheimdienste, Militär, Schule & Bildung, Sozialarbeit usw. sollen dabei "an einem Strang ziehen" ...) und mit dem allgemeinen Informations- und Kontrollschub durch die plötzlich legal für alle ermöglichten Vernetzungen mittels Handy, Internet, Tablet und PC insgesamt einer Bedrohung von innen und außen den Riegel vorschieben.
Ja - wenn wir alles "im Griff" haben, kann uns nichts passieren: Und so wird gehandelt - entsprechende Gesetze werden modifiziert, um Überwachung und die "Soziale Kontrolle" aller Einzelsubjekte der Gesellschaften in dieser immer globaler werdenden und operierenden Welt zu ermöglichen und zu forcieren... (natürlich nur - so will man uns weis machen - "wenn Gefahr im Verzug ist ...").
Man will jeden Einzelnen erfassen, durchleuchten, in sein Gehirn blicken, seine Absichten und Überzeugungen und das jeweilige Handeln und Agieren erforschen, summieren, festhalten, dokumentieren.
Und das alte deutsche Freiheitslied "Die Gedanken sind frei ..." hat nun endlich ausgedient ...
Man will Märkte manipulieren, finanzielle Transaktionen mit Gewinn blitzschnell durchführen: man will für den Erfolg nicht mehr arbeiten - sondern ihn "clever" von irgendwo und irgendwie abzocken ... - das ist die weltweite Devise.
Und natürlich hat die amerikanische Seite Recht, wenn sie gegenüber dem Innenminister Friedrich nun jüngst mitteilt, das deutsche Wirtschaftsunternehmen nicht explizit ausspioniert werden ...
Man bedient sich ja einer Fülle viel sensiblerer Daten aus der Masse - um an ganz andere viel relevantere Ergebnisse mittels Prism und Tempora zu gelangen, die ebenfalls wirtschaftlich zu nutzen und zu vermarkten sind - aber eben "global" - im amerikanischen Sinn - mit "Kleinvieh" gibt man sich da nicht mehr ab ...
Und gleichzeitig entdeckt man so all die wirtschaftlich interessanten "Abfallprodukte" einer solchen Kontrollfunktion und solcher Internet-Möglichkeiten: Man kann die Entwicklungen von wirtschaftlich relevanten Märkten und das Marktverhalten der Konsumenten voraussehen, frühzeitig ablesen und auch manipulieren, um damit Produkte, Kapital und die eigenen Ressourcen optimal einzusetzen und zu steuern und "ökologisch sinnvoll zu nutzen" ...
Ja - man erkennt plötzlich frühzeitig auch den so genannten "Wählerwillen" in den "freiheitlichen Demokratien" und kehrt mal just die Aufeinanderfolge von "Ursache & Wirkung" einfach immer mal wieder um: man setzt als neuer "Wendehals" kurzfristig mittels der Demoskopie gemachte Ergebnisse ganz rasch um (z.B. Ausstieg aus der Atomwirtschaft- nachdem man 6 Monate vorher genau entgegengesetzt argumentiert hat), nennt das Ganze dann "Politik machen", und verrät damit auch immer mehr vielleicht althergebrachte Traditionen und Wurzeln der einzelnen "demokratischen Parteien", einfach um anschließender kurzfristiger Abstimmungsergebnisse willen ... Auch die Wählerschaft wird zu einem "Markt", der bedient sein will ...
Einfach um an der Macht zu bleiben macht jede Partei in gewissem Sinne so ausschließlich nur noch "Klientelpolitik": Wir bedienen Eure jeweiligen Interessen - und deshalb wählt ihr uns - bzw. wir schmeißen Euch die Ideen und Produkte der Wirtschaft vor die Füße - hebt sie bitteschön auch auf - und wählt uns dafür - seid dankbar bitteschön ...
So wird also ganz im Foucaultschen Sinne mittels angehäufter Macht erzeugtes Wissen eingesetzt - um die Gesellschaftsschichten immer besser auszukundschaften, sie sozial zu kontrollieren und marktkonformer zu gestalten und zu manipulieren...
Die früher identitätsstiftenden unverwechselbaren und oft uralten Partei-Programmphilosophien wie z.B. "Konservativ", "Liberal" und "Sozialdemokratisch" oder gar "Sozialistisch-Kommunistisch" werden endlos in verschiedensten Nuancen miteinander kombiniert und zusammengemixt und bis zur Unkenntlichkeit vernebelt und verschroben - und verraten - damit die Wählerschaft getäuscht ist - und die "Welt nicht mehr versteht" - nicht mehr durchblickt - [und genau deshalb auch ein gutes Drittel der Wählerschaft die Wahlen einfach ignoriert - Tendenz steigend - bzw. resigniert ...].
Und so kristallieren sich dann immer öfter übergangsweise diese neuen Möchtegern-Politiker-Typen als "Durchgangserhitzer" heraus, die ohne innere Überzeugung (nicht mehr mit so hehren Ethik-Grundsätzen wie: "Hier stehe ich - ich kann nicht anders ...") als Apparatschiks und bezahlte Lobbyisten irgendwelche wirtschaftlich verwertbaren Interessen vertreten - einfach um Märkte und "Kundschaft" und Macht statt Wähler zu gewinnen und so Kapital abzuschöpfen ...
Freiheit, Moral und Ethik werden damit verraten und "verkauft" ...