Bild-Chef kritisiert Lothar Matthäus
Dieses Theater ist so scheinheilig
Von Björn Vahle | NW
Bild-Chefredakteur Julian Reichelt tobt in einem Kommentar darüber, dass Lothar Matthäus Wladimir Putin auf einem PR-Termin während der Fußball-WM die Hand schüttelt. Und Matthäus? Der kontert mit einem Bild von Reichelts Vorgängern, die 2016 ebenfalls dem russischen Alleinherrscher die Hand schütteln. So viel zum Thema moralische Überlegenheit.
"Bild" kritisiert den ehemaligen Fußballspieler Lothar Matthäus dafür, Putin die Hand geschüttelt zu haben und der macht keine langen Worte, sondern antwortet mit einem Bild zum Siegtreffer.
Es ist ein Dokument der entwaffnenden Direktheit, die das Internet so beherrscht wie kaum ein anderes Kommunikationsmedium. Und es könnte die Scheinheiligkeit aller Beteiligten kaum besser entlarven.
Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an. Lothar Matthäus ist Bild-Kolumnist, das ist kein Geheimnis. Reichelt verschweigt das in seinem Kommentar auch nicht. Sport und Politik seien untrennbar verbunden, "Matthäus hat sich zum Entschuldiger einer Mordmaschinerie gemacht", kritisiert Reichelt deutlich. Alles richtig. Und doch nur die halbe Wahrheit.
Wenn die Bild konsequent wäre,...
Denn das was Reichelt kritisiert, nämlich, dass man sich mit jemandem wie Putin, der die WM als Propagandainstrument benutzt, nicht gemein machen sollte, verschweigt einen wichtigen Punkt: Auch die Bild - so wie alle berichtenden Medien - profitiert enorm von der WM, unter anderem durch Matthäus' Kolumnen. Und in denen beschäftigt der sich nicht damit, dass sich in Russland Homosexuelle verstecken müssen und Andersdenkende inhaftiert werden.
Konsequenzen wird das Ganze für ihn aber wohl keine haben. Und auch die WM-Berichterstattung müsste die Bild, wäre sie konsequent, boykottieren. Tut sie aber nicht. Sie hängt ihr Fähnchen nach dem fauligen Wind, von dem sie glaubt, dass er aus Volkes Munde weht.
Opportunismus bis zur Selbstverleugnung
Das war schon 2015 zu beobachten, als Kai Diekmann, damals noch Bild-Chefredakteur, die Kampagne "Wir helfen" für Flüchtlinge mit Artikeln, Buttons, Aufklebern und sogar Aufnähern auf Trikots von Bundesliga-Vereinen vorantrieb. In einer Zeit, in der die Solidarität mit Flüchtlingen zumindest öffentlich am größten war. Da war sowas opportun. Weil sie das durchschauten, machten sieben Zweitligisten auch nicht mit. Die Internetseite zur Aktion ist heute vor allem eines: leer.
Unter Julian Reichelt geht es in eine andere Richtung. Die seit jeher eher linksgerichtete "TAZ" nennt ihn mittlerweile "Stichwortgeber für die rechte Blase". Weil er und andere Redakteure nun die Ängste vor Migration befeuern, Pseudo-Skandale bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in den Himmel hypen oder "Fake News" selbst weitertragen. Denn nun, so glauben sie angesichts der Seehofers und Söders unserer Zeit, entspricht das der Meinung der Mehrheit "des Volkes", als dessen Anwalt sich die Bild so gern inszeniert.
Özil schlechtreden, aber einen fragwürdigen Kolumnisten beschäftigen
Vollends absurd wird die Geschichte, wenn man sich Folgendes vor Augen führt: Die Bild führt nicht erst seit den umstrittenen Erdogan-Fotos eine beharrliche Kampagne gegen Mesut Özil, die "all jenen verdrucksten Spießbürgern endlich eine Stimme gab, denen Nationalspieler mit Migrationshintergrund ohnehin höchst suspekt sind", wie 11-Freunde-Chef Philipp Köster schreibt. Jeder Artikel über das deutsche Scheitern war bebildert mit Özil - obwohl der statistisch gesehen einer der wenigen mit Normalform war.
Gleichzeitig leistet sich die Zeitung einen fragwürdigen Kolumnisten, der den öffentlichkeitswirksamen Händedruck mit Putin nachträglich als Dank für eine toll organisierte WM verteidigt. Da sah sich Reichelt möglicherweise genötigt, den eigenen Gastautor der Form halber mal ein bisschen zu kritisieren. Damit keiner sagen kann, die Bild sei nicht glaubwürdig. Ähem.
Würde man die Kritik zu Ende denken, wäre der Kolumnist nicht mehr tragbar. Doch es gilt, und das wusste Matthäus schon vor uns allen: Wäre, wäre Fahrradkette.
Copyright © Neue Westfälische 2018
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Dieses Theater ist so scheinheilig
Von Björn Vahle | NW
Bild-Chefredakteur Julian Reichelt tobt in einem Kommentar darüber, dass Lothar Matthäus Wladimir Putin auf einem PR-Termin während der Fußball-WM die Hand schüttelt. Und Matthäus? Der kontert mit einem Bild von Reichelts Vorgängern, die 2016 ebenfalls dem russischen Alleinherrscher die Hand schütteln. So viel zum Thema moralische Überlegenheit.
"Bild" kritisiert den ehemaligen Fußballspieler Lothar Matthäus dafür, Putin die Hand geschüttelt zu haben und der macht keine langen Worte, sondern antwortet mit einem Bild zum Siegtreffer.
Es ist ein Dokument der entwaffnenden Direktheit, die das Internet so beherrscht wie kaum ein anderes Kommunikationsmedium. Und es könnte die Scheinheiligkeit aller Beteiligten kaum besser entlarven.
Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an. Lothar Matthäus ist Bild-Kolumnist, das ist kein Geheimnis. Reichelt verschweigt das in seinem Kommentar auch nicht. Sport und Politik seien untrennbar verbunden, "Matthäus hat sich zum Entschuldiger einer Mordmaschinerie gemacht", kritisiert Reichelt deutlich. Alles richtig. Und doch nur die halbe Wahrheit.
Wenn die Bild konsequent wäre,...
Denn das was Reichelt kritisiert, nämlich, dass man sich mit jemandem wie Putin, der die WM als Propagandainstrument benutzt, nicht gemein machen sollte, verschweigt einen wichtigen Punkt: Auch die Bild - so wie alle berichtenden Medien - profitiert enorm von der WM, unter anderem durch Matthäus' Kolumnen. Und in denen beschäftigt der sich nicht damit, dass sich in Russland Homosexuelle verstecken müssen und Andersdenkende inhaftiert werden.
Konsequenzen wird das Ganze für ihn aber wohl keine haben. Und auch die WM-Berichterstattung müsste die Bild, wäre sie konsequent, boykottieren. Tut sie aber nicht. Sie hängt ihr Fähnchen nach dem fauligen Wind, von dem sie glaubt, dass er aus Volkes Munde weht.
Opportunismus bis zur Selbstverleugnung
Das war schon 2015 zu beobachten, als Kai Diekmann, damals noch Bild-Chefredakteur, die Kampagne "Wir helfen" für Flüchtlinge mit Artikeln, Buttons, Aufklebern und sogar Aufnähern auf Trikots von Bundesliga-Vereinen vorantrieb. In einer Zeit, in der die Solidarität mit Flüchtlingen zumindest öffentlich am größten war. Da war sowas opportun. Weil sie das durchschauten, machten sieben Zweitligisten auch nicht mit. Die Internetseite zur Aktion ist heute vor allem eines: leer.
Unter Julian Reichelt geht es in eine andere Richtung. Die seit jeher eher linksgerichtete "TAZ" nennt ihn mittlerweile "Stichwortgeber für die rechte Blase". Weil er und andere Redakteure nun die Ängste vor Migration befeuern, Pseudo-Skandale bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in den Himmel hypen oder "Fake News" selbst weitertragen. Denn nun, so glauben sie angesichts der Seehofers und Söders unserer Zeit, entspricht das der Meinung der Mehrheit "des Volkes", als dessen Anwalt sich die Bild so gern inszeniert.
Özil schlechtreden, aber einen fragwürdigen Kolumnisten beschäftigen
Vollends absurd wird die Geschichte, wenn man sich Folgendes vor Augen führt: Die Bild führt nicht erst seit den umstrittenen Erdogan-Fotos eine beharrliche Kampagne gegen Mesut Özil, die "all jenen verdrucksten Spießbürgern endlich eine Stimme gab, denen Nationalspieler mit Migrationshintergrund ohnehin höchst suspekt sind", wie 11-Freunde-Chef Philipp Köster schreibt. Jeder Artikel über das deutsche Scheitern war bebildert mit Özil - obwohl der statistisch gesehen einer der wenigen mit Normalform war.
Gleichzeitig leistet sich die Zeitung einen fragwürdigen Kolumnisten, der den öffentlichkeitswirksamen Händedruck mit Putin nachträglich als Dank für eine toll organisierte WM verteidigt. Da sah sich Reichelt möglicherweise genötigt, den eigenen Gastautor der Form halber mal ein bisschen zu kritisieren. Damit keiner sagen kann, die Bild sei nicht glaubwürdig. Ähem.
Würde man die Kritik zu Ende denken, wäre der Kolumnist nicht mehr tragbar. Doch es gilt, und das wusste Matthäus schon vor uns allen: Wäre, wäre Fahrradkette.
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ja - das stimmt ja alles: aber so verkauft sich eben "bild" und alle anderen seit ihrer unumwandelbaren dauerhaften "kai-diekmann"-injektion und infektion - nachdem der sich in silicon valley die weihen und den "durchblick" abgeholt hat - und unheilbar angesteckt wurde - ist das quasi unverbrüchliches geschäftsmodell:
der kalkulierte "konflikt" wird getreulich geschürt und immer wieder neu inszeniert - und die "kontrahenten" spielen brav und gegen knete - versteht sich - willig mit (als "achse der willigen") - und an diesem - nun sogar auch von meiner heimatzeitung "aufgedeckten" - "konflikt" ergötzen sich nun die leser und die stammtische der leser und die kantinengespräche und der grillabend und der nächste "shitstorm" und das nächste #hashtag ist geboren - und damit die verkaufte auflage, und die "clicks" - und die damit verbundenen werbeeinnhahmen ...
das ist der "schmutz-journalismus" im populismus-zeitalter unserer ausgehenden postmoderne: die populisten-boulevard-gazetten und -medien haben dieses reiten auf der welle den entsprechenden politikern vorgeführt - bzw. die sind willige mit-akteure in diesem "spiel" - und sie alle warten auf die anweisungen ihrer souffleure - gegen gute blanko-schecks in bit-coin - und alles natürlich an der steuer vorbei: trump, schröder, putin, orbán, kaschinski, le pen, wilders, erdogan, kurz, gauland, höcke, seidel und von storch - wulff, ferres, maschmeyer und damals beckenbauer, barschel und engholm - und matthäus, neymar und bierhoff, löw, mbappé, özil, gündogan, lewandowski, aubemayang der paradiesvogel, und götze (götze tanzt immer mal wieder gern aus dem drehbuch wie auch [noch] der dembelé - und auch der sané macht immer mal wieder was er will ... - auch den müller kriegen sie nicht so richtig unter kontrolle ... - und auch der immobile hat damals nicht richtig mitgemacht - oft sind es die frauen, die den ton angeben ...) - und und und - um nur einige zu nennen ... - ja wie sie alle heißen: gekauft und verkauft und hochbezahlte schauspieler in lukrativen inszenierungen und selbstinszenierungen ... - einfach um uns zu unterhalten - und uns mit diesen scheintheater-vorführungen mit viel rafinesse und raffiniert ausgestalteten algorithmen über youtube und facebook und dem etwas seriöser wirkenden twitter und instagram das geld auch weiterhin kontinuierlich mit viel klamauk aus der tasche zu ziehen ...
gut - wirst du denken - das ist wieder so eine seiner "verschwörungs-theorien": aber mitten in der blase selbst erkennst du nicht immer, was "draußen" los ist - und im auge des taifuns scheint bekanntlich die sonne freundlich vom himmel und es ist ganz mucksmäuschen-windstill ...
über diese "um"-wege ist derzeitig fast die gesamte politik weltweit tief verseucht: und auch die spielt mit "getürkten" inszenierungen a la seehofer versus merkel und dobrindt, spahn, söder, linnemann, gabriel, schulz, scholz, nahles, brexit und rücktritt und rücktritt vom rücktritt usw. fleißig mit in diesem ferngesteuerten spiel - und dann weiter mit einem zunächst unbekannten "masterplan", der dann rasch zusammengeschustert wird, um ihn "in den medien" dann zu "präsentieren" - in ausgesuchten medien versteht sich - - und auch die jungen aus der thailand-höhle treten bestimmt bald im tv auf und gründen eine hilfsorganisation: "ganz tief unten" - denn diese immerwährende "flüchtlings"story mit bösen schlepperbanden und internationalen rettungsschiffen, die in jedem mittelmeerhafen abgewiesen werden, und last not least mit angeschwemmten mittelmeer-toten - und mit geplanten transitlagern, und ANkEr-rückführungszentren und schleierfahndung und all dem gedöns - wird ja allmählich langweilig: kaum jemand guckt da noch hin oder kann das hören und noch auseinanderhalten - abgenutzt und ausgelutscht ... - man kann dabei ja auch alles überziehen - das reicht nicht mal mehr fürs sommerpausen-tv - die einschaltquoten und clicks sinken "zusehends"...
und man könnte ja mit einem federstrich dieses schauspiel beenden: die europäischen auslandsvertretungen im arabischen raum und die konsulate dort personell mit z.b. bamf- und europäischen fach-mitarbeitern entsprechend ausstatten und dort zu einer art "transit"-zentren ausbauen, den nach prüfung berechtigten ein offizielles einreisevisum ausstellen - in die flugzeuge setzen - und auf den flughäfen von düsseldorf, hamburg, berlin, münchen oder heathrow oder madrid oder warschau, paris und rom und budapest und lissabon und schiphol und kopenhagen, stockholm landen und absetzen - je nach vorher festgelegten kapazitäten - step by step - ganz offiziell - ganz unegoistisch ... - und echt europäisch ... -
aber auch eine weltweite hilfsaktion ließe sich hinbekommen mit etwas "geheim"-diplomatie und handels- und sprit- bzw. erdöl-erpressung - und nsa-know-how ...(bei rüstungskäufen und -verkäufen klappt das ja auch ...) und die flughäfen in moskau, peking, tel aviv, riad, bagdad, abu dhabi, teheran, new york, washington stünden zur verfügung - je nach vorher festgelegten und angemeldeten kapazitäten - eben als weltweite hilfsaktion - ohne schlepper und tam-tam - ganz stickum wie bis 2010 - und alle einreisenden ohne flugticket und visum werden abgewiesen - überall ... - das würde das mittelmeer als fluchtweg endlich "trockenlegen" ...
früher brachten die römischen kaiser löwen ins stadion, um sklaven verspeisen zu lassen als blutiges schauspiel - dann kamen die ach so schrecklichen stierkämpfe, dann die inszenierten konflikte und kriege - die immer mehr ge- und verkauften fußball-ligen und die auto- und pferderennen und und der hype um meisterschaften und große preise - immer größer und schöne und immer mehr sommermärchen - und immer ausgeheckt von cliquen und dem subtil manipulierten volk - und heutzutage wird ganz dezidiert jede stunde und minute eine "neue sau durchs dorf getrieben": brot & spiele: der laden muss laufen: wir hier oben - ihr da unten - und alle machen mit - und keiner kann sich mehr entziehen -
Der Blick war viel eher traurig als ironisch, er war sogar abgründig und hoffnungslos traurig; eine stille, gewissermaßen sichere, gewissermaßen schon Gewohnheit und Form gewordene Verzweiflung war der Inhalt dieses Blickes. Er durchleuchtete mit seiner verzweifelten Helligkeit nicht bloß die Person des eitlen Redners, ironisierte und erledigte die Situation des Augenblicks, die Erwartung und Stimmung des Publikums, den etwas anmaßenden Titel der angekündigten Ansprache – nein, der Blick des Steppenwolfes durchdrang unsre ganze Zeit, das ganze betriebsame Getue, die ganze Streberei, die ganze Eitelkeit, das ganze oberflächliche Spiel einer eingebildeten, seichten Geistigkeit – ach, und leider ging der Blick noch tiefer, ging noch viel weiter als bloß auf Mängel und Hoffnungslosigkeiten unsrer Zeit, unsrer Geistigkeit, unsrer Kultur.
Er ging bis ins Herz alles Menschentums, er sprach beredt in einer einzigen Sekunde den ganzen Zweifel eines Denkers, eines vielleicht Wissenden aus an der Würde, am Sinn des Menschenlebens überhaupt. Dieser Blick sagte: »Schau, solche Affen sind wir! Schau, so ist der Mensch!« und alle Berühmtheit, alle Gescheitheit, alle Errungenschaften des Geistes, alle Anläufe zu Erhabenheit, Größe und Dauer im Menschlichen fielen zusammen und waren ein Affenspiel!
Hesse, Hermann. Der Steppenwolf: Roman (German Edition) (S.9-10). Suhrkamp Verlag. Kindle-Version.
ja - so wie der harry haller aus dem hesse-roman "der steppenwolf" - total schwindelig gelebt und geliebt: "eintritt nur für verrückte" ... und schon geschrieben 1927 - vor gut 90 jahren - ach du liebe zeit ... - S!