WDR-Wissenschaftsredaktion:
Fakten über Weltraumschrott
Die kosmische Müllabfuhr
Gut 55 Jahre Raumfahrt haben aus dem erdnahen Weltraum eine kreisende Müllkippe gemacht. Nach Informatiomen der ESA (Europäische Weltraumorganisation) gab es alleine bis 2012 etwa 4.900 Starts ins All. Dazu kommen tausende intakte Satelliten, die die Erde umkreisen - sie werden für die Beobachtung der Erde, des Wetters, für Telekommunikation, Navigation, Forschung und Spionage eingesetzt. Bei diesen Weltraum-Aktivitäten bleibt auch eine Menge Schrott zurück. Fragen und Antworten zu diesem Thema von der WDR-Wissenschaftsredaktion.
Was ist Weltraumschrott?
Weltraumschrott können Raketenteile, Satelliten, Trümmerstücke und Werkzeuge sein. Neben kaputten Satelliten haben nach ESA-Informationen auch etwa 240 Explosionen im Weltraum und Kollisionen für die Weltraumtrümmer - oder auf Englisch "Space Debris" - gesorgt.
Wie viel Weltraumschrott gibt es mittlerweile?
Zurzeit umfliegen die Erde etwa 28.000 Teilchen, die größer als fünf Zentimeter sind. Wenn man alle Objekte betrachtet, die nur ein Zentimeter oder größer sind, sind es sogar 700.000 Schrottteilchen.
Warum ist der Müll ein Problem?
Der Weltraummüll kann gefährliche Kollisionen auslösen. Selbst ein Stück Schrott von der Größe eines Cent-Stücks kann Satelliten zerstören oder Astronauten gefährden, erklärt Heiner Klinkrad, Leiter der Abteilung für Weltraumrückstände bei der ESA. "So ein Ein-Zentimeter-Objekt entfaltet bei den Relativgeschwindigkeiten, die wir auf der Erdumlaufbahn sehen, die Energie eines Mittelklassewagens, der im normalen Straßenverkehr auf eine solide Betonwand prallt", so Klinkrad.
Raumfahrtagenturen und das Militär müssen rund um die Uhr die größten Trümmerstücke verfolgen. "Bei den von uns betriebenen Satelliten bekommen wir etwa alle zwei Wochen eine Warnung", sagt Hauke Fiedler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dann wird noch einmal genau nachgerechnet. "Ungefähr alle vier Wochen muss ein Satellit ausweichen."
Im Februar 2009 kollidierte ein noch funktionstüchtiger US-Kommunikationssatellit mit einem kaputten russischen Satelliten. Das war bislang der gravierendste Unfall dieser Art. Im April 2011 versetzte Weltraummüll auch die Besatzung der Internationalen Raumstation (ISS) in Alarm. Es drohte ein Zusammenstoß mit den Überbleibseln eines 2007 zerstörten chinesischen Satelliten. Insgesamt hat die ESA bislang zehn Kollisionen dokumentiert.
Was passiert, wenn nichts unternommen wird?
Dei Befürchtung der Experten ist, dass der Weltraummüll, wenn er sich selbst überlassen wird, in manchen Umlaufbahnen einen lawinenartigen Effekt haben wird. Kleine Stücke kollidieren mit größeren Obkjekten, die brechen auseinander und deren Einzelteile kollidieren dann wiederum mit anderen Objekten. Klinrad: "Das ist ein eskalierender Prozess, der manchen Bahnhöhen so etwas wie Saturnringe verleihen würde." Wenn es so weiter geht, werden in etwa 20 Jahren bestimmte Missionen nicht mehr möglich sein.
Wie kann der Müll weggeschafft werden?
Die ESA hat sich verpflichtet, bei künftigen Weltraummissionen keinen Müll zu hinterlassen, aber das alleine wird nicht ausreichen. Das Aufräumen in der Umlaufbahn ist extrem schwierig. Ziel ist es, die ausgedienten Satelliten wegzuräumen. Mindestens fünf pro Jahr sollen eingesammelt werden, erklärt Klaus Landzettel, Weltraumrobotik-Experte im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Er möchte Bergungssatelliten ins All schicken, die die alten Satelliten gezielt zum Absturz bringen, so dass sie in der Atmosphäre der Erde verglühen. Im Moment arbeiten vor allem Ingenieure in China und Deutschland an einer kosmischen Müllabfuhr. Führend ist derzeit das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Wenn technisch alles gut läuft und auch die Politik zustimmt, könnte 2018 die erste Mission starten. "Es gibt bisher noch keine Interessegruppe, die massiv dafür eintritt, internationale Müllabfuhr im Weltraum zu spielen", sagt Florian Sellmaier vom DLR.
http://www1.wdr.de/themen/wdr5/weltraummuell120_akk-a1-3.html
Fakten über Weltraumschrott
Computersimulation der ESA über die 28.000 Teile und Teilchen Weltraumschrott, die die Erde umkreisen Bild: ESA/DPA/NW |
Die kosmische Müllabfuhr
Gut 55 Jahre Raumfahrt haben aus dem erdnahen Weltraum eine kreisende Müllkippe gemacht. Nach Informatiomen der ESA (Europäische Weltraumorganisation) gab es alleine bis 2012 etwa 4.900 Starts ins All. Dazu kommen tausende intakte Satelliten, die die Erde umkreisen - sie werden für die Beobachtung der Erde, des Wetters, für Telekommunikation, Navigation, Forschung und Spionage eingesetzt. Bei diesen Weltraum-Aktivitäten bleibt auch eine Menge Schrott zurück. Fragen und Antworten zu diesem Thema von der WDR-Wissenschaftsredaktion.
Was ist Weltraumschrott?
Weltraumschrott können Raketenteile, Satelliten, Trümmerstücke und Werkzeuge sein. Neben kaputten Satelliten haben nach ESA-Informationen auch etwa 240 Explosionen im Weltraum und Kollisionen für die Weltraumtrümmer - oder auf Englisch "Space Debris" - gesorgt.
Wie viel Weltraumschrott gibt es mittlerweile?
Zurzeit umfliegen die Erde etwa 28.000 Teilchen, die größer als fünf Zentimeter sind. Wenn man alle Objekte betrachtet, die nur ein Zentimeter oder größer sind, sind es sogar 700.000 Schrottteilchen.
Warum ist der Müll ein Problem?
Der Weltraummüll kann gefährliche Kollisionen auslösen. Selbst ein Stück Schrott von der Größe eines Cent-Stücks kann Satelliten zerstören oder Astronauten gefährden, erklärt Heiner Klinkrad, Leiter der Abteilung für Weltraumrückstände bei der ESA. "So ein Ein-Zentimeter-Objekt entfaltet bei den Relativgeschwindigkeiten, die wir auf der Erdumlaufbahn sehen, die Energie eines Mittelklassewagens, der im normalen Straßenverkehr auf eine solide Betonwand prallt", so Klinkrad.
Raumfahrtagenturen und das Militär müssen rund um die Uhr die größten Trümmerstücke verfolgen. "Bei den von uns betriebenen Satelliten bekommen wir etwa alle zwei Wochen eine Warnung", sagt Hauke Fiedler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dann wird noch einmal genau nachgerechnet. "Ungefähr alle vier Wochen muss ein Satellit ausweichen."
Im Februar 2009 kollidierte ein noch funktionstüchtiger US-Kommunikationssatellit mit einem kaputten russischen Satelliten. Das war bislang der gravierendste Unfall dieser Art. Im April 2011 versetzte Weltraummüll auch die Besatzung der Internationalen Raumstation (ISS) in Alarm. Es drohte ein Zusammenstoß mit den Überbleibseln eines 2007 zerstörten chinesischen Satelliten. Insgesamt hat die ESA bislang zehn Kollisionen dokumentiert.
Was passiert, wenn nichts unternommen wird?
Dei Befürchtung der Experten ist, dass der Weltraummüll, wenn er sich selbst überlassen wird, in manchen Umlaufbahnen einen lawinenartigen Effekt haben wird. Kleine Stücke kollidieren mit größeren Obkjekten, die brechen auseinander und deren Einzelteile kollidieren dann wiederum mit anderen Objekten. Klinrad: "Das ist ein eskalierender Prozess, der manchen Bahnhöhen so etwas wie Saturnringe verleihen würde." Wenn es so weiter geht, werden in etwa 20 Jahren bestimmte Missionen nicht mehr möglich sein.
Wie kann der Müll weggeschafft werden?
Die ESA hat sich verpflichtet, bei künftigen Weltraummissionen keinen Müll zu hinterlassen, aber das alleine wird nicht ausreichen. Das Aufräumen in der Umlaufbahn ist extrem schwierig. Ziel ist es, die ausgedienten Satelliten wegzuräumen. Mindestens fünf pro Jahr sollen eingesammelt werden, erklärt Klaus Landzettel, Weltraumrobotik-Experte im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Er möchte Bergungssatelliten ins All schicken, die die alten Satelliten gezielt zum Absturz bringen, so dass sie in der Atmosphäre der Erde verglühen. Im Moment arbeiten vor allem Ingenieure in China und Deutschland an einer kosmischen Müllabfuhr. Führend ist derzeit das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Wenn technisch alles gut läuft und auch die Politik zustimmt, könnte 2018 die erste Mission starten. "Es gibt bisher noch keine Interessegruppe, die massiv dafür eintritt, internationale Müllabfuhr im Weltraum zu spielen", sagt Florian Sellmaier vom DLR.
Der Weltraumschrott in der Perspektive | Bild: wdr |
http://www1.wdr.de/themen/wdr5/weltraummuell120_akk-a1-3.html