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Der Schrei | 1893
Tempera und Kreide auf Karton
„...kann nur von einem Verrückten gemalt worden
sein.“
„Ich ging mit zwei Freunden die Straße entlang.
Die Sonne ging unter und der Himmel färbte sich blutrot.
Ein Hauch der Melancholie befiel mich.
Ich blieb stehen und stützte mich todmüde auf das Geländer.
Über der Stadt und dem schwarzblauen Fjord schwebten die Wolken wie Feuerzungen. Meine Freunde waren weitergegangen.
Ich stand wie gelähmt und zitterte vor Angst.
Mir war plötzlich, als hörte ich den ungeheuren, unendlichen Schrei der Natur ausbrechen...“
„...ich würde diesen Leuten, die seit vielen Jahren meine Bilder anschauen und entweder lachen oder zweifelnd den Kopf schütteln, gern eine kleine Predigt halten - sie begreifen nicht, dass in diesen Werken auch nur der geringste Sinn enthalten sein könnte - dass ein Baum rot und blau sein kann, dass ein Gesicht grün und blau sein kann - sie wissen, dass das falsch ist - seit ihrer Kindheit sind sie daran gewöhnt, das Blätter oder Gras grün sind und die Hautfarbe rötlich ist - sie können nicht verstehen, dass es anders gemacht, ernst gemeint ist - es muss Unsinn sein oder schlampig gemalt - oder eine Geisteskrankheit - am liebsten das letzte! Sie können es nicht fassen, dass die Bilder im Leiden geschaffen, dass sie Ergebnisse schlafloser Nächte sind - dass sie jemand Blut und Nerven gekostet haben. Und sie behaupten, dass diese Bilder immer schlimmer und schlimmer werden und dass sich die Dinge in Richtung Wahnsinn entwickeln.“
Mit diesen Empfindungen und dem dazu einsetzenden Drang, das "innere Schauen und Fühlen" nach außen auf die Leinwand zu setzen, und sich quasi damit selbst zu "therapieren" machte Munch sich zum Mitbegründer des Expressionismus:
Zunehmende Ausdruckskraft der Formen und Heftigkeit der Farbbehandlung lassen ihn zu einer zentralen Figur des aufkommenden Expressionismus werden. Alle eingesetzten bildnerischen Mittel dienen der Steigerung des inneren Ausdrucks. Stilistisch und gesellschaftlich zeichnet Munch wie Van Gogh die Einsamkeit des Künstlers und die Arbeit im Alleingang gegen den Strom aus.
Kunst bedeutete für Munch Selbstbefreiung und Bewältigung der eigenen Lebensgeschichte. Die Bildthemen handeln von den dunklen Seiten des Lebens und der Psyche. Hier öffnet Munch der Kunst eine völlig neue, tiefenpsychologische Dimension. Zu Munchs Lebzeiten begann Sigmund Freud mit seinen tiefenpsychologischen Behandlungen und begründete seine Theorien - etwas später dann auch C.G.Jung und Alfred Adler u.a. ...
Edvard Munch* 12. Dezember 1863 in Løten, Hedmark, Norwegen; † 23. Januar 1944 auf Ekely in Oslo
Sein Vater war Militärarzt sowie Arzt im Armenviertel von Oslo und neigte zur Schwermut. Die Familie war arm. Die Mutter starb, als Edvard 5 Jahre alt war; die Schwester Sophie einige Jahre darauf an Tuberkulose.
Seine zweite Schwester wurde geisteskrank. Der Vater verfiel darauf in religiösen Wahn.
1885 begann Munch ein Malereistudium. 1889 bekam er ein Staatstipendium und ein Atelier in Paris. Er lebte und arbeitete abwechselnd in Frankreich, Deutschland und Norwegen. 1892 gab es einen Austellungsskandal in Berlin: Bilder mussten auf Druck einflussreicher Kritiker abgehängt werden. Die „Berliner Sezession“ entstand um Lovis Corinth und Max Liebermann.
1908 erlitt Munch eine „Nervenkrise“ und musste Sanatoriumaufenthalte in Kauf nehmen. Ab 1910 erfolgte endlich die öffentliche Anerkennung mit Aufträgen und Austellungen in ganz Europa.
1937 dann die Diffamierung als entarteter Künstler durch die Nationalsozialisten mit Beschlagnahmung und Versteigerung des Werkes. 1944 stirbt Munch in Norwegen.
Am 12. Dezember 1863 wurde Edvard Munch als zweites Kind in die streng religiöse Familie Munch geboren. Man „beeilte sich, mich notzutaufen, weil man glaubte, ich würde sterben. (...) Krankheit, Wahnsinn und Tod hielten wie schwarze Engel Wache an meiner Wiege. Sie haben mich mein ganzes Leben lang begleitet.“
„Zwei der schrecklichsten Feinde der Menschen erbte ich, die Anlage zur Auszehrung und zur Geisteskrankheit.“
„Ich, welcher krank in die Welt hineinkam - in kranker Umgebung - welchem die Jugend ein Krankenzimmer und das Leben ein strahlend sonnenbeleuchtetes Fenster war - mit herrlichen Farben und Freuden und dorthin - draußen möchte ich gerne im Tanz dabeisein - im Tanz des Lebens.“
Edvard Munch ................................................................. SKRIK singing: Kari Bremnes | tekst: Edvard Munch musikk: Ketil Bjørnstad Jeg gik bortover veien med to venner - solen gik ned - Jeg følte som et pust af vemod - Himmelen ble pludselig blodig rød Jeg stanset, lenede mig til gjerdet Mat til døden- så ut over de flammende skyerne som blod og sverd over den blåsvarte fjord og by - Mine venner gik videre - jeg sto der, skjelvende af angst - og jeg følte som et stort uendeligt skrik gennem naturen Übersetzung: DER SCHREI Gesang: Kari Bremnes | Text von Edvard Munch Musik von Ketil Bjørnstad Ich ging des Weges entlang, mit zwei Freunden, die Sonne ging unter, ich fühlte einen Anflug von Wehmut – Der Himmel wurde plötzlich blutrot. Ich hielt an, lehnte mich an den Zaun – todmatt - sah über die flammenden Wolken, wie Blut und Schwert über den blauschwarzen Fjord und die Stadt – Meine Freunde gingen weiter – ich stand da, zitternd vor Angst – und ich fühlte einen enormen unendlichen Schrei durch die Natur - Link: http://www.karibremnes.no/ |
S!NEDi hat sich letzten Montag auf den Patt gemacht und war jetzt ein paar Tage in Oslo, um sich die Ausstellungen zum Edvard Munch-Jahr 2013 anzuschauen ... Seit gestern - Freitag - bin ich wieder im Lande ... und bin insgesamt sehr zufrieden ...
Und hier und da möchte ich sporadisch meine Blog-Leser teilhaben lassen am Werk dieses einzigartigen und "unberechenbaren" Künstlers, der als einer der ersten Symbolisten nicht "abgebildet" hat, sondern der seine innerpsychischen Befindlichkeiten mit in das jeweils entstehende sichtbare Werk auf der Leinwand oder dem Druckstock oder dem Druckstein hineinkreiert bzw. mit - im wahrsten Sinne des Wortes - hineingelegt - "ausgedrückt" (="Expression") hat - der als einer der ersten seine ureigenen "Gefühle" und Befindlichkeiten - und somit eigentlich "unsichtbare" Äußerungen - versucht hat, mit den Mitteln grafischer Fertigkeiten exakt "darzustellen" - ohne jedes "Vorbild" - ohne die nochmalige, erneute, Benutzung der im ausgehenden Symbolismus und Impressionismus immer noch verwendeten "gängigen Ikonografien" - eben einfach "aus sich selbst" heraus: mit ganz individuellen und manchmal "schreienden" Farb- und Formnuancen - mit innerer emotionaler Heftigkeit ebenso wie mit gefühltem "gebremstem Schaum" - eben wie im jeweils inneren "abgebildeten" Leben - im damaligen Jetzt & Hier ...
2013 feiert Norwegen den 150. Geburtstag des großen Künstlers Edvard Munch mit einem umfangreichen Programm. Es enthält viele Höhepunkte, nicht nur in der Hauptstadt, wo er seinen Hauptwohnsitz in Norwegen hatte, sondern auch in Regionen, die in seinem Leben und für sein Werk von Bedeutung waren. Das Jubiläumsjahr wurde am 23. Januar im Osloer Rathaus von S.M. König Harald feierlich eröffnet.
Das umfangreiches Programm und viele Informationen über Ausstellungen, Filme, Konzerte, Publikationen und weitere Aktivitäten finden Sie im Internet unter www.munch150.no und in der Jubiläumspublikation Munch150, die Sie hier herunterladen können.
Der absolute Höhepunkt des Programms ist aber die große Edvard Munch-Ausstellung im Munch-Museum und in der Nationalgalerie in Oslo.
Die Jubiläumsausstellung in Oslo
2013 haben sich die Blicke nach Norwegen und auf das Jubiläumsprogramm gerichtet. Eine Vielzahl von Ausstellungen und anderen Veranstaltungen in Oslo sowie im übrigen Land sind Edvard Munch und seinem Werk gewidmet. Höhepunkt ist die große Ausstellung in der Nationalgalerie (Werke von 1882-1903) und im Munch Museum (Werke von 1904-1944) die mit ihren 220 Gemälden die größte jemals gezeigte Munch-Ausstellung sein wird. Unter anderem werden der fast komplett rekonstruierte Lebensfries (1902) und der Reinhardtfries (1906-07) zu sehen sein.
Obwohl Edvard Munch den größten Teil seines Werkes der Stadt Oslo vermachte, sind Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen erforderlich, um diese große Schau zu verwirklichen. Auch deutsche Museen haben zur Ausstellung beigetragen. Sämtliche der ausgestellten Werke werden in einem umfangreichen Jubiläumskatalog abgebildet sein. Der Katalog erscheint auch auf Deutsch.
Das Jubiläumsmagazin
Das Jubiläumsmagazin auf Norwegisch/English enhält eine Übersicht über aktuelle Ausstellungen und Veranstaltungen in Norwegen und im Ausland. Es stellt die beteiligten Städte und Kommunen in Norwegen vor, enthält Interviews mit den Ausstellungskuratoren, informiert über Publikationen, die neu erscheinen, über Konzerte, Filme, Festivals, Konferenzen sowie über kleinere Veranstaltungen.
Das Programm zu Munch 150 wird im Internet laufend erweitert und ergänzt. Klicken Sie sich ein und planen Sie Ihren Besuch in Norwegen im Edvard Munch Jubiläumsjahr 2013.