s!NEdi|photo|Graphy: gottes maschinenraum: irgendwo den falschen schalter umgelegt ... |
Was ist das - der "Gotteshammer" ... ???
Nach einem Meteoriten-Hagel in Russland und dem Vorbeiflug eines weiteren Himmelskörpers (2012 DA14) in bedrohlicher Nähe zur Erde, überschrieb SPIEGEL-ONLINE einen Artikel mit der Überschrift: "Warten auf Gottes Hammer" ... http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/einschlag-in-russland-welche-gefahren-von-meteoriten-drohen-a-883696.html. Der SPIEGEL hat diese Überschrift eben nicht etwa in Anführungsstrichelchen gesetzt - nein, das stand so da, als wäre der Gotteshammer ein feststehender und für jeden gleich erklärbarer Begriff, der irgendwie auf eine hammerharte Bestrafung durch Gott Bezug nahm ...
Es gab auch keinen Hinweis auf den SF-Roman von Arthur C. Clarke "Der Hammer Gottes" (The Hammer of God) (s. Abb.), der 1993 erschien. In ihm wird im Jahre 2109 ein Asteroid namens "Kali" (Hindu-Göttin der Vernichtung) bekämpft, der den Kurs der Erde kreuzt - aber auch in diesem Roman müssen sich die professionellen Retter mit den Gläubigen vom "Chrislam" auseinandersetzen, die den Asteroiden als "Fingerzeig" Gottes betrachten ...
Immer nach großen Katastrophen und Ereignissen stellt sich der Mensch - hauptsächlich erstaunlicherweise der Atheist - die Frage: "Wie konnte Gott das zulassen" ... ??? Das war nach der Sintflut schon so, nach Auschwitz, nach Tschernobyl, nach 9/11, nach Fukushima - und nun nach dem Meteoriten-Hagel in Russland.
Bild: CORBIS/SPIEGEL-ONLINE |
Während man sich in der katastrophenarmen Zeit um Gott einen Kehricht kümmert, wird er sofort mit Vorwürfen überschüttet, wenn irgendwo eine die Menschheit bedrohende Unregelmäßigkeit geschieht, sei es aus der "Hybris", der "Gottlosigkeit" und Selbstüberschätzung der Menschheit selbst heraus, sei es aus irgendwelchen Naturkatastrophen, da der Globus bekanntlich zwischendurch auch mal "quietscht und eiert" ...
Nach Katastrophen entsteht eine gewisse Hysterie, die auf die Größenordnung schaut, da muss sich Gott speziell rechtfertigen. Bei kleineren Sachen ist man bereit, darüber hinwegzusehen. Gott hingegen sieht über gar keine Sache hinweg.
Man muss sich jedoch als Mensch auch der Grenzen Gottes bewusst werden - ja, auch der Atheist, der ja rasch dann und zynisch mit seinen Vorwürfen gegenüber Gott zur Stelle ist, der aber vorher die Existenz Gottes rundweg leugnet.
Ja - auch der "allmächtige" Gott ist begrenzt. Seine Grenzen liegen in den Naturgesetzen, in der Entwicklung der menschlichen Natur und der menschlichen Freiheit und Fehler. Jesus, als Gottes Sohn, hat das bitterlich erleiden müssen, als er von Menschen - also seinesgleichen - in ur-menschlichen Intrigen böswillig verraten, alleingelassen und gelüncht wurde.
Wir können Gott nicht immer dann - für die negativen Erträge - verantwortlich machen - also für Krankheiten, Unfälle und Naturkatastrophen - weil wir erkennen werden, wie wenig wir dabei gewinnen - und wie viel wir verlieren, wenn wir Gott immer dann wegen solcher Dinge zürnen. Es fällt den Menschen hoffentlich leichter, einen Gott zu verehren, dem Leiden verhasst sind, der sie aber nicht verhindern kann - und das ist besser als einen "strafenden Gott" und eben "allmächtigen" Gott zu bemühen, dem wir alle Schandtaten in die Schuhe schieben können.
Gott verursacht nicht unser Unglück. Manches Unglück ist einfaches Missgeschick, anderes wird von schlechten Menschen verursacht oder ist nur die unvermeidliche Folge unseres menschlichen, sterblichen Daseins in einer Welt unabänderlicher Naturgesetze.
Die schmerzlichen Dinge, die uns widerfahren, sind nicht etwa Strafen für schlechtes Betragen und schon gar nicht in irgendeiner Weise Teil eines Gottesplans. Weil das Unglück nicht von Gott kommt, brauchen wir uns nicht von Gott verlassen oder verletzt zu fühlen, wenn uns ein Schicksalsschlag trifft. Wir können uns an Ihn wenden, damit er uns hilft, dieses Schicksal zu ertragen, gerade weil wir wissen, dass Gott genauso von ihm betroffen wird wie wir: Gott fühlt wie wir den Schmerz, Gott trauert mit uns, Gott leidet, Gott wischt sich und uns die Tränen ... Wir können nie tiefer fallen - als in Gottes Hand ...
Und wir können ihn im Gebet bitten, an unserer Seite zu stehen bei einem Schicksalsschlag. Eine solche Haltung Gott gegenüber hat etwas von "Vertrauen", "Zuversicht" - und von der "Gewissheit" ("Gewissen"), dass da ein Gott um mich ist, der es gut mit mir meint - und der mir "instinktiv" mit meinem inneren Kompass die Orientierung zeigt: Gott als "Navi" - der zwar weiß, wo es im Moment lang geht - der aber nicht jedes Schlagloch und jede Tagesbaustelle und jeden Erdrutsch und möglichen Zusammenstoß zuvor schon eingescannt hat ...
Ja - in dem neulich schon einmal hier zitierten Psalm 23 heißt es: "Der HERR ist mein Hirt; darum leide ich keine Not. Er bringt mich auf saftige Weiden, lässt mich ruhen am frischen Wasser und gibt mir neue Kraft. Auf sicheren Wegen leitet er mich, dafür bürgt er mit seinem Namen. Und muss ich auch durchs finstere Tal [!] – ich fürchte kein Unheil! Du, HERR, bist ja bei mir; du schützt mich und du führst mich, das macht mir Mut. Vor den Augen meiner Feinde deckst du mir deinen Tisch; festlich nimmst du mich bei dir auf und füllst mir den Becher randvoll. Deine Güte und Liebe umgeben mich an jedem neuen Tag; in deinem Haus darf ich nun bleiben mein Leben lang." (Übersetzung: Gute Nachricht)
Das Böse, das uns im Leben widerfährt, hat keinen Sinn in dem Augenblick, in dem es uns widerfährt - und es macht schon gar keinen "göttlichen Sinn". Aber wir Menschen können ihm einen Sinn verleihen. Wir können es von seiner Sinnlosigkeit befreien, indem wir ihm eine Bedeutung geben. Die Frage, die wir stellen sollten, lautet aber nicht: „Warum geschah mir das? Was habe ich getan, um so etwas zu verdienen?" (Auf diese Frage gibt es wirklich keine Antwort): Besser wäre es, zu fragen: „Was kann ich, da mir Solches widerfahren ist, jetzt tun? - Wie komme ich mit Gott darüber in den Dialog - und darüber hinweg, ohne es zu verdrängen und abzuspalten? Wie kann ich es mit ihm bearbeiten und mich "auseinandersetzen" damit - Wie kann ich das mit ihm beklagen ... Und vernehme ich überhaupt seine Stimme?" (s. hierzu auch die Geschichte von Hiob...)
Aber welche Rolle spielt nun Gott dabei? Wenn Gott nicht die Ursache des Bösen ist, das Menschen widerfährt - und wenn er es auch nicht verhindern kann - was soll uns ein solcher Gott dann überhaupt? Wie ändert nun Gott unser Leben, wenn er weder durch Tod noch durch Heilung eingreift?
Nun - Gott gibt es den Menschen ein, anderen, die von Leid betroffen sind, zu helfen, und durch diese Hilfe werden sie der Gefahr entrissen, sich allein, verlassen oder verurteilt zu fühlen. Gott verursacht oder verhütet zwar nicht die menschlichen Schicksalsschläge, aber er hilft, dass Menschen einander beistehen - Solidarität und Nächstenliebe zeigen - und Gott selbst führt uns an seiner Hand - durch dick und dünn - wenn wir wollen können wir auch in unserem Nächsten Gottes Atem, seinen Odem, auch heut noch spüren ... - seinen Atem, der einen Neuanfang ermöglicht ...
Ein chassidischer Rabbiner des 19. Jahrhunderts drückte es einmal so aus: „Menschen sind die Sprache Gottes."
Gott offenbart seinen Widerwillen gegen Krebs und Geburtsschädigungen und Katastrophen aller Art nicht dadurch, dass er sie nicht geschehen oder nur "bösen" Menschen widerfahren lässt, sondern dadurch, dass er gute Freunde und Nachbarn veranlasst, die Last tragen zu helfen und die Leere auszufüllen - und selbst "da" zu sein.
Die Verheißung in Psalm 91 lautet: "Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu beschützen, wohin du auch gehst. Sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht über Steine stolperst."
Und die Not kennt viele Engel ...
siehe hierzu unbedingt auch: http://nunchic.blogspot.de/2013/02/papst-benedikts-uberweltbild.html
(Text - unter Verwendung von Materialien von Harold S. Kushner, jüdischer Rabbi und Bestseller-Autor, Interpret besonders auch der biblischen Geschichten über Vergebung und persönlichem Wert, Ratgeber zur Bewältigung von Trauer, Tragödien und Ungerechtigkeiten ...)