HEUTE IST FREITAG, DER 13.:
Die Paraskavedekatriaphobie, die panischen Angst vor Freitag, dem 13.
siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Freitag,_der_13.
Lasst mich Euer Quatorzieme sein ...;-))
Das Buch der irrationalen Ängste hat viele Einträge. Mit die bizarrsten sind die Triskaidekaphobie und die Paraskavedekatriaphobie. Wer unter ihnen leidet, geht der Zahl 13 aus dem Weg - bzw. Freitag, dem 13. - wie andere Spinnen oder Aufzügen.
Nicht selten tritt die Triskaidekaphobie in Verbindung mit der Paraskavedekatriaphobie auf, der panischen Angst vor Freitag, dem 13.(mein Blick in den Kalender zeigt neben heute (13.09.2013) nochmal Freitag, den 13. Dezember 2013 an - also ein guter Tag, um noch einmal an einen "Weltuntergang" zu denken ...)
- wie bei Arnold Schönberg, dem Erfinder der "Zwölf-Ton-Musik", der 1908 als erster Musiker mit der Tonalität brach, aber aus seinem Aberglauben mit der 13 nicht herauskam.
Schönberg wurde an einem 13. geboren und schwitzte Blut und Wasser bei dem Gedanken, er würde auch an einem 13. sterben.
Für seine Oper Moses und Aron kürzte er den biblischen Namen Aaron um ein "a", nur damit der Titel aus zwölf und nicht aus dreizehn Buchstaben bestehe. Doch trotz seiner manischen Vermeidungsstrategie entkam Schönberg dem Fluch der 13 nie ganz. Das berühmte „Watschn-Konzert" in Wien, bei dem er sich eine öffentliche Ohrfeige einfing, fand im Jahr 1913 statt. Das Zeitliche segnete der Musiker 38 Jahre später, am 13.Juli 1951, der Legende nach dreizehn Minuten vor Mitternacht. Nicht-abergläubische Menschen nennen das Zufall.
Wenn die 13 mit dabei ist, ruiniert sie die Idee von Vollständigkeit, Vollkommenheit und Einheit. Vorbei ist es mit der Harmonie.
So aufgeklärt, abgeklärt wir auch sind, gefühlt bleiben wir alle Bewohner von Vondervotteimittiss, jenes Dorfes, das der Schriftsteller Edgar Allan Poe in einer Kurzgeschichte geschaffen hat, und das im Chaos versinkt, als die Turmuhr 13 schlägt ...
Dabei ist die Zahl 13 nicht natürlicherweise eine Unglückszahl. Noch im Mittelalter galt sie als vollkommen unbescholten, wenn nicht sogar als Glückszahl. Viele Klöster wurden damals von 13 Mönchen gegründet. Die Unglückszahl 13 hat die gleiche Herkunft wie die romantische Liebe oder die Vorstellung der Nationen: Das 19. Jahrhundert hat sie sich ausgedacht.
Das vage Gefühl der mathematischen Disharmonie ist in so viele kulturelle Narrationen übersetzt, dass man es ganz nach Vorliebe für Christliches, Prinzessinnen oder nordische Götter wählen kann: Judas verrät Jesus; als die 13. Fee erscheint, fällt Dornröschen in ihren Schlaf; und in einer altnordischen Sage taucht der böse Gott Loki uneingeladen bei einer Feier für zwölf auf und verursacht den Tod Balders.
Die Moral der Geschichte ist in allen Fällen die gleiche: Sitzen 13 bei einer Tischgesellschaft, wird einer von ihnen innerhalb eines Jahres sterben. Aus diesem Grund gab es im Frankreich des 19. Jahrhunderts einen bezahlten Beruf - den Quatorzieme, dessen Aufgabe einzig und allein darin bestand, als 14. Gast eine Tischgesellschaft zu vergrößern.
Zur Rehabilitierung der 13 Tischgäste (und zum Kampf für die Aufklärung) gründete sich am 13. Januar 1881 ein Club: Der Thirteen Club, der sich an jedem 13. des Monats zum Dinner traf beim ersten Mal im Saal 13 des Knickerbocker House in New York unter Führung von Captain William Fowler, einem reichen New Yorker und Bürgerkriegsveteranen.
Um an ihre Plätze zu kommen, mussten die Gäste unter Leitern durchlaufen, und kurz vor dem Essen war es gute Sitte, etwas Salz zu verstreuen. Es dauerte nur wenige Jahre, bis der Club so populär geworden war, dass auch der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt zu seinen Mitgliedern gehörte.
Doch alle Aufklärung hat wenig geholfen, denn auch in der Moderne flößt die 13 so viel Furcht ein, dass es in den Flugzeugen der Lufthansa keine 13. Reihe gibt und bei 40 Prozent aller US-Hochhäuser die Etage 13 fehlt*).
Im 20. Jahrhundert kam plötzlich eine neue Idee auf und überdeckte den Tischgesellschaft-Aberglauben wie die zweite Schicht eines restaurierten Gemäldes. Die 13 und der Unglückstag Freitag fanden als Unglückspärchen zueinander und verstärkten gegenseitig ihren miesen Ruf.
Ob tatsächlich der Schriftsteller Thomas W. Lawson mit seinem 1907 erschienenen Roman "Friday, the Thirteenth" schuld daran war oder ob er nur eine Idee festschrieb, die eh schon in der Welt herumgeisterte, kann nicht mehr ganz geklärt werden. Seitdem verfestigt sich der Mythos mit jedem Freitag, dem 13., weiter, an dem die Medien Statistiken und Glossen drucken.
Am 1. Januar begann der große Auftritt der Jahreszahl 13, aber niemand, der in seinem Leben auch nur eine Highschool-Komödie gesehen hat, muss sich vor einem pechschwarzen Jahr fürchten. Denn kurz bevor das Schicksal besiegelt ist, kommt immer noch der Moment, in dem die unglückselige Außenseiterin die Hornbrille abnimmt und alle endlich ihre Schönheit erkennen.
aus: Der Freitag | Nr. 1 | 3.Januar 2013 - MS
und: Maren Keller in KulturSPIEGEL | Heft 1 | www.kulturspiegel.de | aus: Jetzt schlägt's 13, S. 14 ( *) in diesem Heft gab es sicherheitshalber keine Seite 13.)