S!NEDi|bild|bearbeitung nach: universal-music.de |
Nee - ich bin ja kein "kölsche Jong" - aber der Wolfgang Niedecken ist ja nur vier Jahre jünger als ich - und folglich begleitet er mich schon eine ganze Zeit lang durchs Leben.Vorauszuschicken ist noch mein aktueller Bezug: Der Georg Büchner wird zur Zeit ja 200 Jahre alt - und dazu lese ich das Buch: Hermann Kurzke: Georg Büchner - Geschichte eines Genies, C. H. Beck, 2013 - Und im Laufe der Interpretationen Büchners durch den Autor Kurzke fiel mir Wolfgang Niedecken ein: Nicht als "Gleichnis" - soweit will ich da gar nicht gehen - aber schon als "Verwandter" im Habitus, im "Genie", in der "Atmosphäre" ...
Zu Beginn - als sich bei mir die BAP-Songs so allmählich aus dem alljährlichen kölschen Karnevalsrauschen lösten, abhoben und eigenständig in meinem Geist und meinen Ohren - als geborener Ostwestfale - einen Platz beanspruchten und herumwabberten, habe ich noch immer versucht, den kölschen Slang für mich zu übersetzen ins sogenannte "Hochdeutsche" - aber bin dabei doch relativ krass gescheitert.
S!NEDi|photography: als ich dir alles gesagt - hektisch und trotzdem erlöst ... |
Irgendwann hab ich mir dann gesagt: Nimm es an wie die englischen Pop-Songs - und da ich ja fast kein Englisch kann - hatte ich keine Ahnung, was sie mir "damit sagen wollten" ...- und ich war trotzdem selig ...
Nachdem ich mich einigermaßen im Internet tummeln kann - mit all den Song-Übersetzungen (wovon ich hier im Blog ja schon eine Menge geliefert habe) - und dem Google-Translator und anderen Übersetzungs-Tools bin ich in dieser Hinsicht etwas ambivalent: Auf der einen Seite erfahre ich damit, welchen Schmarren die uns all die Jahre vorgejault haben - auf der anderen Seite staune ich über die lyrischen Inhaltskompositionen mancher Texte - besonders auch bei meinem besonderen Spezie Leonard Cohen ...
Aber kurz danach - in meiner ewigen inneren Hitparade - taucht schon Wolfgang Niedecken auf - mit dem für mich einmaligen Song "Do kanns zaubre...": Zu Anfang - als ich noch nicht die Google-Übersetzungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen konnte - und das Kölsch dieses Songs einfach nach meinen Empfindungen "übersetzte", dachte ich immer, es wäre ein Lied von einem Vater, der aus dem Krieg nach Hause kommt - für das Kind quasi als Fremder, den es durch Erzählungen der "Mamm" zwar ahnte - aber nicht kannte - und dem Kind kam es nun so vor als, als könne dieser "Mann" "zaubere" - so wie "wie din Mamm, die Kate läät" ..., diese markanten Zeilen waren ja in den kölschen Idiomgewittern auch als Ostwestfale herauszufiltern ...
Aber - ich war da auf dem hölzernen Weg - und doch: Die tatsächliche "Übersetzung" des Songs "Do kanns zaubre..." hat mich nicht etwa enttäuscht - es war anders - und doch irgendwo und irgendwie ähnlich ..., es ist ja ein Liebeslied - und Schöneres gibt es ja nicht ... - und die Liebe hat ja sooo viele Sprachen und Formulierungen - und das ist gut so ...
Und hier die Texte:
Do kanns zaubre
1.)
E weiß Blatt Papier, ne Bleisteff,
Jedanke bei dir, setz ich
ahm Finster un hühr, wat sich
avvspillt vüür der Düür, bess ich
avvrötsch en die Zick, en der et dich für mich nit joov
un mir ming Levve vüürm Daach X op eimohl vüürkütt wie en Stroof.
Refr.:
Du kanns zaubre, wie ding Mamm die Kaate läät,
irjendsujet muss et sinn
jede andre hätt jesaat: Et ess zo spät,
dä Typ ess fäädisch, dä Typ
dä krisste mer wirklich nit mieh hin.
2.)
Mem Rögge zur Wand, spaßend
un jede Naach voll woor ich,
ming bessje Verstand hassend,
total vun der Roll woor ich.
T schlemmste woor, als mir, wie du mich endlich registrierst
entsetzlich klarwoot, dat et jetz oder nie met uns zwei passiert.
3.)
Mensch, woor ich nervös, als ich
dir alles jesaat hektisch
un trotzdämm erlös, weil du mich
nit treck ussjelaach un dich
für mich intressiert häss, für all dä Stuss, dä uss mir kohm
für dä Laber, dä ich jebraat hann, weil die Changs zo plötzlich kohm.
Refr.:
Du kanns zaubre, wie ding Mamm die Kaate läät,
irjendsujet muss et sinn
jede andre hätt jesaat: Et ess zo spät,
dä Typ ess fäädischnä, dä Typ
dä krisste mer wirklich nit mieh hin.
4.)
E wieß Blatt Papier, ne Bleisteff
Jedanke bei dir, setz ich
ahm Finster un hühr en mich,
Kriej kaum jet notiert, weil ich
immer noch nit raffe, dat mir uns tatsächlich hann
un mir deshalv halt wießmaache, dat du wirklich zaubre kanns.
.................................
Du kannst zaubern
1)
Ein weißes Blatt Papier, ein Bleistift,
Gedanken bei dir, sitze ich
am Fenster und höre,
was sich abspielt vor der Türe,
bis ich abrutsche in die Zeit,
in der es dich für mich nicht gab
und mir mein Leben vor dem Tag X auf einmal vorkam wie eine Strafe.
Ref:
Du kannst zaubern,
wie deine Mama, die Karten legt
- irgend so etwas muß es sein.
Jeder andere hätte gesagt: "Es ist zu spät.
Der Typ ist fertig,
den kriegst du wirklich nicht mehr hin."
2)
Mit dem Rücken zur Wand, spaßend,
und jede Nacht voll war ich.
Mein bißchen Verstand hassend,
total von der Rolle war ich.
Das Schlimmste war, als mir,
wie du mich endlich registriert,
ntsetzlich klar wurde, daß es jetzt oder nie mit uns zwei passiert.
3)
Mensch, war ich nervös,
als ich dir alles gesagt - hektisch
und trotzdem erlöst,
weil du mich nicht direkt ausgelacht
und dich für mich interessiert hast,
für all den Stuß, der aus mir kam,
für all den "Laber"(Unsinn), den ich gebracht habe,
weil die Chance zu plötzlich kam.
4)
Ein weißes Blatt Papier, ein Bleistift,
Gedanken bei dir, sitze ich
am Fenster und höre in mich,
kriege kaum etwas notiert,
weil ich immer noch nicht "raffe"(begreife),
daß wir uns tatsächlich haben
und mir deshalb halt weismache,
daß du wirklich zaubern kannst.