S!NEDi | graphic: die ahnenreihe - genetisch sortiert |
Dass man nun die DNA aus 3000 Jahre alten Höhlenmenschen generieren kann - und abgleichen kann mit der DNA heute lebender Menschen - und dass sich da Gemeinsamkeiten zumindest errechnen - und vielleicht ja auch erkennen lassen - hat man uns gestern in der "Aktuellen Stunde" im WDR-Fernsehen vorgeführt - und eben auch in WDR 5 - in der Sendung "Leonardo" ...
Mich hat es dazu gebracht - diese Graphic hier oben zu erstellen: Und auch hierbei war das Ausgangsmaterial ein Zufallsfoto aus einer Imbissbude in St. Peter-Ording - und der Rest - also quasi die "genetische Anpassungstour" haben dann "Photoshop"-"Verschönerungs"- und Photobearbeitungs-Filter ausgeführt - allerdings so - wie ich - der "Schöpfer" dieses kleinen Kunstwerkes - das haben wollte ... - in ca. 60 Minuten insgesamt - also etwas schneller als in den 3000 Jahren "real life" - zwischen der Höhle im Sauerland - und den Nachfahren heute in Ostwestfalen-Lippe.
Ein Lemgoer gehört zur ältesten Familie:Verwandt mit einem Höhlenmenschen
Eine Höhle im Harz, 3000 Jahre alte Knochen und eine Wissenschaftlerin, die sich vor allem mit der Entschlüsselung alter DNA beschäftigt: Durch diese Kombination erfuhr ein Mann aus Lemgo von seiner Verwandtschaft mit dem Höhlenmenschen M1.
- Willi Huchthausens Cousin Manfred mit der Rekonstruktion eines Höhlenmenschen
Der Beweis ist so groß wie eine Scheckkarte und komplett aus Plastik. Willi Huchthausen hat ihn gerade auf seinen Wohnzimmertisch gelegt, zu Hause im ostwestfälischen Lemgo. Auf dem Plastikkärtchen ist ein Bild von ihm zu sehen, daneben steht sein Geburtsdatum und ein ungewöhnlicher Vermerk: "Verwandt mit M1, 1000 vor Christus." Ein Scherz? Ganz und gar nicht. Das, was da vor dem 70-Jährigen auf dem Tisch liegt, ist ein offizieller Ausweis, ausgestellt und beglaubigt vom Höhlenerlebniszentrum in Bad Grund im Harz. "Das soll schon so eine gewisse Zugehörigkeit der Familie bedeuten", sagt Willi Huchthausen.
M1, der Mann, mit dem er nach Meinung von Wissenschaftlern so gut wie sicher verwandt ist, ist einer der Stars des Höhlenerlebniszentrums. Dort wurde ein Teil der benachbarten Lichtensteinhöhle nachgebaut, in der 3000 Jahre alte Menschenknochen gefunden wurden – und zwar nicht nur von einem, sondern gleich von 65 Bronzezeit-Genossen. Willi Huchthausen hatte von seinem Cousin Manfred von der Geschichte erfahren. Der wohnt noch heute in unmittelbarer Nähe der Höhle. Der 70-Jährige holt ein Zeitungsfoto hervor: Es zeigt Manfred und den Bronzezeitmann M1, so, wie er vielleicht einmal ausgesehen haben könnte: "M1 sieht aus, wie wir uns einen gut aussehenden, kräftigen, willensstarken Menschen vorstellen", findet Willi Huchthausen. "Er ist jedenfalls sympathisch dargestellt. Ein Dreitagebart, heute modern." Allerdings ist M1 im Höhlenerlebniszentrum nur aus Wachs: "Das ist mehr eine Figur als ein Verwandter."
Wissenschaftler der Uni Göttingen entschlüsseln alte DNA
- Susanne Hummel mit einem rund 3000 Jahre alten menschlichen Knochen
Den doch ein bisschen komplizierten Verwandtschaftsverhältnissen der Huchthausens ist man an der Uni Göttingen auf die Spur gekommen. Susanne Hummel leitet hier die Arbeitsgruppe "Analyse alter DNA" und forscht schon viele Jahre an den Knochen aus der Lichtensteinhöhle. Dort lagen sie bei gleichbleibend niedriger Temperatur und eingehüllt in einen dicken Mantel aus Kalk, der im Laufe der Zeit aus dem Gestein herausgewaschen worden war – ein absoluter Glücksfall für die Wissenschaft, betont Susanne Hummel: "Das hat dazu geführt, dass wir dort 3000 Jahre alte DNA finden, die sich aber in so gutem Zustand befindet, wie das unter weniger geeigneten Umständen häufig noch nicht mal bei wenige Jahre alten Skelett-Elementen der Fall sein würde."
Trotzdem gibt es bei der Analyse alter DNA immer wieder dasselbe Problem: In aller Regel ist sie nur noch in so kleinen Mengen vorhanden, dass sie selbst mit modernsten Instrumenten nicht analysiert werden kann. Die Wissenschaftler greifen deshalb zu einem Trick: Sie vervielfältigen die Abschnitte der DNA, die sie besonders interessieren. "Um überhaupt in den Messbereich der Geräte hineinzukommen, mit denen dann hinterher genau untersucht werden kann, wie zum Beispiel der genetische Fingerabdruck aussieht", erklärt Susanne Hummel. "Heutzutage werden solche genetischen Fingerabdrücke beispielsweise genutzt, um Vaterschaftsuntersuchungen zu machen."
Genetischer Fingerabdruck der Bronzezeitmenschen
- Der genetische Fingerabdruck beweist Verwandtschaftsverhältnisse
Der "Vaterschaftstest bei den Bronzezeitmenschen" zeigte eindeutig, dass die Höhlenbewohner miteinander verwandt waren. Die Göttinger Forscher hatten damit den ältesten Stammbaum der Welt gefunden, eine wissenschaftliche Sensation. Jetzt war klar: Die Höhle war das Familiengrab einer vermutlich hoch angesehenen Bronzezeit-Sippe. Und, so Willi Huchthausen, "so könnte eventuell auch unser Name entstanden sein: die Hucht, viele, die dort hausen."
Warum es sich um die "Ur-Huchthausens" handeln sollte, kann man mit Hilfe des genetischen Fingerabdrucks allerdings nicht erklären. Damit lassen sich familiäre Beziehungen höchstens über drei Generationen nachweisen – dann sind durch Vererbung zu viele Vermischungen auf dem entsprechenden DNA-Abschnitt eingetreten. Wie aber lässt sich eine Verwandtschaft über 3000 Jahre belegen? "Dafür werden andere Sequenzen benutzt, die tatsächlich unverändert beziehungsweise nur durch seltene Spontan-Mutationen verändert durch die Generationen hinweg vererbt werden", erklärt Susanne Hummel. "In der männlichen Familienlinie sind das Sequenzen, die auf dem Y-Chromosom liegen, also auf dem Geschlechtschromosom."
Massengentest im Umkreis der Lichtensteinhöhle
- Bestimme Sequenzen auf den Chromosomen sind der Schlüssel
Die Professorin wollte es genau wissen: Sie rief alle männlichen Bewohner der Gegend um die Lichtensteinhöhle zu einem Massengentest auf. Das Ergebnis verschlug den Experten fast die Sprache: Über 40 Jungen und Männer, die ihre DNA untersuchen ließen, waren mit hoher Wahrscheinlichkeit Nachfahren der Höhlenmenschen. Bei Willi Huchthausens Cousin Manfred fanden die Forscher nahezu gerichtsfeste Beweise, dass er in direkter Linie mit dem Höhlenmann M1 verwandt ist. Und weil Manfred und Willi denselben Urgroßvater haben und damit auch dasselbe Muster auf ihren Y-Chromosomen, gilt auch Willi Huchthausen als direkter Nachfahre – und damit als Mitglied der Familie, die nicht nur den ältesten, sondern auch den längsten nachgewiesenen Stammbaum der Welt hat.
Gewisse Distanz zu den Verwandten aus der Bronzezeit
Rund zwei Stunden Autofahrt liegen zwischen Lemgo und der Lichtensteinhöhle, zwischen Willi Huchthausen und dem Fundort der Gebeine seiner Urahnen. Trotzdem ist er nicht häufig im Harz. Das liegt zum einen an seiner Parkinson-Erkrankung, aber auch an einer gewissen Distanz zu den Bronzezeit-Verwandten. 3000 Jahre sind eben doch eine ganz schön lange Zeit. "Ich weiß ja nicht, was für Menschen das waren, was die da angestellt haben", sagt Willi Huchthausen. "Man kann ja davon ausgehen, dass, wer sich solange behauptet hat, nicht unbedingt der gnädigste und der liebste Mensch war. Die müssen sich ja täglich gegen andere Sippen durchsetzen. Haben sich wahrscheinlich auch immer die schönsten Frauen geholt aus der Nachbarschaft."