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Gurlitts Bilder und die "Empörten Besucher der Revolutionäre Malerei" - 2048 - Zu eine Collage von Hans Thiemann im Kunstmuseum Ahlen ...

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Heute - im Kunstmuseum in Ahlen/Westfalen, wo ich die 2. Hälfte der Ausstellung "RUHE-STÖRUNG"- STREIFZÜGE DURCH DIE WELTEN DER COLLAGE, die vom 28.09.2013-26.01.2014 im MARTa Herford und eben in Ahlen gezeigt wird - stand ich plötzlich vor dieser eindrücklichen Collage vom Bauhaus-Schüler Hans Thiemann (1910-1977), die er 1948 kreierte - unter dem Titel: "Empörte Besucher in der Ausstellung 'Revolutionäre Malerei, März 2048" ... 
Ich empfand - seltsam berührt - sofort dieses eigentlich zeitlose - ja direkt satirisch karikaturhaft wirkende Werk - voll beißender Kritik - und eben schon drei Jahre nach diesem alles umfassenden NS-Bildersturm auf die damalige Moderne entstanden - als in diesen Tagen ganz besonders aktuell, eben wo es sowohl um die Ausstellung "Entartete Kunst" von 1937 als auch um die jüngst bekannt gewordene über 1400 Werke umfassende Kunstsammlung des Müncheners Cornelius Gurlitt geht - mit ihren wohl oft zweifelhaften und dubiosen Herkunftsquellen ... 
Thiemann hat hier in einer Art Umkehreffekt das picasso-, miro- und de|chirico-esk wirkende Publikum in ein Museum platziert, wo es alte, in Grautönen gehaltene, nichtssagende Kunstschinken betrachten kann - was zunächst einmal verblüfft - und in 1948 sicherlich höchst seltsam daher kam ... Die kubistischen und fast cartoon- bzw. karikaturartigen Figuren waren für deutsche Betrachter sicherlich höchst ungewöhnlich - denn durch die Verfolgung der aktuell zeitgemäßen internationalen Kunstentwicklung durch die Nazis war Deutschlands Bildende Kunst insgesamt von der Kulturentwicklung abgeschnitten und höchst einseitig beeinflusst - sie brodelte im eigenen braun abgestandenen Saft, an dem sich viele Künstler verbrannt hatten und 1948 einfach nur Hunger litten ... 
Hans Thiemann titelt die imaginäre Ausstellung in seiner Collage mit "...'Revolutionäre Malerei', März 2048': Er stellt sich so 1948 - mit diesem gespiegelten Umkehreffekt - eine Ausstellung in hundert Jahren vor: das inzwischen in "klassisch-modern" verwandelte Publikum betrachtet vielleicht wieder einmal eine Ausstellung ... - und es ist fraglich, wie die Reaktionen in jenen Jahren dann sein werden  - das lässt Thiemann sicherlich bewusst offen - aber in jedem Falle ist die Ausstellung dann "Revolutionär" - nicht mehr "entartet" ...

Hans Thiemann: Empörte Besucher in der Ausstellung 'Revolutionäre Malerei', März 2048, 1948,
Collage aus Illustriertenausschnitten, Deckfarbe und Tusche, 34 x 44 cm, Bauhaus-Archiv Berlin. Foto: Bauhaus-Archiv Berlin | Kunstmuseum Ahlen

Hans Thiemann - eigentlich: Hans Wilhelm Fritz Thiemann (* 18. April 1910 in Langendreer; † 28. Juli 1977 in Berlin) war ein deutscher Maler.

Im April 1930 ging Hans Thiemann an das Bauhaus in Dessau. Wenige Monate vor Schließung des Bauhaus wurde ihm sein Bauhaus-Diplom nach erfolgreichem Abschluss des Studiums in der freien Malklasse am 1. April 1933 von den beiden Bauhausmeistern Klee und Kandinsky ausgestellt. Am Bauhaus lernte er auch seine spätere Frau, die Fotografin Elsa Thiemann kennen. Thiemann zog im Folgenden nach Berlin und lebte während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus in einer Atelierwohnung in der Ludwigkirchstrasse 10a in Berlin-Wilmersdorf.
Brieffreundschaften zu dem Schweizer Architekten Paul Matthias Naeff und zu Wassily Kandinsky, der seit 1933 in der Nähe von Paris lebte, halfen Thiemann die durch den Nationalsozialismus erzwungene Isolation und die hierdurch immer stärker gewordenen Depressionen zu ertragen. Mittlerweile hatte Thiemann sich auf 47 Kilogramm herabgehungert und so wurde er im Frühjahr 1940 als er das erste Mal gemustert wurde als 'völlig untauglich' entlassen. Seine finanziellen Verhältnisse konnte er durch einige realistische Porträts und Landschaftsbilder, die er aber bewusst nicht signierte, aufbessern.

Als die NS-Zeit und der Krieg vorbei waren, änderte sich seine Situation umgehend. So konnte er zahlreiche Zeichnungen in den Kunstzeitschriften 'Athena', 'Ulenspiegel' und 'Der Insulaner' veröffentlichen. Bereits im September 1945 beteiligte er sich an der zweiten Gruppenausstellung der Galerie Gerd Rosen, die erst einen Monat vorher von dem Antiquar Gerd Rosen, dem Maler Heinz Trökes und dem Konsul Max Leon Flemming am Kurfürstendamm 115 als erste deutsche Nachkriegsgalerie eröffnet worden war. Er war auch bei der 1946 in der Galerie Gerd Rosen gezeigten 'Fantasten-Ausstellung' beteiligt. Diese Ausstellung hatte einen regelrechten Skandal verursacht. Beteiligt waren außerdem Stephen Alexander, Hannah Höch, Heinz Trökes, Hans Uhlmann und Mac Zimmermann. 1954 erhielt Thiemann den Berliner Kunstpreis und nach einer Gastdozentur im Jahr 1954 erhielt er 1960 den Ruf an die Hamburger Kunsthochschule, wo er ab 1963 als Professor mit kurzen Unterbrechungen bis 1976 die Grundklasse leitete.

Viele seiner Bilder sind kriegsbedingt verschollen und zerstört. Der künstlerische und dokumentarische Nachlass wurde 1982 von der Erbin Eljo Volkmann an das Bauhaus-Archiv Berlin übergeben. Hierzu zählen 91 Gemälde sowie zahlreiche Skizzen und Zeichnungen. (WIKIPEDIA)

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