Brüder, in eins nun die Hände ... - (Originalfoto: SZ) |
1.
Brüder, zur Sonne, zur Freiheit,
Brüder zum Licht empor!
Hell aus dem dunklen Vergangnen
leuchtet die Zukunft hervor.
Hell aus dem dunklen Vergangnen
leuchtet die Zukunft hervor.
2.
Seht, wie der Zug von Millionen
endlos aus Nächtigem quillt,
bis eurer Sehnsucht Verlangen
Himmel und Nacht überschwillt!
3.
Brüder, in eins nun die Hände,
Brüder, das Sterben verlacht!
Ewig, der Sklav'rei ein Ende,
heilig die letzte Schlacht!
So beschwören die Genossen nun die eigene - weit über 100-jährige - (Klassenkampf-) Vergangenheit - ebenso wie den unter "heißer Nadel" - in immerhin gut 2 Monaten - ausgehandelten Koalitionsvertrag mit der Union ... - den man nun vor der eigenen SPD-Basis vertreten muss - will man als Genossin Andrea und/oder Manuela, als Genosse Sigmar und als Genosse Frank-Walter irgendwie zu Rang & Namen - und zu Potte - kommen ...
Und wenn man diese alten geschichtsträchtigen SPD-Rituale in diese heutige Zeit katapultiert und mit diesem derzeitigen Genossinnen- und Genossen"material" ausstattet und verbindet und in "Einklang" zu bringen versucht - bemerkt man erst die Farce - und den tatsächlichen Verrat an den alten sozialistischen/sozialdemokratischen Werten - die mit diesem Kampflied und mit diesem alten Text heraufbeschworen und ausgedrückt werden ...
Genossin Andrea und/oder Manuela, Genosse Sigmar und Genosse Frank-Walter: Könnt ihr denn wirklich noch gut schlafen heute Nacht - und morgen - und ggf. die nächsten 4 Jahre ... ??? Lasst den Unfug - verratet nicht das Herzblut der Altvorderen ... Gestaltet eine starke Opposition - und versucht so schnell wie möglich eine Koalition zu bewerkstelligen ("links von der Union" - wie Willy Brandt das wie ein Vermächtnis seinerzeit formuliert hat ...) , wo ihr dieses alte Kampflied wieder mit Fug und Recht und mit gutem Gewissen singen könnt ... - ohne dass Euch die Melodie und der Text dazu im Halse stecken bleiben ...
Gerhard Schröder war bisher der einzige SPD-Kanzler im 21. Jahrhundert. Sprach man ihn früher auf Koalitionsverträge an, hörte man oft den Satz: "Der Koalitionsvertrag ist keine Bibel." Abgesehen davon, dass in diesem Sinne nicht einmal die Bibel für Schröder eine Bibel war, meinte er damit, dass jeder Koalitionsvertrag die Zusammenfassung politischer Absichtserklärungen ist und keine in Stein gehauene, vor irgendeinem Gericht einklagbare Gesetzessammlung.
Ein Koalitionsvertrag ist zunächst einmal ein inhaltlich begründetes Versprechen, dass sich miteinander konkurrierende Parteien für eine gewisse Zeit und zum Zwecke des Regierens vertragen wollen. Er regelt, was man tun will. Er regelt schon nicht mehr unbedingt, wie man das, was man will, auch tun (und bezahlen) kann. Es gibt Fälle, in denen eine Koalition gehalten hat, obwohl ein Partner (oder alle) gegen den Vertrag verstoßen haben, mehrmals, sogar immer wieder. Und für viele Dinge, die im Laufe einer Legislaturperiode von Wirtschaftskrisen über Naturkatastrophen bis hin zu Großverbrechen passieren können, taugt ein Koalitionsvertrag gar nichts.
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