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Chris Howland ist tot - Mr. Heinrich Pumpernickel ...

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Chris Howland | Originalfoto: WDR


CHRIS HOWLAND IST TOT



Er war der berühmteste Engländer im deutschen Fernsehen: Der Schauspieler, Moderator und Entertainer Chris Howland ist tot. Das bestätigte ein Sprecher des Westdeutschen Rundfunks (WDR) in Köln. Howland starb im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in Rösrath bei Köln.

Das „Hamburger Echo“ zeigte sich im Februar 1953 hellauf begeistert: „Die beste Sendung war die, der man nach dem Programmtitel keinerlei Chance gab. Es war nämlich ein Schallplattenjockey angekündigt. Plattenspielen im Fernsehen – unmöglich! Aber Chris Howland vom BFN war in seiner Conférence so einfallsreich, witzig, charmant, in seinem stummen Spiel so grotesk, überlegen, dämlich, schüchtern, frech – es können nach Belieben alle anderen Bezeichnungen eingesetzt werden. – Das macht ihm so leicht keiner nach!“ Weshalb seine Sendung denn auch in Serie ging – einmal im Monat durfte er zur besten Sendezeit um 20.00 Uhr live seinen Schabernack treiben. 

Howland war als Artillerist ins besetzte Deutschland gekommen. Nach dem Krieg arbeitete er als Rundfunksprecher bei der britischen Armee. Bald hatte er auch eine große Anhängerschaft in der deutschen Bevölkerung. So bekam er eine eigene Sendung beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk NWDR. Aus dieser Anfangszeit stammt auch sein Spitzname "Mr. Pumpernickel". Seinem deutschen Publikum stellte er sich gern als "Heinrich Pumpernickel" vor.

Berühmt wurde Howland als Moderator der Sendung "Spielereien mit Schallplatten", vor allem aber mit seiner Fernsehshow "Vorsicht, Kamera!". 1959 wechselte er für zwei Jahre zurück in sein Heimatland. Dort erreichte er jedoch nie den Ruhm, den er in Deutschland hatte.

Der gebürtige Londoner spielte - meist als schrulliger Nebendarsteller - in diversen Filmen mit, darunter in Karl-May-Verfilmungen sowie in der Edgar-Wallace-Reihe. Zuletzt war er an der Seite von Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka in der Filmparodie "Neues vom Wixxer" im Kino zu sehen.

"Der Begriff 'Legende' wird oft und viel zu häufig benutzt, doch Chris Howland war wirklich eine", erklärte WDR-Intendant Tom Buhrow in einer Mitteilung zum Tod des Entertainers.

„Wir haben immer Chris Howland gehört.“

Dankbarkeit klingt aus diesen Worten. Denn als Chris Howland, der 1948 als Soldat in das zerbombte Hamburg gekommen war und dort für den britischen Militärsender BFN tätig wurde, 1952 eine Sendung beim deutschen NWDR übernahm, war der bundesdeutsche Rundfunk eine staubtrockene Veranstaltung. Mit Chris Howland kam nicht nur der Begriff des „Schallplattenjockeys“ auf, er brachte auch den angelsächsischen Moderationsstil mit. Seine Ansagen waren pointiert, und er begleitete sie mit akustischen Gags, die er aus dem Schallarchiv des BFNs geborgt hatte.

Wenn er sich, anfangs in gebrochenem Deutsch, als „Schallplattenjockey“ vorstellte, spielte er beispielsweise Hufgetrappel ein. Der reinste Übermut in einem Umfeld, das „Der Spiegel“ im Herbst 1952 wie folgt beschrieb: „Der deutsche Rundfunkhörer kannte bisher höchstens gestellte Dialoge zwischen zwei Musikstücken oder ‚verbindliche Worte‘ streng nach Manuskript, möglichst anonym und unpersönlich gehalten.“

Howland spielte britische und US-amerikanische Platten, viel schmissigen Swing von Glenn Miller, Stan Kenton, Ray Anthony. Unter den Nazis war der Swing verboten gewesen, jetzt herrschte Nachholbedarf. Über Chris Howland erzählt der deutsche Schlagerkomponist Hans Blum: „Damals waren wir so gierig darauf, als wäre man verhungert und findet ein Stück Speck.“

Auch für die nachfolgenden Stilrichtungen hatte Chris Howland ein offenes Ohr, Skiffle, sogar Rock ‘n‘ Roll legte er auf. Als einer von ganz wenigen im damaligen deutschsprachigen Hörfunk.

In Hamburg fühlt er sich zuhause 

Schon Howlands Vater war beim Rundfunk tätig gewesen. Er verließ die Familie, als Chris zwei Jahre alt war. Der Junge verbrachte Kindheit und Jugend in Internaten. Erst in Hamburg beim Soldatensender BFN, der damals in der wunderbarer Weise unzerstört gebliebenen Musikhalle untergebracht war, hatte er das Gefühl, einer Familie anzugehören. Als wäre er nach Hause gekommen, sagt er mal in einem Film.

Howland wusste seine Popularität zu nutzen. Er nahm selbst Schallplatten auf – mehr Sprechgesang als Belcanto, aber drollig –, spielte komische Rollen in deutschen Filmen, in den bekannten Karl-May- und Edgar-Wallace-Adaptionen und auch in Schlagerfilmen. In dem Musiklustspiel „Das blaue Meer und du“ (1959) sang Howland im Duett mit Schlagerstar Fred Bertelmann einen erstaunlich politischen Text: „Und die Erkenntnis/Bei Strophe vier/ Ist nur das Eine/Nämlich dass wir/So wie die Alten/Zusammen halten/Gegen Regieren/Und Tyrannisieren ...“ aus dem Schlager-Titel "Der Dumme im Leben ist immer der Mann ...".

Beinahe zwangsläufig ergab sich für Howland der Schritt zum Fernsehen. Howlands TV-Karriere beginnt mit dem Kauf der Formatrechte für die Unterhaltungssendung „Candid Camera“, die er im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Vorsicht, Kamera!“ präsentierte, zunächst 1961 vor kleinem Publikum im ARD-Versuchsprogramm, dem späteren ZDF. Ein Probelauf, aus dem ein Dauerbrenner werden sollte.

Bis, eine bemerkenswerte Randnotiz, die Sendereihe auf Initiative des FDP-Politikers Erich Mende aus dem Programm genommen wurde mit der Begründung, sie würde die Intimsphäre der Menschen verletzen. Heute kennen wir die Sendung als „Verstehen Sie Spaß?“. Howland konnte seine TV-Karriere desungeachtet fortsetzen. Mit der Schlagershow „Musik aus Studio B“ etablierte er sich endgültig auf deutschen Bildschirmen. Leider sind diese Sendungen nicht erhalten, die Bänder wurden, bis auf eine untypische Karnevalsfolge, gelöscht.

Das vergessene Kapitel 

Die genannten Fernsehreihen sind ohne Frage wichtige Kapitel in Chris Howlands beruflicher Biografie. Aber Howlands Fernsehkarriere begann weitaus früher, nämlich bereits 1953. Damals wurde zumeist live produziert, deshalb sind Mitschnitte aus dieser Zeit äußerst rar. Zumal ihm, wenn man zeitgenössischen Kritiken glauben darf, auch im Fernsehen gelang, was er bereits für den Hörfunk geleistet hatte.

aus: gam/rls/dpa/SPIEGEL-ONLINE und Harald Keller/FR



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