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NSA-Skandal in Entenhausen: Lustiges Taschenbuch 449

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aufgeschnappt - aufgelesen - aufgepeppt - vorgestellt

Überwachung in Entenhausen

Direktor der NSA in LTB 449: Ganz Entenhausen wird in der Geschichte von Kameras überwacht. | Disney/SPIEGEL-Fotostrecke


Phantomias gegen die NSA

Von Judith Horchert | SPIEGEL-ONLINE

Die NSA schnüffelt in Entenhausen, im aktuellen Lustigen Taschenbuch haben die Spione einen Gastauftritt. Die Geschichte "Verdächtig sicher" befasst sich kritisch mit der Totalüberwachung, die fast alle Bürger gutheißen - bis Donald zum Whistleblower wird.

Phantomias hat es schwer in diesen Tagen. Seit die NSA die ganze Stadt mit Kameras überwacht, ist Entenhausens Superheld nämlich arbeitslos: Alle Ganoven werden auf frischer Tat ertappt, oft ist die Polizei sogar schon da, bevor das Tor des Juweliergeschäfts aufgebrochen ist. In einer totalüberwachten Stadt sind Superhelden überflüssig, denn alle Straßen sind immer sicher. Oder etwa nicht?
Überwachung an jeder Straßenecke: Nur Donald und sein Alter Ego
Phantomias sind skeptisch ob der kompletten Überwachung.
Disney/SPIEGEL-Fotostrecke

Das aktuelle Lustige Taschenbuch "Winterzeit" (LTB 449) zeigt, dass der Überwachungsskandal des Jahres sogar bis nach Entenhausen vorgedrungen ist. Eine ganze Geschichte ist der NSA gewidmet, in diesem Fall steht die Abkürzung für eine Firma mit dem vielsagenden Namen "Nasweiser, Spicker und Ausspecht". Fast alle Bürger lieben dieses Unternehmen, das es mit seinen vielen Kameras geschafft hat, die ganze Stadt im Blick zu haben und die Kriminalität größtenteils auszurotten. Allen voran freuen sich der Bürgermeister und auch Onkel Dagobert, der seitdem kein teures Sicherheitssystem mehr für seinen Geldspeicher braucht - bekanntlich spart er gern.

Das Motto der NSA laute "Keine Heimlichkeiten", erklärt der Firmendirektor der Presse, und der Bürgermeister sagt einer Reporterin stolz: "Es ist erfreulich zu sehen, wie sich die Technik zum Wohle der Bürger bewährt." Ein soeben geschnappter Dieb kommentiert das bissig: "Zu meinem nicht! Und ich bin auch Bürger."

Oft richtet sich eine vielversprechende Technik gegen die Enten

Allerdings haben nicht nur die Gauner etwas gegen die vielen Kameras. Auch der arbeitslose Phantomias - beziehungsweise sein Alter Ego Donald Duck - ist skeptisch: "Ich denke darüber nach, was all die Kameras für uns bedeuten", sagt er, "dass wir alle rund um die Uhr überwacht werden." Das sei doch gut so, findet sein Onkel Dagobert, doch am Ende soll der überwachungskritische Superheld recht behalten.

In Wahrheit hat die Entenhausener NSA nämlich keineswegs die Sicherheit der Bürger im Sinn, sondern ganz andere Absichten. Die bringt Donald schließlich zutage - und teilt seine Erkenntnisse als eine Art Whistleblower im Internet. "Bewacht werden wollen die Menschen wohl, aber überwacht werden nicht", gibt er zu bedenken. Dazu passt auch der Titel der Geschichte von F.M. Bianchi (Story) und Luca Usai (Zeichnungen): "Verdächtig sicher".
Es ist ein bekanntes Motiv der berühmten Disney-Comics, dass sich eine zunächst vielversprechende Technologie letztlich gegen die Enten richtet. Doch auch wenn Entenhausen längst in der Moderne angekommen ist, mit seinem Entnet und Smartphones (in der aktuellen Ausgabe nutzt Primus Quack sogar schon ein "Fairfon"), so ist diese Geschichte doch überraschend nah am Tagesgeschehen.


Spähen gegen Gauner: Die Bürger sind zunächst begeistert, bis Phantomias sich einschaltet.| Disney/SPIEGEL-Fotostrecke


Mit ihr geht der Skandal endgültig in die Popkultur ein, schließlich werden die Comics von ihren Fans gesammelt und manchmal über Jahrzehnte aufbewahrt. Bevor die Enthüllungen Edward Snowdens also in die Geschichtsbücher eingehen, sind sie in den Lustigen Taschenbüchern schon angekommen.


Lustiges Taschenbuch "Winterzeit" (LTB 449), Egmont Ehapa Verlag, 5,50 Euro.


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