Graphischer Wortsalat aus allen hier wiedergegebenen Übersetzungs-Varianten der Jahreslosung 2014 - Psalm 73,28 WordleCreate - S!NEDi |
Jahreslosung 2014: Psalm73,28:
Gott nahe zu sein ist mein Glück.
Einheitsübersetzung
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Gott zu nahen ist mir gut.
Elberfelder
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Dir nahe zu sein ist mein ganzes Glück.
Gute Nachricht
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Für mich aber ist Gottes Nähe beglückend!
Neue Genfer Übersetzung
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Gottes Nähe ist gut für mich.
Bibel in gerechter Sprache (BigS)
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Mein Glück aber ist es, Gott nahe zu sein;
Neue Zürcher
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Gott nahn ist mir das Gute...
Martin Buber mit Franz Rosenzweig
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Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte ...
Luther
Ich habe aus verschiedensten Bibel-Übersetzungen den Text der Jahreslosung 2014 heraus kopiert, um auch die Vielfalt der Übersetzungsmöglichkeiten und die "schriftstellerischen" Leistungen der jeweiligen Übersetzer je nach Charakter und Gabe bei ein und demselbem Ausgangs-Grundtext zu dokumentieren ...
Diese Vielfalt beim Ausdruck eines Gedankens zeigt uns auch die verschiedenen Möglichkeiten auf, "Gott nahe" - vielleicht auch "in uns" - zu kommen ... - und die Distanz und die Nähe zu ihm zu empfinden und auszuloten ...
Also - wer Gottes Nähe besingt, muss ja auch ein Empfinden für Nähe und Ferne in sich tragen, in sich erspüren, denn in dem Umstand angemessenen Qualitäten wird ja wahrscheinlich innerlich auch empfunden, wenn Gott nicht nah sondern fern ist... Eine unwirtliche Gegend - irgendeine felsige Wüstenei vielleicht - wird ja oft als "gottverlassene Gegend" bezeichnet... - genauso wie andere Momente der Nähe uns "anrühren"/"berühren" ... Und wir bezeichnen Menschen - je nach "Entfernung" von uns - als die "Nächsten" - und andere als die "Allerletzten" - [oder auch die Redensart: "nichts liegt mir ferner"]...
Ja - da scheint ein irgendwie uns eingepflanztes "Navi" zu funktionieren: Wem sind wir nah - von wem fühlen wir uns "angezogen" - und wem sind wir fern, wo fühlen wir uns "abgelehnt" ... - und wir spüren auch, wenn sich jemand "sperrt", uns nicht "erträgt" ... - dazu müssen wir jedoch genügend sensibilisiert sein - in uns selbst:
Eine gute Übung zu Distanz und Nähe habe ich seinerzeit in der Gestaltarbeit kennengelernt:
Die Gruppenmitglieder suchen sich einen Partner, eine Partnerin, die ihm/ihr interessant erscheint. Sie nehmen eine Distanz zueinander ein, in der sich beide noch wohl fühlen. Sie lassen sich Zeit, einander wahrzunehmen.
Die beiden Protagonisten stellen sich in der größtmöglichen Distanz, die der Raum zulässt, gegenüber. Auf das Zeichen des Begleiters hin gehen sie ganz langsam aufeinander zu.
Die Langsamkeit ist wichtig, damit die Zeit für die Wahrnehmung der inneren Resonanz gegeben ist. Die beiden stoppen an dem Punkt, an dem sie die Grenze ihres Sicherheitsabstandes spüren. Das Paar soll sich dabei nonverbal auf einen Abstand verständigen, der für beide akzeptabel ist. Sie können mit der eigenen Grenze oder der vermuteten Grenze des Gegenübers experimentieren, z. B. spüren, wie der Körper auf verschiedene Distanzen reagiert, welche Empfindungen sich melden, wenn der andere sich über die eigene Grenze bewegt. Im letzten Teil der Übung halten die beiden Blickkontakt und gehen unter Wahrung des Abstandes aneinander vorbei bis zum Ausgangsplatz des anderen.
Bei dieser Übung ist es wichtig, dass die beiden Akteure genau beobachtet werden. So kann dann nämlich wahrgenommen werden, wie der Leib unwillkürlich auf Grenzverletzungen reagiert, die Betreffenden das aber selbst gar nicht merken. Sie beachten ihren "Sicherheitsabstand" nicht und begeben sich damit unwillkürlich in eine Stressbeziehung. Diese Fremdbeobachtungen sensibilisieren für das eigene Erleben bei dieser Übung.
Begegnungs-Einübung zu Gott
Nun - in einer ähnlichen vielleicht in der einsamen Meditation im stillen Kämmerlein oder in einer kleinen und feinen Exerzitien-Gruppe imaginierten Übung gelingt es uns vielleicht, uns auch für diesen Gott "in uns" zu sensibilisieren - uns seine Nähe bzw. seine Ferne zu vergegenwärtigen - vielleicht auch unseren im Augenblick(!) benötigten "Sicherheitsabstand" zu Gott auszuloten. Wichtig dabei ist, Gottes Nähe überhaupt erfahrbar zu machen, Gottes Nähe in uns zu realisieren: seine ausgebreiteten Arme als Wartender auf uns "wahrzunehmen", und seine Wärme und sein Licht zu spüren, seine Stimme und sein Wispern zu deuten - und das Gefühl zu sensibilisieren: Hier im Hier & Jetzt - im Kontakt - fühlen wir uns am Wohlsten - hier sind wir an- und aufgenommen - bzw. dieser "Abstand" muss noch bleiben - ehe sich der ein oder andere von solcher Nähe ganz einnehmen lässt - oder sich auch verabschiedet, weil es nicht "auszuhalten" ist ... Und die Fremdbeobachter solcher Begegnungs-Einübung zu Gott - sind wir selbst oder ist jene Gruppe ... Wir schauen dazu wie aus einer "Meta-Ebene" unseren Kontaktaufnahmen und unseren körperlichen Reaktionen dabei zu ...
Visionen und Meditation
"Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen". So lautet ein vielzitiertes Wort des allseits geschätzten Altbundeskanzlers Helmut Schmidt. Das Wort des Realpolitikers zielte damit polemisch auf Leute, die ihre Visionen politisch umsetzen wollten. Wäre es anders gemeint gewesen, hätten zigmillionen Menschen Ärzte aufsuchen müssen. Denn Visionen haben und genießen seit Jahrzehnten alle, die sich beispielsweise televisionär betätigen, also fernsehen. Dass wir alltäglich Visionen haben, Tele-Visionen zumal, nämlich Einblicke in ferne und fiktive Sphären, ist uns so gewöhnlich geworden, dass wir das Sonderbare daran nicht mehr wahrnehmen: Wir stellen uns inzwischen längst auch ohne Fernseher etwas vor, können Szenen imaginieren und können oft die bizarresten Träume noch am nächsten Morgen reproduzieren ... - was uns eben mit den seit Kindesbeinen eingeübten "Seh-" und "Wahrnehmungs"-Gewohnheiten der "Tele-Vision" und des Kino-Films auch gut gelingt - und all das Gebrabbel in uns und das permanente Kopfkino können mittlerweile oft schon zu viel werden - und dieses inwendige Getöse bringt nun viele Menschen in die Psychiatrie - das Zuviel an "Medien" und "Sendungen" ... - wenn man den "Fluss" und die Nachwirkungen und Echos in einem nicht mehr abstellen kann ...
Moses und Johannes trauten wir zu, die Stimme des Herrn zu vernehmen; und den Hirten auf dem Felde lassen wir es jede Weihnachten durchgehen, wenn sie "himmlische Heerscharen hören", die Gott loben und preisen. Alle anderen (ob Jeanne d’Arc, Büchners Lenz oder seltsame Politpropheten) sind, nein waren verdächtig, wenn sie Stimmen hörten.
Das hat sich gründlich geändert, seitdem es neben der Entwicklung der bewegten Bilder auch Tonaufzeichnungen, Telefon und Radio gibt. Man muss sich die ungeheure Irritation der Zeitgenossen vergegenwärtigen, die erstmals per Telefon Stimmen aus der Ferne hörten oder die gar mit Hilfe einer Wachswalze oder einer Platte die Stimmen von Verstorbenen vernahmen – und eben nicht halluzinierten. Auf einmal erklangen körperlose Stimmen aus einem Schalltrichter oder einem Telefonhörer. Und der Hörende brauchte sich nicht einzubilden, ein von Gott Erwählter zu sein; er musste sich aber auch nicht von anderen sagen lassen, dass er ein Psychotiker sei. Er hörte jemanden reden oder Töne erzeugen, der nicht gegenwärtig war – und war trotzdem nicht besessen oder verrückt.
Und dabei ist Gott ja durchaus gegenwärtig und in uns präsent und wartet auf unseren Kontakt mit ihm - aber er drängt sich nicht auf - gerade so kurz nach Weihnachten können wir ihn jedoch aufspüren ...
Meister Eckhart schon vor 800 Jahren und zum Beispiel Angelus Silesius vor ca. 350/400 Jahren sowie alle die alten Mystiker in den Religionen dieser Welt kannten zwar noch kein TV und kein Radio und waren dadurch nicht so eingeübt in das Hören von Stimmen und in die bunten Szenen eines immerwährenden Kopfkinos - aber sie vernahmen bereits deutlich die "Stimme ihres Herrn" - in ihren eingeübten Exerzitien und meditativen Imaginationen - wenn sie in sich hineinhörten und -sahen - und äußerten dazu ihre ureigensten "Wahrheiten" und "Wahrnehmungen"... - sie galten und gelten heutzutage allgemein eher als weise "Seher" denn etwa als "Spinner", die heutzutage sicherlich eine psychiatrische Diagnose gestellt bekämen ...
"Halt an, oh’ Mensch, wo willst Du hin?Der Himmel ist in Dir. Und suchest Du ihn anderswo – Du verfehlst ihn für und für." (Angelus Silesius)
"Gott muß sich mir selber zu eigen geben, so wie er selber ist, oder mir wird nichts, und mir gefällt nichts. Wer ihn also ganz empfangen will, muß vorerst sich selber ganz hingegeben haben und aus sich selbst heraus gegangen sein." (Meister Eckhart)
"Die Seele besitzt eine Fähigkeit, alle Dinge zu erkennen, darum hat sie keine Ruhe, sie komme denn in die oberste Vorstellung, wo alle Dinge Eines sind. Und dort findet sie Ruhe und das ist in Gott." (Meister Eckhart)
"A L L E S was man von Gott zu denken vermag, das ist alles Gott nicht.Die befreiende, gesundheitsfördernde und stressreduzierende Wirkung vom heilsamen "In-Sich-Gehen", der Meditation– Zentrierung – Achtsamkeit ist inzwischen längst auch bei den Menschen des 21. Jahrhunderts wissenschaftlich erwiesen.
Was Gott in sich selber sei, dazu kann niemand kommen,
er werde denn in ein Licht gerückt, das Gott selber I S T ." (Meister Eckhart)
Du schaffst so Raum für Neues und lernst das in der menschlichen Entwicklung inzwischen gewohnheitsmäßige und permanent laufende Gedanken- und Gefühlskino damit auch zu beruhigen - bzw. du lernst das Gebrabbel und das weiße Rauschen aller übereinanderflimmernden Bilder in dir sinnvoll zu selektieren und zu sortieren
Es fühlt sich gut an, in sich selbst zu Hause zu sein. Du lernst dich zu erden, bei dir zu sein und den Augenblick immer tiefer wahrzunehmen. Schritt für Schritt wächst eine neue Grundbefindlichkeit ins Leben, die geprägt ist von mehr Zuversicht und Vertrauen in „Das was Ist“: die eigene Entwicklung und den Lebenssinn. Ein gesünderer und genussvollerer Umgang mit privaten und beruflichen Anforderungen kann sich organisch von innen entwickeln - und so auch eine sinnvolle, gesunde und "selbst-verständliche" Navigation zu Gott "in uns" ...
Meditation, Gebet und Dialog (Selbstgespräche mit verteilten Rollen) sind als "Gottesdienst" also genauso sinnvoll und alltäglich in das Leben zu integrieren, wie z.B. das Zähneputzen.
Den Umgang mit dem inneren Navi, um die Distanz und Nähe zu Gott "in uns" auszuloten, müssen wir einüben: Eine allgemeingültige Gebrauchsanweisung dafür gibt es nicht ... ein Jeder, der Lust und Neugier verspürt, kann sich auf den Weg in sein Selbst machen - und wird nach ein paar Enttäuschungen zum guten Schluss fündig ... - auf geht's - auch 2014...
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Kurt F. Richter: Erzählweisen des Körpers; Doris Wäder | fletchbizzel.de