Ich hatte heute Nacht einen eigenartigen Traum ...:
Also - da war eine kleine Kirche - innen mit viel Holz beschlagen - eine abgebeizte Kanzel - eine neue hölzerne und handgeschnitzte Klappaltartafel - alles in hellen gebeizten Tönen - ungestrichen - unlackiert ...
Und ich hatte den Auftrag an einem ganz bestimmten Termin eine Predigt dort zu halten - hatte aber diesen Termin - warum auch immer - total verpennt:
Ich besuchte diese dortige Gemeinde - mehr zufällig als gezielt - und traf da auf einen ehemaligen Chef aus meinem "früheren Leben" (vor meinem jetzigen Ruhestandsdasein) - ein ganz frommer und pietistisch angehauchter Zeitgenosse ...
Und dort fiel es mir im Traum "wie Schuppen von den Augen": Just im Augenblick war der Termin nun, um meine Predigt dort zu halten ... Ich sagte dem früheren Chef - wir wollen ihn hier "Bruder Bergmann" nennen -: "Ich habe den Predigttermin total vergessen - verdrängt - oder wie man da sagt ... - Aber ich will trotzdem predigen - ich will auf die Kanzel - und predigen ... - ich kann das - der Geist wird mir zu rechten Zeit die rechten Worte in den Mund legen - das ist uns zugesagt ... - auch ohne große Vorbereitungen ...".
Bruder Bergmann schüttelte nur missbilligend mit dem Kopf: "Das wird hier nicht passieren ... - Ich habe bereits einen alten mir bekannten Glaubensbruder gebeten - hier und heute auf Ihr Versäumnis hin einzuspringen - und er hat zugesagt - ein bibelfester Mann - einer, der tatsächlich aus dem Stegreif eine Predigt halten kann ... - und der seine Zuhörer fesseln kann ... - dem wird nichts hinzuzufügen sein ... - punktum - dieser besagte Mitbruder wird heute predigen - wir werden uns doch nicht blamieren wollen ... - und uns hier Ihr Herumgestottere anhören müssen - also - es ist gut jetzt - ...".
Ich war - auch im Traum - irgendwie gekränkt - hieß es doch in Matthäus 10, Markus 13 und Lukas 12 jeweils sinngemäß: "Ihr sollt euch nicht darum sorgen, was ihr zu sagen habt! Denn zur rechten Zeit wird Gott euch das rechte Wort geben. Nicht ihr werdet es sein, die Rede und Antwort stehen, sondern der Geist eures Vaters im Himmel wird durch euch sprechen."
Ich hatte dieses Vertrauen - auch im Traum ... Ich wusste irgendwoher, im rechten Augenblick werden mir die rechten Worte "zufallen" ... - ich hatte da eine riesengroße Zuversicht und sagte das so dem Bruder Bergmann: "Ach nee - wissen Sie - man soll solche Sätze im Neuen Testament aber auch nicht überstrapazieren ... Wenn Sie nicht vorbereitet sind auf den Predigttext von heute - dann hat es keinen Zweck hier - mein alter Glaubensbruder steht so "im Saft" - wenn ich das mal so sagen darf - dass er ohne zu zögern eine erbauliche Predigt zu dem Text halten kann - ähhh - wissen Sie überhaupt den Predigttext von heute ... ???", fragte listig Bruder Bergmann ...: "....Wissen Sie überhaupt, um was es heute gehen soll ... ???" -
Ich musste dazu tatsächlich passen - und hatte zum für heute festgelegten Text keine Ahnung ...
"Ach - das hab ich mir doch gedacht ..." - Bruder Bergmann triumphierte: " ... keine Ahnung - aber mal gerade in die Bütt steigen wollen ... - nee-nee - das kann doch nicht Ihr wirklicher Ernst sein: Heute ist nämlich der durchaus schwierige Predigttext dran aus Markus 6:45-52:
Gleich darauf forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land. Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Dann stieg er zu ihnen ins Boot und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich. Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt...
Und ehe ich noch weiter zaghaft protestieren konnte - etwa mit der "Pristerschaft aller Gläubigen"... - da wurde ich - mitten in dieser spannendsten Stelle meines Traumes wach - vielleicht im Schock über diese Textstelle - vielleicht voller Minderwertigkeitskomplex gegenüber den studierten Theologen, die in Null-Komma-Nix einen solchen Predigttext "auseinandernehmen" - und präsentieren können ... - keine Ahnung - ich weiß nicht, was mich aus dem Traum riss ...
Aber im Rekapitulieren dieser inneren Bilderschau überkam mich der drängende Wunsch: Ich werde - im Laufe des Tages - im wachen Zustand - ohne ein "besonderes Studium" - mit Hilfe des "Geistes" und der Intuition aus Matthäus 10, Markus 13 und Lukas 12 eine "Predigt" zu Markus 6:45-52 aufschreiben - so wie sie mir "einfach" in den Sinn kommt - so wie mir "der Schnabel gewachsen" ist:
Und hier ist sie:
Ja - auch wenn wir nicht real in einem Boot auf dem Wasser fahren: Das kennen wir ja trotzdem alle - auch die Landratten - wenn etwas plötzlich "aus dem Ruder läuft" - wenn wir plötzlich "ins Rudern kommen" ...: Dann läuft es nicht mehr rund - dann läuft irgend etwas nicht mehr rund ... - dann werden wir ungehalten - voller hektischem Aktionalismus: ... Moment mal - also das glaub ich jetzt nicht ... - das muss ich mal nachgoogeln - und da ist doch bestimmt was dran zu machen: Und immer dann wird aus dem vorher runden Zahnrad ein Exzenter - dann kommt in ein abgerundetes "Fahrwasser" plötzlich der Drall - eine Krümmung - ein unbotmäßiger Wellenschlag ...
Preise können "aus dem Ruder laufen" - wie beispielsweise in Hamburg beim Bau der Philharmonie ... - Oder auch in Limburg beim Sitz des Bischofs Terbartz van Elst - unkalkulierbare Verteuerungen - im Zusammenspiel der zu weckenden individuellen Wünsche Einzelner mit den listigen Verkaufsstrategien der immerhungrigen und gierigen Angebots-Branchen: Monsignore - alles ist selbstverständlich heutzutage machbar ... -
Und auch Menschen können "aus dem Ruder laufen" - Kinder beispielsweise, die nach einem traumatischen Ereignis "aus der Bahn geworfen" werden ... - Menschen mit psychischen oder psychiatrischen Auffälligkeiten: Burn out, Depression, Sucht, Zwänge - oder der plötzliche Verlust eines lieben Menschen im unmittelbaren Umfeld, aber auch Liebeskummer und unüberwindbare Trauer ...
Und bei Stress und Hektik geraten wir "ins Rudern" ...: Nichts mehr wird vollständig nacheinander und gezielt erledigt - sondern nur noch stückweise alles auf einmal und hier ein Bröckchen und da ein Krümel ... Wir fangen alles an - bis es uns über den Kopf wächst - und bringen nichts zu Ende .... Und irgendwann dann die Resignation: "Ich schaff es nicht ...".
Ja dann strampeln wir herum - kommen "ins Rudern" - ins "Trudeln" - und der immer rascher drehende wortverwandte "Strudel" zieht uns immer tiefer nach unten - ins Bodenlose ...
So ähnlich erging es den Jüngern dort morgens gegen 03.00 Uhr - "in der vierten Nachtwache" - als sie ohne ihren Käpt'n - ihrem Steuermann und Herrn - gegen den Wind anzurudern hatten ... Stundenlang schon - und sie kamen und kamen nicht vorwärts ...: Sie paddelten auf der Stelle: Auf und nieder - immer immer wieder ...Das war zum Verrücktwerden - die Nerven spannten sich allmählich zu Stahlseilen ... Immer verbissener und verkrampfter zog man die Riemen durch - aber das brachte nichts - nicht "die Bohne" ...
Ach - und der Wunsch war wie ein Stoßgebet: Ach - wäre doch jetzt unser Chef hier mit uns - der Käpt'n und Steuermann - der Schlagmann - der uns aus der Bredouille helfen könnte: Nur er wüsste - wo es jetzt noch "lang ging" - wie man dem gegenüberliegenden Ufer näher kommen könnte ...: Da gab es bestimmt ein paar Steuerungsfinten - die Abhilfe vom Stillstand bringen könnten - die die ganze Sache wieder in Schwung und "in Ordnung" bringen könnten: Wieder rein ins ruhige Fahrwasser ... wieder nach Luft schnappen - wieder geradeaus ...
Aber - ruhig mal - mir ist - ja mir ist es so - als käme da jemand oder etwas... - wie über den Wassern - ein plötzlicher Einfall mir in den Sinn - eine befreiende Idee - direkt über den Wassern zu uns - bis in die Steuerkajüte - eben genau eine solche Befreiungsfinte - ein Ausweg - der das Boot wieder auf Kurs bringen kann - kommt wie über den Wassern herangeeilt - in uns hinein mit einem wohligen Schauer - fast an uns vorbeigehastet - aber im letzten Augenblick anhaltend - kehrtwendend - uns durch den tobenden Wind hindurch laut anschreiend: Diese eine Gewissheit: Hier bin ich - ja auch hier in den schäumenden bleckenden Wassern - als Idee und als ein Stück für das Wiederaufkeimen einer Geborgenheit: "Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!" Und dann steigt diese Sicherheitsausstrahlung auch zurück zu ihnen ins Boot - sie "überkommt ihnen": alles wird (wieder) gut ... - und der Wind legt sich fast gleichzeitig - im gleichen Moment: Sie blicken wieder durch - all das undurchdringliche "Irrnis und Wirrnis" - all das "Tohuwabohu" - kommt mit einem Male zum Ende - der Ausschlag des Extender-Rades nimmt allmählich immer weiter ab und läuft wieder zurück ins "Kreisrunde" - wie vordem - ins Gleichmäßige ...: Da ist eine Kraft angekommen - die unsere Angst besiegen kann ...: einfach aus dem "Nichts" - einfach über den Wassern - in uns - zu uns ...
Die "Sache" - oder auch das Leben - hat auf einmal wieder Hand und Fuß ... In all dem, was man tut, ist wieder neu "Verstand bei" ... Alle Strudel vergehen - und die Umherwirbelnden spüren plötzlich wieder festen und stabilen Boden und Halt unter den Füßen ...
So ganz trauen sie noch nicht diesem Geschehen ...: Was ist das: Diese intuitive Hilfe, diese Erweckung des Urvertrauens zur eigenen Stärke ... - die gegründet ist auf Gott, auf den Sohn, auf den Geist: Hier geht es lang ...: Ich bin Euer Navi - Euer Kompass - Euer Fahrwasser - Euer Gewissen ...
Und lasst Euch nicht aus der Ruhe bringen: Denn ich bin der Weg/der Kurs - die Wahrheit - und das Leben ...
Amen ...
Ja - so ähnlich - vielleicht etwas detaillierter noch - wäre meine Spontanpredigt zu diesem Text ausgefallen: Wes(s) das Herz voll ist - des(s) geht der Mund über ... - da benötigt man keine besondere "Frömmigkeit" - Brüderlichkeit - kein Theologiestudium - kein ausgeklügeltes Predigtmanuskript - da braucht es nur: Vertrauen - Ur-Vertrauen ...