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Kirchentags-Losung 2015: "damit wir klug werden" | dazu die legendäre Stanford-Rede von Steve Jobs, 2005

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„damit wir klug werden“
Leitwort für den Kirchentag 2015 vorgestellt

04. Februar 2014


Andreas Barner, Ellen Ueberschär, Otfried July - Quelle






Der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart steht unter der Losung„damit wir klug werden“. Das hat am Wochenende das Kirchentagspräsidium in Fulda beschlossen. Ein Banner mit dem Wort aus dem 90. Psalm haben am Montag Kirchentagspräsident Andreas Barner, die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages Ellen Ueberschär sowie der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July im Stuttgarter Theaterhaus enthüllt. 

Das biblische Motto wird die Programmvorbereitungen für den vierten Deutschen Evangelischen Kirchentag nach 1952, 1969 und 1999 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt leiten. Zu ihm werden im nächsten Jahr mehr als 100.000 Menschen erwartet. 
Für den aus der Wirtschaft kommenden Kirchentagspräsidenten Andreas Barner fordert die Losung Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen der Zeit ein, insbesondere die nach der Langfristigkeit unseres Handelns angesichts der Endlichkeit des Lebens. „Unsere Tage sind gezählt, also ist es besonders wichtig, dass wir uns auf Langfristigkeit ausrichten, denn fast alles wird ja nach uns weiter vorankommen – auch ohne uns“, so Barner. Nachhaltiges Denken und „kluges“ Wirtschaften drängten sich als Themen gerade für einen Kirchentag in einer Stadt mit vielen Familienunternehmen und einigen Großunternehmen auf. 

Im Psalmwort stecke die Bitte, das Leben erklärt zu bekommen, meint Generalsekretärin Ellen Ueberschär. Der Glaube an Gott werde so zur Quelle der Klugheit und zum Anfang eines gemeinsamen Lernweges. „Ein Ja zu Gott ist ein Ja zum Leben, das endlich ist und darum klug gelebt werden will.“ Die Losung sei demnach keine arrogante Empfehlung der Gebildeten an alle anderen, sondern ermuntere auch zu protestantischer Selbstkritik. „Wir sind nicht klug. Wir können es aber gemeinsam werden.“

Für Landesbischof Frank Otfried July steht die Losung für Unterbrechungen: „Sie fordert uns auf, in unserem Leben, in den Routinen, im täglichen Hamsterrad und auf der Überholspur einen Gang – oder mehrere – zurückzuschalten. Uns und unser Leben zu befragen. Letztes und Vorletztes zu unterscheiden und deshalb auch vom Ende her, also im besten Sinne nachhaltig zu denken. Das ist ein großes Geschenk dieser Losung.“ 

Zusammen mit der Losung hat das Präsidium zum Kirchentag 2015 biblische Texte für Gottesdienste und Bibelarbeiten festgelegt. Die Textpassagen greifen den Gedanken des klugen Handelns aus der Losung in unterschiedlichen Kontexten auf. So wird der Schlussgottesdienst unter der Überschrift „Ein weises, hörendes Herz“ (1. Kön, 3, 5-15) stehen, und das Feierabendmahl am Freitag unter dem Motto „Haltet euch nicht selbst für klug“ (Röm 12, 9-16).


www.kirchentag.de

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Die Kirchentags-Losung 2015
im Spiegel verschiedener Bibel-Übersetzungen:

"damit wir ein weises Herz erlangen" (BigS)
"damit wir endlich zur Besinnung kommen" (Hfa)
"damit wir weise werden" (NL)
"damit wir zur Einsicht kommen" (GNB)
"damit wir ein Herz voll Weisheit erlangen" (NGÜ)
"damit wir ein weises Herz gewinnen" (Zürcher)
"auf dass wir klug werden" (Luther)
"damit wir ein weises Herz erlangen" (Elberfelder)
"damit ein weises Herz wir gewinnen" (Menge)
"dann gewinnen wir ein weises Herz" (Einheitsübersetzung)
"damit wir ein weises Herz erlangen" (Schlachter)
"dass ein Herz der Weisheit einkomme uns" (Buber/Rosenzweig)
"damit wir klug werden und es vernünftig gestalten" (Basis)

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Foto: SPIEGEL-ONLINE
Ein Text - der die Kirchentagslosung 2015"damit wir klug werden"so treffend widerspiegelt - ist für mich die inzwischen legendäre Rede des 2011 verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs, die er am 12.06.2005 - also fast auf den Tag genau 10 Jahre vor dem Kirchentag - vor Abschluss-Studenten in Stanford hielt:

Hier diese STANFORD-REDE von STEVE JOBS 2005 - in der deutschen Übersetzung von Steffen Kirchner:

Steve Jobs: STANFORD-REDE 2005 (deutsch)


Es ist mir eine Ehre, heute bei Ihnen auf der Abschlussfeier einer der besten Universitäten der Welt sprechen zu dürfen. Um ehrlich zu sein: Ich habe keinen College-Abschluss und ich war einem College-Abschluss wahrscheinlich noch nie so nahe wie heute auf dieser Feier. Ich möchte Ihnen drei Geschichten aus meinem Leben erzählen. Das ist alles. Nur drei Geschichten.

Die erste Geschichte handelt vom Herstellen eines Zusammenhangs. 


Ich verließ das Reed College schon nach den ersten sechs Monaten, blieb aber in der Gegend und besuchte die Schule weitere 18 Monate eher sporadisch, bevor ich sie endgültig verließ. Warum tat ich das?

Die Geschichte begann schon vor meiner Geburt. Meine biologische Mutter war eine junge, unverheiratete College-Absolventin. Deshalb beschloss sie, mich zur Adoption freizugeben. Sie war entschieden der Ansicht, ich sollte von Leuten adoptiert werden, die einen College-Abschluss besaßen, und so traf man alle Vorbereitungen, damit ich bei meiner Geburt von einem Rechtsanwalt und seiner Frau adoptiert wurde. Doch in letzter Minute fiel ihnen ein, dass sie doch lieber ein Mädchen wollten. So kam es, dass meine Eltern, die auf einer Warteliste standen, mitten in der Nacht einen Anruf erhielten. Man sagte ihnen: «Wir haben hier ganz unerwartet einen neugeborenen Jungen. Wollen Sie ihn haben?» Meine Eltern antworteten: «Natürlich.» Später erfuhr meine biologische Mutter, dass meine Adoptiv-Mutter keinen College- und mein Adoptiv-Vater nicht einmal einen Highschool-Abschluss hatte. Darum weigerte sie sich, die Adoptionsunterlagen zu unterzeichnen. Erst einige Monate später willigte sie ein, nachdem meine Eltern ihr versprochen hatten, dass ich eines Tages das College besuchen würde. Das war der Start in mein Leben.

Und siebzehn Jahre später ging ich tatsächlich aufs College. Doch in meiner Naivität wählte ich eines, das fast so teuer war wie Stanford, so dass meine Ausbildung die gesamten Ersparnisse meiner aus der Arbeiterschicht stammenden Eltern verschlang. Nach sechs Monaten erkannte ich, welchen Wert das hatte. Ich hatte keine Idee, was ich mit meinem Leben anfangen wollte, und keine Idee, wie das College mir helfen konnte, das herauszufinden. Und dafür gab ich das gesamte Geld aus, das meine Eltern in ihrem ganzen Leben angespart hatten. Darum beschloss ich, das College zu verlassen, und vertraute darauf, dass sich schon alles irgendwie finden werde. Im Rückblick war es eine der besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe. Denn nach meinem Abgang wählte ich nur noch solche Kurse, die mir interessant erschienen.

Das war keineswegs romantisch. Ich hatte kein Zimmer im Wohnheim und schlief deshalb im Zimmer eines Freundes auf dem Boden. Ich sammelte Colaflaschen, um mir von den 5 Cent Pfand, Lebensmittel zu kaufen. Und jeden Sonntagabend ging ich zu Fuß 7 Meilen quer durch die Stadt, um im Hare-Krishna-Tempel wenigstens eine gute Mahlzeit in der Woche zu erhalten. Ich liebte es. Viele Dinge auf die ich stiess, weil ich meiner Neugier und meiner Intuition folgte, erwiesen sich später als unbezahlbar. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel dafür geben:

Das Reed College bot damals die im ganzen Land wohl beste Einführung in die Kalligrafie an. Auf dem gesamten Campus waren alle Plakate und die Aufschriften auf jeder Schublade wunderschön von Hand kalligrafiert. Da ich abgegangen war und nicht die normalen Kurse belegen musste, beschloss ich, den Kalligrafiekurs zu besuchen und zu lernen, wie man das macht. Ich lernte, welche Schriftarten es gibt, wie die Abstände zwischen den verschiedenen Buchstabenkombinationen zu wählen sind und was gute Typografie ausmacht. Es war eine wunderschöne, historisch gewachsene und künstlerisch subtile Arbeit, die sich wissenschaftlich gar nicht fassen lässt und die mich faszinierte.

Es war nicht zu erwarten, dass diese Dinge irgendwann einmal in meinem Leben praktische Bedeutung erlangen könnten. Doch als wir zehn Jahre später den ersten Macintosh-Computer entwarfen, kam mir all das wieder in den Sinn. Und die ganze Erfahrung floss in den Mac ein. Der Macintosh war der erste Computer mit einer schönen Typografie. Hätte ich auf dem College nicht diesen Kurs besucht, wäre der Mac nie mit mehreren Schriftarten oder proportionalen Abständen zwischen den Buchstaben ausgestattet worden. Und da Windows den Mac einfach kopierte, hätte wahrscheinlich bis heute kein Personalcomputer solche Schriften. Hätte ich das College nicht verlassen, wäre ich nicht auf die wunderbare Typografie gestossen, die unsere Computer heute auszeichnet. Natürlich war es während der Zeit am College unmöglich, den Zusammenhang dieser Punkte im Blick auf die Zukunft miteinander herzustellen. Aber im Rückblick zehn Jahre später war das alles sehr klar.

Nochmal: Sie können diese Zusammenhänge nicht in der Vorausschau erkennen, sondern nur im Rückblick. Also müssen Sie darauf vertrauen, dass die Zusammenhänge sich irgendwann in Ihrer Zukunft ergeben. Sie müssen auf irgendetwas vertrauen – auf Ihren Bauch, das Schicksal, das Leben, das Karma oder sonst etwas. Denn der Glaube daran, dass sich die Zusammenhänge auf dem Weg ergeben werden, wird ihnen das Vertrauen geben ihrem Herzen zu folgen und Sie sogar von Ihren ausgetretenen Pfaden herunterführen. Und genau das wird den Unterschied machen. 

Meine zweite Geschichte handelt von Liebe und Verlust. 

Ich hatte Glück. Schon früh in meinem Leben hatte ich herausgefunden, was mir Spass machte. Als ich zwanzig war, gründeten Woz (= Steve Wozniak) und ich in der Garage meiner Eltern "APPLE". Wir arbeiteten hart, und innerhalb von zehn Jahren wurde aus unserer Garagenfirma ein Grossunternehmen mit zwei Milliarden Dollar Umsatz und über 4000 Angestellten. Wir hatten gerade unsere schönste Schöpfung, den Macintosh, vorgestellt, und ich war gerade dreissig geworden. Da wurde ich entlassen. Wie kann man von einer Firma entlassen werden, die man selbst gegründet hat? Nun, als Apple grösser wurde, stellte ich jemanden ein, von dem ich glaubte, er besitze die nötigen Fähigkeiten, um das Unternehmen gemeinsam mit mir zu führen. Im ersten Jahr lief alles gut. Doch mit der Zeit entwickelten wir unterschiedliche Visionen, und es kam zum Bruch. In dieser Situation stellte der Aufsichtsrat sich auf seine Seite. Und so war ich im Alter von 30 Jahren draußen und zwar sehr öffentlich draußen. Der Mittelpunkt meines gesamten Lebens als Erwachsener war verschwunden, und das war verheerend.

Ein paar Monate lang wusste ich wirklich nicht, wie es weitergehen sollte. Ich hatte das Gefühl, gegenüber der vorangegangenen Unternehmergeneration versagt zu haben – ich hätte den Stab fallen lassen, den sie an mich weitergegeben hatten. Ich traf mich mit David Packard und Bob Noyce und versuchte mich für mein schlimmes Vesagen zu entschuldigen. Es war ein sehr öffentliches Scheitern gewesen, und ich dachte sogar daran, aus dem Silicon Valley zu flüchten. Aber dann dämmerte mir etwas. Ich liebte meine Arbeit immer noch. Diese Wende des Schicksals bei Apple hatte absolut nichts daran geändert. Ich wurde abgelehnt, aber ich liebte es immer noch. Und so beschloss ich, von vorn anzufangen.

Damals sah ich es noch nicht, aber bald zeigte sich, dass mir gar nichts Besseres hätte passieren können als der Rauswurf bei Apple. An die Stelle der Schwere des Erfolgs trat die Leichtigkeit des Neuanfangs. Die Dinge schienen nicht mehr so festgefahren. Ich war frei für den Beginn einer der kreativsten Phasen meines Lebens.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre baute ich eine Firma namens NeXT und eine weitere namens Pixar auf und verliebte mich in eine wunderbare Frau, die später meine Ehefrau wurde. Pixar schuf den ersten computeranimierten Spielfilm der Welt, «Toy Story», und ist heute das erfolgreichste Trickfilmstudio der Welt. In einer bemerkenswerten Wendung der Ereignisse kaufte Apple später dann NeXt, und ich kehrte zu Apple zurück. Die von NeXT entwickelte Technologie steht im Mittelpunkt der gegenwärtigen Renaissance von Apple. Und gemeinsam mit Laurene habe ich eine wunderbare Familie. Ich bin ziemlich sicher, dass nichts davon passiert wäre, wenn ich nicht von Apple gefeuert geworden wäre. Es war eine übel schmeckende Medizin, aber der Patient brauchte sie. 

Manchmal wirft das Leben Ihnen einen Ziegelstein an den Kopf. Verlieren Sie nicht die Zuversicht! Ich bin mir sicher, das Einzige, was mich damals aufrechterhielt, war die Liebe zu meiner Arbeit. Sie müssen herausfinden, was Sie lieben. Das gilt für die Arbeit ebenso wie für geliebte Menschen. Die Arbeit wird einen grossen Teil Ihres Lebens einnehmen, und Sie werden nur gute Arbeit leisten können, wenn Sie ihre Arbeit lieben. Also suchen Sie, bis Sie finden! Lassen Sie nie nach! Und wie bei allen Herzensangelegenheiten werden Sie erkennen, wenn Sie sie gefunden haben. Und so wie bei jeder wichtigen Beziehung wird es im Laufe der Jahre immer besser und besser werden. Also suchen Sie weiter und lassen Sie nicht nach!

Meine dritte Geschichte handelt vom Tod. 

Mit siebzehn Jahren las ich einen Spruch, der etwa folgendermaßen lautete: «Wenn du jeden Tag so lebst, als wäre es dein letzter, wirst du ganz sicher eines Tages recht haben.» So schaue ich nun seit dreiunddreißig Jahren jeden Morgen in den Spiegel und frage mich: «Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich dann tun, was ich mir für heute vorgenommen habe?» Und wenn die Antwort allzu oft hintereinander Nein lautet, weiß ich, dass ich etwas ändern muss.

An den möglicherweise nahen Tod zu denken, ist nach meiner Erfahrung das stärkste Hilfsmittel, wenn es darum geht, wichtige Lebensentscheidungen zu treffen. Weil nahezu alles, alle äußere Erwartung, aller Stolz, alle Angst vor Schwierigkeiten oder Scheitern, angesichts des Todes von einem abfallen, so dass nur das wirklich Wichtige bleibt. Wir sind immer nackt. Es gibt keinen Grund, nicht der Stimme des Herzens zu folgen.

Vor gut einem Jahr wurde bei mir Krebs festgestellt. Ich hatte eine Untersuchung um 7.30 Uhr in der Früh, die ganz klar einen Tumor an meiner Bauchspeicheldrüse zeigte. Ich wusste nicht mal, was die Bauchspeicheldrüse überhaupt ist. Die Ärzte sagten mir, es handle sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen unbehandelbaren Krebs. Ich solle mich darauf einstellen, nur noch drei bis sechs Monate zu leben. Mein Arzt riet mir nach Hause zu gehen um meine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, was in der Arztsprache soviel heißt wie, sich auf das Sterben vorzubereiten. Es bedeutet, zu versuchen deinen Kinder das Ganze zu erklären. Es bedeutet alles soweit unter Dach und Fach zubringen, so dass es deine Familie in der Zukunft so einfach wie möglich haben wird. Es bedeutet, Abschied zu nehmen. Ich lebte den ganzen Tag mit dieser Diagnose. Gegen Abend wurde eine Biopsie durchgeführt. Man hatte mich sediert, aber meine Frau, die dabei war, erzählte mir, die Ärzte hätten Tränen in den Augen gehabt, als sie unter dem Mikroskop erkannten, dass es sich um eine sehr seltene Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs handelte, die operiert werden kann. Die Operation wurde durchgeführt, und Gott sei Dank bin ich jetzt wieder gesund. Das war meine naheste Berührung mit dem Tod und ich hoffe es bleibt die naheste Berührung für eine Reihe weiterer Jahrzehnte. 

Niemand will sterben. Sogar die Leute die in den Himmel kommen möchten, wollen nicht sterben um dorthin kommen zu können. Der Tod ist unser aller Schicksal. Und das ist gut so, denn der Tod ist wahrscheinlich eine der besten Erfindungen des Lebens. Er ist der Veränderungs-Beauftragte des Lebens. Er löscht altes aus und macht den Weg frei für neues. Jetzt in diesem Moment sind das Neue Sie! Aber eines nicht allzu fernen Tages, gehören Sie allmählich zu den Alten und werden weggeräumt. Entschuldigen Sie wenn ich mich so drastisch ausdrücke, aber es ist gänzlich die Wahrheit. Ihre Zeit ist begrenzt! Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit damit, dass Sie das Leben eines anderen leben. Lassen Sie sich nicht von Dogmen einengen. Dogmen sind das Ergebnis des Denkens anderer Menschen. Lassen Sie nicht zu, dass der Lärm fremder Meinungen Ihre eigene innere Stimme übertönt. Und vor allem haben Sie Mut, Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen, denn irgendwie wissen Herz und Intuition schon jetzt, was sie im Leben werden möchten. Alles andere ist zweitrangig. 

In meiner Jugend gab es eine wunderbare Publikation mit dem Titel «The Whole Earth Catalog», die zu den Bibeln meiner Generation gehörte. Herausgeber war Stewart Brand, der dem Unternehmen mit seiner poetischen Ader Leben einhauchte. Das war in den späten 60er Jahren, vor der Zeit von PC´s und Desktop-Publishing. Das Ganze wurde also erstellt mit Schreibmaschinen, Scheren und Polaroid Kameras. Es war gewissermaßen Google in Buchform, 35 Jahre vor der Entstehung von Google – ein idealistisches Unternehmen voller großer Ideen und nützlicher Hilfsmittel. Stewart und sein Team brachten mehrere Ausgaben des Whole Earth Catalog heraus, und als die Zeit gekommen war, erschien die letzte Ausgabe. Es war Mitte der 70er, und ich war in Ihrem Alter. Auf dem Rückumschlag der letzten Ausgabe befand sich die Fotografie einer Landstraße am frühen Morgen. Darunter standen die Worte: «Bleibt hungrig! Bleibt verrückt!» Das war deren Message zum Abschied als sie das Unternehmen beendeten. «Bleibt hungrig! Bleibt verrückt!» Genau das habe ich mir immer für mich selbst gewünscht. Und nun, wo Sie mit Ihrem College-Abschluss ganz von neu beginnen, wünsche ich Ihnen genau dasselbe. 

Bleiben Sie hungrig! Bleiben Sie verrückt!

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