Hanno, 1514; nach einer (verschollenen) Zeichnung von Raffael |
Hanno (Holzschnitt auf einer Flugschriftvon Philomathes, Rom 1514) |
Hannos Seereise nach Rom und die Landgänge, gemeinsam mit 42 weiteren Exoten, sind von Zeitzeugen in buntesten Farben ausgemalt worden. Dächer seien unter den Schaulustigen zusammengebrochen, und für die letzten 120 Kilometer habe der Papst sogar seine Schweizergarde als Geleitschutz entsandt, weil der Menschenauflauf zu groß wurde. Schon die erste Begegnung setzte Leo in Verzücken - auch wenn der prunkvoll aufgeputzte Hanno gleich einen tiefen Schluck aus dem Eimer nahm und, tierisches Aspergill, die päpstliche Entourage mit Wasser besprengte.
Vier Studien Hannos, die von anderen Künstlern häufig nachgeahmt wurden. Ursprünglich Raffael zugeschrieben, gelten sie heute als Werke von Giulio Romano. |
Und auch mit ihm selbst nahm es kein gutes, dafür ein baldiges Ende. Wohl noch keine sechs Jahre alt, plagten Hanno im Frühjahr 1516 Atemnot und Verstopfung. War es Stress oder falsche Ernährung? Hingen die beiden Krankheitsbilder ursächlich zusammen oder nicht? Die Leibärzte des Papstes bekamen die Sache nicht in den Griff – und verschrieben eine elefantöse Dosis Abführmittel, nach den Gepflogenheiten der Zeit mit ordentlich Gold versetzt. Die teure Arznei führte zu nichts außer zum Tode am 8. Juni 1516. Hanno wurde ein Kollateralschaden kurialer Dekadenz.
Bei Grabungen auf dem Gelände der Vatikanischen Bibliothek förderten Archäologen 1962 riesige Zähne und sonstige tierische Überreste zutage. Sie hielten sie zunächst für Versteinerungen. Genauere Untersuchungen ergaben jedoch, dass der Fund von einem jungen Elefanten stammte. Mehr Überreste von Hanno gibt es künstlerischer und literarischer Art: Skizzen, Fresken, Karikaturen, Spottverse, ja sogar ein vermeintliches Testament Hannos, das mit den Missständen an der Kurie ins Gericht geht. Selbst Martin Luther spottet in einer seiner Schriften über die Elefantenliebe des Papstes. Der Epitaph, den Leo seinem Lieblingstier anfertigen ließ, ist dagegen nicht erhalten.
Ein Elefant im Porzellanladen Vatikan, der bei Bedarf kalte Duschen verteilt - das könnte dieser Tage durchaus wieder Konjunktur haben. Bislang fehlt freilich noch der König, der ihn stiftet.
(C) 2013 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten. - http://www.kath.net/news/45271 - Von Alexander Brüggemann (KNA)
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