Jane Goodall mit Schimpanse: photo|graphic nach einem DPA-Foto |
Vor 80 Jahren
3. April 1934 - Primatenforscherin Jane Goodall wird geboren:
Ein Leben mit und für Schimpansen
Jeder Schimpanse
ist eine Persönlichkeit
für sich ...
Die Wiege der Menschheit stand aller Wahrscheinlichkeit nach in Afrika. Dort, wo heute noch unsere genetisch engsten Verwandten im Tierreich leben, trennte sich offenbar der Evolutionszweig der Gattung "homo" von dem der Menschenaffen. Die überzeugendsten Fossilien-Beweise zum Beleg der "Out of Africa"-Theorie entdecken die Paläoanthropologen Louis und Mary Leaky vor 55 Jahren in Tansania.
Damals stellt sich eine 26-jährige Engländerin bei Louis Leakey vor. Jane Goodall hat weder studiert noch irgendwelche wissenschaftliche Erfahrung, sprüht aber so vor Interesse, dass der berühmte Forscher sie als Assistentin engagiert. Bei seinen prähistorischen Studien interessiert sich Leakey besonders für das Leben von Primaten. Als er seiner Assistentin vorschlägt, in einer Langzeitstudie das Verhalten von Schimpansen zu erforschen, hat Jane Goodall ihre Lebensaufgabe gefunden.
Teilnehmende Beobachterin
Sie geht in den Dschungel zu den wilden Tieren, das steht für die am 3. April 1934 geborene Jane schon als Zehnjährige fest. Ein Studium kann ihr die geschiedene Mutter jedoch nicht finanzieren. So arbeitet Jane Goodall nach der Handelsschule als Sekretärin und als Redaktionsassistentin eines Dokumentarfilmers. Als eine Freundin sie auf eine Farm in Afrika einlädt, verdient sich Goodall als Kellnerin das nötige Geld und macht sich auf die Reise, die sie 1960 zu Louis Leakey führt. Die behördliche Genehmigung für das ihr offerierte Schimpansen-Projekt erhält die junge Frau aber erst, nachdem sich ihre Mutter bereit erklärt, sie in den ersten Monaten zu begleiten.
Begleitet vom Hohn der Fachwelt bezieht Jane Goodall ihr primitives Lager im Dschungel des Gombe-Nationalparks. Entgegen aller Praxis der Feldforschung versteckt sich die Autodidaktin nicht vor der Schimpansenkolonie, sondern erprobt, was sie "teilnehmende Beobachtung" nennt. Sechs Monate muss sie durchhalten, bis die Affen nicht mehr fliehen oder drohen, sondern beginnen, die Frau als Dauergast in der Gruppe aufzunehmen. Dass Goodall ihren "Chimps" eine Persönlichkeit zuerkennt und ihnen Namen statt Nummern gibt, lässt die Experten der Verhaltensforschung noch mehr an ihrer Qualifikation zweifeln.
Krieg und Mord unter Schimpansen
Mit völlig neuen Erkenntnissen bringt Jane Goodall die Kritik schnell zum Schweigen. Sie beobachtet soziales Verhalten der Schimpansen, sieht, wie die vermeintlich vegetarischen Primaten Fleisch fressen und Äste als Werkzeug benutzen. Schon 1964 kann Goodall ihr kleines Camp zum Forschungszentrum ausbauen und mit einer sehr selten gewährten Ausnahmeregelung an der Universität Cambridge promovieren. In den 70er Jahre kommt es in ihrer Schimpansenkolonie zum Krieg. Goodall wird Zeuge von Kindsmorden und Kannibalismus und erkennt, dass ihre Freunde "unter bestimmten Umständen genauso brutal sein konnten (wie Menschen), und dass sie auch eine dunkle Seite in ihrer Natur hatten".
Jane Goodalls Studien, in denen sie viele Parallelen im Fühlen und Verhalten von Schimpansen und Menschen belegt, revolutionieren die Primatenforschung. 1977 gründet sie das "Jane Goodall Institute", dass sich mit Büros in aller Welt für den Schutz und mehr Rechte von Menschenaffen einsetzt. Mitte der 80er Jahre beendet die Forscherin ihre "teilnehmende Beobachtung" im tansanischen Dschungel und engagiert sich seither auf unzähligen Reisen für den Naturschutz. 2002 wird Jane Goodall zur Friedensbotschafterin der UN ernannt, mit der Jubiläumsmedaille der UNESCO ausgezeichnet und in die Französische Ehrenlegion aufgenommen.
Text- und Bildquelle: WDR | Stichtag
..........................................
Jane Goodall - nach einem Foto von Dirk von Nayhauss | chrismon |
"Die Verbindung zwischen Gehirn und Herz ist getrennt" ...
Sie hatte mindestens 30 Mal Malaria, reist an etwa 300 Tagen im Jahr durch die Welt und ist froh, dass sie die Gegenwart der spirituellen Kraft nicht verneint: die Wissenschaftlerin Jane Goodall.
von DIRK VON NAYHAUSS | chrismon.evangelisch.de
In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?
Wenn ich irgendwo draußen in der Natur bin. Wenn ich mit einem Hund am Strand entlangwandere, auf Klippen oder durch den Wald – ich will dann keine Zivilisation sehen. Manchmal muss ich mir etwas vormachen, denn vielleicht ist eine Straße nah, aber ich will sie wenigstens nicht sehen. Ich fühle dann einen Frieden in mir, bin weit weg von dem fürchterlichen Rattenrennen des modernen Lebens. Ich bekomme Abstand zu den Zerstörungen, die der Mensch in der Natur anrichtet, und fühle mich mit ihr verbunden.Was kann der Mensch von Schimpansen lernen?
Ich habe beobachtet, wie Schimpansen mit ihren Jungen herumtollen, und als ich selbst Mutter wurde, wollte ich diese Freude auch mit meinem Sohn empfinden. Schimpansen führen uns auch vor Augen, wie prägend die ersten Erfahrungen eines Kindes sind, wie enorm wichtig eine gute Mutter ist. Am Verhalten der Jungtiere kann man sehen, ob sie eine gute oder weniger gute Mutter haben. Eine gute ist liebevoll und verspielt. Sie ist tolerant, kann aber auch für Disziplin sorgen. Sie beschützt und unterstützt ihr Junges, ist aber nicht übermäßig beschützend.An welchen Gott glauben Sie?
An keinen speziellen, aber ich spüre etwas, das transzendent ist. Ich fühle das sehr stark, wenn ich draußen in der Natur bin: diese gegenseitige Verbindung, diese Lebenskraft. Ich weiß nicht, warum Menschen die Gegenwart dieser spirituellen Kraft oft so heftig verneinen wollen. Ich bin froh, dass ich sie nicht verneine. Und der Glaube hilft in schwierigen Zeiten. Wenn du daran glaubst, dass dieses Leben nicht die einzige Chance ist, die wir bekommen, ist es leichter, manches hinzunehmen. Wir brauchen Hilfe, um durch dieses Leben zu kommen.Hat das Leben einen Sinn?
Ich will den Menschen Hoffnung geben. Deswegen reise ich 300 Tage im Jahr durch die Welt. Eigentlich verrückt, aber ich habe viel Energie. Wir haben die Weisheit verloren, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Verbindung zwischen unserem allzu klugen Gehirn und dem Herzen ist getrennt. Der Intellekt des Menschen hat sich in den vergangenen Jahrtausenden geradezu explosiv entwickelt. Doch das intelligenteste Wesen, das je den Planeten bevölkert hat, zerstört nun sein einziges Zuhause. Immer geht es nur ums Geld. Klüger wäre es zu fragen, wie eine heutige Entscheidung das Leben meiner Kinder, Enkel und Großenkel beeinträchtigen könnte.Muss man den Tod fürchten?
Ich hatte mindestens 30-mal Malaria, einmal vermutlich auch Denguefieber, und da war ich zum Teil nahe dran zu sterben. Ich hatte aber keine Angst. Ich glaube, dass der Tod ein großes Abenteuer ist. Ich will nicht sterben, aber ich bin total neugierig. Wir wissen ja nicht, was kommt! Ich habe das Gefühl, dass der Tod nicht das Ende ist, dass es irgendwie weitergeht. Als mein zweiter Ehemann starb, hatte ich eines Nachts ein sehr merkwürdiges Erlebnis. Es war, als wäre Derek im selben Raum, und er erzählte mir lauter sehr positive Dinge. Ich dachte, ich müsse das aufschreiben, doch dann hörte ich ein lautes, stürmisches Rauschen und alles um mich herum wurde schwarz. Es fühlte sich an wie der Tod. Noch immer dachte ich: Ich muss das aufschreiben – es gelang mir nicht. Aber es blieb ein Gefühl des Friedens, der Ruhe. Seitdem kann ich seinen Verlust viel besser annehmen.
Jane Goodall belegte den Werkzeuggebrauch der Schimpansen | nach einem Foto von: nationalgeographic.de |
Sind Schimpansen dem Menschen wirklich so ähnlich?
Ja, sie sind uns sehr ähnlich, für mich sind Schimpansen eigentlich keine Tiere. Sie sind einander zugewandt, sie halten sich an den Händen; sie können aber auch brutal sein und sogar Artgenossen töten. In dem Film „Schimpansen“ kann man die gute, altruistische Seite sehr schön beobachten, wenn Freddy den kleinen Oskar adoptiert. Das alte Männchen trägt Oskar auf seinem Rücken herum, knackt Nüsse für ihn und teilt nachts sein Nest mit ihm. Schimpansen können Empathie zeigen, ich bin mir sicher, dass Freddy Mitgefühl für Oskar empfindet.Welchen Traum möchten Sie sich noch unbedingt erfüllen?
Ich habe einen unerfüllbaren Traum, aber ich träume gerne von dem Unmöglichen. Ich will eine kritische Masse von Kindern, die verstehen, dass wir Geld zum Leben brauchen, aber nicht für Geld leben sollten.
Jane Goodall, DBE (Order of the British Empire), mit vollem Namen Dame Valerie Jane Goodall (* 3. April 1934 in London) ist eine Verhaltensforscherin, die 1960 begann, das Verhalten von Schimpansen im Gombe Stream National Park in Tansania zu untersuchen. Um für den Erhalt der Habitate der Primaten und damit für den Schutz ihrer Arten zu werben, gründete sie das Jane-Goodall-Institut, das Behandlung und Verständnis der Primaten durch öffentliche Bildung und rechtliche Vertretung zu verbessern sucht, die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden stärken will, und junge Leute für diese Aufgaben gewinnt und ausbildet.Goodall ist neben Dian Fossey (Gorillas) und Biruté Galdikas (Orang-Utans) eine von drei Frauen, die auf Anregung des Paläontologen Louis Leakey Anfang der 1960er-Jahre Langzeitstudien über Menschenaffen begannen. Leakey hoffte, von diesen Verhaltensbeobachtungen Rückschlüsse auf das Verhalten der Vormenschen ziehen zu können. (WIKIPEDIA)............................................................................
Jane Goodall mit ihrem "Lebensgefährten" Mr. H - nach einem Foto von: WIKIPEDIA |
Mr. H ist jener berühmter Stoffaffe und Jane Goodalls Maskottchen, der sie seit vielen Jahren auf ihren Vortragsreisen um die ganze Welt begleitet. Über seinen “Hintergrund” berichtet Jane Goodall folgendes:
“Mr. H ist nicht irgendein Stofftier, er hat eine kleine Geschichte zu erzählen. Es begann alles im Jahre 1996, als Mr. H – das Original – mir zu meinem Geburtstag von meinem engen Freund Gary Haun überreicht wurde. Gary hat sein Augenlicht im Alter von 25 Jahren bei den U.S. Marines verloren. Trotzdem behielt er seinen Mut und seine Lebenslust und ließ sich durch seine Erblindung nicht unterkriegen. Als Gary sich entschloss Magier zu werden, sagte man ihm, dass er niemals so gut sein könnte wie seine sehenden Kollegen. Aber letztendlich wurde er einer der besten Magier überhaupt. Er macht Shows für Kinder, die nicht einmal bemerken, dass er blind ist. Er erzählt ihnen auch von all den anderen Dingen, die er gelernt hat: Gerätetauchen, Langlaufen, Blindengolf, Judo, Karate, um nur ein paar seiner Vorlieben und Fähigkeiten zu nennen. Seine überzeugende Botschaft ist: ’Gib niemals auf, wenn etwas schief läuft in Deinem Leben. Arbeite hart und Du kannst die meisten Hindernisse überwinden.’
Gary dachte, dass er mir mit dem Original-Mr. H einen Schimpansen überreichen würde. Aber nicht nur, daß die Farbe nicht stimmte, die war nämlich Grau… Ich gab ihm Mr H´s Schwanz in die Hand und lachte: ‘Du hast keine Ausrede, Gary. Schimpansen haben nämlich keinen Schwanz.’ ‘Macht nichts’, meinte Gary vollkommen ungerührt, ‘nimm ihn mit, wohin auch immer Du gehst und Du weißt, ich bin im Geiste bei Dir.’
Bis jetzt hat Mr. H über 70 Länder mit mir besucht und wurde von etwa 2 Millionen Menschen auf der ganzen Welt berührt, die ihn alle streicheln wollen, wenn ich auftrete. Ich erzähle überall, dass, wenn man ihn berührt, ein bisschen jener Inspiration, die ich von Gary bekomme, auf einen abfärbt. Damit zaubert Mr. H uns ein Lächeln ins Gesicht und wir brauchen einfach mehr Lächeln.“
Im Sommer 2012 war Mr. H „auf Kur“ in Deutschland – in einer Teddy-Klinik in Duisburg und geht nun wieder frisch und „rundum-erneuert“ mit Jane auf Reisen.
http://www.janegoodall.de/roots-shoots/