Da ist selbst zur 800-Jahr-Feier der Stadt Bielefeld das Stadtmarketing nicht drauf gekommen: Drei junge Männer beklebten 20 Ortseinfahrtsschilder ausgerechnet zum 01. April mit dem sympathischen Buchstabenverdreher: LIEBEFELD - statt BIELEFELD - und banden hier und da sogar noch einen roten Herzchen-Luftballon dazu ...Das ist doch mal eine positive Meldung über die Puddingstadt, die es nach einem alten Vertälleken ja gar nicht geben soll - und deren Fußballmannschaft nach einigen kurzfristigen Höhenflügen zur Zeit wieder auf dem zweitletzten Platz der 2. Bundesliga herumkrebst...
Eigentlich haben wir Bielefelder also wenig zu lachen - und wir kneifen uns ab und zu schon einmal selbst, um zu überprüfen, ob wir auch tatsächlich existieren ...
Als alter "Schil(d)sker" (so nennt man die Ureinwohner des Bielefelder Stadtteils Schildesche...) wohne ich inzwischen an die 40 Jahre in Bielefeld-Sennestadt - also einmal über den Teuto gehupft - bzw. durch den "Bielefelder Pass" geeiert - und - siehe da - hier sieht die Welt schon ganz anders aus: Diese Weite - bis ins Paderborner Land (und Paderborn hat auch - zur Zeit wenigstens - die bessere Fußballmannschaft) - und bis in die Soziologenstadt Oerlinghausen hinein (Max Weber und Niklas Luhmann wohnten hier ...) kann ich meinen Blick schweifen lassen - und kann dieses Bielefelder Fragezeichen einfach links hinterm Berg liegen lassen - und mich nach Paderborn oder Detmold orientieren ...
Bild|montage nach: Dominik Vetter | NW: Blick von der Sparrenburg über Liebefeld |
Aber nun - mit dem sympathischen Wort-Anagramm "LIEBEFELD" erfährt Bielefeld ja eine echte Aufwertung - und ich schreibe dies hier auch auf - um etwas an Abbitte zu leisten - bei LIEBEFELD bekenne ich mich natürlich rasch wieder - dazu zu gehören - wenn ich auch in der Vergangenheit einige Male mich bielefeldmäßig "verleugnet" habe ("ich komme aus Ostwestfalen" - "ich bin Sennestädter, was dann ja leider zu Bielefeld eingemeindet wurde" - "ich komme aus Schildesche, einem kleinen Dorf bei Bielefeld" - usw.)...
Zu den überklebten Ortseingansschildern äußerte sich - wie in Bielefeld üblich - natürlich die Polizei-Sprecherin Sonja Rehmert: Sie findet die Idee zwar "niedlich", es sei aber trotzdem nicht erlaubt, Verkehrsschilder zu überkleben. Die Polizei sieht aber keinen Straftatbestand. "Denn die Ortseingangsschilder waren als solche noch zu erkennen", sagt sie. Eine Gefahr für die Autofahrer habe auch nicht bestanden, so Rehmert.
Die Straßenverkehrsbehörde hat die Aufkleber gestern vom Bauhof entfernen lassen, sagt Teamleiter Ralf Kleimann. Begeistert war er von der Aktion nicht. Er hofft jetzt, dass die Schilder nicht beschädigt worden sind. "Das wäre ärgerlich."
Auch bei der Bielefelder Tageszeitung NEUE WESTFÄLISCHE hing ein "Liebefeld"-Plakat samt Luftballon vor der Tür. Das hat jetzt einen Ehrenplatz im Haus.
Die wegen der Bielefeld-Verschwörung ("Bielefeld gibt's doch gar nicht...) und dem Auf und Ab der Arminia schon in den letzten Jahren arg gebeutelten Bielefelder sind Feuer und Flamme für den neuen Stadtnamen. Vor allem in den sozialen Netzwerken ist die Aktion Thema. Wer dahinter steckt, ist einigen Wenigen zwar bekannt, aber die drei Scherzkekse, die in der Nacht auf den 1. April rund 20 Ortseingangsschilder beklebt haben und zuvor schon die Facebook-Seite "Liebefeld" eingerichtet hatten, wollen sich in der Öffentlichkeit allerdings nicht zu erkennen geben. Konsequenzen müssen sie nach derzeitigem Stand aber nicht fürchten, sagt Ralf Kleimann von der Straßenverkehrsbehörde. Denn beschädigt worden waren ja die Schilder tatsächlich nicht...
Photo|graphic nach NW-Foto |
Und wenn auch bei der Polizei das Liebesgeständnis zwar nicht ganz so toll gewertet wurde, bei den Bielefeldern selbst aber kam die Idee um so besser an.
Befragung auf dem Internet-Portal der NEUEN WESTFÄLISCHEN |
Auf der Bielefelder Facebook-Seite der NW, auf der die Redaktion ein Liebefeld-Foto gepostet hatte, klickten mehr als 1.250 User auf den "Gefällt mir"-Button, aus den Kommentaren sprach große Begeisterung. "Wir wollen Liebefeld für die Bielefelder liebenswerter machen", sagt einer des Klebe-Trios. Denn die Stadt sei weitaus besser als ihr Ruf. Weitere Aktionen seien geplant, bei denen die Liebefelder, also wahre Freunde der Metropole in OWL, mitgenommen werden sollen.
In Warnwesten gehüllt hatten die drei die Schilder beklebt. Nach drei Stunden war die Klebe-Aktion vorbei. Noch am Dienstag wollten sie die Folien entfernen, doch der Bauhof war ihnen zuvorgekommen.