Na - was haben Sie gestern gemacht? - Also ich habe mir in ARTE bzw. dem Bayerischen Fernsehen den Bericht über "24h Jerusalem" angeschaut - wenigstens so ungefähr 8-10 Stunden lang ... - und ich war hocherfreut:
Einmal - weil ich 1996 selbst in Jerusalem war - und zum anderen faszinieren mich solche Reportagen aus dem Alltag gerade auch dieser spannungsreichen Stadt: Und diese "24-Stunden" hier sind auch thematisch ganz toll gemacht: Die Szenen-Schnitte und die vorübergehenden Themen - und die Auswahl dieser Themen:
Der Bericht über den Holocaust einer Überlebenden (beim Taschentuch-Bügeln abgegeben) - abwechselnd mit dem Bericht über den Nachtdienst einer Hebamme - die in einer Klinik ihren Nachtdienst beginnt ... und die eine unkomplizierte Geburt mitbegleitet ...: Überhaupt liegen Freud und Leid und Freund und Feind - je nach Optik - immer eng beieinander - und hier in Jerusalem erst recht:
Jemand vergleicht Jerusalem - bzw. seine Altstadt mit ihren armenischen, christlichen, muslimischen und christlichen Quartieren und dem Tempelberg mit dem Aufeinandertreffen und Aneinanderreiben "tektonischer Glaubens-Erdplatten" - also eigentlich ein ständiges spirituelles Beben, das diese Stadt durchzittert und in Bewegung hält: der Muezzin dankt Allah in der al-Aqsa-Moschee, gleichzeitig an der darunterliegenden Klagemauer rezitiert man die Tora - und die Glocken der über 50 nahegelegenen christlichen bzw. armenischen Kirchen läuten dazu: - alles auf einmal wie in einem göttlichen Glaubens-Schmelztiegel ...
Diese "Brüche" im Alltag und in den Wahrnehmungen erlebte ich bereits vor 18 Jahren live - leider auch noch einhergehend mit 3 verheerenden Selbstmordanschlägen auf Linienbusse mitten in Jerusalem - gerade zu der Zeit als wir uns dort aufhielten ...
All diese Spannungen hat diese Mammut-Produktion nun hervorragend und allparteilich herübergebracht: wohlgemerkt: nicht neutral - sondern eben "allparteilich": ... - mal aus der Sicht der Palästinenser, der Israelis, der Orthodoxen und der gemäßigten, liberalen und gottfernen Juden, der Gastarbeiter und der UN-Friedenstruppe - und und und ...
Zum Nach-und-nach-Schauen hier clicken ...
VORSICHT:
JERUSALEM KANN PSYCHISCHE STÖRUNGEN HERVORRUFEN UND SÜCHTIG MACHEN:
Jerusalem-Syndrom
Das Jerusalem-Syndrom bezeichnet eine psychische Störung, von der jährlich etwa 100 Besucher und Einwohner der Stadt Jerusalem betroffen sind. Dabei handelt es sich nicht um eine anerkannte Diagnose. Die Symptome fallen im internationalen Diagnoseschlüssel unter „Akute und vorübergehende psychotische Störung“.
Die Erkrankung besitzt den Charakter einer Psychose und äußert sich unter anderem in Wahnvorstellungen: Der oder die Betroffene identifiziert sich vollständig mit einer heiligen Person aus dem Alten oder Neuen Testament und gibt sich als diese aus.
Sehr prominente und wichtige biblische Personen werden dabei besonders häufig zum Objekt einer solchen Identifizierung, so zum Beispiel Mose und König David aus dem Alten Testament oder Paulus und Johannes der Täufer aus dem Neuen Testament.
Grundsätzlich wählen Männer männliche Personen aus der Bibel und Frauen weibliche Personen. Auch richtet sich die Wahl nach der Religionszugehörigkeit: Juden wählen Personen aus dem Alten Testament, Christen solche aus dem Neuen Testament. Die Identifizierung als biblische Person geht einher mit einer entsprechenden Selbstdarstellung und wird oft begleitet von öffentlichen Predigten oder Gebeten des Erkrankten. Auch legen diese häufig ihre Kleidung ab und hüllen sich stattdessen in weite Gewänder oder Bettlaken.
Die Bezeichnung Jerusalem-Syndrom stammt vom israelischen Arzt Yair Bar El, der Anfang der 1980er Jahre als erster dieses Krankheitsbild diagnostizierte und seitdem über 400 Betroffene in der psychiatrischen Klinik „Kfar Shaul“ behandelt hat. Grundsätzlich ist die Erkrankung nicht gefährlich und die Betroffenen sind in der Regel nach wenigen Tagen vollständig genesen. Allerdings zeigte die große Mehrzahl der erkrankten Personen bereits vor dem Jerusalem-Syndrom psychische Auffälligkeiten, so dass eine gewisse Disposition vorausgesetzt werden kann. Ein extremes Beispiel einer Tat, die wegen ihrer religiösen Motivation dem Jerusalem-Syndrom zugeordnet wurde, war jedoch der Brandanschlag auf die Al-Aqsa-Moschee durch den australischen Touristen Michael Rohan im Jahre 1969.
Mit dem Jerusalem-Syndrom verwandt sind das Stendhal-Syndrom, das bei zahlreichen Touristen in der Kulturmetropole Florenz beobachtet wurde, sowie das Paris-Syndrom, welches japanische Touristen in Paris befällt. (WIKIPEDIA)
Es soll niemand hinterher sagen - ich hätte nicht vorgewarnt ...