Martin Luther (1483 –1546)
„Von der Stadtmaus und der Feldmaus“
Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die tat sich gütlich an Eicheln, Gersten, Nüssen und woran sie konnte.
Aber die Stadtmaus sprach: »Was willst du hier in Armut leben! Komm mit mir, ich will dir und mir genug schaffen von allerlei köstlicher Speise.«
Die Feldmaus zog mit ihr hin in ein herrlich schönes Haus, darin die Stadtmaus wohnte, und sie gingen in die Kammern, die voll waren von Fleisch, Speck, Würsten, Brot, Käse und allem. Da sprach die Stadtmaus: »Nun iss und sei guter Dinge. Solcher Speise habe ich täglich im Überfluss.«
Da kam der Kellner und rumpelte mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschraken und liefen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch, aber die Feldmaus wusste nirgends hin, lief die Wand auf und ab und gab schon ihr Leben verloren.
Da der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmaus: »Es hat nun keine Not, lass uns guter Dinge sein.«
Die Feldmaus antwortete: »Du hast gut reden, du wusstest dein Loch fein zu treffen, derweil bin ich schier vor Angst gestorben. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist: bleib du eine Stadtmaus und friss Würste und Speck, ich will ein armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor so vielen Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Von alldem bin ich frei und bin sicher in meinem armen Feldlöchlein.«
Lehre: Wer reich ist, hat viel Sorge.
Übung 1
Interpretieren Sie die obenstehende Fabel!
Arbeiten Sie dabei besonders ihren Realitäts- bzw. Aktualitätsbezug heraus - und denken Sie dabei an Ihre letzte Autobahnfahrt - als Sie von großen und schnellen Autos auf die rechte Spur genötigt und verdrängt wurden - oder als Sie aus dem Urlaub in Greetsiel kommend vom Nachbarn hörten, er wäre wie in jedem Jahr natürlich auf Sylt gewesen - seine Mutter habe da ein großzügiges Appartement ... - Oder denken Sie an Herrn Gurlitt und die 1300 Gemälde seiner geerbten Sammlung - und an das Finanzamt in München hierzu ...
Übung 2
Versuchen Sie es nach der 1. Fassung mit einem Rollentausch ... (schon jetzt sei Ihnen verraten, es klappt immer ... - und das alles unter dem Motto: Auch der Reichtum hat seine Tücken... ;-))
„Von der Stadtmaus und der Feldmaus“
Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die tat sich gütlich an Eicheln, Gersten, Nüssen und woran sie konnte.
Aber die Stadtmaus sprach: »Was willst du hier in Armut leben! Komm mit mir, ich will dir und mir genug schaffen von allerlei köstlicher Speise.«
Die Feldmaus zog mit ihr hin in ein herrlich schönes Haus, darin die Stadtmaus wohnte, und sie gingen in die Kammern, die voll waren von Fleisch, Speck, Würsten, Brot, Käse und allem. Da sprach die Stadtmaus: »Nun iss und sei guter Dinge. Solcher Speise habe ich täglich im Überfluss.«
Da kam der Kellner und rumpelte mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschraken und liefen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch, aber die Feldmaus wusste nirgends hin, lief die Wand auf und ab und gab schon ihr Leben verloren.
Da der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmaus: »Es hat nun keine Not, lass uns guter Dinge sein.«
Die Feldmaus antwortete: »Du hast gut reden, du wusstest dein Loch fein zu treffen, derweil bin ich schier vor Angst gestorben. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist: bleib du eine Stadtmaus und friss Würste und Speck, ich will ein armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor so vielen Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Von alldem bin ich frei und bin sicher in meinem armen Feldlöchlein.«
Lehre: Wer reich ist, hat viel Sorge.
S!NEDi: stadtschmaus | feldschmaus | collage |
Übung 1
Interpretieren Sie die obenstehende Fabel!
Arbeiten Sie dabei besonders ihren Realitäts- bzw. Aktualitätsbezug heraus - und denken Sie dabei an Ihre letzte Autobahnfahrt - als Sie von großen und schnellen Autos auf die rechte Spur genötigt und verdrängt wurden - oder als Sie aus dem Urlaub in Greetsiel kommend vom Nachbarn hörten, er wäre wie in jedem Jahr natürlich auf Sylt gewesen - seine Mutter habe da ein großzügiges Appartement ... - Oder denken Sie an Herrn Gurlitt und die 1300 Gemälde seiner geerbten Sammlung - und an das Finanzamt in München hierzu ...
Übung 2
Versuchen Sie es nach der 1. Fassung mit einem Rollentausch ... (schon jetzt sei Ihnen verraten, es klappt immer ... - und das alles unter dem Motto: Auch der Reichtum hat seine Tücken... ;-))