Eurovision Song-Contest (ESC): das ist ja eigentlich in erster Linie ein Wettstreit musikalischer Darbietungen: Songs rangeln im Live-Vortrag miteinander, wer der beste im ganzen Kontinent sei. Und die Qualitäten und Attribute, die dazu abgerufen werden, sind - eigentlich - musikalischer Natur: Wie eingängig ist der Song, welche Stimmung transportiert er, passen Text und Musik zusammen ... - und dann erst geht es - eigentlich - um den Vortrag, die Performance ...
Diesmal war das alles etwas anders: Die sogenannte "Dragqueen" aus Austria (früher: Österreich), Conchita Wurst - "Conchita" steht für "heiße Latina" - "Wurst" ist ein anderes Wort für "egal" ("es ist mir wurst...") - eigentlich ein 25-jähriger Mann namens Thomas Neuwirth - angetan und aufgestylt mit rauchig kastanienfarbiger Echthaarperücke, mit engem Frauen-Abendkleid, mit perfekt getrimmten Bart dazu, trug mit gutem stimmlichen Timbre - in der "Counter-Tenor bzw. Kontra-Alt-Stimmlage" - einen recht guten Song vor - mit gutem lyrischen Text (s. deutsche Übersetzung unten) ...
Allerdings wurde meines Erachtens in erster Linie eben dieses Outfit zu sehr bewertet und in den Mittelpunkt gerückt - als es im Song-Contest "um die Wurst ging" - so dass der Song - um den es ja eigentlich gehen sollte - etwas ins Hintertreffen geriet.
Und dieses Outfit scheidete dann auch die Geister: einmal in "nuttiges Transvestitengetue" oder zum andern in: "wir sind total und unglaublich tolerant" - und schon deshalb für Conchita - egal was sie singt ... - aber über den Song als solchem sprach man kaum:
Hier - mit meinem Beitrag - möchte ich das etwas geraderücken: Zu einer meiner slide-shows läuft - ganz ohne Conchita Wurst im Bild - der Song - und die durchaus gelungene deutsche Übersetzung des Songtextes präsentiere ich hier zur Information mit -
und erst in zweiter Linie wende ich mich dann Conchita im Bild selbst zu ...
Insgesamt meine ich, dass die Transvestiten-Diskussion um die Interpretin (!) auch ein Zeichen von immer noch nicht verankerter kultureller Inklusion in €uropa ist ...
Totale Ablehnung aber auch die unkritische totale Annahme sind für mich Zeichen von offener oder latenter Diskriminierung von Minderheiten - wenn der vorgetragene Song außer Acht gerät - und man nur noch die Schminke des Lidschattens oder die offen zur Schau gestellte sexuelle Orientierung der Vortragenden bewertet wird ...
Ob Conchita das so will - weiß ich nicht - aber wir sollten dem nicht unbedingt wie eine Herde Kühe nachkommen: Es ist egal, wie und mit wem es Conchita sexuell treibt - es geht uns nichts an - wir sollten seinen Song, seine Performance, seinen Auftritt insgesamt bewerten - und das war's - und das ist's ...
Ein bisschen erinnert das an die Situation in den "Vor-Martin-Luther-King"-Zeiten im "schwarzen" Jazz- vs. "weißem" Dixieland-Vortrag in den USA - als es nur darum ging, ob der Interpret schwarzer oder weißer Hautfarbe war - wobei der "echte" Jazz aber völlig kulturell korrekt eher der farbigen Hautfarbe zugeordnet wurde ...
Der eigentlichen musikalischen Darbietung war das allerdings völlig egal ... - und inzwischen hört man eher auf die Klänge - und schließt hier und da sogar die Augen, um inneren Bildern zu folgen ...
Der ursprünglich schwarze Michael Jackson war ja auch schon eine perfekte gesichtschirugisch und dermatologisch immer "weißer" maskierte "Kunstfigur", die aber vor lauter Styling dann allmählich den inneren und äußeren Überblick verlor - und sich in der Selbstdarstellung gehörig verzockte - obwohl seine Songs allzeit immer "Spitze" waren - und echte Evergreens sind ...
Ich hoffe, dass der künstlerische Weg von Conchita Wurst etwas mehr zu bieten hat als etwa die lapidaren Party-Gröl-Zeilen - die oft zur vorgerückten trunkenen Stunde intoniert werden:"Alles hat ein Ende - nur die Wurst hat zwei ...".
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please - click on the speaker-icon !!!Rise Like a Phoenix
Songtext - Übersetzung
Wir laufen im Geröll
Wir laufen über Glas
Die Nachbarn sagen wir haben Probleme
Nun, diese Zeit ist vorbei
Im Spiegel betrachtet,
Nein, ich bin das nicht
Ein Fremder kommt immer näher
Wer kann das nur sein?
Du würdest mich heute gar nicht kennen
Aus dem schwindenden Licht fliege ich davon
Ich erstehe auf: Wie ein Phönix
Aus der Asche
Suche ich lieber Strafe als Rache
Du wurdest gewarnt
Wenn ich mich einmal verwandelt habe,
Werde ich wiedergeboren
Du weisst, ich werde auferstehen wie ein Phönix
Aber du bist meine Flamme
Kümmere dich um deine Angelegenheiten
Tu so, als wärest du frei
Keiner könnte bezeugen,
Was du mir angetan hast
Weil du mich heute nicht erkennen würdest
Denn du musst sehen, um zu glauben
Aus dem schwindenden Licht fliege ich heraus
Ich erstehe auf: Wie ein Phönix
Aus der Asche
Suche ich lieber Strafe als Rache
Du wurdest gewarnt
Wenn ich mich einmal verwandelt habe,
Werde ich wiedergeboren
Ich steige in den Himmel auf
Du warfst mich nieder - aber
Ich werde fliegen
Und ich erstehe auf: Wie ein Phönix
Aus der Asche
Suche ich lieber Strafe als Rache
Du wurdest gewarnt
Wenn ich mich einmal verwandelt habe,
Werde ich wiedergeboren
Du weisst, ich werde wie ein Phönix auferstehen
Aber du bist meine Flamme
Conchita Wurst - S!NEDi|bild|bearbeitung |