aufgeweckt |
Screenshot von "Kindertransporthilfe" |
Screenshot von "Kindertransporthilfe" |
Aktionskunst-Aktion: Fingierte Hilfsaktion
"Danke, Manuela Schwesig"
"Hochnotpeinlich" könnte für Familienministerin Manuela Schwesig eine Aktion werden, bei der sie als Wohltäterin für 55 000 syrische Kinder gezeigt wird - denn das Projekt gibt es offiziell gar nicht.
Diese Aktion könnte es aber tatsächlich geben, wenn der Plan des "Zentrums für politische Schönheit" aufgeht, schreibt Nadia Pantel auf SZ.de
Denn die Ministerin - so behauptet bis jetzt die fingierte Botschaft - habe eine "Kindertransporthilfe des Bundes" bewilligt und wolle damit 55 000 syrische Kinder in deutsche Pflegefamilien holen....
S!NEDi meint dazu: Schön wär's - das wäre endlich mal handfeste GroKo-Politik in Berlin, die echt etwas brächte ... - Manchmal ist sogar eine "Kunstaktion" für die Politik eine moralisch gewinnbringende "Nötigung" ...
Aber noch ist nichts davon echt: Das Logo des Bundesministeriums auf der Seite der "Kindertransporthilfe", Schwesigs Statement, dass die "Weltgemeinschaft mit allen verfügbaren Mitteln zu Hilfe" eile, und die Info-Hotline, bei der sich eine Sprecherin des Ministeriums meldet und über das Auswahlverfahren für Pflegefamilien informiert - all das ist zunächst noch getürkt ...
"Das BMFSFJ-Logo sowie Fotos und Unterschriften der Ministerin wurden ohne Wissen und ohne Genehmigung des Ministeriums genutzt", sagt eine Schwesig-Sprecherin.
Seit einigen Tagen ist die gefälschte Homepage der Aktion "Kindertransporthilfe des Bundes" online, Plakate, Politikertreffen und Infostände sollen folgen. In zwei Wochen sollen so tatsächlich 55 000 Familien zusammenkommen, die sich bereit erklären, syrische Kinder aufzunehmen. Denn die ersten haben sich schon gemeldet. Und denen muss das "Zentrum für Politische Schönheit" nun nur noch vermitteln, dass sie noch nicht das "Go" der Ministerin haben.
Ruch sagt, er sei gespannt auf das Dementi Schwesigs, wenn sie erklären müsse, dass die Kinder nicht aufgenommen werden. "Das wird hochnotpeinlich."
Für die Aktion ist ein Künstler nach Syrien gefahren und hat syrische Kinder "für ein Theaterprojekt" mit Schwesig-Plakaten fotografiert. Ob das nicht zynisch sei? "Im Gegensatz zu deutschen Politikern waren wir immerhin da. Das wurde in Aleppo durchaus als Zeichen der Solidarität verstanden."
Auch wenn an der "Kindertransporthilfe" noch wenig echt ist, einige entscheidende Unterstützer sind es. Fünf deutsche Juden, die 1938 nach der Reichspogromnacht in einer Aktion spontaner Solidarität als Kinder nach England fliehen konnten und dort von Familien aufgenommen wurden, arbeiten mit dem "Zentrum für Politische Schönheit" zusammen. So der 87-jährige Kurt Gutmann, der eines der mehr als 10 000 Kinder war, die es im Rahmen der damaligen Kindertransporte ins Exil schafften. "55 000 syrische Kinder würden wir in Deutschland kaum merken", sagt Gutmann.
Laut Vereinten Nationen sind mehr als vier Millionen Syrer auf der Flucht. Das deutsche Innenministerium will lediglich 10 000 syrische Flüchtlinge ohne Asylverfahren aufnehmen.
...............................................................................
Aktionskunst
Die Aktionskunstüberschneidet sich konzeptionell mit der Prozesskunst, der Body-Art und der Performance und weist auch Verwandtschaften zum experimentellen Theater auf.
In den 1960er Jahren entwickelte sich die Aktionskunst als eine Schnittmenge von Kunst und Politik, in der das Happening sowohl ein Kunstwerk als auch politische Manifestation sein konnte (wie die Austreibung der Dämonen aus dem Pentagon 1967, angeführt von Allen Ginsberg).
Bekannte Vertreter der Aktionskunst sind Joseph Beuys ("Stadtbewaldung - 7.000 Eichen"), Nam June Paik, Asger Jorn und Wolf Vostell, die den Begriff der Gestaltung nicht auf Bilder begrenzten, sondern als umfassenden Eingriff in die soziale Wirklichkeit der Welt ansahen. Beispiele dafür sind die kreativen Performances der Yippies, Spontis oder die Aktionen der Kommunikationsguerilla, wie etwa die "Überfälle" der Gruppe Die Überflüssigen 2005 - und nun eben seit geraumer Zeit auch das "Zentrum für Politische Schönheit" des Künstlers und Politologen Philipp Ruch ....
In jüngerer Zeit stand Christoph Schlingensief in der Tradition der Aktionskunst mit stark polarisierenden Auftritten wie z. B. als Wahlkämpfer einer eigens gegründeten Partei Chance 2000 im Bundestagswahlkampf 1998, als Hohepriester der Church of Fear (2005), mit den Aktionen Tötet Helmut Kohl (2000) und Tötet Möllemann (2002) oder der Aktion Bitte liebt Österreich, eine Persiflage auf das Fernsehformat Big Brother. Bei der Aktion Bitte liebt Österreich stand ein Container vor der Wiener Staatsoper, in dem angeblich Asylbewerber saßen, über deren Ausweisung via Internet abgestimmt werden sollte (2000).
In seiner Aktion „abgefertigt“ am Brandenburger Tor in Berlin (2007) greift Kurt Fleckenstein ebenfalls das Thema Asyl auf: 100 Jugendliche sitzen mit verbundenen Händen in so genannten Migrantentaschen und symbolisieren in symmetrischer Anordnung die Hilflosigkeit von Asylbewerbern bei der „Abfertigung“ für die Abschiebung.
Mit Materialien von SZ.de und WIKIPEDIA