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Mord bleibt Mord | Todesstrafe in den USA

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Todesstrafe in den USA
Mord bleibt Mord

Ein Kommentar von Stefan Kuzmany | SPIEGEL.de

Das oberste Gericht in den USA stoppte die Hinrichtung von Russell Bucklew in letzter Sekunde - wegen gesundheitlicher Probleme des Mörders. Grundsätzlich aber halten die Amerikaner an der Todesstrafe fest: Ein Skandal, an den wir uns nie gewöhnen dürfen.




Es ist verabscheuungswürdig, was Russell Bucklew getan hat. Nachdem ihn seine Lebensgefährtin wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, erschoss er den Nebenbuhler. Auch auf den sechsjährigen Sohn des Mannes schoss Bucklew, verfehlte ihn aber. Dann entführte er seine Ex-Freundin und vergewaltigte sie. Seit 18 Jahren und zwei Monaten sitzt Bucklew nun im Gefängnis. Er hat jede Minute davon verdient.

An diesem Mittwoch sollte Russell Bucklew eigentlich sterben, so hat es ein Gericht im US-Bundesstaat Missouri verfügt. Doch wenige Stunden vor der geplanten Hinrichtung begann ein dramatisches Hin und Her der höchsten Gerichte, das der Supreme Court schließlich mit der Entscheidung abschloss, den finalen Akt auszusetzen. Seine Anwälte hatten argumentiert, dass Bucklew wegen einer angeborenen Krankheit eine Hirnblutung und extrem starke Schmerzen fürchten müsse. Eine "grausame und ungewöhnliche Bestrafung" sei per US-Verfassung aber verboten.

Wie unmenschlich und unzivilisiert die Todesstrafe ist, hatte zuletzt der Abend des 29. April gezeigt: In Oklahoma sollte an diesem Tag ein Mörder namens Clayton Locket hingerichtet werden, doch die Henker fanden zunächst keine Vene, in die sie das Gift spritzen konnten. Und als sie eine fanden, platzte diese. Das Gift wirkte nicht richtig, erst nach 43 Minuten Todeskampf starb Lockett.

Seither steht die Todesstrafe in den USA unter verschärfter Beobachtung - aber nicht etwa ihre Abschaffung, sondern nur ihre Prozedur. Denn die US-Verfassung schützt Verurteilte zwar vor einem "grausamen und ungewöhnlichen" Strafvollzug - aber nicht vor der grausamen Strafe selbst. Wenn Totspritzen schnell geht, ist es offenbar eine verfassungsgemäße Qual.




Es gibt kein Argument für die Todesstrafe. Würde sie tatsächlich abschreckend wirken, es gäbe in den USA längst keine Morde mehr. Das Leid, das der Täter verursacht hat, wird durch sie nicht ungeschehen gemacht. Und der Wunsch nach Rache ist ein Gefühl, aber keine Aufgabe eines Rechtsstaates.

Viele Bürger der USA halten ihr Land für das beste und fortschrittlichste der Welt. Doch solange sie mehrheitlich an der Todesstrafe festhalten, ist dieser Stolz nichts als Selbstbetrug. Und so wie wir Deutschen gerne (und meist zu Recht) Menschenrechtsverletzungen in aller Welt anprangern, sollten wir niemals aufhören, den Amerikanern zu sagen: Mord bleibt Mord, auch wenn er staatlich sanktioniert ist.

Es ist verabscheuungswürdig, was mit Russell Bucklew geschehen soll...

Abbildungen: S!NEDi-Archiv 

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Ich habe 2008 mein Video nach der Graphic von Andy Warhol "Electric Chair"(1963) - mit etwas erweiterten Motiven - gegen die Todesstrafe bei YouTube eingestellt, das inzwischen weltweit über 1000 x angeclickt wurde...
Das Video dauert etwas über 5 min.: Der Todeskampf von Dennis McGuire in Ohio/USA dauerte ungefähr doppelt so lang - der Todeskampf eines Delinquenten mit Rollvenen 2007 - auch in Ohio - mit 90 min. gut 16 x so lang als dieses Video ... - Der Todeskampf von Clayton Locket in Oklahoma ca. 8 x so lange ...

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