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100 Jahre Ampel | "Wechsellichtzeichenanlage"& der Pawlow-Hund

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"Eine Ampel ist ein grünes Licht, das beim Näherkommen rot wird." 

Dieser Definition eines verkehrsfrustrierten Zeitgenossen wollen wir uns nicht anschließen und stattdessen die segensreiche Funktion der "Wechsellichtzeichenanlage" rühmen, deren 100-jährige Existenz wir heute feiern. Die mächtigsten Lichter der Welt dienen ja unser aller Verkehrssicherheit, seit 1914 in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio die erste elektrische Ampelanlage in Betrieb ging. Rein statistisch verbringt jeder Deutsche sagenhafte zwei Wochen seines Lebens vor Rotlicht wartend. Denken Sie darüber beim nächsten Ampelstopp doch mal nach.

Heute vor 100 Jahren wurde die erste Verkehrsampel im amerikanischen Cleveland in Betrieb genommen - damals noch von einem Polizisten per Hand betrieben. Wie viele Menschenleben sie in dieser Zeit bereits gerettet hat, kann man nur erahnen. Wohl Hunderttausende. 

Und auch technisch hat sich viel geändert, wie Siemens-Experte Nils Schmidt (47) erklärt. Seine Firma hat die Hälfte aller deutschen Ampeln hergestellt.

Herr Schmidt, sehr verändert hat sich das Äußere der Ampel in den letzten 100 Jahren nicht. Wie sieht es im Inneren aus?

NILS SCHMIDT: Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht: Heute sind Lichtsignalanlagen kleine Rechenwunder, die unendlich viele Signale in Echtzeit auswerten. Die Ampel von heute ist wie ein iPhone im Gehäuse eines C-64-Computers.

Früher konnten die Ampelphasen an Verkehrsknotenpunkten noch direkt vor Ort von Menschenhand geschaltet werden.

SCHMIDT: Auch das hat sich fundamental gewandelt. Um das heutige Verkehrsaufkommen in den Städten effizient planen zu können, braucht es den Verkehrsrechner im Hintergrund als technologisches "Gehirn". Moderne Verkehrssteuerung berücksichtigt die aktuelle Verkehrslage und optimiert den Verkehrsfluss zum Beispiel durch grüne Wellen, oder sie gibt dem öffentlichen Nahverkehr und Rettungsfahrzeugen Vorrang an der Kreuzung.

Wie wird die Verkehrsampel in 20 Jahren aussehen?

SCHMIDT: Die Technik wird weiter voranschreiten, vor allem wohl in Richtung einer intelligenten Vernetzung. Stellen Sie sich vor, die Verkehrsanlagen an der Straße arbeiten künftig mit den Fahrzeugen zusammen, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Ampeln könnten wichtige Verkehrsinformationen direkt in Ihr Fahrzeug übermitteln, vor Gefahrensituationen warnen oder Hinweise geben, bei welcher Fahrgeschwindigkeit Sie bei Grün über die Kreuzung kommen. An solchen Technologien wird heute schon kräftig geforscht.


Wie sieht insgesamt Ihre Vision vom Verkehr der Zukunft aus?

SCHMIDT: Ich hoffe, dass wir eine immer nachhaltigere Mobilität erleben, angepasst an die sich wandelnden Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer und zugleich wirtschaftlich und wenig belastend für Mensch und Umwelt. Ich stelle mir vor: Die Verkehrsangebote sind dank technologischer Innovationen über alle Verkehrsmittel intelligent vernetzt. Nicht mehr die Art des gewählten Fortbewegungsmittels steht noch im Vordergrund, sondern wie einfach und sinnvoll es für den Weg von A nach B genutzt werden kann. Die Fahrzeuge kommunizieren untereinander und mit der Infrastruktur an der Straße - für mehr Verkehrssicherheit, einen besseren Verkehrsfluss und einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch.

Und die Ampel?

SCHMIDT: Die wird zum Partner des Fahrers. Vielleicht wird sie auch "virtualisiert". Fahrzeuge, die ohne Zutun die Spur halten, auf genügend Abstand achten und selbstständig anhalten, sind keine Zukunftsmusik mehr. Solange auf unseren Straßen noch Autos mit Menschen am Steuer unterwegs sind, wird uns die Ampel erhalten bleiben.


Mit Materialien aus: © 2014 Neue Westfälische - dirk - Dienstag 05. August 2014

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Es war anfangs bereits ganz kriegs- bzw. militärgebürstet - eben eine "explosive Neuheit": Denn bereits 1868 wurden in London versuchsweise Signalarme mit roten und grünen Gaslaternen montiert. Doch die Konstruktion explodierte und verursacht beim mit ihrer Bedienung betrauten Gesetzeshüter schwere Verletzungen. Die mechanische Verkehrsregelung geriet in Vergessenheit, bis eben 1914 die erste elektrische Ampel in Betrieb ging. Bereits 1922 stellten die Behörden in Hamburg das erste deutsche Lichtsignal zur Kontrolle des Straßenverkehrs auf. Bekannter wurde der zwei Jahre später errichtete Ampelturm in Berlin. Auf dem drei Meter hohen Turm mit Kabine auf dem Potsdamer Platz saß ein Polizist und steuerte das Signal - und ich erinnere auf dem Jahnplatz in Bielefeld zumindest in den 50er Jahren noch eine solche "polizei-handgesteuerte" Verbundanlage, wobei durch individuelle Lautsprecher-Ansagen und Zurechtweisungen noch der Verkehrsfluss korrigiert werden konnte ... 

Und es bleibt ja doch auch irgendwie bezeichnend und bildet ja weiterhin so etwas wie den "alltäglichen Krieg" auf unseren Autostraßen ab: Einen Tag eben nach Ausbruch des 1. Weltkrieges, am 05.08.1914 schaltete man in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio die elektrische Verkehrsampel-Signalanlage ... Der Polizist Lester Wire und der passionierte Erfinder Garrett Morgan, der Sohn eines früheren Sklaven, der noch so unterschiedliche Dinge erfand wie die Gasmaske und ein Haarglättungsmittel - sie gelten als Väter der elektrischen "Wechsellichtzeichenanlage". Und mit diesem immer weiter sich innerlich technisch entwickelnden blinkenden Ding wurde das totale Verkehrschaos in den 100 Jahren bis heute dann doch noch einigermaßen "im Griff" gehalten ... 




Damit hat man dann auch gleichzeitig die damals aufstrebende Wissenschaft der Psychologie - hier der Farbpsychologie - entscheidend zum Durchbruch verholfen: basierend auf dem den Lebewesen mit der Schöpfung mitgegebenen sogenannten "Reiz-Reaktions-Schema" wurde nun der autofahrende Mensch ganz nach den Studienergebnissen am sogenannten "Pawlowschen Hund" entscheidend beeinflusst - und bekam so sozusagen seine "kleine" Sicherheits-Gehirnwäsche: 
Denn bei dem Pawlow-Hund wurde ja nach einem entsprechend prägenden Training bei einem bestimmten Klingelzeichen der Speichelfluss für die Nahrungsaufnahme ausgelöst, auch wenn gar keine Nahrung im Moment mehr zu sehen oder zu erreichen war ... Und genau diesen Reaktions-Mechanismus wandte man nun auf den Verkehrsfluss an und richtete eben auch den menschlichen Autofahrer auf ROT = STOPP (Anhalten) - GELB = ACHTUNG (Brems- oder Fahrbereitschaft) - GRÜN = FREIE FAHRT (Gas geben) ab: Und deshalb heißt es in China, Cleveland, Timbuktu und im Rest der Welt weiterhin: "Bei Rot bleibe steh'n, bei Grün kannst Du geh'n," - und diese uns mit dem gleichen Schema wie beim Pawlow-Hund inzwischen fast genetisch eingebläute rassen-, kontinent- und grenzübergreifende und völkerverständigende menschliche Farbassoziation wurde inzwischen auf viele Anwendungsbeispiele übertragen ...

Eine ganzer Farbton wurde "Signalrot" getauft - und man spricht heute oft davon, das wenn "alles Gut" sei - gleichzeitig auch alles im "Grünen Bereich" sei ...: Oder ein weiteres Beispiel für den Sprach- und Assoziationssiegeszug dieser Farbbedeutungen ist die "Politische Ampel": Eine "Ampel-Koalition" mit den Parteifarben Rot (SPD), Gelb (FDP) und Grün ist in Deutschland selten. Die erste politische Ampel auf Länderebene gab es von 1991 bis 1995 in Bremen. Eine ähnliche Allianz regierte 1990 bis 1994 in Brandenburg, aber anstelle "der Grünen" war anfangs Bündnis 90 dabei, die aber auch unter der Farbe "Grün" oder als "Bunte Liste" firmierten...

Heute gibt es in Deutschland nach Angaben des Ampelherstellers Siemens 1,5 Millionen „Lichtsignalanlagen“. Würde man alle anfahren und an jeder eine Minute rot haben, wäre das allein eine Wartezeit von etwa drei Jahren.


Auch wenn sich jeder mal über Ampeln ärgert, wird ihren Sinn kaum jemand in Frage stellen. Höchstens ihre Taktung. „Das ist eine hohe Kunst“, sagt Wilke Reints, der als Ingenieur für „Intelligente Verkehrssysteme“ zuständig ist und nachts manchmal sogar von Ampeln träumt: „Es gibt faszinierende Algorithmen, um den Verkehr zu beeinflussen. Und man kann wahnsinnig viel gestalten“ - nicht immer zur Freude der Autofahrer. „Einige Kommunen lassen den Verkehr fließen, aber andere stören ihn künstlich. Damit sollen die Autofahrer zu Bus und Bahn gedrängt werden.“ [Merke also: Politisch "Grün" bedeutet nur recht modifiziert "freie Fahrt"...].


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