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(m)ein wort zum sonntag -82: christen sollen kapitalismus abschaffen ...

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Christen sollen Kapitalismus abschaffen
Der ehemalige Leipziger Nikolaikirchenpfarrer Christian Führer (69) hat die Christen in Deutschland dazu aufgerufen, sich aktiv für die Abschaffung des kapitalistischen Wirtschaftssystems einzusetzen. 
s!Nedi|Bild|montage - mit materialien von otto pankok und walt disney
Der globale Kapitalismus sei nicht zukunftsfähig, zerstöre die Umwelt und die Menschen. Es müsse eine Wirtschaftsform des Teilens entwickelt werden, sagte der evangelische Theologe in einer Predigt in der Kieler Ansgarkirche. 
Führer wandte sich entschieden gegen die These, dass es zum kapitalistischen und marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystem keine Alternative gibt. 
Diese These sei »fantasielos« und vergleichbar mit der These eines Steinzeitmenschen, dass es zum Faustkeil keine Alternative gebe. Der Kapitalismus sei nicht in der Lage, ein weltweit gerechtes Wirtschaftssystem ohne Ausbeutung von Menschen und Ressourcen zu schaffen, sagte der Pfarrer. 
Christian Führer war von 1980 bis 2008 Pfarrer an der Leipziger Nikolaikirche.
Er war Mitinitiator der wöchentlichen Friedensgebete, die Ausgangspunkt für die Leipziger Montagsdemonstrationen 1989 in der DDR waren. epd


Mit dieser Meldung überraschte der Evangelische Presse Dienst (epd) manch bundesdeutsche Krämerseele - und die BILD-ZEITUNG betitelte den bis dahin auch von ihr international gefeierten Mitinitiator der friedlichen protestantischen Revolution von 1989 in der DDR natürlich prompt als "WENDEHALS" ... 


Pfr. C. Führer

Es gab eine Zeit, da stand Christian Führer im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Als Pfarrer der Nikolaikirche in Leipzig repräsentierte er wie kaum ein Zweiter Pfarrer die "protestantische Revolution", die in den Friedenskreisen der evangelischen Kirchen der DDR einen wichtigen Ausgangspunkt hatte. Die Rolle des Ansprechpartners für Tagesschau und Co. fiel ihm zu, nachdem sein Pfarrerkollege Christoph Wonneberger im Oktober 1989 einen Schlaganfall hatte. Führer füllte die Rolle mit Eloquenz aus und wurde insbesondere durch die von ihm seit 1982 organisierten und auch nach der friedlichen Revolution immer wieder fortgeführten Montagsgebete zur Person der Zeitgeschichte.

Seit 2008 nun ist Christian Führer nun im "Ruhestand".


Er hat sich im Deutschlandradio Kultur gegen den Vorwurf gewehrt, er wolle eine sozialistische Wirtschaftsform zurück.

Pfarrer Christian Führer erklärte, es sei bewusst ein Missverständnis gestreut worden. Die DDR habe sich selbst überholt. Er bleibe aber bei seiner Kritik am Kapitalismus. Angesichts von Ausbeutungs- und Unrechtsstrukturen brauche es Mut zu Alternativen.


Tatsächlich führt er auch im Ruhestand sein Engagement weiter. Im Herbst 2012 gehörte er zu den Unterzeichnern der "Septemberinitiative Ökumene Jetzt!", die sich für eine Überwindung der konfessionellen Kirchentrennung einsetzt. Im September 2012 predigte Führer auch bei einem Bundestreffen ökumenischer Friedensgebetsgruppen – die Predigt stellt den heutigen Kapitalismus aus christlicher Sicht in Frage und fordert "Mut zur Alternative" und einen "Teil II der Friedlichen Revolution". 
"Eine Wirtschaftsform der "solidarischen Ökonomie" ist zu entwickeln, die die JESUS-Mentalität des Teilens praktiziert: Teilen von Bildung, Arbeit, Einkommen und Wohlstand, in der der Mensch an erster Stelle steht, nicht Geld und Profit. (…) Anders wachsen und wirtschaften: jetzt!"
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Christian Führers Predigt in der Ansgarkirche Kiel am 2. September 2012 - hier in Auszügen:


"Und wie steht es mit unserer festgefahrenen, durch Gier, Macht und Krieg und auch durch Ignoranz gegenüber dem Klimaschutz gefährdeten Welt, gibt es auch da eine Alternative?

[Sozusagen] Teil II der Friedlichen Revolution. Allerdings unter den erschwerten Bedingungen des Wohlstandes!

Kirche ist auch hier wieder gefragt und gefordert, sich angesichts nationaler und globaler Ausbeuter- und Unrechtsstrukturen einzumischen. Sie tut das schon in vielen Bereichen.

Die Banken- und Finanzkrise zeigt, dass dieses Finanz- und Wirtschaftssystem nicht
zukunftsfähig ist. Kosmetische Beschönigungen nutzen nichts. Das System kann nicht die Probleme beseitigen, die es selbst hervor bringt. Die Wurzelsünde des Globalkapitalismus, das hemmungslose Profitstreben und die Anstachelung der Gier müssen überwunden werden.

In einem Wort der EKD von 2009 heißt es: „In Zukunft bedarf es sowohl einer robusten Regulierung der Weltfinanzmärkte als auch einer wirksamen Regelung für die Haftung der Verantwortlichen. Freiheit, die von der Verantwortung entkoppelt ist, zerstört sich am Ende selbst.“

Eine Wirtschaftsform der „solidarischen Ökonomie“ ist zu entwickeln, die die JESUS-Mentalität des Teilens praktiziert:

Teilen von Bildung, Arbeit, Einkommen und Wohlstand, in der der Mensch an erster Stelle steht, nicht Geld und Profit.
Eine Wirtschaft also, die „die Würde des Menschen, das Gemeinwohl und die Solidarität in den Mittelpunkt der ökonomischen Aktivitäten stellt.“

Anders wachsen und wirtschaften: jetzt!

Die Einwände sind Legion!
Von: Spinner, Naivlinge, idealistische Gutmenschen bis: „Zur bestehenden Marktwirtschaft gibt es keine Alternative.“

„Keine Alternative“, da werden wir hellhörig. Das ist, als hätten die Menschen der Steinzeit festgestellt: „Zum Faustkeil gibt es keine Alternative.“ Steinzeit for ever. Das war’s ja dann doch nicht.

Ja, die bedauernswerten Alternativlosen, Phantasielosen, Ausweglosen mit dem vielen Geld in den Händen, mit dem sie um die Schöpfung und das Leben auf dieser Erde pokern, statt es für einen gerechten Frieden mit der Erde einzusetzen, damit das Leben erhalten bleibt.

Auch wir haben vereinzelt vor dem 9. Oktober 1989 zu hören bekommen:
„Ihr denkt doch nicht, dass ihr mit Euren Kerzen und Gebeten was ändern könnt?“
Wir nicht. Aber JESUS, dessen „Kraft in den Schwachen mächtig ist.“ (2. Kor. 12,9)

Die Alternative des Bergpredigers wurde ergriffen. Und es wurde möglich, was unmöglich war.

1990, nach der erfolgreichen Friedlichen Revolution, sagte ein bedeutender Mann unserer Kirche zu mir: „Bruder Führer, jetzt wollen wir doch wieder zum Eigentlichen zurückkehren.“

Ich gestehe, dass mich das sehr getroffen hat. War ich doch der Meinung, dass wir immer um das Eigentliche gerungen hätten, mit dem Eigentlichen befasst gewesen wären. Zudem in diesen aufreibenden Jahren kein Gottesdienst, keine Konfirmandenstunde, keine Gemeindeveranstaltung ausgefallen ist!

• Haben wir nicht gerade in diesen Jahren JESUS als Meister der Alternativen entdeckt?

• DER uns den Weg von der Reformation neuen Typus zur Revolution neuen Typus geführt hat, allen Vernunftgründen, Erfahrungswerten und kirchlicher Gewohnheit zum Trotz?

• Haben wir nicht in den letzten Jahren erlebt, dass das Eigentliche der Kirche ist: JESUS in der Mitte, und bei IHM und mit IHM die Alternativen aufspüren und leben? JESUS, der durch seine Auferstehung selbst zum Tod eine Alternative setzte?

• „Leben wär’ eine prima Alternative“, sagte die todkranke Maxi Wander. Das gilt heute genau so für die hungernden und von Krieg geschädigten und vertriebenen Menschen weltweit. Statt der wissenschaftlichen Höchstleistung „Marslandung“ wäre es eine noch größere Höchstleistung, Kriege zu ächten und das Verhungern von Menschen auf der Erde zu verhindern.

• Leben und Glauben wär’ eine prima Alternative: Das gilt heute im speziellen Sinn für die übersättigten, leeren und gelangweilten Menschen der Wohlstandsländer.

• Eine durch Wort und Sakrament weltweit geeinte Kirche wär’ eine prima Alternative. „Nicht nur Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt.“ (Septemberinitiative)

• Ein neues Wirtschafts- und Finanzsystem wär’ eine prima Alternative. Nicht nur ein Atemholen zwischen Krise und Krise.

Mut zur Alternative – davon hängt es ab, ob wir zukunftsfähig sind!
Die um JESUS gescharte Kirche hält uns wach.

Und wenn uns Bedenken kommen – und zumindest uns Deutschen kommen immer Bedenken,
wir sehen immer zuerst das Haar in der Suppe, und wenn wir keins sehen, dann schütteln wir so lange den Kopf, bis eins hineinfällt – wenn uns Bedenken kommen, was möglich ist und was nicht, was wir schaffen können oder nicht, dann denken wir daran – Martin Niemöller hat es formuliert:
„Wir haben nicht zu fragen, wie viel wir uns zutrauen;sondern wir werden gefragt, ob wir GOTTES Wort zutrauen, dass es GOTTES Wort ist und tut, was es sagt.“
Mut zur Alternative. Vertrauen wagen, damit wir leben können!

Amen"

Pfarrer C. Führer



Tempelreinigung: Rembrandt

Mit Materialien von: http://zentrodada.blogspot.de/2012/10/wendehals-oder-reformer.html - DRadio Wissen - http://www.mdr.de/mdr-figaro/hoerspiel/feature/mut-zur-alternative100.html - epd

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