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LICHTGRENZE | WORT DES JAHRES 2014 | impuls für die woche -157

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"Lichtgrenze"ist Wort des Jahres 2014

"Lichtgrenze" ist das Wort des Jahres 2014. Die Berliner Lichtinstallation zum 9. November erinnere an die Freude des Mauerfalls vor 25 Jahren, begründete die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ihre Wahl.

Die Sprachexperten in Wiesbaden wählen jeweils ein Wort, das in ihrer Sicht das ablaufende Jahr geprägt hat. 2013 entschieden sie sich für "GroKo" (große Koalition). Für 2014 wurde das Wort des Jahres aus mehr als 2300 Vorschlägen ausgewählt.

Auf Platz zwei ihrer Zehnerliste setzte die GfdS die "Schwarze0". Auf Platz drei steht "Götzseidank" als Erinnerung an das WM-Siegtor von Mario Götze.

tagesschau.de




















Da geht einem das Licht auf: LICHTGRENZE als Wort des Jahres - ich denke mal, da hat die Berlin-Fremdenverkehrs-Marketing mitgemischt, damit es dazu kam ... Aber sei's drum - Wo manchem das Licht aufgeht - da zeichnet sich damit auch innerlich oft die Lichtgrenze ab - eben die Grenze zum Schatten:
  • WO VIEL LICHT IST - DA IST AUCH VIEL SCHATTEN ... sagt ja ein alter Sinnspruch ...
Also - als Urheber des Sprichwortes gilt Goethe, er lässt seinen Götz von Berlichingen sagen: »Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.« (Erster Akt – Jagsthausen. Götzens Burg/Götz) Götz spricht gerade mit seinem Sohn, die beiden haben sich lange nicht gesehen, der Sohn, Karl, will seinem Vater beweisen, was er alles gelernt hat, aber als sein Vater ihn fragt, ob er den Herrn von Berlichingen kennt, da weiß der Sohn keine Antwort, und als der Vater den Sohn fragt, warum er seinen Apfel gebraten essen will und nicht roh, sagt dieser, dass es ihm so besser schmecke. Als dann Adelbert von Weislingen, den Götz gefangen hält, um ihn zu manipulieren, eintritt und sagt: »Glückliches Kind! das kein Übel kennt, als wenn die Suppe lang ausbleibt. Gott laß’ euch viel Freud am Knaben erleben, Berlichingen«, antwortet Götz: »Wo viel Licht ist, ist starker Schatten – doch war mir’s willkommen.«

Und bei den physikalischen Gegebenheiten hat Goethe selbst in seiner Farbenlehre über den Schatten geschrieben: »Ein Schatten, von der Sonne auf eine weiße Fläche geworfen, gibt uns keine Empfindung von Farbe, solange die Sonne in ihrer völligen Kraft wirkt. Er scheint schwarz oder, wenn ein Gegenlicht hinzu dringen kann, schwächer, halberhellt, grau. Zu den farbigen Schatten gehören zwei Bedingungen, erstlich, dass das wirksame Licht auf irgend eine Art die weiße Fläche färbe, zweitens, dass ein Gegenlicht den geworfenen Schatten auf einen gewissen Grad erleuchte.«

Tatsächlich aber ist es ja so: Einen Schatten gibt es nur, wenn die Lichtquelle so stark ist, dass außerhalb des Schattens noch eine Lichtreflexion wahrgenommen werden kann. Sterne leuchten zum Beispiel so schwach, dass sie keinen sichtbaren Schatten erzeugen.

Was sagte Goethe angeblich, als er starb? »Mehr Licht!« Der Mann wusste Bescheid. Und nur "böse Zungen" behaupten, dieses von Goethe überlieferte »Mehr Licht!« sei in Wahrheit der Satz in schwächelnder hessischer Mundart: »Mir ist schlecht!« von Goethe auf dem Sterbebett gewesen ...
  • Die Lichtgrenze in der Bibel
Und deshalb stimmt das Sprichwort auf allen Ebenen, und es stimmt auch diese Bibelstelle bei Hiob 14:2-3

»Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.«

Licht & Schatten - Licht & Dunkelheit - das sind feste Metaphern in der Bibel - also genau der Schnittpunkt - ebenfalls andauernd die Beschreibung einer Lichtgrenze ...

Denn weitere biblische Textstellen zur Lichtgrenze sind zum Beispiel:

Hiob 24:13-17
Jene sind abtrünnig geworden vom Licht und kennen seinen Weg nicht und kehren nicht wieder zu seiner Straße.…

Johannes 1:4-5
... In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.

Matthäus 5:15
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind.

Johannes 3:19
Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.

Johannes 12:36-40
Glaubet an das Licht, dieweil ihr es habt, auf dass ihr des Lichtes Kinder seid.…

Apostelgeschichte 26:18
... aufzutun ihre Augen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zu dem Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, zu empfangen Vergebung der Sünden und das Erbe samt denen, die geheiligt werden durch den Glauben an mich.

Und auch wir angeblich so nüchternen und gottferneren Menschen heutzutage spüren in unserem "Gewissen" eben jene innere Lichtgrenze, wenn das "Gute" - das Lichte - verlassen wird - und wir in den inneren Schatten, in die Dunkelheit, eintauchen ...: vom Guten ins SchlechteGewissen gleiten ...
  • Die Lichtgrenze in der Psychologie von C.G. Jung
Die Psychologie beschreibt die Lichtgrenze  mit dem wichtigsten Archetypen, dem "Schatten", als eine unbewusste Grundassoziation in der Analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung. Der Begriff steht mit der weit verbreiteten Vorstellung eines persönlichen Schattens in Beziehung.

(Umganssprachlich heißt es ja auch: "Der und der hat doch echt nen Schatten" ...).

Der "Schatten" im Jungschen Denkgebäude stellt das Gegenstück zum Archetyp der Persona dar und steht daher für die negativen, sozial unerwünschten und daher unterdrückten Züge der Persönlichkeit, für jenen Teil des „Ich“, der wegen gesellschaftsfeindlicher Tendenzen in das Unbewusste abgeschoben wird. Seine Entwicklung beginnt bereits in den ersten Lebensjahren des Menschen infolge der von der Umwelt an das Individuum herangetragenen Anforderungen, Erwartungen, Ge- und Verbote, die nur einen Teil der Persönlichkeit zur Entfaltung kommen lassen. Der Schatten wächst parallel zur Persona, gleichsam als deren „Negativ“. Eine gewisse Parallele besteht zum Freudschen Begriff des Es, das im Gegensatz zu Ich und Überich ebenfalls die unbewussten Teile der Persönlichkeit repräsentiert.

Zunächst wird der eigene Schatten gewöhnlich negiert oder aber auf Personen und Objekte außerhalb des eigenen Ichs projiziert.
  • Die Auseinandersezung mit der innerpsychischen Lichtgrenze
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schatten, seine Integration in die Gesamtpersönlichkeit, zählt nach Jung indes zu den zentralen Aufgaben des menschlichen Reifeprozesses und stellt einen unabdingbaren Schritt auf dem Weg zur Ganzwerdung (Individuation) dar. 

Als vorwiegend moralisches Problem fordert sie vom Individuum beträchtliche seelische Anpassungsleistungen. Häufig ist sie auch Gegenstand der Psychoanalyse. Auf einer alltäglicheren Ebene entspricht diesem auch die bekannte Wendung „über seinen Schatten springen“ oder eben „einen Schatten haben“.

In Träumen, Mythen und Erzählungen tritt der Archetyp des Schattens häufig als Fremder, als Feind, als Rivale oder allgemein als eine dem Träumer bzw. Protagonisten negativ gesinnte Person auf. In aller Regel gehört sie dem gleichen Geschlecht an wie er selbst, unterscheidet sich von ihm aber häufig etwa durch Hautfarbe oder Nationalität. Meist geht von der Figur etwas Bedrohliches, ein Misstrauen oder etwas Furchterregendes aus. Nicht selten kommt es auch zu einem Kampf des Träumers mit der Figur, was der genannten Auseinandersetzung des Menschen mit seinem Schatten entspricht.

Auch in der Mythologie sowie in Werken der Kunst und Literatur wurde der Archetyp des Schattens vielfach verarbeitet. Bekanntes Beispiel ist Mr. Hyde, die negative, verbrecherische Seite des tugendhaften Arztes Dr. Jekyll in Robert Louis Stevensons gleichnamiger Erzählung. In Oscar Wildes Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ bannt ein Maler den Schatten des Protagonisten Dorian Gray in ein Gemälde, das künftig die Spuren seines wilden Lebenswandels widerspiegeln wird, während er selbst unverändert jung und schön bleibt.

Weltweit ist in Märchen und Sagen das Motiv des Ritters anzutreffen, der einen Drachen besiegen muss, um die Hand einer Jungfrau, Prinzessin oder dergleichen zu gewinnen. Soweit der Drache hier nicht als Mutterarchetyp gedeutet wird, wird er meist als Ausprägung des Archetyps des Schattens aufgefasst, der insbesondere der Erweckung der Anima und damit der Aufnahme von Liebesbeziehungen im Wege steht. Die Tötung des Drachen steht insofern allegorisch für die erfolgreiche Auseinandersetzung mit dem Schatten. Auch der älteste niedergeschriebene Mythos, das Gilgamesch-Epos, enthält in der Auseinandersetzung des Helden mit seinem tierhaften Blutsbruder einen Abriss der Schattenproblematik.

Nach ihrer Verdrängung in das Unbewusste entfalten die negativen Züge der eigenen Persönlichkeit meist erhebliche Dynamik und Wirksamkeit. Sie bricht sich nach Jung zum einen in entsprechenden (Alb-)Träumen des Betreffenden Bahn. Wenn die Integration des Schattens unterbleibt, kann es auch zu seiner Projektion auf andere Personen oder Gruppen, kommen. 

Auf diese Weise entstehen unter anderem Vorurteile, aber auch das bekannte „Sündenbock“-Syndrom und Phänomene wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus oder auch Homophobie. Auch die Idee des Teufels wird mitunter mit der Projektion des Schattens nach außen erklärt. Die Projektion des Schattens nach außen ist auch Teil des psychiatrischen Krankheitsbildes der Paranoia.

Historisch wurde dieser Prozess mitunter zu politischen Zwecken gezielt herbeigeführt, um etwa die Kriegslust gegenüber anderen Völkern anzustacheln.

Also: Lichtgrenze ist doch ein schillernd erleuchtendes Wort des Jahres - gerade in diesen Adventstagen: Und die ganze Adventszeit ist eigentlich genau diese Lichtgrenze - die in der Heiligen Nacht bei totaler Dunkelheit und Sternenfunkeln urplötzlich mit der Geburt eines Kindes in einem abgelegenen Stall in gleißendes Licht tritt ...

Unter Verwendung von Gedanken aus WIKIPEDIA, DIE ZEIT 











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