Trauer um eine Musiklegende
Joe Cocker ist im Alter von 70 Jahren an Lungenkrebs gestorben
"Wir sind sehr traurig", sagte eine Sprecherin. Cocker war einer der herausragenden Rockmusiker seiner Generation. Er war bekannt für seine Reibeisenstimme und seine eigenwillige Körpersprache auf der Bühne. Cocker hatte erst vor Kurzem ein neues Album für das kommende Jahr angekündigt.
Cocker wurde am 20. Mai 1944 in der nordenglischen Stahlmetropole Sheffield geboren. Seinen Durchbruch hatte er beim Woodstock-Festival 1969 mit einer legendären Interpretation des Beatles-Hits "With a Little Help from my Friends". Zu seinen großen Hits gehören "Unchain my Heart" und "You Are so Beautiful".
Es hat wohl bisher keinen Rockstar gegeben, dessen Leben ähnliche Höhen und Tiefen vorweisen kann wie das von Cocker. Obwohl er unzählige Male völlig am Boden war, rappelte er sich immer wieder auf.
Vor allem während der Siebzigerjahre durchlebte Cocker Drogen- und Alkoholexzesse. "Drogen gab es überall, und ich stürzte mich darauf. Und wenn du erst mal in dieser Abwärtsspirale bist, dann ist es schwierig, da wieder rauszukommen. Ich brauchte Jahre, das zu schaffen", sagte er einst. Erst seine Frau Pam Baker habe ihm geholfen, sein Leben zu ändern. "Sie machte mir klar, dass die Leute mich immer noch singen hören wollten", sagte er einmal.
Bei seinem Comeback in den Achtzigerjahren gelangen ihm Hits wie "When the Night Comes", "N'Oubliez jamais" und das Duett "Up where We Belong" mit Jennifer Warnes, für das er 1983 einen Grammy Award bekam.
"Er war ohne Zweifel die größte Rock- und Soulstimme, die Großbritannien je hervorbrachte", schrieb sein Agent Barrie Marschall in einer Würdigung zum Tod des Musikers.
otr/dpa/AFP | SPIEGEL.de
Joe Cocker ist tot. Ich gebe ja zu - das trifft mich jetzt im Augenblick mehr als der Tod von Udo Jürgens ... Ich bin fast 68 Jahre alt - Joe Cocker ist heute mit 70 an Krebs gestorben - insofern hat er mich mit seinen Songs und seinen Eskapaden fast gleichzeitig durchs bisherige Leben begleitet. Und während ich bei Udo Jürgens vor ca. 40 Jahren bei einem Konzert in Bielefeld war - habe ich leider nie Live-Konzerte von Joe Cocker besucht ...
Aber ich konnte ihn - so wurde mir immer wieder bestätigt - recht gut "karaokemäßig" kopieren: ähnlich in der körperlichen "Größe", in der später und derzeit etwas schütteren "Haarpracht" und in der "untersetzten" körperlichen Fettpolsterverteilung hatte ich seine entfernt "spastisch" wirkenden knappen gestisch abgehackten Gesangsuntermalungen und klanglichen Bewegungen ganz gut drauf - die aber wohl letztlich immer eine irgendwie angedeutete "Luftgitarren"-Pantomime darstellen mochten - und auch mit meiner Stimme klappte das ganz gut in der Nachahmung - nach etwas Wein sogar ausgezeichnet ...
Und auf die Frage - wie denn der "Mann von Angelika eigentlich aussähe" - erklärte die Freundin meiner Frau ihrer Mutter vor Jahren - er - also ich - sähe so aus wie "Joe Cocker" ...
Nun ja - das mag beurteilen wer will - aber dieser Vergleich mit ihm hat mich auch nie in irgendeiner Weise getroffen ... - im Gegenteil: im tiefsten Grunde meines Herzens war ich stolz: ich - ich war ein Joe-Cocker-Typ... Und im übrigen meine ich, dass der Schauspieler Leonard Lansink, der im ZDF den "Wilsberg" gibt, der eigentlich "Wiedergänger" von Joe Cocker werden wird ...
Leonard Lansink ("Wilsberg")
Joe Cocker ist heute gestorben: Er wird seinen unverbrüchlichen Platz in meiner Favoriten-Trias behalten: Leonard Cohen - Joe Cocker - Tom Waits | und ich gebe in diesem Zusammenhang ja zu: noch einigen Künstlern mehr - mit einem ähnlichen Sound bzw. Timbre in der Stimme ... - Weibchen ebenso wie Männlein
Was mir immer in den Ohren bleiben wird, ist dieser typische "Cocker-Schrei", dieser plötzliche und unvermittelte Ausbruch mit seiner heiser-gutturalen-kehligen Stimmkoloratur aus den tiefsten Schlünden seiner durch und durch musikalischen Blues-Seele: Es war der Schrei einer ganzen Generation - ja - es war der Schrei meiner Generation - oft kopiert - aber nie erreicht ...
Ich werde diesen Schrei - diesen Schrei zwischen Angst, Befreiung, Offenbarung, Entdeckung und Lust - bis in alle Ewigkeit und über alle Leben hinweg - so glaube ich - in mir innerlich hören können - diesen gurgelnden, gequälten und gleichzeitig triumphierenden, legendären und irgendwie tierischen Schrei - von „With A Little Help From My Friends“ bis zu „Unchain My Heart“ - von Joe Cocker ... - über alle Zeiten hinweg ...