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Dresden: Khaled Idriss Bahray | Tod eines Asylbewerbers - und die Sehschwäche der Ermittler auf dem rechten Auge

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Behörden in Erklärungsnot 

Warum musste der Asylbewerber Khaled Idriss Bahray in Dresden sterben?

  • Ein Flüchtling aus Eritrea wird in der Pegida-Stadt erstochen - von wem und warum ist unklar. 
  • Im Treppenhaus des Toten werden Hakenkreuze entdeckt. 
  • Die Behörden sind in Erklärungsnot.


Khaled Idriss Bahray - Bildbearbeitung nach einem Foto von 
HOLM HELIS/DRESDNER MORGENPOST

Seit Wochen gehen in Dresden Tausende Pegida-Anhänger auf die Straße und protestieren gegen eine angebliche Überfremdung. Sie fordern eine Verschärfung des Asylrechts, warnen vor der "Islamisierung des Abendlandes". Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt. Ausgerechnet jetzt wird in Deutschlands Pegida-Hochburg die Leiche eines jungen Asylbewerbers gefunden. Auch wenn Hintergründe und Motive noch völlig im Dunkeln liegen, löst die Gewalttat Entsetzen aus. Zusätzlich lässt eine erste Fehleinschätzung der Polizei die Wellen hochschlagen.

"Ich bin zutiefst betroffen, weil ich das fürchterlich finde, was hier passiert ist", sagte Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD). Der Fall müsse nun unverzüglich aufgeklärt werden. "Damit wir wissen, wie es zustande gekommen ist, was passiert ist und wer es gewesen ist."

Grünen-Politiker Beck stellt Strafanzeige

Der 20-Jährige aus Eritrea war am Dienstagmorgen tot vor seinem Wohnhaus in einer Plattenbausiedlung gefunden worden. Dort hatte er in einer Vierzimmerwohnung mit sieben Landsleuten gelebt. Die Polizei sah zunächst keine Hinweise auf Fremdeinwirken. Erst eine Obduktion ergab, dass der junge Schwarze durch mehrere Messerstiche in Hals und Brust starb.

Die Ermittlungen der Polizei wirkten dilettantisch, meint Grünen-Innenpolitiker Volker Beck - und erstattete Strafanzeige. Er sieht Anzeichen für eine mögliche Strafvereitelung im Amt. "Erst nach der Obduktion des Opfers räumt die Polizei ein Fremdverschulden ein und schickt erst 30 Stunden nach der Tat die Spurensicherung an den vermeintlichen Tatort", sagte der Bundestagsabgeordnete dem Internetportal der "Dresdner Morgenpost".

Polizei räumt nach Tod eines Asylbewerbers Fehler ein

Die Erklärung für die Fehleinschätzung lieferte Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll im Innenausschuss des Landtags: Noch am Fundort der Leiche habe der Notarzt einen offenen Schlüsselbeinbruch diagnostiziert. Ein Fremdverschulden hätten die Beamten deshalb nicht gleich sehen können. "Die Messerstiche waren zunächst nicht erkennbar gewesen", bestätigte auch Oberstaatsanwalt Lorenz Haase. "Wir setzen alles in Bewegung, um die Täter zu finden."
Derzeit werden Nachbarn und Mitbewohner befragt sowie Augenzeugen vor dem Supermarkt, wo der 20-Jährige offenbar am Montagabend einkaufen gehen wollte. Wegen der Sprachbarrieren müssten Dolmetscher eingesetzt werden, das erschwere die Ermittlungen, so Haase. Zudem werde Videomaterial ausgewertet, Spezialhunde suchten die Umgebung nach Spuren ab. Hinweise auf Täter, Hintergründe und Umstände des Verbrechens gebe es aber noch nicht. Die Mordkommission wurde auf 25 Beamte aufgestockt.

Hakenkreuze im Treppenhaus

Dass Asylbewerber von den wöchentlichen Pegida-Demonstrationen nicht unberührt bleiben, berichtet auch die Arbeiterwohlfahrt. Viele Flüchtlinge - darunter Frauen mit Kopftuch - trauten sich montags nicht mehr auf die Straßen. "Flüchtlinge in dieser Stadt haben Angst", sagt eine Sprecherin. Ein AWO-Mitarbeiter, der den 20-Jährigen und dessen Mitbewohner bisher betreute, berichtete selbst von Tritten gegen die Wohnungstür und Hakenkreuz-Schmierereien im Treppenhaus. Den Männern aus Eritrea waren die noch gar nicht aufgefallen. "Weil sie mit dem Symbol nichts anfangen konnten."

Nach Bekanntwerden der Gewalttat demonstrierten am Mittwoch mehr als 100 Menschen spontan, im Szeneviertel Neustadt wurde eine Mahnwache abgehalten. An der Stelle, wo der Ostafrikaner von Passanten gefunden wurde, legten Anwohner Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Auch Vertreter vom sächsischen Flüchtlingsrat kamen in die Plattenbausiedlung, um weiße Rosen niederzulegen. "Beklemmend und bedrückend", beschrieb eine Mitarbeiterin die Stimmung. In Berlin legten am Donnerstag rund 40 Menschen an der sächsischen Landesvertretung Blumen nieder und stellten Kerzen auf.

Oberbürgermeisterin warnt vor Spekulationen

Nach Angaben aus dem Dresdner Rathaus sind nun verstärkt Sozialarbeiter im Einsatz, um mit den rund 30 Asylbewerbern zu sprechen, die derzeit in Wohnungen in der Plattenbausiedlung im Südosten der Stadt untergebracht sind. Unter anderem geht es um die Frage, ob sie trotz der Vorgänge in ihren Wohngemeinschaften bleiben wollen. In der Regel ist ein Sozialarbeiter für die Begleitung von rund 200 Flüchtlingen verantwortlich.

Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) warnte davor, Spekulationen in die eine oder andere Richtung abzugeben. "Ich glaube, mir geht es wie vielen, dass diese Tat an einem Asylbewerber aus Eritrea, der in unserer Stadt gelebt hat, viele Fragen aufwirft", sagte sie. Sie hoffe, dass Polizei und Staatsanwaltschaft diese aber schnell klären könnten.

lie/Christiane Raatz/DPA | stern.de


"Aus aller Welt - zu Hause in Sachsen".

Am Mittwochnachmittag gab es eine Mahnwache für Khaled Idriss Bahray am Dresdner Jorge-Gomondai-Platz. Er ist nach einem Mann aus Mosambik benannt, der 1991 in Dresden von Rechtsextremisten verfolgt worden und bei einem Sturz aus der Straßenbahn ums Leben gekommen war. Der Trauerzug marschierte vor das Albertinum auf der schicken Altstadtseite Dresdens. Dort, im Lichthof, gab Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zu dieser Zeit seinen Neujahrsempfang. Motto: "Aus aller Welt - zu Hause in Sachsen".

Tillich wirbt bei diesem Neujahrsempfang für Weltoffenheit, Mitmenschlichkeit und gutes Miteinander. Er hat zu Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit aufgerufen. „Ich sage heute allen, die aus aller Welt zu uns gekommen sind: Herzlich willkommen in Sachsen“, betonte Tillich anlässlich des Neujahrsempfangs am Mittwoch im Dresdner Albertinum. Gleichzeitig dankte er ausdrücklich den Menschen, die sich im Freistaat für die Integration einsetzen.

Erste Reaktionen auf PEGIDA-Umzüge und allgemeinem Misstrauen gegenüber Ausländern in Dresden

Über die Grenzen Deutschlands hinaus ist Dresden als Hightech-Standort bekannt. Die Stadt gilt als Zentrum der europäischen Mikroelektronikbranche, sie beherbergt zahlreiche Start-ups, Nanotechnologiefirmen, Biotechnologieunternehmen, Medizintechniker wie GlaxoSmithKline, eine berühmte Technische Universität.

Für Unternehmer solcher Branchen sind die Pegida-Proteste Gift. Immerhin sind sie auf Wissenschaftler und hochspezialisierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Zudem ist die Stadt eines der beliebtesten deutschen Touristenziele.
Nun leidet der Ruf des Standorts unter den allwöchentlichen, teils ausländerfeindlichen Protesten. Vielen Unternehmern drohen Umsatzeinbußen. Die ersten reagieren besorgt.

"Das Bild, das durch die Proteste von Dresden entsteht, ist sehr verunsichernd", bestätigt Diego Schwarz, Verantwortlicher des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft für die Stadt Dresden. Eine mögliche Folge könnte sein, "dass ausländische Fachkräfte Dresden verlassen".

Während sich Hoteliers und Unternehmer sorgen, spürt die Technische Universität Dresden bereits negative Folgen der Pegida-Proteste. "Die TU Dresden muss leider in Einzelfällen erleben, dass ausländische Wissenschaftler auf Grund der aktuellen Entwicklungen Dresden verlassen", sagt Hans Müller-Steinhagen, Direktor der TU Dresden.


Auch unter den ausländischen Studenten, die rund ein Achtel der Studierenden ausmachen, herrscht teils Verunsicherung. Steinhagen hält das für beunruhigend. "Durch die Vorgänge der vergangenen Wochen hat das Ansehen von Dresden und Sachsen bereits weit über die Grenzen des Landes hinaus erheblichen Schaden genommen", sagt er.

(Textquellen: SPIEGEL.de und MOPO24)

Update 16.01.2015:
aus: Schlag 12 - der Mittagskommentar aus Berlin: Khaleds Tod, Dresdens Gau

Wer auch immer für den Tod von Khaled Idriss Bahray verantwortlich ist - schon der Umgang der Polizei mit dem Fall ist ein übler Skandal. Er ruiniert Dresdens Ruf komplett. Von Silke Müller | stern.de


Hier starb Khaled Idriss Bahray: Weiße Tulpen auf einer getrockneten Blutlache vor dem Plattenbau an der Johannes-Paul-Thilman-Straße im Stadtteil Dresden-Leubnitz-Neuostra | © Christian Essler/DPA | stern.de

... Das Vertrauen in die Objektivität der Dresdner Polizei geht Stück für Stück verloren. Am Rand der Pegida-Märsche äußerten Einsatzkräfte gegenüber dem stern unverblümt ihre Sympathie für die ausländerfeindlichen Parolen der Bewegung. In einem Bus der Polizisten lag eine Deutschlandfahne über das Armaturenbrett drapiert. Und die Teilnehmerzahlen, die jeweils für Pegida- und Anti-Pegida-Märsche von der Polizei bekannt gegeben werden, gehen unverhältnismäßig weit auseinander. Viele Beobachter zweifeln seit Wochen an der Glaubwürdigkeit dieser Schätzungen.

Doch man kann seine Unschuld nicht scheibchenweise verlieren. Mit dem Fall Khaled I. ist der Punkt erreicht, an dem nicht nur die Polizei sich selbst gründlich prüfen muss, sondern auch die Instanzen der Staatsgewalt ihre gegenseitige Kontrollpflicht ausüben sollten.

Die Gräben der Stadt

Die Anzeige des grünen Bundestagsabgeordneten Volker Beck gegen Unbekannt wegen möglicher Strafvereitelung im Amt ist folgerichtig und im besten Sinne eine demokratische Pflicht. Es muss lückenlos aufgeklärt werden, wie Khaled I. starb. Und wie es zu solch eklatanten Ermittlungspannen kommen konnte.

Eines aber ist nicht wieder gut zu machen. Der junge Mann ist tot. Und egal, ob am Ende Ausländerfeinde, sein eigenes Umfeld oder sonstwer den Tod zu verantworten hat, die Gräben in der Stadt sind noch tiefer, das Misstrauen größer, der Imageverlust in der Welt unermesslich geworden ...





"Es darf nicht sein - was nicht sein kann." So scheint die Dresdener Polizei zunächst den Mordfall an den 30-jährigen Khaled Idriss Bahray aus Eritrea behandeln zu wollen ... Und wie schon so oft bei ähnlichen Ereignissen in Sachsen und auch anderswo wird zunächst eine fremdenfeindliche Tat - vor allem auch im Zusammenhang mit den PEGIDA-Umzügen - erst einmal ausgeschlossen ...Und so müssen Ermittler erst 30 Stunden nach der Tat einen Tatort sichern, wo inzwischen längst alle Spuren verwischt sind ... Manchmal - wenigstens in diesen Tagen besonders wieder - kommt mir der Verdacht, als habe dieses Vorgehen auch System - weil man auf dem rechten Auge der Ermittler vor allem in den neuen Bundesländern doch eine starke Sehschwäche aufweist - und auch die NSU-Scharmützel haben daran nichts geändert ...  
Da wird der Pfarrer Lothar König über viele Prozesstage vor den Kadi gezerrt, weil die Staatsanwaltschaft Dresden dem Pfarrer „schweren aufwieglerischen Landfriedensbruch“, Nötigung und Strafvereitelung vorwirft. Als Fahrer und Halter eines VW-Busses soll König während der Demonstrationen von Rechtsradikalen 2011 und anschließenden Krawalle in Dresden zu Gewalt aufgerufen haben - ein Verfahren und eine Beweislage, die von Anfang an für alle Beobachter von draußen völlig daneben lagen und an den Haaren herbeigezogen schien ... Bei der gleichen Rechts-Demo mit ihren anschließenden teils brutalen Auseinandersetzungen wurden auch rund eine Million Handydaten erfasst(Funkzellenabfrage), die anschließend zu mehr als 600 Ermittlungsverfahren führten. Und nun nach seiner Wahl zum Thüringer Ministerpräsident wird Bodo Ramelow (Linke) die Beteiligung an Protesten gegen einen Aufmarsch der „Jungen Landsmannschaft Ostpreußen“ im Februar 2010 in Dresden „und die Initiierung einer friedlichen Blockade der rechtsgerichteten Demonstration vorgeworfen“ - also 5 Jahre lang tat sich da nichts - ehe man nun nach der Wahl sich erinnerte ... 
Was - so fragt MOPO 24 - wenn der Asylant Khaled Idriss Bahray einem Konflikt unter Ausländern zum Opfer gefallen ist, der tödlich endete? In diesem Fall wäre es ein wahrer Wasserfall auf die Mühlen der Asylkritiker von PEGIDA. Was, wenn der Täter ein deutscher Ausländerhasser war...? In jeden Fall hat Dresden verloren. Die schöne Stadt, der Ruf, das Image

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