S!NEDi: ABSENCEN VON BEGRENZTER DAUER - BEGRENZTER DAUER - |
Michel Houellebecq
ABSENCEN VON BEGRENZTER DAUER
I.
Ein Fazit des gestrigen Tages zu ziehen verlangt mir wirklichen
Mut ab, so sehr fürchte ich mich davor, beim Schreiben
schreckliche Dinge zutage zu bringen, die besser in der Vagheit
meines Hirns geblieben wären.
Gern würde ich irgendetwas tun, das mich, und sei es nur für
ein paar Stunden, aus diesem Loch befreit, in dem ich ersticke.
Mein Hirn ist ganz und gar von seinen grausamen Dämpfen
durchdrungen, Eisenlampe und niedere Arbeiten unter dem
unsicheren Blinken einer Warnleuchte.
Verglichen mit diesem Spiel auf Leben und Tod ist alles Übrige
reichlich fad.
Vor der weißen Landschaft komme ich mir abstrakt vor, die
Drähte aus dem Kopf gezogen, Augen träge und blinkend
wie Signallampen.
Der 18.: Ich habe ein neues Niveau des Schreckens erreicht.
Ich will nur noch eines: all diese Menschen hinter mir lassen.
So weit wie möglich außerhalb von allen anderen leben.
aus: Michel Houellebecq: GESTALT DES LETZTEN UFERS - Gedichte -Dumont, 2014 - S. 27
Ähh - natürlich hat M. Michel Houellebecq zur Zeit nur eins im Auge und eins im Sinn - nämlich wie denn sein neuester "Je-suis-Charlie"-Roman "Unterwerfung" jetzt auf Deutsch erschienen - ankommt ... Sein Roman hält dem Westen einen Zerrspiegel vor. Doch was vor zehn Tagen noch ein frivoles Spiel war, liest sich nach den Anschlägen von Paris anders...