Im Alter von 87 Jahren ist der Schriftsteller Günter Grass gestorben. Sein Roman "Die Blechtrommel" war ein Welterfolg. 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist am Montagmorgen mit 87 Jahren in einer Lübecker Klinik gestorben. Das hat Grass' Verlag Steidl über Twitter bekannt gegeben.
Seit dem Welterfolg seines Romans "Die Blechtrommel", der 1959 erschien, galt Grass als einer der wichtigsten Autoren der Welt. Für das wegweisende Buch, das sich über drei Millionen Mal verkaufte und in 24 Sprachen übersetzt wurde, wurde ihm 1999 auch der Literaturnobelpreis zugesprochen.
Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, wo er auch zur Schule ging. 1944 wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen, nach der Verwundung als Soldat war er bis 1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Bayern. 1947/1948 absolvierte er eine Steinmetzlehre in Düsseldorf und studierte dann von 1948 bis 1952 Grafik und Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie. Bis er 1959 mit "Die Blechtrommel" seinen Debütroman veröffentlichte, lebte Grass in Paris.
27 Jahre nach Heinrich Böll wurde mit Günter Grass 1999 schließlich wieder einem deutschen Schriftsteller der Literaturnobelpreis verliehen. Die Schwedische Akademie begründete ihre Entscheidung unter anderem mit den Worten, Grass habe "in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet", und wagte die Vermutung, dass "Die Blechtrommel" zu den "bleibenden literarischen Werken des 20. Jahrhunderts gehören wird".
2006 sorgte Grass' Enthüllung, dass er sich im Zweiten Weltkrieg zur U-Boot-Truppe gemeldet habe, zur Waffen-SS einberufen worden sei und im Jahr 1944 in Dresden seinen Dienst als Panzerschütze in der 10. SS-Panzerdivision "Frundsberg" angetreten habe, für Empörung. Kritiker warfen ihm vor, zu spät damit in die Öffentlichkeit gegangen zu sein und damit seiner moralische Autorität geschadet zu haben.
Mit seinem israelkritischen Gedicht "Was gesagt werden muss", das im April 2012 zeitgleich in der "Süddeutschen Zeitung", der italienischen "La Republica" und der spanischen "El País" erschien, löste Grass einen weiteren Proteststurm aus. Der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, sah in dem Gedicht das Zeugnis "einer gestörten Beziehung zur eigenen Vergangenheit, zu den Juden und zu Israel". Als letztes Buch erschien von Grass 2010 "Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung".
Grass war zwischen 1954 und 1978 mit der Schweizer Tänzerin Anna Margareta Schwarz verheiratet, mit der er drei Söhne und eine Tochter hat. Von zwei verschiedenen Müttern stammen zwei in den Siebzigerjahren geborene Töchter. Ab 1979 war Grass in zweiter Ehe mit der Organistin Ute Grunert verheiratet. Sie lebten in der Nähe von Lübeck, wo Grass nun am Montagmorgen verstarb.
Wie das Günter Grass-Haus in Lübeck mitteilte, erlag Grass einer Infektion. Weitere Informationen lägen ihr noch nicht vor, sagte eine Sprecherin. Das Museum veröffentlichte zum Tode des Autors auf seiner Homepage das Grass-Gedicht "Wegzehrung": "Mit einem Sack Nüsse will ich begraben sein und mit neuesten Zähnen. Wenn es dann kracht, wo ich liege, kann vermutet werden: Er ist das, immer noch er."
WegzehrungMit einem Sack Nüssewill ich begraben seinund mit neuesten Zähnen.Wenn es dann kracht,wo ich liege,kann vermutet werden:Er ist das,immer noch er.Aus: „Fundsachen für Nichtleser“, 1997
In all den Erinnerungen an seine Lyrik und Romane wird oft der Bildende Künstler Günter Grass vergessen, der sein Lebenlang hervorragende Graphiken und Skulpturen in seinem Atelier schuf ... |
aus: hpi/dpa/SPIEGEL-ONLINE