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NSA-Wirtschaftsspionage und der "Abgrund von Landesverrat" .... - (manches ist Satire ...)

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Diese berstende Lavablase zeigt den "Abgrund von Landesverrat" - man könnte auch sagen: die Hölle | Foto: USGS -  SPIEGEL-ONLINE
Hier clicken für ein Video WIRTSCHAFTSSPIONAGE ALS ABGRUND VON LANDESVERRAT


Am 7. November 1962, auf dem Höhepunkt der „Spiegel-Krise“, empörte sich Konrad Adenauer vor dem Deutschen Bundestag in Worten, die auch heute noch im Ohr klingen: „Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande“. 

Das hätte damals niemand gedacht: Dass die staatliche Macht mit der "Sicherungsgruppe Bonn", einer Spezialabteilung des BKA und angeführt durch einen ehemaligen strammen SS-Mann, zusammen mit dem "Militärischen Abschirmdienst" MAD und unterstützt durch Kriminalpolizei vor Ort in die Redaktion des SPIEGEL einziehen würde, um den ganzen Betrieb für 6 Wochen lahm zu legen. Anlass: ein kritischer Bericht des Magazins über ein Nato-Mannöver, das die Folgen eines Atomkrieges durchgespielt hatte. Hintergrund: die Dauerfehde zwischen dem SPIEGEL und dem damaligen Verteidigungsminister Franz Josef STRAUSS. Die Affäre sollte die noch junge Republik verändern.

Bundesanwalt Siegfried BUBACK ging damals in Stellung und ließ eine Pressekonferenz anberaumen: Es seien geheime Dokumente gefunden worden und DER SPIEGEL sei durch einen Oberst namens WICHT gewarnt worden.

Rudolf AUGSTEIN's Bruder Josef, der den Verlag als Rechtsanwalt vertritt, widerspricht. Von warnen könne keine Rede sein. Und die angesprochenen Dokumente seien zum Teil Jahre alt. So sei der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass "die Durchsuchung der Geschäftsräume und der Redaktion nicht zuletzt dazu geführt hat, einen allgemeinen Überblick über Informanten des SPIEGEL und über nicht allgemein zugängliches, unveröffentlichtes Material zu bekommen."

Im Bonner Bundestag beginnt die von der SPD beantragte Fragestunde über die Begleitumstände der Aktion. Nach einiger Zeit meldet sich der "Alte", Bundeskanzler Konrad ADENAUER, zu Wort:

"Meine Damen und Herren, 
ist es nicht erschreckend, wenn ein Oberst der Bundeswehr, nachdem er gehört hat, dass ein Verfahren gegen Augstein und Redakteure desSPIEGEL eingeleitet sei, hingeht und denen Bescheid gibt, damit Beweismaterial beseitegeschafft wird? ...

... Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande ...

Zwischenruf der SPD: "Wer sagt das?"

ADENAUER: "Ich sage das! ...

... Gott, was ist mir schließlich Augstein! Der Mann hat Geld verdient auf seine Weise. Es gibt Kreise, die ihm dabei geholfen haben, indem sie denSPIEGEL abonniert haben und indem sie Annoncen hineingesetzt haben".(Beifall bei der CDU/CSU) "Aber er hat viel Geld verdient, er hat sehr viel Geld verdient. Das ist für meine Begriffe auch kein Maßstab für seine sittliche Größe, ich kann mir nicht helfen." 

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Die Worte des Innenministers de Maizère von gestern vor Medienvertretern, die er zu der jüngsten und x-ten aufeinanderfolgenden NSA-Affäre wählte - diesmal zum Verdacht der NSA-Wirtschaftsspionage deutscher Firmen und zum BND-Ausspähen von Behörden in Frankreich und Brüssel für die NSA, klangen ebenso kryptisch wie uralt: Öffentlich äußern könne er sich zu den Vorwürfen und Fragen nicht, auch wenn er das wolle. Es läge auch in seinem Interesse, die Dinge öffentlich klar zu stellen, denn es seien Unterstellungen... 

Doch - oGottoGott - die Informationen, um die es hier gehe - "und die in die Presse gespielt werden" - stammten aus Unterlagen, die als "Geheim" oder "Streng Geheim" eingestuft seien. Dadurch sei in der öffentlichen Debatte eine Schieflage entstanden...

Da frage ich mich schon, was die SPIEGEL-Affäre im November 1962 alles verändert und aufgeweicht hat, wenn diese Investigativ-"Presse" heutzutage - also fast 53 Jahre später - aus "geheimen und streng geheimen" Papieren zitieren kann, die man ihr "zugespielt" habe (von wem - um Gottes Willen) ...:

Wie "geheim" und "streng geheim" sind dann noch solche Informationen, die die Presse und damit die Öffentlichkeit längst kennen, die der Bundesinnenminister aber eben nicht öffentlich in den Mund nehmen darf oder will - oder ist das doch nur wieder ein Verwirrspiel mit Begriffen, um eben weiterhin in dieser transatlatischen Richtung des gegenseitigen Informationshandels - das Geben und Nehmen brisanter Daten - zu verschleiern und zu vertuschen ...

Adenauers "Abgrund von Landesverrat" steht irgendwie auch diesmal mit im Raum - nur "Täter"-"Opfer" und "Beobachter" wechseln wie in der klassischen "Konflikt-Triade" dynamisch ihre Rollen - und tanzen hin und her: Sozialdynamische Verhaltens-Erkenntnisse einer Triade aus den 70er und 80er Jahren haben also immer noch ihre Bewandtnis ...: Denn diesmal ist der "Abgrund von Landesverrat" vielleicht doch eher beim BND angesiedelt, wenn tatsächlich sensible wirtschaftliche Daten deutscher Unternehmen über den Atlantik transferiert wurden ...

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BND-Affäre
Schutzgeld für den Großen Bruder

Eine SPIEGEL-ONLINE-Kolumne von Jakob Augstein - "Im Zweifel links"

Beim neuen NSA-Skandal sollte man immer daran denken: Die Amerikaner wollen nur unser Bestes. Und das bekommen sie auch - unsere Daten. Wie lange wollen die Deutschen noch Schutzgeld nach Übersee zahlen?

Was tut ein Zwerg, wenn er weit gucken will? Er stellt sich auf die Schulter eines Riesen. Dann kann er sogar weiter gucken als dieser. Es sei denn, der Riese steckt den Zwerg vorher in die Tasche. So ist es dem BND mit der NSA ergangen. Der Bundesnachrichtendienst will so gerne mithalten können in der internationalen "intelligence community".

Aber anders als der Begriff nahelegt, finden in den Geheimdienstzirkeln nicht immer die intelligentesten Zeitgenossen zusammen. Wie jetzt der Untersuchungsausschuss des Bundestages zu den Umtrieben der NSA in Deutschland herausfand, hat sich der BND an der Nase herumführen lassen. Und was sagt unsere Regierung dazu? Welche Regierung?

Jahrelang soll der amerikanische Supergeheimdienst NSA die kleinen Kollegen aus Pullach für Spitzeldienste in Deutschland und Europa eingesetzt haben - und die haben es offenbar lange Zeit gar nicht gemerkt. Als sie es gemerkt haben, meldeten sie es ins Kanzleramt. Und dann geschah - nichts. Und als dann die Linksfraktion Fragen stellte, erhielt sie als Antwort - zumindest nicht die Wahrheit. Das ist, ganz kurz, die Geschichte des neuen Geheimdienstskandals um die NSA.

Allein, man mag das Wort "Skandal" nicht mehr nutzen. "Skandale" sind die Ausnahme. Was die Geheimdienste angeht, ist diese Mischung aus Rechtsbruch und Chaos eher die Regel. Vor zwei Jahren erfuhren wir, dass die US-Stasi bei uns ein Handy der Kanzlerin überwachte. Im vergangenen Jahr kam heraus, dass die Amerikaner beim BND einen Agenten angeworben hatten. Nun lernen wir, in welchem Umfang unsere Freunde bei uns möglicherweise Wirtschaftsspionage betreiben und unsere europäischen Nachbarn ins Visier nehmen.

Schon im Jahr 2013 hatte Angela Merkel ihren berühmten Satz gesagt: "Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht." Die Wahrheit ist: Es geht, und Merkel weiß es längst. Im Sommer vergangenen Jahres beantwortete die Regierung eine entsprechende Anfrage der Linken so: "Die Bundesregierung hat keine Erkenntnisse zu angeblicher Wirtschaftsspionage durch die NSA oder andere US-Dienste in anderen Staaten." Und vor zwei Wochen bekräftigte sie auf eine neue Anfrage der Linken hin noch einmal: "Es liegen weiterhin keine Erkenntnisse zu angeblicher Wirtschaftsspionage durch die NSA oder anderen US-Diensten in anderen Staaten vor."

Inzwischen hat sich herausgestellt: Beide Aussagen waren falsch, unwahr, trafen nicht zu. Wie soll man das nennen? Einen Irrtum? Das Wort "Lüge" will Minister de Maizière nicht auf sich sitzen lassen: "Es sind Unterstellungen. Sie sind nicht wahr, und das ergibt sich auch aus den Unterlagen selbst." Die Unterlagen jedoch - leider, leider - kann er nicht zeigen. Sie sind geheim.

Daten als Schutzgeld

Die Umtriebe der NSA versetzen der deutsch-amerikanischen Freundschaft einen Riss, der sich nicht mehr übersehen lässt. Man erkennt das daran, dass selbst die hartgesottenen Transatlantiker im Springer-Verlag unruhig werden. Noch vor zwei Jahren machte die "Bild"-Zeitung Edward Snowden, dessen Enthüllungen überhaupt erst das Augenmerk auf die NSA gerichtet hatten, "dafür verantwortlich, dass jeder Terrorist der Welt in den letzten Tagen sein Handy weggeworfen, seine E-Mail-Adresse abgeschaltet hat". Heute findet das Blatt, das Kanzleramt hätte "die Pflicht gehabt, alle Aktivitäten der NSA in Deutschland untersuchen zu lassen".

Dabei erinnert der Vorgang doch lediglich an ein altes transatlantisches Gesetz: Die Amerikaner wollen nur unser Bestes. Und das bekommen sie auch. In diesem Fall unsere Daten. Alle Aktivitäten amerikanischer Behörden auf deutschem und europäischem Boden dienen - wenn man der offiziellen Lesart folgt - unserem Schutz. Die Amerikaner sind also unsere Schutzmacht. Und sie verlangen eine Gegenleistung. Unsere Daten sind das Schutzgeld, das wir an die USA dafür bezahlen, ein Plätzchen unter dem Anti-Terror-Schirm zu finden.

Es ist wie im Film: Wenn du nicht zahlst, brennt morgen deine Pizzeria. Auf internationale Maßstäbe übertragen wird daraus: Wenn du nicht kooperierst, fliegt bei dir morgen ein Bahnhof in die Luft. Oder ein Atomkraftwerk. Oder sonst irgendetwas. Diese Arbeit übernehmen zwar die Terroristen - aber wenn wir die Kooperation einstellen, das ist die deutsche Angst, dann würden die Amerikaner solche Taten künftig nicht mehr verhindern oder uns nicht mehr rechtzeitig warnen.
Also deckt die Bundesregierung möglicherweise die Ausforschung deutscher und europäischer Firmen. Man nennt das dann auch Wirtschaftsspionage - das ist keine Kleinigkeit, sondern kann in besonderen Fällen mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. Die Industrie hat die Bundesregierung gerade noch einmal daran erinnert, dass es ihre Aufgabe ist, deutsche Interessen zu schützen.

Wollen wir weiterhin Schutzgeld nach Übersee zahlen?




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