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Stukenbrock - STALAG 326 VI K: Befreiung vor 70 Jahren

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Nur wenige erlebten die Befreiung

Die sterblichen Überreste von geschätzt 65.000 Menschen ruhen auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock.


Es sind Zahlen, die sprachlos machen. Die sterblichen Überreste von geschätzt 65.000 Menschen ruhen auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock. Doch genau weiß das niemand. Massengräber erinnern an die zumeist russischen Opfer.

"Wir dürfen diese Toten nicht vergessen", sagt Oliver Nickel, Geschäftsführer des Fördervereins, der Träger der Dokumentationsstätte ist, die an die Geschichte des Stalags 326 und die vielen Menschen erinnert, die dort gelitten haben und gestorben sind. Der Förderverein wurde 1993 gegründet, die Gedenkstätte am 22. Juni 1997 eröffnet.
Historischer Moment: Befreiung des Stalags 326 durch US-Truppen Anfang April 1945. FOTOS: Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne | NW

Es sei wichtig, die Erinnerung an die Kriegsereignisse wachzuhalten, die sich mit diesem Ort bis heute verbinden, betont Nickel. Diese Ereignisse sind heute bekannt: Das Lager wurde im Frühjahr 1941 eingerichtet, vorwiegend für russische Kriegsgefangene. Aber auch Menschen aus anderen Ländern wurden hier unter dem Oberkommando der Wehrmacht interniert.

Unmenschliche Bedingungen: Russische Kriegsgefangene
hausten anfangs in selbst gebauten Erdhöhlen.
Die Lebensumstände der Menschen dort waren zumeist unerträglich. Viele lebten anfangs in selbstgebauten Erdhöhlen und Laubhütten, es gab kaum etwas zu essen. Krankheiten breiteten sich aus, an denen Tausende starben. Das Lager wurde am 2. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Bis zu diesem Zeitpunkt waren dort nachweislich rund 300.000 russische Kriegsgefangene untergebracht.

Die Dokumentationsstätte auf dem Gelände hat Werner Busch gegründet. Der heute 89-Jährige hatte dabei aber mit einigem Widerstand im konservativen Schloß Holte-Stukenbrock zu kämpfen. "Es gab palettenweise Bücher, und keiner interessierte sich dafür", sagt Busch im Rückblick. Deshalb ging er Anfang der 90er Jahre gleich ganz nach oben - zu Landesvater Johannes Rau. Der aber auch abwinkte. Zu teuer.

Dokumentationsstätte: Im früheren Arresthaus des
Kriegsgefangenenlagers ist heute die Ausstellung untergebracht.
Eine Gedenkstätte im ehemaligen Arrestgebäude des Stalags konnte im Juni 1996 nach einem jahrelangen Kleinkrieg Buschs mit der Denkmalschutzbehörde doch eingeweiht werden. Die grüne Regierungspräsidentin Christa Vennegerts hatte den Baubeginn verfügt. Fördergelder beantragten Busch und seine Mitstreiter mit einem Trick. Voraussetzung für den benötigten Zuschuss vom Land war, dass die Gemeinde die Trägerschaft der Stätte übernahm. Das tat sie. "Für fünf Minuten", erzählt Busch. Dann übernahm sie der Förderverein. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter sorgten danach dafür, dass bis heute rund 10.000 der Menschen, die dort in Massengräbern bestattet worden sind, identifiziert werden konnten. Am Mittwoch wird der Bundespräsident eine Namensstele auf dem Ehrenfriedhof einweihen, auf der diese Namen zu lesen sind, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

Der Ehrenfriedhof wurde am 2. Mai 1945 eingeweiht. Er besteht im Wesentlichen aus 36 Gedenksteinen und einer gleichen Zahl von Massengräberreihen sowie einem Obelisken. Die Neugestaltung des Ehrenfriedhofs erfolgte von 1960 bis 1964. Lange Jahre gab es eine Diskussion um die Frage, ob der Obelisk wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden sollte. Kriegsgefangene hatten im Mai 1945 auf der Spitze die Flagge der Sowjetunion angebracht. Die NRW-Landesregierung entschied im März 2011, dass der Obelisk wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden muss.

Lange Zeit fühlten sich überwiegend Bürger des politisch linken Spektrums dazu aufgerufen, das Andenken an die im Stalag 326 gestorbenen russischen Kriegsgefangenen zu bewahren. Doch diese Epoche gehört längst der Vergangenheit an. Man habe viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben, sagt Oliver Nickel. "Alle Parteien haben erkannt, wie wichtig das Gedenken ist", fügt er hinzu. Auch die aktuelle Krise in der Ukraine habe bei vielen Menschen die Überzeugung verstärkt: "Wir wollen keinen Krieg mehr." Man dürfe die Taten, die an diesem Ort geschehen seien, nicht vergessen, appelliert Nickel.

modifizierter Text aus: © 2015 Neue Westfälische, Dienstag 05. Mai 2015 - VON SABINE KUBENDORFF UND MATTHIAS BUNGEROTH

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Hier eine Passage dazu aus dem ERNA-K-GEDENKBLOG: Abschnitt 8 - Bomben auf Senne II ...

Ab dem 10.07.1941 bis zum Kriegsende wurde das Lager STALAG 326 (VI K) Senne in Schloß Holte-Stukenbrock mit vielen Tausend russischen Kriegsgefangenen belegt, die auch teilweise in der Landwirtschaft verstreut in der Senne und wahrscheinlich in der nahegelegenen Eisen- und Stahlgießerei Tweer am Krackser Bahnhof eingesetzt wurden. Fast täglich fuhren also Gefangenentransporte in Güterwagen der Reichsbahn auf den Gleisen des Bahnhofs Kracks in unmittelbarer Sichtweise am Mühlenkamp (dem Wohnsitz Erna Kronshages) vorbei.  
Jedenfalls berichteten Zeitzeugen aus Senne II immer wieder von den "Marschkolonnen" der Gefangenen, von einzelnen Leichen, die am Rand der Schienen abgelegt wurden auf der Strecke der Sennebahn bis Hövelhof - und von verzweifelten Lebensmittelerbettelungen dieser zerlumpt und ausgemergelt daherkommenden jungen Männer, die zunächst dort im Lager in Erdhöhlen "hausen" mussten unter den unmöglichsten hygienischen Bedingungen die Seuchen und Verlausungen auslösten - fern jeder Bestimmungen der "Genfer Kriegskonvention".  
Ca. 65.000 tote Kriegsgefangene wurden von 1941-1945 auf dem Lagerfriedhof in Stukenbrock beigesetzt (Stichwort: "Blumen für Stukenbrock")...
"Für die Bevölkerung der Senne gehörten die Kriegsgefangenenzüge sehr bald zum Alltag und wurden kaum mehr registriert, da sie mit ihren Sorgen genug zu schaffen hatten. In der Erinnerung haftengeblieben sind nur noch die über das 'normale' Elend hinausgehenden Transporte der Jahre 1941/42 ..." (aus: Karl Hüser/Reinhard Otto | Das Stammlager 326 (VI K) Senne 1941-1945, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld, 1992 - S. 48). 
Der Anblick dieser gezeichneten jungen Männer hat in Erna Kronshage - die ja direkt am Bahnhof Kracks (heute BI-Sennestadt) wohnte, wo alle Transportzüge nach Stukenbrock durchfuhren - bestimmt nachgewirkt und ihr die Schrecken des Krieges zusätzlich traumatisch vor Augen geführt. Erna Kronshage wurde dann im Februar 1944 ein Opfer der NS-"Euthanasie" (siehe Link Gedenkblog...)
Hier zeitgenössisches Bildmaterial von der Befreiung des STALAG 326 - um einen Eindruck zu vermitteln von den Zuständen in diesem Lager und seinen Insassen ...





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