Jürgen Klopp und Gott!
Klopp kommt zu dem selbstbewussten Schluss: „Er findet mich in Ordnung, so wie ich bin.“
Protestant Klopp (aufgewachsen in Glatten im Schwarzwald/Baden-Württemberg - 46 Jahre alt) verrät, dass er jeden Tag gemeinsam mit seiner Frau Ulla (Katholikin) betet: „Für mich ist der Glaube an Gott wie ein Fixstern, der immer da ist.“
Augenzwinkernd gibt er zu: „Es kann schon mal vorkommen, dass ich beim abendlichen Gebet einschlafe...“
Klopp, der emotionale und aufbrausende Bundesliga-Trainer: „Ich bin um Himmels willen nicht frei von Fehlern, Schwächen, Sünden.“
Klopp, der ruhige und nachdenkliche Christ: „Grundsätzlich gibt es in meinem Leben unglaublich viele Gründe, mich im Minutentakt bei Gott zu bedanken.“
Über seine ersten Kontakte als Kind mit der Religion erzählt er:
„Meine Mutter hat sich abends zu mir ans Bett gesetzt und mit mir über den lieben Gott gesprochen und gebetet – ich fand das toll, aber trotzdem hat sie so‘n bisschen das Gefühl vermittelt vom strafenden Gott – da gab es zwei Instanzen: Der Vater, der am Wochenende nach Hause kommt, und diese Drohung ‚Wenn das der liebe Gott sieht!‘“
Lange sei er deshalb „mit schlechtem Gewissen durch die Gegend gelaufen“.
Klopp: „Aber das hat auch dazu beigetragen, dass ich dann eines Tages auch die andere Wahrheit verstanden habe – er ist da! Und er findet mich in Ordnung, so wie ich bin.“
Schon früher verriet Klopp, dass er häufig in die Kirche geht – allerdings nie für Siege betet: „Ich bitte nur um Kraft und Besonnenheit, die Dinge richtig einzuschätzen und anzugehen. Es gibt so viel wichtigere Dinge als Fußball. Gott hat dementsprechend mehr zu tun, als sich um Fußball zu kümmern.“
Klopp weiter: "Im Gegensatz zu Jungs wie Zé Roberto und Cacau, die in sehr schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind, komme ich aus einer sehr behüteten schwäbischen Familie, in der man sich keine Gedanken machen musste, ob am nächsten Tag auch genug zu essen auf dem Tisch stand. Für die meisten von uns ist so etwas auch völlig normal, und doch denke ich, dass ich mir eine gewisse Dankbarkeit darüber bewahren möchte - das ist nur einer der Gründe, warum ich am Ende des Tages mit meiner Frau Ulla immer gemeinsam zu Gott bete.
Es gibt Spieler, die in schwierigen Zeiten ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Gott gemacht haben. Mich fasziniert, wie offen ein Marcelo Bordon darüber berichtet, dass er als Jungprofi in Brasilien zwar ein volles Konto, aber ein leeres Herz hatte. Oder ein Gerald Asamoah, der ganz ehrlich zugibt, dass es erst einer ausweglosen Situation in seinem Leben bedurfte, um sich auf die Suche nach Gott zu begeben.
'Not lehrt beten', heißt es ja im Volksmund. Und so leben und planen wir eben oft vor uns hin, ohne uns Gedanken über Gott und die Welt zu machen, bis irgendwann der große Knall kommt und wir merken, dass wir es alleine nicht packen.
Alle diese wirklich sympathischen Jungs, die ich Woche für Woche in den Stadien treffe oder zum Teil auch selbst trainiere, haben eines gemeinsam: Sie haben an einem Zeitpunkt ihrer Karriere gemerkt, dass da noch mehr im Leben sein muss als Meisterschaft und Abstiegskampf. Sie erzählen davon, wie die Beziehung zu Gott ihre Perspektive verändert hat. Wie sie Dinge in ihrem Leben plötzlich ganz anders wahrgenommen haben.
Aber es braucht schon diesen Blick "nach oben", um aus der Mühle, in der wir oft leben, auszubrechen. Um sich über eine Kleinigkeit zu freuen, obwohl man gerade eine ätzende und unnötige Heimniederlage kassiert hat. Um zu kapieren, was im Leben wirklich "wertvoll" ist.
Für mich ist der Glaube an Gott wie ein Fixstern, der immer da ist. Ein treuer Begleiter, der dir oft genau dann Kraft schenkt, wenn du gar nicht mehr damit rechnest. Aber auch ein starker Rückhalt, der mir die nötige Lockerheit gibt, mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen, und dem nötigen Vertrauen, dass der "da oben" schon alles richtig macht.Auch dann, wenn manche Reporter nach Niederlagen wieder mit der nervigsten aller Fragen ankommen: 'Ist der Fußball-Gott denn gegen Dortmund?'
Um diese Frage ein für alle Mal zu beantworten: Es gibt zwar keinen Fußball-Gott, aber ich glaube, dass es einen Gott gibt, der uns Menschen liebt, genauso wie wir sind, mit all unseren Macken, und deswegen glaube ich, dass er auch den Fußball liebt! Nur: Die Kiste müssen wir schon selber treffen.
Was bedeutet Ihnen der Glaube?
Ich bin nie auch nur im Ansatz zu erschüttern gewesen in meinem Glauben. Man könnte mich neben den Urknall stellen, und es wäre nicht möglich. Es ist ja nicht so, dass wir nichts von Darwin gehört hätten, von der naturwissenschaftlichen Erklärung für die Entstehung der Welt. Aber heutzutage habe ich den Eindruck, dass es bei jungen Menschen als nicht intelligent gilt, wenn man glaubt. Das finde ich extrem schade.
Welche Konsequenzen hat Ihr Glaube für den Alltag?
Der Glaube ist ein ganz wichtiger Bereich meines Lebens, in den ich mich häufig zurückziehe. Und es tut mir für alle Leid, die das nicht können. Weil ich ihnen das gönnen würde, diese Momente zu haben, mit sich und Gott und ihrem Glauben, und wirklich Ruhe zu finden. Wir sollten grundsätzlich dafür sorgen, dass Menschen einen Zugang zum Glauben finden.
Wie sieht Ihrer aus…?
Ich habe meinen Glauben im Laufe meines Lebens entwickelt. Das fing an mit „Müde bin ich, geh zur Ruh…“ mit der Mutter. Mir war relativ schnell klar, dass es ein bisschen komisch ist, wenn man jeden Abend das Gleiche betet, aber besser als nichts. Dann bin ich mit meiner Oma in die Kirche gegangen und hab mich gewundert, dass sie eingeschlafen ist. Ich dachte aber, das wird auch seine Richtigkeit haben. Dann gab es einen Jugendgottesdienst – und so weiter. Was mir an der Kirche gefällt, sind die Rituale. Das Feierliche mag ich. Wenn ich in die Kirche gehe, würd ich nicht mit Turnschuhen kommen. Aber es ist alles erlaubt, was uns die Augen öffnet.
Sie wirken oft sehr entspannt. Hat das auch mit Ihrem Glauben zu tun?
Zu hundert Prozent! Ich bezeichne den Glauben als meinen absoluten moralischen Leitfaden. Auf dieser Grundlage habe ich für mich ein paar Regeln festgelegt. Ich trete Leuten nicht bewusst auf den Fuß. Um weiterzukommen, arbeite ich nicht mit Ellenbogen. Ich bin ehrgeizig, und ich will Spiele gewinnen. Aber ich könnte niemals einem Spieler sagen: Hau den um. Ich versuche, den Ort, an dem ich bin, ein klein bisschen besser zu machen für den Moment. Denn das Leben ist ein Geschenk, mit dem man vernünftig umgehen sollte.
Moralischer Leitfaden
Verschiedentlich und geradezu übersprudelnd spricht Jürgen Klopp über seinen christlichen Glauben. Er bezeichnet diesen als seinen «moralischen Leitfaden.» Sein tägliches Gebet sei fester Bestandteil seines Lebens. «Glaube spielt sich bei mir im Kopf und im Herzen ab und ist nicht an Orte gebunden», sagte der Trainer einmal im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur dpa.
Vergeben ist wichtig
Wichtig ist für Jürgen Klopp auch, um Vergebung zu beten und selber zu vergeben. Bestandteil seiner christlichen Einkehr sei auch der Satz «Vergib uns unsere Schuld, so vergeben auch wir unseren Schuldigern.»
Den gütigen Gott gefunden
Ich finde grundsätzlich, dass der Auftrag, den wir auf der Welt haben, der ist, das kleine Stückchen Erde, auf dem wir uns befinden, einfach ein bisschen schöner zu machen. Ich möchte mich so verhalten, dass es den anderen auch gut geht.»
Mit Materialien aus: http://www.marielampert.de/praxis/%E2%80%9Eder-klare-blick-aufs-leben.html | http://www.bild.de/sport/fussball/juergen-klopp/gott-findet-mich-in-ordnung-22258042.bild.html/mike-meurer.blogspot.com | http://www.fussball-gott.com/juergenklopp.php | http://www.life.de/magazin/people/214133-ich_beende_jeden_tag_mit_einem_gebet.html