Nun - da habe ich im Titel zu diesem Blog auch das Wörtchen "culture" stehen: und wollte da eigentlich über Ausstellungen und über Künstler berichten, wie sie in ihren Ateliers oder in den Konzertsälen oder in den Studios oder am Schreibtisch arbeiten ...
Aber schon - wenn ich regelmäßig die 3sat-kulturzeit schaue oder sonntags metropolis bei arte - und westart und artour (mdr) oder die ZDF-aspekte oder das bayerische Capriccio .. und ... und ...:
Da finde ich nur selten solche uns die Kunst näherbringenden Clips und Beiträge - die überwiegenden Schwerpunkte bilden die Aufarbeitungen unserer Gegenwart mit der Problematik geflohener Menschen in und um €uropa in allen Nuancen, bilden Gedenktage an den Holocaust, an die NS-"Euthanasie" - und nun an den Überfall Hitlers auf die Sowjetunion am 22.06.1941 - also vor genau 75 Jahren ...
Und dann erkenne ich auch, welch ein Nischendasein diese Kultursendungen angesichts des TV-Mainstreams und zum Beispiel der Fußball-EM und anderer "populärer" TV- und Tages-Ereignisse eigentlich führen - Randsparten sind die Kultur-Sendungen geworden ... - und ein grottenschlechter "Grand Prix d'€urovision" - pardon - heute heißt das ja kurz und knapp: "ESC - Eurpopean Song Contest" - wird jedes Jahr als Riesen-Event inszeniert und verschlingt Stunden an kostbarer Sendezeit und Millionen an Fernseh-Gebühren, wo dann jeweils der deutsche Beitrag heimlich still und leise - wenigstens seit 2 Jahren - auf dem letzten Platz landet ...: und dann ... ??? - das macht den Verantwortlichen nichts: Mund abwischen - weitermachen ...
Und deshalb müssen solche der Mehrheit "unangenehmen" Gedenktermine einfach in das Nischen-Fernsehen abgeschoben werden ... - und deshalb sind diese oben genannten Kultursendungen überfrachtet mit der Aufarbeitung der Geschichte und der Zeitgeschichte ...
Und wenn in Russland der böse Herr Putin heutzutage angeblich mit dem Zeigefinger dräut - und der Herr Außenminister Steinmeier bei NATO-Manövern an der russischen Grenze völlig zu Recht von unangemessenem "Säbelrasseln" redet - und gleichzeitig "Deutschland" sich anschickt, die "vierte Fußball-EM" als Weltmeister "zu holen" - wer will sich in diesen Zeiten daran erinnern lassen, dass vor 75 Jahren dieses Deutschland hinterhältig trotz "Nichtangriffs-Pakt" bzw. "Hitler-Stalin-Pakt" die damalige Sowjetunion überfallen - und dort unvorstellbare Greueltaten begangen hat ...
Irgendwann - denkt dann die schwarz-rot-gold bewimpelte deutsche Seele ("Wir sind doch längst wieder wer!" - "Ich will nur Deutscher unter Deutschen sein ...", so brüllt ja Pegida und die AfD ...) ist es doch auch mal gut, mit all diesem "Erinnern" und "Gedenken" und "Bereuen" - "= bis ins 3. und 4. Glied" ...
Der Zweite Weltkrieg liegt über 70 Jahre zurück. Doch er ist längst noch nicht verschwunden. Wie die Forschung heute weiß, lebt er weiter (click). In den Seelen derer, die ihn miterlebt haben, aber auch in vielen Seelen der Nachgeborenen.
Bei vielen zeigt sich das als fehlende Verankerung im Leben, mangelnde Geborgenheit, Gefühlsstörungen oder verdeckte Schuldgefühle. Aber auch in unerklärlichen körperlichen Schmerzen oder ernsthaften psychischen Krankheiten. Sind wir für immer seelisch verflucht, obwohl die heutigen Generationen doch unschuldig sind? Oder gibt es Wege, dem Fluch zu entkommen?
Gott sprach: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, bis in die dritte und vierte Generation. (2. Mose - Kapitel 20).
Das traumatische Leiden der Kriegskinder wurde auf Eis gelegt. Sie sollten vor allem keinen Ärger machen und funktionieren. Doch Traumata lassen sich nun mal nicht wegschweigen. Und das Schlimme bei nicht verarbeiteten Traumata ist ja – das weiß die Forschung inzwischen - dass diese dann häufig an die nächste Generation weiter geben werden. So haben viele Menschen, die in etwa zwischen 1955 und 1980 geboren sind, die gleichen Macken, Einschränkungen oder sogar krankhaften Störungen wie ihre Eltern.
Die Kinder der Kriegskinder, die Krieg-Enkel. Oberflächlich betrachtet sind viele von uns durchaus behütet aufgewachsen, Vater, Muter, Geschwister, ein Haus, sichere Arbeitsverhältnisse. Und doch erlebten in vielen Familien die Kinder oft ein stilles Drama: emotionale Leere oder sogar Kälte, kein Kuscheln, kein In-den-Arm-nehmen, diffuse Ängste, die niemand auffing. Bei vielen unserer Generation ist dies bis heute ein Grundgefühl – Unsicherheit, Haltlosigkeit, Freudlosigkeit, ein Leben mit angezogener Handbremse, fern jeder unbelasteten Lebenskraft.
Also: Wir sollten alle miteinander - behutsam und angemessen - in würdiger Art und Weise - Geschichte auch mit Gedenktagen und Erinnerungen aufarbeiten lernen. Da ist nichts einfach mal so erledigt (von wegen: "die Zeit heilt alle Wunden ...") - da ist es nicht "endlich mal gut" - nein - es geht vielleicht sogar über das 3. und 4. Glied hinaus: wenn es nicht aufgearbeitet wird ...: Traumata lassen sich nicht auf Eis legen ... S!