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Inklusion: "Lieber Santa, Gott ist beschäftigt und ich brauche Deine Hilfe." - Mobbing wegen Übergewicht

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Mobbing wegen Übergewicht einer Achtjährigen
Inklusion im Schulalltag in den USA




"Lieber Santa, Gott ist beschäftigt und ich brauche Deine Hilfe."

Schon dieser Tage schreibt der achtjährige Ryan seinen Wunschzettel an den Weihnachtsmann - doch er will kein Spielzeug für sich: Der Junge bittet den Weihnachtsmann - stellvertretend für Gott, der gerade zu beschäftigt scheint - um etwas ganz anderes, nämlich dass das Mobbing gegen seine übergewichtige Schwester aufhören möge: "Lieber Santa, Gott ist beschäftigt und ich brauche Deine Hilfe."

Karen Suffern, die alleinerziehende Mutter von den achtjährigen Zwillingen Ryan & Amber aus Rocky Mount im US-Bundesstaat North Carolina, hat es schwer. Sie hat nur ein geringes Einkommen und muss jeden Dollar einzeln umdrehen - und so auch schon allmählich anfangen, für die Weihnachtsgeschenke ihrer Kinder zu sparen. 
Mutter Karen bat deshalb schon jetzt ihre Kinder, Wunschzettel zu schreiben. Doch in dem Brief ihres Sohnes fand sie keine Auflistung von Jungen-Spielzeug und Abenteuer-Büchern, sondern einen Hilferuf für die übergewichtige Schwester Amber. In krakeliger Handschrift und in seiner eigenen Rechtschreibung stand da zu lesen:


"Lieber Weihnachtsmann (lieber Santa), meine Mama sagt, ich soll Dir einen Wunschzettel schreiben. Ich wollte mal ein ferngesteuertes Auto und einen Hubschrauber, aber das will ich nicht mehr. Die Kinder in der Schule hänseln Amber und das ist nicht fair, denn sie hat gar nichts gemacht und das macht mich wütend. Ich habe schon gebetet, damit sie aufhören, doch Gott ist zu beschäftigt - und ich brauche Deine Hilfe. Darfst Du Geschenke auch früher verschenken? 
Kannst Du Big Time Rush*) dazu bringen, zu Ambers Geburtstagsparty zu kommen? Es würde sie so glücklich machen. 
Wenn das nicht geht, bring ihr bitte einfach alles, was sie sich wünscht. Danke, Santa. 
Dein Ryan
PS: Meine Mom macht die besten Geburtstagspartys. Du kannst kommen, wenn du magst 
*) Amber ist ein großer Fan von "Big Time Rush", eine Band aus einer gleichnamigen Teenie-Fernsehserie. 




Dieser Wunschzettel löst nun einen Domino-Effekt aus

Mutter Karen war so gerührt von diesem Brief ihres Sohnes, dass sie ihn an den Blogger Tony Posnanski weiterleitete, der in seinem Blog "The Anti-Jared" darüber berichtet, wie es ist, innerhalb eines Jahres 100 Kilo an Gewicht zu verlieren. Posnanski schickte die Geschichte an das Leserportal "iReport" der News-Seite CNN.
"Amber wird in der Schule gehänselt wegen ihres Gewichts. Sie fühlt sich zu schwach, um dagegen anzukämpfen. Wie die meisten Kinder, die gemobbt werden, schluckt sie es [im wahrsten Sinne des Wortes] hinunter", berichtet Posnanski in dem Leserportal. "Als ich acht Jahre alt war, wog ich selbst 100 Kilo. Ich weiß, wie es ist, in die Schule zu gehen und auf die verletzenden Kommentare der anderen zu warten. Aber mit Menschen wie ihrem Bruder Ryan, die die wahre Schönheit sehen und das Beste für andere Menschen wollen, können diese Tyrannen bekämpft werden."
Nun griff also CNN diese Geschichte auf und setzte sich mit Mutter Karen in Verbindung: "Ja - ich versuche, das Selbstbewusstsein meiner Tochter zu stärken und sage ihr, dass sie trotzdem schön ist. Ich kenne das nämlich: die Leute sagen auch zu mir verletzende Dinge, weil auch ich ein Gewichtsproblem habe", sagte Karen. "Und doch kann ich mir kaum vorstellen, was sie da täglich durchmacht." Ihre Tochter selbst habe ihr nie direkt gesagt, dass sie gemobbt werde.

ADHS

Die Mutter erklärte weiter, Amber leide unter ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung - eine oftmals bereits im Kindesalter beginnende psychische Störung, die sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität äußert) und weiteren psychischen Auffälligkeiten. Sie schlucke eben negative Gefühle immer wieder herunter - durch Essen und Naschen - und wiege mit 70 Kilo etwa doppelt so viel wie ihr Bruder Ryan. Vor drei Wochen seien Amber und Ryan in die dritte Klasse gekommen. Und da sie nun erstmals mit Ryan in den gleichen Klassenraum ging, bemerkt Ryan nun erstmals hautnah die Problematik seiner Schwester. Er berichtete Karen, was er wahrnahm und was die Schwester bislang still in sich aufnahm: Wie Amber im Unterricht gehänselt werde, dass die Klassenkameraden über sie kicherten und Witze rissen, besonders auch beim Sport, wenn Amber eben nicht nicht so flink und behände auf allen Vieren über den Boden krabbeln könne, und dass sie ihr gegenüber vermuteten, sie sei ein Adoptivkind, weil sie eine dunklere Haut habe - und ganz anders wirke als ihr Bruder ...


Diese Story über Amber & Ryans Zwillingsliebe - ausgelöst mit dem selbstlosen Wunschzettel - kursiert seitdem im Internet - und auch die Grundschule des Zwillingspärchens veröffentlichte inzwischen dazu eine Stellungnahme : "Wir nehmen diesen Fall sehr ernst und kümmern uns um die Betroffenen. Wir sind extrem wachsam, um unsere Schüler vor solchen Zwischenfällen zu schützen. Unsere Lehrer und Angestellten sind dazu ausgebildet und vorbereitet, mit einem derartigen Verhalten umzugehen"...

Tony Posnanski, der Blogger, richtete nun nach vielen Anfragen und Anregungen dazu eine Webseite ein, auf der potenzielle Unterstützer für die Familie spenden können. 

Und die Musiker von Big Time Rush werden von Fans einer eigens eingerichteten SocialNetwork-Seite mit Anfragen bombardiert, auf Ambers Geburtstagsparty zu spielen. Vielleicht können sie dem Weihnachtsmann ja damit tatsächlich auf die Sprünge helfen.


Mit Materialien von Von Carola Padtberg-Kruse | SPIEGEL-ONLINE http://www.spiegel.de/schulspiegel/mobbing-achtjaehriger-schreibt-hilferuf-an-weihnachtsmann-a-922993.html und CNNiReport http://ireport.cnn.com/docs/DOC-1036156 - Fotos: TonyPosnanski.com/CNN

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