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Bacon-Triptychon: Rekordpreis bei Christie's ...

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Kunstwerk bei Christie's
Edvard Munch: Der Schrei
Bacon-Triptychon erzielt Rekordwert bei Auktion

So viel Geld wurde bei einer Auktion noch nie für ein Kunstwerk bezahlt: Für den Rekordpreis von 142,4 Millionen Dollar ist das Triptychon "Three Studies of Lucian Freud" von Francis Bacon versteigert worden. Bislang hielt Edvard Munchs "Der Schrei" die Bestmarke.
Francis Bacon: "Three Studies of Lucian Freud" | aus einem Foto von DPA /SPIEGEL-ONLINE

New York - Ein Gemälde des britischen Künstlers Francis Bacon hat bei einer Auktion 142,4 Millionen Dollar erzielt - und ist damit das teuerste jemals versteigerte Kunstwerk. Der Zuschlag erfolgte am Dienstag im New Yorker Auktionshaus Christie's nach einem langen Bietergefecht. Christie's gab den Namen des Käufers nicht bekannt.

Das dreiteilige Werk mit dem Titel "Three Studies of Lucian Freud" stammt aus dem Jahr 1969 und wurde bislang noch nie auf einer Auktion angeboten. Den bisherigen Rekord hielt das im vergangenen Jahr für 119,9 Millionen Dollar versteigerte Gemälde "Der Schrei" von Edvard Munch. Die Bestmarke gilt allerdings nur für Auktionen. Außerhalb der Auktionshäuser sollen einige Bilder schon deutlich mehr gekostet haben, das ist aber in der Regel unbestätigt.

Die drei Bilder Bacons zeigen den in Berlin geborenen britischen Maler Lucian Freud. Freud, 1922 geboren und somit 13 Jahre jünger als Bacon, war ein Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud und Malerkollege von Bacon. Beide malten sich mehrfach gegenseitig. Die drei Bilder des Triptychons sind jeweils zwei Meter hoch und fast eineinhalb Meter breit. Sie zeigen den sitzenden Freud - das Gesicht wie bei Bacon üblich entstellt und übermalt.

Christie's nennt das Werk "eine der wichtigsten und interessantesten Arbeiten Francis Bacons". Es sei noch nie zuvor bei einer Auktion angeboten worden. Allerdings war es mehrfach zu sehen, so wenige Jahre nach seiner Entstehung in der Kunsthalle Düsseldorf. Viele Jahre waren die drei Bilder aber getrennt, jetzt wurden sie wieder als Triptychon zusammen verkauft.
Quelle

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Irgendwie wie handaufgezogene Marionetten wirken für mich diese "Drei Studien von Lucian Freud", die sich da in geometrischen Glaskäfigen bzw. Glaskabinen fläzen. Zu der fantasievollen Entstellung der Gesichter bilden diese geometrischen Linien der mehrdimensional wirkenden "Einrahmungen" einen strengen Kontrast. Was da malerisch wie in zeitlupenhaft eingefrorenen Eruptionen aufgewabbert worden ist, wirkt durch die Linien begrenzt und wie in einer Zelle jeweils eingesperrt: Das Modell kommt niemals "mit dem Kopf durch die Wand" - und wenn es noch so schreit und seine Grimassen zieht. 
Francis Bacons Leben stand unter dem Einfluss von Alkohol und Glücksspiel. Sein Biograph Daniel Farson berichtet von einer Vita zwischen Halb- und Unterwelt: von Verführungen des 15-jährigen Bacon durch Stallburschen in Dublin, von einem geheimen Spielclub in seiner Wohnung, von zwielichtigen Etablissements in Berlin und Paris bis hin zu Bacons Kriegserlebnissen, wo er nach Bombenangriffen Tote wegkarrte. Dem Abgründigen gegenüber steht der großmütige Gentleman Bacon; der belesene Intellektuelle, der die antiken Tragödien, Nietzsche, Sigmund Freud und Marcel Proust las, von James Joyce und T.S. Eliot schwärmte und eine ungewöhnliche Arbeits- und Selbstdisziplin aufbrachte. 
Die Wirkungskraft seiner Malerei strahlt bis zum heutigen Tage auf zeitgenössische Künstler aus. So hoben einige Maler, die zur sogenannten Neuen Leipziger Schule gezählt werden, in Interviews die Bedeutung Francis Bacons für ihre Arbeiten hervor.
„Es gab so viel Krieg in meinem Leben“, bekannte Francis Bacon in seinem letzten veröffentlichten Interview drei Monate vor seinem Tod. Der Maler spannte damit eine Hintergrundfolie, vor der man sein Werk deuten kann, rückte Lebenslage und Schaffen in einen spezifischen Zusammenhang. Tatsächlich spielt der Gewaltaspekt eine zentrale Rolle in Bacons Bildern. Immer wieder beschäftigte er sich mit den Themen Gewalt, Zerstörung und Verfall, in deren Zentren die menschliche Figur steht. Torsohafte, verkrüppelte Körper, bluttriefende Fleischmassen und verstümmelte Kadaver sind erklärte Ausdrucksträger exzessiver Gewalttätigkeit. Seine Entwürfe sind Spiegel der Schicksalhaftigkeit menschlicher Existenz, die für ihn ein Dasein zum Tode ist. 
Bacons Leinwände sind gerahmt, auch hier wie fast immer in den Maßen 198 cm x 147,5 cm (größere Maße ließ sein Atelier nicht zu), nicht gefirnisst, sondern hinter Glas ausgestellt. Seine Bilder, meist mit Öl gemalt, waren zunächst durch einfache symmetrische Beziehungen und übersichtliche Farbzonen strukturiert. Dies gilt sowohl für Einzelbilder als auch für Bildergruppen, seine Triptychen. Simple geometrische Formen bilden den Hintergrund. Ein oftmals kreisrunder Hintergrund oder eine elliptische Horizontlinie, rechteckige Wandflächen, gerüstartige Linien im Raum bei geordneter, pastelliger Farbpalette sind das Dekor für Bacons Figuren. Die Figuren selbst sind mit reicherer Palette aufgetragen, mit groben Pinselstrichen verschmiert, die Farben mit Bürsten oder Lappen auf die Leinwand gestrichen. So verhalten sich die farbigen Inkarnate kontrapunktisch zu den entleerten, fast sterilen Hintergründen und geraten auf diese Weise in Isolation. Sie sind unscharf, verwackelt und teilweise bis zur Unkenntlichkeit deformiert. Mehrere Farbschichten überlagern einander, entstellen die Züge der Figur, verwackeln ihre Konturen. Die Beziehung zwischen Figur und Hintergrund wird brüchig. Erscheint die Kulisse statisch und neutral, werden die Figuren oftmals dynamisch und energiegeladen dargestellt. Auf eine fast klinische Folie legt sich der Gegensatz einer zerdehnten Körpermasse.

Literatur




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