Gott hat die Welt und alles in ihr gemacht, herrscht über Himmel und Erde; Gott wohnt nicht in von Händen gemachten Tempeln, lässt sich auch nicht von Menschenhänden versorgen, hat nichts nötig, gibt doch selbst allen Leben, Atem und alles.
Gott machte aus einem einzigen Menschen das gesamte Menschengeschlecht, damit sie sich überall auf der Erde aufhalten, bestimmt für den Aufenthalt festgesetzte Zeiten und bestimmte, feste Grenzen. So sollten sie suchen, ob sie wohl Gott ertasteten und fänden; ist Gott doch nicht fern von jeder und jedem von uns.
Denn in Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir.
Apostelgeschichte 17, 24-28a (Bibel in gerechter Sprache)
Ja - was denn nun?, werden vielleicht einige geschätzte Leser folgern: Im letzten Impuls habe ich das Makonde-Kreuz aus Afrika abgebildet, mit seinen 6-7 menschlichen Händen - und habe dazu gesagt, dass Gott selbst keine eigenen aktiv tätigen Hände hat, um in diese Welt einzugreifen ... - wenn es also in seinem Sinne etwas zu tun gibt, müssen wir schon selbst für und mit ihm die Initiative ergreifen und "zupacken" ... - und nun steht da oben in dem Text aus der Apostelgeschichte: Gott "lässt sich nicht von Menschenhänden versorgen" ... Ja - und - wie geht das zusammen ??? ...
Eigentlich ganz einfach: Im obigen Text steht, Gott wohnt eben nicht in Tempeln und Kirchen - und einzig dort - mit Opfergaben und heiligem Klingelklang und Glockengeläut und Herrgottschnitzereien - "von Menschenhänden" gemacht - müssen wir ihm beileibe nicht kommen oder ihn gar versorgen - ihn gar "füttern" womöglich: Denn dieser Gott "hat nichts nötig, gibt doch selbst allen Leben, Atem und alles...".
Dieser schon einige Male durch Menschenhand bzw. Menschen"verstand" und menschlicher Hybris immer wieder "getötete" Gott steht immer wieder neu auf und bietet uns seine Gesellschaft und Begleitung an. Da lässt er sich nicht unterkriegen ...: Da kommt er jedes Jahr neu immer und immer wieder in dieser Welt und in jedem von uns an - und wenn es denn auch in einem armseligen Stall in Palästina ist - zwischen streng riechenden Eseln und blökenden Schafen ... - da in diesem Konfliktgebiet hinter der von Israel gebauten "Schutzmauer" gegen die Muslime in Palästina kommt er in unsere Welt - auch wenn er vielleicht alsbald schon von Militärs und "Freigeistern" und selbst ernannten Atheisten gejagt wird ... Sie können ihn nicht mehr so einfach umbringen oder ihn ganz "modern"mit einer Drohne erledigen - denn für ihn wird sogar die allwissende NSA keine Zielkoordinaten festlegen können - und sie können ihn auch nicht - wenigstens nicht mit ihren elektronischen Mitteln - abhören ...
Wir - die wir mit ihm sind - müssen ihm allerdings rechtzeitig Unterschlupf gewähren, denn er ist ja nicht "fern von jeder und jedem von uns. Denn in Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir ...": Und das gilt für alle Völker und Glaubensgemeinschaften der Erde ...: Für die Hamas ebenso wie für den Likud-Block - für Papst Franziskus ebenso wie für den Krüppel, dem der Papst just die Füße wäscht - und für Angela Merkel ebenso wie für die Lampedusa-Flüchtlinge, für Griechenland ebenso wie für Deutschland, für die NSA ebenso wie für den Whistleblower Snowden: In Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir - so wie er in uns immer wieder zur Welt kommt und aufersteht, sich durch uns und mit unseren Händen bewegt und mit uns ist ...
Auch wenn die Kirchen immer mehr und überall allmählich "schlapp"machen: Gott ist deshalb nicht noch lange tot zu kriegen - er rappelt sich und uns immer wieder auf - auch wenn längst schon der kalte Atem durch die Kirchenruine zieht ...
Und er ist nicht, diese "moralische Instanz", zu dem ihn die Kirchen und Glaubensfakultäten und "Atheisten" und "Freigeister" degradiert haben - weil sie aus eigenen Machtgelüsten und Herrschertum heraus ihm die entsprechenden Unterdrückungsfloskeln und rigorosen Handlungen in den Mund gelegt und zugeschoben haben...: Aber wir können - "ledig" davon -
mit Gott ganz "naiv" das immerwiederkehrende Wunder besingen:
Es ist ein Ros entsprungen
Aus einer Wurzel zart.
Wie uns die Alten sungen
Von Jesse kam die Art
Und hat ein Blümlein bracht
Mitten im kalten Winter
Wohl zu der halben Nacht
Das Röslein was ich meine
Davon Jesaias sagt:
Hat uns gebracht alleine
Marie, die reine Magd
Aus Gottes ew'gen Rat
Hat sie ein Kind geboren
Wohl zu der halben Nacht
Wir bitten dich von Herzen
Maria, Rose zart
Durch dieses Blümleins Schmerzen
Die es empfunden hat
Wollst uns erhilflich sein
Das wir ihm mögen schaffen
Ein Wohnung hübsch und fein
P.S.: Schon Anfang des 14. Jahrhunderts hat Meister Eckhart definiert, wie das mit der "Jungfrau" gemeint ist: "Wohlan, achtet nun aufmerksam auf dieses Wort: Notwendig muss es so sein, dass sie eine »Jungfrau« war, jener Mensch, von dem Jesus empfangen ward. Jungfrau besagt so viel wie ein Mensch, der von allen fremden Bildern ledig ist, [gemeint ist = frei von allen inneren Bildern - wie in der Meditation: die Gedanken und Bilder kommen und gehen - wir halten sie nicht fest - sie beeinflussen uns nicht im Moment ...] so ledig, wie er war, da er noch nicht war. Seht, nun könnte man fragen, wie ein Mensch, der geboren ist und fortgediehen bis in vernunftfähiges Leben, wie der so ledig sein könne von allen Bildern, wie da er noch nicht war, und dabei weiß er doch vieles, das sind alles Bilder; wie kann er dann ledig sein?"
Eckhart führt hierzu weiter aus, dass ein Freisein von Bildern nicht bedeutet, dass die Bilder abwesend sind. Oder auf die Gedanken angewendet: Freiheit von Gedanken in der Meditation und auch sonst wird nicht durch Gedankenlosigkeit erreicht, sondern dadurch, dass ich an die Gedanken, Gefühle, Bilder, Impulse, die in meinem Geist auftauschen nicht gebunden bin. Der Schlüssel ist hier die Freiheit von Bindung. Ich gehe einfach keine Bindung mit den Gedanken ein, ["Die Gedanken sind frei" ...] ergreife sie nicht als mir zu eigen. Ich bleibe frei von Eigenschaft ihnen gegenüber. Sie kommen und gehen, ohne dass ich mit ihnen identifiziert bin. Ich bin nicht meine Gedanken, sondern ich bin etwas, das völlig ledig und frei ist von allen inneren psychischen Zuständen: So mutig und selbstbewusst sollte die "Jungfrau" sein, die Gott immer wieder in diese Welt bringt ... diese "Jungfrau" soll sich ganz unbeschwert auf etwas Unerhörtes, nie Dagewesenes "einlassen"- nicht mehr und nicht weniger ...