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Expressionismus | Hermann Stenner - und die Sammlung Bunte | "Das Glück in der Kunst"

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Der Sammler und zwei seiner Bilder: Hermann-Josef Bunte zwischen Hermann Stenners "Heilige von Engeln verehrt" (1913) und "Dame mit Lilje" (r.) aus dem Jahr 1914. Foto: Wolfgang Rudolf | NW


"Stenners Werk fasziniert mich bis heute"

Interview: Der Bielefelder Hermann-Josef Bunte über seine Kunstsammlung und die Bielefelder Kunsthallen-Ausstellung "Das Glück in der Kunst"


Hermann-Josef Bunte ist Rechtsanwalt und Kunstsammler. 950 Bilder umfasst seine Sammlung, die der 72-Jährige seit 1974 zusammengetragen hat. Unter dem Titel "Das Glück in der Kunst" zeigt die Kunsthalle Bielefeld ab dem 21. März 300 Werke von 48 Künstlern aus der Sammlung Bunte. Schwerpunkt der Ausstellung ist das Werk des Bielefelder Malers Hermann Stenner, der am 5. Dezember 1914 an der Ostfront im Alter von 23 Jahren den Tod fand. Stefan Brams hat mit Hermann-Josef Bunte über die Ausstellung und seine Sammlung gesprochen.

Herr Bunte, was hat Sie zum Kunstsammler werden lassen?

Hermann-Josef Bunte: Ich habe mich bereits früh für die Kunst interessiert. Der Auslöser für meine Sammelleidenschaft aber war die Ausstellung "Der Hölzel-Kreis bis 1914", die ich im Jahr 1974 in der Kunsthalle Bielefeld gesehen habe. In der Schau habe ich zum ersten Mal Hermann Stenner als Schüler Adolf Hölzels wahrgenommen und seine Bilder für mich entdeckt. Sie haben mich so sehr fasziniert, dass ich sie einfach sammeln musste - bis heute.

Was hat Sie an Stenners Werken so gereizt?

Bunte: Ich war beeindruckt von seinem großen Talent, seiner rasanten künstlerischen Entwicklung zwischen 1909 und 1914, aber auch der Sicherheit, mit der dieser junge Maler die Farben gesetzt, den Pinsel geführt und immer mehr zu einer eigenen Formsprache gefunden hat. Und wie jeden hat mich auch die Frage fasziniert, wie wäre es mit diesem großen Bielefelder Künstler weitergegangen, wenn er nicht bereits im Alter von 23 Jahren nur wenige Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs als Soldat sein Leben verloren hätte.


Vielschichtiges Werk: Hermann Stenner, der mit nur 23 Jahren am 5. Dezember 1914 als Soldat an der Ostfront starb,
malte 1914 das "Auferstehung" betitelte Bild. Das Werk gehört zur Sammlung Bunte,
die insgesamt 950 Bilder umfasst. Darunter sind rund 400 Werke des Bielefelder Malers. Foto: Sammlung Bunte | NW

Erinnern Sie sich noch an das erste Stenner-Bild, das Sie erworben haben?

Bunte: Ich glaube, es war das "Selbstbildnis im roten Kostüm" von 1913, das ich der Familie Stenner abkaufen konnte. Später hatte ich das große Glück, zugleich größere Werkgruppen erwerben zu können, so dass meine Sammlung zügig wuchs.

Stenners Bilder machen den größten Teil Ihrer Sammlung aus. Wie viele Werke von ihm besitzen Sie?

Bunte: Meine Sammlung umfasst rund 950 Werke - davon sind etwa 400 Arbeiten von Stenner. Damit besitze ich die größte private Stenner-Sammlung überhaupt. Sie bildet das Zentrum meiner Sammlung, die ich aber auch auf Künstler ausgedehnt habe, die zu ihm in Beziehung standen. Werke von 15 westfälischen Künstlern wie zum Beispiel von Peter August Böckstiegel gehören dazu. Darüber hinaus habe ich Werke von Adolf Hölzel, seinem letzten Lehrer, aber auch von 20 seiner Maler-Kollegen aus dem Hölzel-Kreis gesammelt.

Teile Ihrer Sammlung werden nun ab 21. März in der Kunsthalle gezeigt. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?

Bunte: Ich habe - auch als ich in Hamburg gelebt habe - immer Kontakt zur Kunsthalle Bielefeld gehabt. Schon allein durch Leihgaben aus meiner Sammlung, z.B. für die große Stenner-Ausstellung im Jahr 2003 und die Ausstellung zum Westfälischen Expressionismus im Jahr 2007. Als ich nun im September 2012 nach Bielefeld zurückgekehrt bin, kam die Kunsthalle mit der Idee auf mich zu, doch zum 800-jährigen Stadtjubiläum Werke aus meiner Sammlung auszustellen. Aber auch Stenners 100. Todestag und der 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs boten Anlass genug für eine solche Ausstellung. Über das Ansinnen habe ich mich sehr gefreut.

Sie werden ca. 280 Werke von 48 Künstlern aus Ihrer Sammlung in der Kunsthalle zeigen. Nach welchen Kriterien haben Sie sie ausgewählt?

Bunte: Wir wollen schon die besten, die qualitativ hochwertigsten Arbeiten aus meiner Sammlung zeigen. Im Zentrum steht dabei Hermann Stenners Werk. Aber wir zeigen ihn immer wieder in verschiedenen Bezügen und haben die Ausstellung in vier thematische Gruppen geordnet - den Westfälischen Expressionismus, Künstler aus München und Dachau, wo Stenner seine ersten akademischen Lehrer fand, dann Hölzel und seinen Kreis in Stuttgart, dem Stenner ja auch angehörte, und Werke von im Ersten Weltkrieg gefallenen Malern wie Marc, Macke, Morgner und Stenner.

Die Ausstellung trägt den Titel "Das Glück in der Kunst". Warum?

Bunte: Wir hatten nach einem Zitat aus einem Schriftbild Adolf Hölzels gesucht und sind dabei auf das Zitat gestoßen, in dem er beschreibt, wie man das Glück in der Kunst finden kann. Das fanden wir sehr passend, denn dieses Zitat kann man aus verschiedenen Perspektiven betrachten - aus der des Künstlers, des Betrachters und des Sammlers, die alle ihr Glück in der Kunst finden können. Wegen dieser vielfältigen Perspektive fanden wir den Titel sehr passend für unsere Ausstellung.

Was ist für Sie, den Sammler Bunte, das Glück in der Kunst?

Bunte: Das Aufspüren, das Erwerben, das Bewahren und das Zusammenführen von Kunstwerken, die zusammengehören, das ist für mich Glück in der Kunst.

Würden Sie sich ein Museum für Ihre große Sammlung wünschen?

Bunte: Das wäre natürlich ideal. Man möchte ja nicht, dass das, was man über viele Jahre zusammengefügt hat, irgendwann wieder auseinanderfliegt. Und es ist natürlich ein Glück, wenn man das, was man gesammelt hat, der Öffentlichkeit auch an einem festen Ort zeigen kann.

Sie haben lange in Bielefeld gelebt und gearbeitet, waren dann in Hamburg und sind jetzt seit September 2012 wieder hier. Ist es etwas Besonderes für Sie, hier in Bielefeld ausstellen zu können?

Bunte: Die Kunsthalle Bielefeld hat ja international und national einen hervorragenden Ruf, da ist es schon eine große Ehre, dass meine Sammlung hier gezeigt wird. Aber es ist auch schön, dort seine Werke zeigen zu können, wo man 18 Jahre gelebt hat und sehr verwurzelt ist.

Haben Sie ein Lieblingsbild in Ihrer Sammlung?

Bunte: Mein liebstes Bild ist immer das, was ich als nächstes erwerben möchte. Aber davon abgesehen ist mir sicherlich Stenners "Dame mit Lilie", das er nur wenige Monate vor seinem Tod am 5. Dezember 1914 gemalt hat und das ich bestimmt 20 Jahre in meinem Fokus hatte, bevor ich es vor einiger Zeit erwerben konnte, im Moment besonders lieb. Das war schon ein großes Glücksgefühl, als ich es endlich mein Eigen nennen konnte. Sehr angetan bin ich auch vom kürzlich erworbenen Bild Stenners "Skizze eines Selbstbildnisses".

Nach welchem Bild jagen Sie gerade?

Bunte: Das möchte ich nicht sagen.

Haben Sie eigentlich Angst, Fälschungen aufzusitzen?

Bunte: Nach dem Fall Beltracchi bin ich schon vorsichtiger geworden, aber bisher bin ich mit dem Thema "Fälschungen" nicht konfrontiert worden. Weder Adolf Hölzel noch Hermann Stenner sind meines Wissens bisher gefälscht worden. Auch mit dem Thema Raubkunst bin ich bisher persönlich noch nicht in Berührung gekommen.

Sie sind Anwalt und Kunstsammler. Wie verhält sich die Juristerei zum Kunstsammeln?

Bunte: Es gibt einige Juristen, die große Sammler waren. Für mich ist das Kunstsammeln ein schöner Ausgleich zur oft nüchternen Juristerei. Mir geht es darum, Künstler, die aus dem Blick geraten sind, wieder hervorzuholen und Verschollenes mit meiner Sammlung in Zusammenhang zu bringen und zu bewahren.

WIKIPEDIA zu Hermann Stenner


© 2014 Neue Westfälische, Dienstag 04. März 2014

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