aufgedeckt: verloren - gefunden
Wie der Fiat-Arbeiter zu seinem Gauguin kam
Hängt ein Gauguin in der Küche
Italienische Fahnder haben in der Küche eines ehemaligen Fiat-Arbeiters Gemälde von Paul Gauguin und dessen Zeitgenossen Pierre Bonnard sichergestellt. Die wertvollen Werke wurden vor rund 40 Jahren gestohlen - und haben eine kuriose Odyssee hinter sich.
Umgerechnet 23 Euro, so viel hat ein Fiat-Mitarbeiter 1975 bei einer Fundsachen-Auktion der Bahn für zwei Gemälde bezahlt. Eines stammt vom weltberühmten Maler Paul Gauguin, das andere von seinem Zeitgenossen Pierre Bonnard. Die Bilder waren vor rund 40 Jahren in London gestohlen worden, wie die italienischen Kunstfahnder nun in Rom mitteilten. Vor einem Monat wurden die Werke demnach sichergestellt.
Italiens Kulturminister Dario Franceschini präsentierte das auf einen Wert zwischen zehn und 30 Millionen Euro geschätzte Gemälde
"Fruits sur une table ou nature au petit chien" ("Früchte auf Tisch") von Gauguin, sowie
"La femme aux deux fauteuils" ("Die Frau mit den zwei Sesseln") von Bonnard bei einer Pressekonferenz. Der Bonnard wird auf 600.000 Euro geschätzt.
Die beiden postimpressionistischen Bilder waren 1970 der reichen Londoner Familie Mark-Kennedy gestohlen worden. Die Erben könnten nun "ihr Eigentum zurückfordern", sagte Mariano Mossa, Leiter der weltweit renommierten Task Force der Carabinieri zum Aufspüren gestohlener Kunstwerke.
Die Bilder seien "von historischer und künstlerisch außerordentlicher Bedeutung", sagte Mossa in Rom und schilderte die "abenteuerliche" Geschichte der wertvollen Gemälde. Demnach wurden die Bilder nach dem Diebstahl in einem Zug zwischen Paris und Turin zurückgelassen. Bei der Fundsachen-Auktion der Bahn gingen sie dann an den "kunstbegeisterten Fiat-Arbeiter", der die Gemälde an die Wand seiner Küche hängte. Erst in Turin, später in Sizilien.
Die Kunstfahnder wurden auf den Fall aufmerksam, als sie Fotos von den Gemälden sahen. Ein Abgleich mit ihrer Datenbank zeigte, dass die Bilder darin nicht als gestohlen aufgelistet waren. Die "New York Times" sowie eine Tageszeitung aus Singapur hatten 1970 jedoch über den Diebstahl berichtet - und das brachte die Ermittler auf die richtige Spur.
Der Fiat-Arbeiter musste laut Masso anschließend "über Anwälte"überzeugt werden, die Objekte den Ermittlern zu übergeben. Die Ermittlungen sind demnach noch nicht abgeschlossen. Bisher sei schließlich unklar, was genau zwischen dem Diebstahl und der Entdeckung der Bilder im Zug geschehen sei.
Italien verfügt über eine weltweit renommierte Task Force zum Aufspüren gestohlener Kunstwerke. Nach Angaben ihres Leiters Mossa liegen die Umsätze des illegalen Kunstwerkes weltweit an vierter Stelle nach dem Waffen- und Drogenhandel sowie dem Handel mit Finanzprodukten. Die italienische Task Force verfügt mit rund 5,7 Millionen aufgelisteten Objekten über die größte Datenbank der Welt für gestohlene Kunst.
aar/feb/dpa/AFP/SPIEGEL-ONLINE