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Ferguson/USA: Kabelbinder-Fessel gegen 90-jährige Holocaust-Überlebende

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Hedy Epsteindemonstrierte für Gerechtigkeit, nach den tödlichen Schüssen auf Michael Brown aus Ferguson wollte sie ein Zeichen setzen. Dann wurde die 90-jährige Holocaustüberlebende von der Polizei in Kabelbindern abgeführt.

Ferguson/St. Louis - Vor zehn Tagen hatte der weiße Polizist Darren W. den 18-jährigen Michael Brown erschossen, obwohl dieser unbewaffnet war. Nach Angaben von Augenzeugen soll Brown die Hände über den Kopf gehalten haben, als die Schüsse fielen. Die Polizei gibt an, es habe zuvor einen Angriff auf W. gegeben. Seitdem kommt es in Ferguson zu Protesten, die von Plünderungen und Ausschreitungen begleitet werden. 

"Die Nationalgarde muss weg, die Nationalgarde muss weg." Mit lauten Rufen und Plakaten marschierte eine Gruppe Protestierender am Montagnachmittag (Ortszeit) in die Innenstadt von St. Louis. Ihr Ziel war das Büro des Gouverneurs von Missouri, Jay Nixon. Er hatte die Nationalgarde in die nahegelegene Kleinstadt Ferguson beordert, wo sie die Unruhen nach dem Tod des schwarzen Teenagers Michael Brown befrieden soll. Die Demonstrierenden forderten Gerechtigkeit für Brown, so berichtet es der Fernsehsender KMOV.

Mittendrin befand sich auch eine bekannte Aktivistin. Hedy Epstein, 90 Jahre alt, geboren in Freiburg in Deutschland, überlebte als Kind den Holocaust. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich in den USA für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. Zuletzt hatte sie sich vor allem für Palästina eingesetzt.

Bei der Demonstration in St. Louis hielt die 90-Jährige nun eine Rede gegen Polizeigewalt. Im Verlauf der Kundgebung hätten Epstein und acht weitere Mitstreiter sich vor dem Eingang des Bürogebäudes an den Armen untergehakt, berichtet das Wochenmagazin "The Nation" online. Schließlich sei die Menschenkette von der Polizei aufgelöst worden.

Videoaufnahmen zeigen, wie mehrere Beamte die alte Frau abführen - die Arme wurden Epstein und ihren Mitstreitern mit Kabelbindern auf den Rücken gebunden. Die Begründung: Sie hätten sich geweigert, die Blockade aufzulösen. Ihnen wird Missachtung des Aufrufs zur Auflösung einer Menge vorgeworfen. Alle neun Demonstranten befinden sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

Epstein lebt seit Jahren in St. Louis. 2001 gründete sie hier ein weltweites Frauennetzwerk, das sich gegen Kriege und Gewalt engagiert. "Ich mache das hier, seit ich ein Teenager bin", sagte Epstein bei ihrer Abführung über ihren Einsatz. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass das noch nötig wäre, wenn ich 90 bin." Die Menschen müssten sich in diesen Zeiten zusammentun.

Auch mehrere Medienvertreter wurden festgenommen. Zwei deutsche Reporter der "Welt" wurden von der Polizei abgeführt und offenbar ohne Angaben eines Grunds drei Stunden festgehalten. Später teilte auch die "Bild"-Zeitung mit, einer ihrer Reporter befände sich in polizeilichem Gewahrsam. Zuvor hatte die Fotoagentur Getty Images gemeldet, einer ihrer Fotografen sei festgenommen worden. Scott Olson wurde demnach in Gewahrsam genommen, als er Bilder von einer Demonstration in Ferguson aufnahm. Vor einigen Tagen war ein Reporter der "Washington Post" festgehalten worden.
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WIKIPEDIA:


Hedy Epstein - nach einem foto von socialistworker.org


Hedy Epstein
Hedy Epstein-Wachenheimer (* 15. August 1924 in Freiburg im Breisgau) ist eine Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin.

Sie wuchs in Kippenheim auf. Als sie acht Jahre alt war, kamen die Nationalsozialisten an die Macht. 1938 musste sie wegen ihrer jüdischen Herkunft die Schule verlassen. Ihr Vater wurde während der Novemberpogrome 1938 für vier Wochen in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Die Eltern versuchten verzweifelt, Deutschland zu verlassen, doch sie scheiterten an den Einreisebedingungen verschiedener Länder, da niemand für sie bürgen wollte. Nachdem die Familie es geschafft hatte, Hedy 1939 mit einem Kindertransport nach England zu schicken, wurden die restlichen Familienangehörigen 1940 in das Konzentrationslager Camp de Gurs nach Frankreich deportiert und 1942 nach Auschwitz. Die letzten Lebenszeichen ihrer Eltern bekam sie im selben Jahr.

In England wurde sie in einer Gastfamilie aufgenommen, fand sich dort aber nicht zurecht. Sie zog in ein Mädchenheim. In der Nachbarschaft fand sie Kontakt zu einer Gruppe der Londoner FDJ, der sie sich im Sommer 1943 anschloss. Mit politischen Freundinnen zog sie in eine Wohngemeinschaft und nahm an politischen Arbeitskreisen teil. Ihren Entschluss, in einer kriegswichtigen Produktionsstätte zu arbeiten, begründete sie damit, endlich etwas gegen NS-Deutschland unternehmen zu können.

1945 kehrte Hedy Epstein nach Deutschland zurück, um bei dem Nürnberger Ärzteprozess als Übersetzerin zu arbeiten und nach ihren Eltern zu suchen. 1948 wanderte sie in die USA aus. 1953, als bereits die McCarthy-Ära und der Kalte Krieg das Klima in den USA prägte, stellte sie einen Antrag auf Einbürgerung, der erst nach jahrelangen Befragungen zu ihrer Mitgliedschaft in der FDJ 1960 bewilligt wurde.


Aktivistin Epstein: Als Kind überlebte die 
Jüdin den Holocaust, heute setzt sie sich für Palästina ein - 
nach einem Foto von REUTERS
In den USA arbeitete sie in einer Rechtsanwaltskanzlei, engagierte sich für Opfer von Diskriminierungen und für die Rechte rassistisch ausgegrenzter Menschen. In den 1970er Jahren betreute sie rechtlich Vietnamkriegsdeserteure. Ende Dezember 2009 beteiligte sie sich mit etwa 1400 Aktivisten aus aller Welt am „Gaza Freedom March“ und trat in Ägypten in den Hungerstreik, da den Aktivisten die Einreise über Rafah in den Gazastreifen verweigert wurde; es war ihr dritter Versuch nach Gaza zu gelangen. Beginnend im Jahr 2003 reiste sie mehrfach ins Westjordanland um sich für die Rechte der Palästinenser einzusetzen. Im Mai 2010 unterstützte sie den internationalen Hilfskonvoi von Free Gaza Movement, der nach Auffassung Israels rechtswidrig war, weswegen der Konvoi vom Militär aufgebracht wurde (Ship-to-Gaza-Zwischenfall).

Hedy Epstein engagiert sich bis heute politisch wie sozial u.a. in der Antirassismus- und Friedensbewegung und berichtet auf zahlreichen Veranstaltungen von ihrem Leben und erinnert an die Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten.

Im August 2014 beteiligte sie sich an den Protesten im Zusammenhang mit dem Tod von Michael Brown und wurde von de Polizei verhaftet.

Sie lebt in St. Louis, USA.
Autobiographie:
1999 - Erinnern ist nicht genug. Unrast Verlag - ISBN 3928300865
Radio-Sendung zu Hedy Epstein - die ja erst vor 4 Tagen 90 wurde - Herzlichen Glückwunsch...


Siehe zu ähnlichen Vorkommnissen in den freiheitlichsten und demokratischsten USA dazu auch hier und hier


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