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spoon - can i sit next to you


S!NED!|photography: two - grey

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S!NED!|photography: two - grey

Gunter Deming und die Stolpersteine - daheim + unterwegs vom 17.08.2017

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gunter demnighat auch den stolperstein für meine tante erna kronshage (1922-1944) in bielefeld-sennestadt gelegt - am 06.12.2012. ich habe mich gefreut, ihn gesund und munter gestern im tv anzutreffen bei "daheim + unterwegs" im wdr.

gunter demnig entstammt - wie ich - dem jahrgang 1947. die Steine, die auf der oberseite kleine metallplatten mit den namen der opfer tragen, verlegt er vor deren einstigen wohnungen im straßen- oder gehwegpflaster. das projekt hat sich mit über 60.000 steinen im november 2016 in rund 1100 deutschen städten und orten in 20 staaten zum weltweit größten dezentralen mahnmal entwickelt.

Fels & Felsin

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Kolumne von Fabian Vogt | aus Publik-Forum 15/2017

ein fels aus sand - S!NED!|photography


Fels und Felsin

Jesus hatte ja die Gnade der frühen Geburt. Kaum geboren, schon ein Krippenplatz. Vor allem aber gab es zu seiner Zeit noch keine kirchlichen Gremien. Würde Jesus nämlich heute in der Kirche arbeiten, dann hätte er den Entwurf der Bergpredigt aufgrund ihres gesamtkirchlichen Ansatzes mehreren Ausschüssen zur Kontrolle vorlegen müssen – und die hätten ihn nie und nimmer durchgehen lassen.

Ja, das hätte schon mit dem Satz angefangen: »Bau dein Haus nicht auf Sand, sondern auf Felsen.« Eine Formulierung, bei der ich sofort den Protest des Referenten für gesellschaftliche Verantwortung höre: »Wer, bitte schön, kann sich denn heute im Rhein-Main-Gebiet noch ein Haus bauen? Bei den Grundstückspreisen? Keiner! Diese Wortwahl schließt weite soziale Schichten aus!« Der Referent für gesellschaftliche Verantwortung schlägt deshalb eine Änderung des Textes vor: »Miete deine Wohnung nicht auf Sand, sondern auf Felsen.«

»Ach was«, widerspricht ihm die Gleichstellungsbeauftragte: »Die Formulierung ist sexistisch: Der Sand, der Fels – schon in der Wortwahl zeigt sich der Schniedel-Imperialismus. Warum nicht die Sandbank und die, äh, die … Kennt jemand ein weibliches Wort für Felsen? Nein gut, dann sind wir eben kreativ – das können Frauen ohnehin viel besser als Männer. Also: die Felsin.« Und plädiert für die Formulierung: »Miete deine Wohnung nicht auf einer Sandbank, sondern auf einer Felsin oder einem Felsen.«

»Langsam, langsam«, mischt sich nun der zuständige Dezernent für den interreligiösen Dialog ein. »Der Fels, das ist doch ein uraltes Symbol für Petrus, den Gründer der Kirche. Hier wird also eine radikal christliche Perspektive eingenommen. Und ich muss sagen: Ich spüre da ganz klar einen unterschwelligen Antijudaismus. Als wäre das Christentum besser als das Judentum. Dabei geht es doch darum, auch unsere andersgläubigen Geschwister einzubinden. Wir sollten auf jeden Fall einen Begriff wählen, der niemanden ausgrenzt: Miete deine Wohnung nicht auf einer Sandbank, sondern auf Gestein. Einverstanden?«

Da meldet sich nun auch der Leiter des theologischen Beirats energisch zu Wort: »Ist denn nicht die Zeit solcher bildhafter, symbolischer Formulierungen, die unendlichen Interpretationsspielraum lassen, ohnehin vorbei? Ich meine: Wohnung, Sandbank, Gestein – da denkt ja jede und jeder, was er oder sie will. Dogmatisch ist das jedenfalls höchst uneindeutig. Ich plädiere deshalb für die unmissverständliche Festlegung: Das Geschöpf braucht ein festes Fundament.«

Und nach einer gefühlten Ewigkeit wäre dann eine wachsweiche Formulierung herausgekommen, eine, die garantiert niemandem wehtut – aber eben auch nichts mehr sagt. Und zwar niemandem! Fragt sich nur, ob eine Kirche, die Angst hat anzuecken, das Evangelium überhaupt noch kommunizieren kann. Schließlich gehört es zum Wesen des Evangeliums, dass es aneckt. Und dass es auch mal wehtut. Weil es so existenziell ist. So radikal.

Wer aber manche Verlautbarung kirchlicher Institutionen von heute studiert, kann vermuten, dass dort nicht die radikale und direkte Sprache Jesu gesprochen wird, sondern solche »Sandbank«-Debatten an der Tagesordnung sind. So entstehen übrigens auch Reformationsfeierlichkeiten, bei denen man den Menschen vor lauter Angst anzuecken die mitreißende Geschichte des leidenschaftlichen Professors Martin Luther, der keine Furcht vor drastischen Formulierungen kannte und keinem Streit aus dem Wege ging, gar nicht mehr erzählt, sondern lieber nur ganz allgemein von Freiheit und Gnade säuselt. Nun, vielleicht kann man es so sagen: Wer nicht aneckt, der berührt auch nicht.

Fabian Vogt, geboren 1967, ist evangelischer Pfarrer, Kabarettist im »Duo Camillo« und Schriftsteller. Er lebt mit seiner Familie im Taunus.


der stumme pate aus dem background ...

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US-Politik

Trump zum Präsidenten zu machen war nur der erste Schritt

Die steinreiche Familie Mercer will die öffentliche Meinung in den USA ändern. Dabei vertraut sie auf Bannon, Breitbart - und ihr Geld.


manchmal schaut der puppenspieler durch die kulisse - und man kann sehen, wie er an den fäden zieht ... S!NED!|montage
zitat robert l. mercer: „ich bin glücklich, durch mein leben zu gehen, ohne irgendetwas zu irgendjemandem zu sagen“ ... - er lässt lieber sein geld sprechen und spielt mit seiner eisenbahn ...


Von Thorsten Denkler, New York | sueddeutsche.de


ich hab es immer geahnt, dass dieser trump nur eine billige marionette ist, von leuten (vor)geführt wird, die dahinter die fäden ziehen - und versuchen, diese welt zu kaufen und neu zu regulieren ...
dieser mr. mercer scheint so ein typ zu sein. ich schäme mich richtig, nur ein jahr jünger zu sein - also seiner generation anzugehören.
und doch - es gilt ja auch: namen genannt - namen verbrannt - gefahr gebannt ... schaun wir mal ...S!

am 22.08. ...

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Am 22. August 2011 starb Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow - besser bekannt als Loriot. Aus diesem Grund: "Die Nudel".



Howard Dwaine Dorough Flores wurde an einem 22. August in Orlando, Florida, geboren. - Howard wer? Seine Fans kennen ihn natürlich als "Howie", Howie von den Backstreet Boys. Hier einer der ersten Hits der Boygroup.

Beide Meldungen geklaut aus den 'Nachrichten am Morgen'in SPIEGEL-online

wenn kunst nach draußen geht - wdr.dok zum skulpuren-projekt münster

all-einblick 93000

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S!NED!|art: all-einblick 93000

hinten knirschte das lose metall
es zog
man schaute in nix
als ins funkelnde nix
hin und wieder lösten sich rostteile 
und schwebten einhergehend davon
die hirnmatrix war gefährlich nahe gekommen
und schwemmte auf und ab
auf und ab
wie ein wackelpudding

wenn uns diese matrix verlorenging
hatte es sich mit der moral
mit der ethik
mit der höherwertigen
menschheitskultur:
fressen und gefressenwerden
nix mehr mit lustig
allda hilft nur noch beten ...

sinedi


aus welcher sicht ...

sich ablösende lichter

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S!NED!|photography: sich ablösende lichter

konstruktiver widerspruch

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"Konstruktiven Widerspruch trainieren"

Interview: Der Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer spricht über die aktuelle Flüchtlingspolitik und die alltägliche Verrohung unserer Gesellschaft


Wilhelm Heitmeyer - S!NED!|bearbeitung nach einem dpa-foto


Herr Heitmeyer, Sie sind Gast im Sonntagsgespräch der Poetischen Quellen. Das Thema lautet: "Eine Gebrauchsanweisung für Demokratien im 21. Jahrhundert". Wenn es denn eine gibt, welches sind die wichtigsten Schritte einer solchen Gebrauchsanweisung?

WILHELM HEITMEYER: Gebrauchsanweisung finde ich eine etwas unglückliche Formulierung. Trotzdem: aus der Perspektive von uns hier unten. Runter vom Sofa. Bewegung tut immer gut. Also: rein in soziale Bewegungen und Konflikte riskieren. Jeder soziale Wandel zu mehr Freiheit und Offenheit verläuft über Konflikte. Deshalb ist das Reden von alternativloser Politik fatal und führt zu Lähmungen.

Die meisten Menschen, die in Deutschland leben, sind in diese Demokratie hineingeboren worden. Ist Demokratie etwas zu Selbstverständliches?

HEITMEYER: Leider ist das Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich. Die liberalen Demokratien und offenen Gesellschaften sind nicht mehr gesichert. Autoritäre Bewegungen und Rechtspopulisten von Trump über Le Pen, über Polen und Ungarn scheinen attraktiv und ein Großteil des Publikums stimmt zu. Das gilt offen oder klammheimlich auch für Teile unserer Gesellschaft. Bereits 2002 haben wir 20 Prozent rechtspopulistisch eingestellte Bürger festgestellt, aber dafür hat sich niemand interessiert.

Wer ist der größte Feind der Demokratie in unserer Gesellschaft?

HEITMEYER: Man muss das breit anlegen. Wir haben seit zwei Jahrzehnten einen enormen Kontrollgewinn des globalen Kapitalismus und einen entsprechenden Kontrollverlust nationalstaatlicher Politik. Daraus entsteht Demokratieentleerung und Vertrauensverlust in der Bevölkerung. Wenn dann noch von höchster Stelle eine "marktgerechte Demokratie" gefordert wird, ist das ganz fatal. Es ist die Aufforderung einer Unterwerfung der Politik gegenüber dem Kapital.

Und wer ist ihr bester Freund?

HEITMEYER: Das sind diejenigen, die konstruktiv Widerspruch einlegen. Die sich immer wieder in Debatten um Solidarität, Fairness und Gerechtigkeit einmischen, gegen Ideologien der Ungleichwertigkeit von Menschen eintreten. Und zwar bei uns hier ganz unten: in der Verwandtschaft, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, im Sportverein. Aber das muss man trainieren.

Welche aktuellen Konflikte bereiten Ihnen die größten Sorgen?

HEITMEYER: Das liegt auf der Hand, und die meisten Menschen nehmen es genauso wahr: rechtsextreme und rechtspopulistische Abwertung und Gewalt gegen Flüchtlinge, die islamistische Bedrohung, wobei die Abwertung von Muslimen durch andere Religionsangehörige auch ein Problem darstellt. Ebenso die alltägliche Verrohung in unserer Gesellschaft, einschließlich einer rohen Bürgerlichkeit.

Angst scheint ein ständiger Begleiter der Deutschen zu sein. Angst vor Arbeitslosigkeit, vor der Zukunft. Woran liegt das ?

HEITMEYER: Sie hat ihre Gründe in Kontrollverlusten. Über das eigene Leben, die Bestandserhaltung des eigenen Status, also sozialer Anerkennung, und nicht zuletzt über die Zukünfte der Kinder. Die Aufstiegsgesellschaft der alten Bundesrepublik ist ans Ende angelangt. Es gibt soziale Abstiege und damit Anerkennungsverluste.

Sie haben sich in Ihrer Forschung jahrelang mit den Ausmaßen und Ursachen negativer Vorurteile beschäftigt. Gegen Vorurteile - vor allem Fremdem gegenüber - scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Warum ist das so?

HEITMEYER: Wir haben zehn Jahre lang die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit untersucht. Das heißt, dass Menschen allein aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit und unabhängig von ihrem individuellen Verhalten in den Fokus von Abwertung und Diskriminierung geraten. Immer dort, wo Gruppenbeurteilungen aus einer Position vermeintlicher Überlegenheit erfolgen und die individuelle Person keine Rolle spielt, sind die Vorurteile besonders verhärtet. Rechtspopulisten machen sich das zunutze: "Wir" gegen "Die".

Sie sind 1992 aus der SPD ausgetreten wegen ihrer Asylpolitik. Wie bewerten Sie die Flüchtlingspolitik der Großen Koalition?

HEITMEYER: Die fällt zwiespältig aus. Es war ein politischer Fehler in der Vergangenheit, vor allem Griechenland und Italien alleingelassen zu haben. Die Öffnung 2015 war humanitär absolut richtig. Die Euphorie mitsamt einer Idealisierung von Flüchtlingen war problematisch, denn es sind "nur" Menschen wie du und ich.

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Zur Person

  • Wilhelm Heitmeyer, 72, war Gründer und von 1996 bis 2013 Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. 
  • Nach seinem altersbedingten Ausscheiden ist er dort als Forschungsprofessor tätig. 
  • Seit 35 Jahren forscht er zu Rechtsextremismus, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Gewalt und sozialer Desintegration.

Die Fragen stellte Nicole Bliesener

© 2017 Neue Westfälische, Donnerstag 24. August 2017

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wilhelm heitmeyer saß vor fast 50 jahren mit einigen weiteren "genossen" in einem schwarzen ledersessel in meinem wohnzimmer, weil wir als jusos über aktuelle problematiken in unserem damaligen ortsverein "konstruktiv-widersprüchlich" debattieren mussten - wir haben uns herrlich die köpfe heißgeredet ....

aber wir haben uns mit den jahren aus den augen verloren - schon weil sich unsere beruflichen wege trennten: wilhelm mit seiner hochschulkarriere und ich ein paar stufen darunter mit meinem beruflichen sozialen engagement in bethel und anderswo.

neulich haben wir uns nochmal getroffen, auf der fußgängerbrücke über die straßenbahngleise zur uni bielefeld: er ging sicherlich seiner "ruhestands"-tätigkeit nach und ich wollte in die uni-bibliothek.

wir haben uns aber gegenseitig erkannt und gedanken an unsere gemeinsame gute alte juso-zeit ausgetauscht.

politisch sind wir - wie ich diesem interview der nw entnehmen kann - in vielen punkten d'accord - da bedarf es mal keinem "konstruktiven widerspruch" ... also insgesamt: danke, wilhelm ... - S!

manche hören den wald vor lauter bäumen nicht ...

Das Tabu endlich lichten ... | Die vergessenen Opfer der "Euthanasie"

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Erinnerung und Gedenken. Seit 2014 erinnert das Denkmal in der Tiergartenstraße 4 an die Opfer von „Euthanasie“ und Zwangssterilisation - FOTO: PICTURE ALLIANCE / DPA
Die vergessenen Opfer

Seit 2014 gibt es ein Denkmal, das an die "Euthanasie"-Morde erinnert. Und auch an die Zwangssterilisierten, die bis heute nicht als "rassisch Verfolgte" anerkannt sind. 

VON SANDRA DASSLER | TAGESSPIEGEL BERLIN

„Ich hatte ja keine Ahnung“. Marshall Bush tritt zwei Schritte zurück, schaut auf die blaue Glasfront und vertieft sich kurz darauf wieder in die multimediale Informationstafel. Tafel und Glasfront gemeinsam bilden das Denkmal für die sogenannten Euthanasie-Opfer der Nationalsozialisten. „Sogenannt“ ist in diesem Zusammenhang ein äußerst wichtiges Wort, denn Euthanasie kommt aus dem Griechischen und bedeutet leichter oder gar schöner Tod. Die Nazis wussten, wie man Sprache missbraucht. Hitler hatte schon 1935 von einem „Euthanasie-Programm“ gesprochen, umgesetzt wurde es ab Beginn des 2. Weltkriegs.

Geplant wurde der Massenmord genau hier, in der später abgerissenen Villa der Berliner Tiergartenstraße 4, weswegen das Töten auch Aktion „T 4“ genannt wurde. „Ich hatte zwar schon mal davon gehört“, sagt Marshall Bush: „Aber erst, wenn man hier die Schicksale erfährt, die Fotos der Opfer sieht, ihre Briefe liest, wird einem bewusst, dass das tatsächlich geschehen ist, dass die menschliche Zivilisation so etwas zugelassen hat. Unfassbar.“

Marshall Bush, der in San Francisco als Wissenschaftler arbeitet, hat mit seiner Frau Arlene den Gedenkort gleich neben der Philharmonie nur zufällig entdeckt. „Vom Holocaust-Denkmal haben wir gewusst“, sagt Arlene Bush: „Aber dieses hier muss neu sein.“ Tatsächlich wurde es 2014 eingeweiht – nach langem Kampf auch von Angehörigen der Opfer. Seit 1989 gab es eine Gedenktafel im Boden, die allerdings oft übersehen wurde.

„Opfer zweiter Klasse“


Mädchen und Jungen einer Schulklasse aus Schleswig-Holstein diskutieren lautstark über die Bedeutung der blauen, etwa 30 Meter langen und drei Meter hohen Glaswand. Die Gymnasiasten haben die „Euthanasie“-Morde der Nazis im Leistungskurs Geschichte behandelt. Mehr als 300 000 Menschen wurden in Deutschland, Österreich und in den besetzten Gebieten getötet: geistig und körperlich Behinderte, psychisch Kranke, Süchtige, Suizid-Gefährdete, Homosexuelle – oder einfach nur sogenannte Unangepasste. Wie Ernst Lossa, der 14-jährige Sohn eines fahrenden Händlers aus der Minderheit der Jenischen. Er war Halbwaise, galt als unerziehbar und wurde mit einer Giftspritze in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren ermordet. Zuvor hatte er immer wieder versucht, anderen Patienten zu helfen.

Der Journalist und Autor Robert Domes hat die Geschichte von Ernst Lossa in seinem Roman „Nebel im August“ mit großer Sensibilität aufgeschrieben. Der gleichnamige Film unter Regie von Kai Wessel läuft derzeit in den Kinos. Und lenkt die Aufmerksamkeit auch auf jene, die manchmal als „Opfer zweiter Klasse“ bezeichnet werden.

Tatsächlich sei dieses Kapitel sehr spät aufgearbeitet worden, sagt der Historiker Robert Parzer. Er ist seit 2010 Redakteur des virtuellen Informationsortes „gedenkort-t4.eu“ und seit 2014 für die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas tätig, die auch die Gedenkorte für die Sinti und Roma, die Homosexuellen und eben die Euthanasie-Opfer betreut.

Thema war jahrzehntelang tabu

Nicht getötet, aber zwangssterilisiert wurden weitere 400 000 Frauen und Männer, darunter viele Jugendliche, die Ärzte als „lebensunwert“ oder „minderwertig“ einstuften. „Noch heute gelten diese Zwangssterilisierten nicht als rassisch Verfolgte des NS-Regimes“, sagt Robert Parzer: „Sie sind also den anderen Opfern nicht gleichgestellt. Das bedeutet nicht nur weniger Geld, sondern ist einfach ungerecht. Zumal es vom Bundesfinanzministerium immer noch mit Gutachten begründet wird, die Anfang der 60er Jahre jene Menschen erstellten, die oft selbst als Ärzte, Psychiater oder Eugeniker in die Verbrechen der „NS-Rassenhygiene“ verstrickt waren. Oder diese zumindest nicht verwerflich fanden.

Auf dem Foto ist das Euthanasie-Opfer Anna Lehnkering (links) mit einer Freundin. Sie wurde als "Lebensunwert" vergast. FOTO: PRIVAT

In vielen Familien der Opfer war das Thema jahrzehntelang tabu, sagt Parzer. Angehörige schwiegen aus Scham, Unkenntnis, Unsicherheit. „Oft fragt erst die dritte Generation wirklich nach: Wer ist denn diese Frau auf dem Bild? Was ist mit ihr geschehen?“

Bei Sigrid Falkenstein war es ähnlich. Ihr Vater hatte sie gebeten, die Familiendaten zu digitalisieren, bei der genealogischen Suche gab die heute 70-jährige Berlinerin auch den Namen seiner Schwester ein: Anna Lehnkering. Und fand ihn völlig überraschend auf einer Liste von NS-„Euthanasie“-Opfern. „Anhand des Geburtsdatums war schnell klar, dass das meine Tante war“, sagt Sigrid Falkenstein: „Mein Vater erinnerte sich nur bruchstückhaft, erzählte mir, dass er Anna als freundlich und gutmütig in Erinnerung habe. Es gibt ein Foto, wo er als Zwölfjähriger liebevoll und beschützend auf seine Schwester schaut. Ansonsten wusste er nur, dass sie irgendwann in irgendeiner Anstalt gestorben sei.“

In Wahrheit wurde Anna Lehnkering, die lernbehindert war, im März 1940 in der Tötungsanstalt Grafeneck im baden-württembergischen Landkreis Reutlingen ermordet. Vergast – wie mehr als zehntausend weitere Behinderte. In Grafeneck begann mit der „Aktion T 4“ die systematisch-industrielle Vernichtung von Menschen, die letztlich in den Holocaust mündete.

Anna, sagt Sigrid Falkenstein, die ein Buch über ihre Tante geschrieben hat, erfüllte die Selektionskriterien der Mörder perfekt. Sie galt im Sinne der NS-Rassenideologie als „unheilbar erbkrank“, war außerdem „ökonomisch unbrauchbar“, eine „Ballastexistenz“ und „nutzlose Esserin“. Mit einem roten Plus im Meldebogen wurde sie von ärztlichen Gutachtern in Berlin, die sie nicht einmal kannten, als „lebensunwert“ zur Vernichtung bestimmt.

Förderkreis Gedenkort T4 e.V.

Anna wurde nur 24 Jahre alt. Ihr Foto steht heute ebenso wie ihre Geschichte auf der langen Dokumentationstafel in der Tiergartenstraße. Wo eigentlich ein richtiges Informationszentrum entstehen sollte. Dafür reichten aber die vom Bund bereitgestellten 500 000 Euro nicht aus.

Inzwischen hat sich in Berlin der Förderkreis Gedenkort T4 e.V. gegründet. Die Mitglieder treten auch dafür ein, dass Euthanasiegeschädigte nicht vergessen und Zwangssterilisierte endlich als rassisch Verfolgte des Nationalsozialismus anerkannt werden.

Die Geschichten über Ernst Lossa und Anna Lehnkering könnten dabei helfen. Gerade hat der Bundestag entschieden, bei der Holocaust-Gedenkstunde am 27. Januar 2017 die Opfer der NS-„Euthanasie“ in den Mittelpunkt zu rücken.

Marshall Bush aus Kalifornien findet das dringend notwendig. „Die Welt weiß noch zu wenig von diesem Kapitel“, sagt er: „Und es ist sehr, sehr wichtig, dass viele davon erfahren.“

Tagesspiegel Berlin

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Interview mit Euthanasie-Forscher Michael von Cranach

Der stille Massenmord

Die Nazis beginnen 1939 hinter den verschlossenen Türen der Psychiatrie, Menschen zu ermorden. Michael von Cranach hat die Geschichte der Euthanasie erforscht. 

VON BJÖRN ROSEN | TAGESSPIEGEL BERLIN

Michael von Cranach, geboren 1941, ist einer der wichtigsten Experten zum Thema Euthanasie im Nationalsozialismus. Von 1980 bis 2006 war er ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren im Allgäu, wo er die Aufarbeitung der Vergangenheit entschieden vorantrieb. Das Team des Films "Nebel im August", der jetzt in den Kinos läuft, hat er beraten.
Michael von Cranach. FOTO: DORIS SPIEKERMANN-KLAAS

Herr von Cranach, unter den Nazis wurden psychisch Kranke und Behinderte systematisch vergast und vergiftet. Trotz 200 000 Opfern wissen die meisten Leute wenig über dieses Verbrechen.

Das hängt sicher mit dem Stigma zusammen, mit dem Behinderte und psychisch Kranke bis heute behaftet sind. Es gab auch keinen richtigen Neuanfang, keine Zäsur nach 1945. Inzwischen wurde viel geforscht, und die Quellenlage ist ausgezeichnet. Es gibt Krankenhausunterlagen, Akten der Gerichtsprozesse nach dem Krieg, Zeitzeugen-Befragungen durch die Alliierten …

Der Film „Nebel im August“ erzählt die Geschichte eines Opfers: Ernst Lossa, der 1944 mit 14 Jahren ermordet wurde. Ein realer Fall, den Sie entdeckt haben.

Als ich seine Krankenakte das erste Mal in den Händen hielt, war ich vom Bild des Jungen tief beeindruckt. Er schaut so wissend.


Ernst Lossa | Foto: von Cranach | KLINIK KAUFBEUREN

Lossa war weder schwer psychisch krank noch behindert. Warum kam er trotzdem in die Psychiatrie?

Er war Halbwaise, schwer erziehbar, machte Probleme in der Schule. Eine Ärztin am Kaiser-Wilhelm-Institut für Psychiatrie in München hat ihn untersucht. Ihre Diagnose lautete: asozialer Psychopath, genetisch bedingt, eine Besserung im Erwachsenenalter sei nicht zu erwarten. So wurde er in die Kinderfachabteilung der psychiatrischen Anstalt Kaufbeuren eingewiesen. Andere Patienten wurden schon nach ein paar Wochen getötet, er aber blieb zwei Jahre am Leben. Ärzte und Pfleger hatten Zweifel, ob er dort überhaupt hingehörte.

Sie wurden 1980 ärztlicher Direktor der Kaufbeurer Klinik. War da noch etwas von der Nazivergangenheit spürbar?

Die Möbel, die mit Lackfarben gestrichenen Wände, die überbelegten Krankensäle – all das entsprach den alten Zeiten. Als ich jetzt den Film geschaut habe, für den die Inneneinrichtung aus den 1940er Jahren detailgetreu nachgestellt wurde, fühlte sich das unerhört echt an. 1980 stand die Psychiatriereform erst am Beginn. Es waren so viele Patienten, und die Hälfte lebte seit Jahren und Jahrzehnten in der Klinik. Alles war sehr hierarchisch und paternalistisch, es ging vor allem darum, die Patienten zu disziplinieren. Mir war klar, hier muss sich was ändern.

Und deshalb begannen Sie – als einer der ersten deutschen Klinikdirektoren – mit der Aufarbeitung der NS-Euthanasie?

Konfrontiert mit diesem Elend entstand das Bedürfnis, zu klären, was in der Vergangenheit passiert war. Zuerst habe ich mit einem Lehrer aus Kaufbeuren gesprochen, der eine Untersuchung durchgeführt und Hausverbot in der Klinik bekommen hatte. Ich las historische Literatur, Kranken- und Prozessakten. Später haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet, junge Assistenten schlossen sich der Recherche an. Viele sagen mir voller Bewunderung: Mein Gott, was habt ihr da geschafft! Tatsächlich sind wir kaum auf Widerstand gestoßen. Allen war klar, dass dieses Thema besprochen werden muss. 2200 Kaufbeurer Patienten sind während der Nazizeit ermordet worden.

D. Valentin Faltlhauser
Die Figur des Direktors im Film beruht auf Ihrem Vorvorgänger Valentin Faltlhauser. Als Zuschauer ist man anfangs verwirrt, denn er wirkt sympathisch.

Gott sei Dank hat man ihn so dargestellt!

Was meinen Sie?

Diese Ambivalenz entspricht der Wahrheit. In den 20er Jahren war Dr. Faltlhauser ein bedeutender Psychiatriereformer. Er trat für eine Behandlung der Patienten in ihrem Lebensumfeld ein, ganz modern. Noch 1935 schrieb er in einem Lehrbuch, dass Leute, die Schwerkranke töten wollen, nicht verstanden haben, dass Glück und Leid im Leben zusammengehören und dass es das Wesen des Menschen ist, das zu ertragen. Spätestens mit Beginn der Euthanasie 1939 geriet er spürbar in eine berufliche Sackgasse – und entschied sich, doch mitzumachen. Am Ende war er, wie in den Nürnberger Ärzteprozessen festgestellt wurde, einer der zehn schlimmsten Täter.

Faltlhauser handelte aus Karrierismus. Ein typischer Fall?

Kumpanei, Hierarchiedenken und Angst um die Karriere spielten oft eine Rolle. Aber das erklärt nicht alles. Als wir mit der Forschung begannen, glaubten wir, die Nationalsozialisten hätten die Idee von „lebenswert“ und „lebensunwert“ aufgebracht und ihre Aktionen durchgezogen. Doch die Täter waren in der Mehrzahl keine Nazischergen, es handelte sich um die humanistisch ausgebildete Elite der Psychiatrie. Kaum einer leistete Widerstand. Und das bestimmt nicht aus Angst. Kein Arzt, der sich dem Programm entzog, hat gravierende Nachteile erlebt. Mit den Jahren sind wir zu dem Ergebnis gekommen: Die Euthanasie war ein psychiatrisches Programm. Die Nazis haben bloß möglich gemacht, was vorher lange diskutiert worden war.

Schon im 19. Jahrhundert hatte es unter Ärzten eine Euthanasiedebatte gegeben.

Einen Höhepunkt erreichte die Diskussion 1920, als der Jurist Karl Binding und der Psychiater Alfred Hoche in einem Buch „die Freigabe zur Vernichtung lebensunwerten Lebens“ forderten. Sie argumentierten, dass es behinderte Menschen gebe, die keinen Willen und keine Autonomie haben und denen damit die Grundeigenschaften eines Menschen fehlen: Man müsse diese Leute gar nicht töten, weil sie ja gar keine Person sind – man könne sie einfach „vernichten“.

Auch bei der NS-Euthanasie ging es darum, angebliche „Parasiten“ und „unnütze Esser“ zu beseitigen. Wie wurde darüber entschieden, wen man tötete?

Es gab zwei entscheidende Kriterien: eine chronische Erkrankung oder Behinderung und die Arbeitsfähigkeit. Wer über einen längeren Zeitraum in einer Einrichtung lebte und dort keine Arbeiten verrichten konnte, musste sterben. Die Steuerung lag in Berlin …

Der Hauptsitz der Euthanasie-Aktion befand sich in der Tiergartenstraße 4, wo heute die Philharmonie steht.

… doch die eigentlichen Entscheidungen wurden in den Kliniken getroffen. Die Ärzte wussten, wie sie die Meldebögen, die sie nach Berlin schickten, auszufüllen hatten.

In den ersten zwei Jahren wurden die Euthanasieopfer durch Gas getötet. Warum stoppte man das 1941 plötzlich?

Die Nazis hatten sechs Tötungsanstalten mit Gaskammern eingerichtet. Die Patienten wurden in grauen Bussen abgeholt und dorthin gebracht. Man wollte so wenig Zeugen wie möglich haben. Trotzdem wurde das Sterben nach und nach bekannt. Es gab Proteste von Angehörigen, manche von ihnen sogar Nazifunktionäre. Graf von Galen, Bischof von Münster, hat im August 1941 eine eindrucksvolle Predigt gehalten, in der er konkret beschrieb, was passierte, und von Mord sprach. Außerdem war für die Nazis das Programm eine Art Probelauf für den Holocaust. Man kann zeigen, dass viele der Teams, die in den Euthanasie-Tötungsanstalten wie Hadamar in Hessen oder Pirna in Sachsen arbeiteten, nach 1941 in den Konzentrationslagern in Polen tätig waren.

„Nebel im August“ spielt hauptsächlich in der zweiten Phase …

Man spricht von dezentraler Euthanasie.

… und eine Krankenschwester taucht auf, die in die Klinik versetzt wurde, um zu töten. Sie flößt den Kindern das in hohen Dosen tödliche Schlafmittel Luminal ein. Gab es solche „Todesengel“ tatsächlich?

Auch diese Figur basiert auf einer realen Person. Faltlhauser hatte in Berlin beantragt, dass ihm in der Tötung erfahrenes Personal geschickt wird. Und so kamen 1944 zwei Schwestern nach Kaufbeuren, eine davon war Pauline Kneissler. Sie hatte von 1939 bis 1941 in Hadamar gearbeitet, dann in einem Konzentrationslager und bekam in der Kaufbeurer Zweigstelle Irsee schließlich eine eigene Tötungsstation. Faltlhauser entwickelte noch eine andere Methode, um Patienten zu töten: die Hungerkost. Die Leute bekamen nur noch dünne Suppe – in Wasser gekochte Gemüsereste – und waren nach wenigen Monaten so geschwächt, dass sich aus der kleinsten Erkältung eine tödliche Lungenentzündung entwickelte.

Im Film leistet eine Nonne Widerstand. Doch die offizielle Haltung der Kirche war: Wir müssen durchhalten, bis der Albtraum vorüber ist, und die Sterbenden so lange begleiten. Eine Form von Mittäterschaft?

Natürlich hätten sie durch eine Kündigung ein Zeichen setzen können. Die Nonnen waren nicht informiert worden, aber als die ersten Transporte in die Tötungsanstalten abgingen, wunderten sie sich, warum die Patienten ohne ihre Wertsachen verlegt wurden. Wenige Tage später brachte ein Auto die Kleidung der Leute in Wäschesäcken zurück. Angehörige, die eine Todesnachricht bekommen hatten, riefen an und wollten über die Umstände informiert werden. Nun wussten die Nonnen Bescheid und kamen dadurch in einen großen ethischen Konflikt, der noch größer wurde, als sie in der Küche, die von ihnen geleitet wurde, die Hungerkost kochen mussten.

Der Historiker Götz Aly sieht die Angehörigen als Komplizen. Insgeheim, so argumentiert er, seien viele froh gewesen, dass ihnen das Mordprogramm die Last psychisch kranker oder behinderter Familienmitglieder abgenommen habe.

Das kann ich nicht bestätigen. In Kaufbeuren haben wir einen Ordner mit 150 Briefen von Angehörigen an den Direktor gefunden, die gerade vom Tod ihres Kindes, ihrer Mutter oder ihres Bruders erfahren haben. Diese Briefe zeigen: Alle wussten, was passiert war, und die überwiegende Mehrzahl der Angehörigen ist erschüttert und vorwurfsvoll.

Warum haben dann nicht mehr Leute versucht, ihre Angehörigen aus den Kliniken herauszuholen?

Das muss man aus der Praxis der damaligen Psychiatrie verstehen. In den Anstalten wurde zu dieser Zeit – auch schon vor dem Nationalsozialismus – alles getan, um Angehörige zu entmutigen, allzu engen Kontakt zu den Patienten zu halten. Außerdem hatten die Menschen regelrecht Angst vor diesem Ort. Die Patienten, die oft jahrelang in den Kliniken lebten, wurden so von ihren Familien entfremdet.

Gibt es in der Geschichte ein Tötungsprogramm, das mit der NS-Euthanasie vergleichbar ist?

Nein. Psychisch Kranke sind jedoch immer besonders gefährdet. In Kriegen sind sie oft die ersten Opfer. In Jugoslawien wurden zum Beispiel während des Kriegs Anfang der 90er Jahre viele Patienten einfach erschossen. Einerseits, weil es schwierig ist, in einer solchen Ausnahmesituation eine Anstalt organisatorisch aufrechtzuerhalten. Andererseits, weil in der Aufregung des Kämpfens und Tötens psychologische Schranken fallen.

Warum kamen die Ärzte nach Kriegsende meist mit geringen Strafen davon?

Immerhin gab es die Nürnberger Ärzteprozesse. Dort wurden zwei der Hauptverantwortlichen zum Tode verurteilt. Doch nach 1947 übergaben die Alliierten die Justiz den deutschen Behörden, und man kann deutlich sehen, wie das Interesse am Thema plötzlich völlig verschwindet. Es gab zwar noch zwei Wellen von Prozessen, aber die Taten wurden verharmlost und die Täter zu lächerlichen Strafen verurteilt. Die Mehrheit der Ärzte, Pfleger, Schwestern arbeitete meist in der gleichen Funktion wie zuvor und hatte kein Interesse, etwas aufzudecken. Die Angehörigen waren ratlos und schämten sich, und selbst die Kirchen verhielten sich still. Sie waren schließlich sogar der Träger mancher Anstalt gewesen.

Faltlhauser wurde vom Landgericht Augsburg zu drei Jahren Haft verurteilt.

Ursprünglich klagte man ihn wegen Mordes an, daraus wurde im Verlauf der Verhandlung Beihilfe zum Totschlag in minderwertigen Fällen. Die drei Jahre musste er nicht absitzen. Selbst seine Pension bekam er auf dem Gnadenweg zurück.

Hat die Beschäftigung mit der NS-Euthanasie Ihre Meinung zum Thema Sterbehilfe beeinflusst?

Extrem. Ich bin Gegner jeder Form von aktiver Sterbehilfe.

Hat Sie mal jemand um Hilfe gebeten?

Gott sei Dank ist das nur einmal passiert. Ich erinnere mich an eine Patientin mit einer Brustkrebserkrankung in meiner Anfangszeit in der Klinik. Sie hatte grauenvolle Wunden, man konnte ihr medizinisch nicht mehr helfen. Innigst bat sie mich wieder und wieder: Helfen Sie mir zu sterben! Ich habe es abgelehnt. Ich stehe noch zu dieser Entscheidung, auch wenn mir immer wieder Zweifel kommen, ob sie richtig war.

Mit Pränataldiagnostik kann man die Geburt behinderter Kinder vermeiden.

Ein ganz schwieriges Thema. Vor allem wird der gesellschaftliche Druck wachsen, das zu tun. Ich kann jede Mutter verstehen, die glaubt, sich ein Kind mit Downsyndrom nicht zumuten zu können. Aber ich verstehe auch die Vereinigung der Downsyndrom-Kinder in den USA, die fordern, dass ein Schwangerschaftsabbruch wegen der Diagnose Downsyndrom verboten wird. Sie sagen: Dann gäbe es uns bald gar nicht mehr, und das wäre schade.

Tagesspiegel Berlin




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Bis zu 300.000 Menschen sind Opfer der verschiedenen NS-"Euthanasie"-Aktionen von 1939-1945 geworden. Betroffen waren Menschen aus allen Regionen quer durch das Reich und auch die besetzten und annektierten Gebiete - auch die "Provinz" - z.B. in Ostwestfalen-Lippe: 
Während des 484-Tage andauernden "Euthanasie"-Martyriums von >Erna Kronshage (1922-1944) aus Senne II (Krs. Bielefeld) wurde sie sowohl zwangssterilisiert, deportiert und dann schlussendlich auch umgebracht ...
Über ihr Schicksal können Sie sich >hier informieren mit den Linkschlüsseln zu einschlägigen Gedenkblogs und Bildmaterialien ... - einen ausführlichen Studien- und Doku-GedenkBlog dazu finden Sie >hier ...
NS-"Euthanasie"-Opfer ERNA KRONSHAGE 1922-1942


"Blues" - die Symbolzeichen der "Blauen Wand" zum Gedenken an die "Euthanasie"-Opfer - eine Assoziation

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alle Bilder: DPA

Da ich mich intensiv mit dem "Euthanasie"-Opfer-Schicksal meiner Tante Erna Kronshage (1922-1944) (Linkschlüssel "in-memoriam" hier anclicken) seit über 30 Jahren auseinandersetze und dazu viel gelesen und geforscht habe, fühle ich mich persönlich mit "angesprochen" bei diesem Mahnmal in der Berliner Tiergartenstraße - gerade auch weil Erna Kronshage nicht Opfer der direkten "Aktion T4" (1939-1941) wurde - sondern im Zuge einer der sogenannten dezentralen "wilden""Euthanasie"-Aktionen schließlich 1944 ermordet wurde, die unter dem Arbeitstitel "Sonderaktion Brandt" weiterhin erforscht wird - und bei der unter der Vorgabe und Tarnung einer Luftschutz-Evakuierung ausgesuchte Insassen nord- und westdeutscher Heilanstalten zur Tötung in die Vernichtungsanstalten in den östlichen Besatzungsgebieten bei Nacht und Nebel jeweils nach erfolgter Einschätzung der "wirtschaftlich verwertbaren Arbeitsleistung" selektiert und abtransportiert wurden ...

Inzwischen habe ich im Zuge des Kirchentages in Berlin das Mahnmal aufgesucht - die "Blaue Wand" an der Tiergartenstraße - ganz in der Nähe der "Berliner Philharmonie"...


Im Tagesschau-Beitrag vom 02.09.2014 - wurde damals aufgrund der Einweihung zur Symbolik der"Blauen Transparent-Wand" schon einiges ausgeführt ... sie solle die 
  • "Trennung darstellen zwischen 'wertem' und 'unwertem' Leben" - oder wie bei Erna Kronshage - zwischen brauchbarer oder ungenügender wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung - ein Kriterium, womit in der NS-Zeit maßgeblich die Menschen unterschieden und eingeteilt wurden - und sicherlich hier und da in manchen Köpfen immer noch werden... (siehe dazu auch die gesamte "Inklusions"-Debatte...).
Ich bin diesem Aspekt dann weiter nachgegangen - und habe mich in die Qualitätsaspekte und die Aussagekraft eines "Blauen Glases" hineingedacht: Bei dieser Wand ist ja wohl die Frage immer im jeweiligen Moment: Wer steht auf welcher Seite ... :

Wer ist "Topdog" - wer ist "Underdog" (Link) - wer ist "wert" - wer ist "un-wert" - und da ich "drüben" - auf der anderen Seite - ja auch Personensilhouetten und Schatten"wie Du und Ich" hindurchscheinen sehe und wahrnehme - bleibt diese Wertung somit "gleichberechtigt" und letztlich damit "unentscheidbar"

Fritze Perls - der olle "Gestalt"-Papst - sagt in seinem sogenannten "Gestalt-Gebet" zu solch einer Dialog- und Bewertungsform in der Begegnung auf Distanz mit dem "Anderen" - dem "Anderssein" - "mit der anderen Seite" - oder auch - mit der anderen Seite des eigenen Ichs (was C.G. Jung wohl den persönlichen"Schatten" (Link) des Unbewussten nennt - der  entweder integriert wird oder ab-gespalten und verdrängt gelebt wird ...): 
"Ich lebe mein Leben - und du lebst dein Leben.
 Ich bin nicht auf dieser Welt, um deinen Erwartungen zu  entsprechen –
 und du bist nicht auf dieser Welt, um meinen Erwartungen zu  entsprechen.
 ICH BIN ich und DU BIST du –
 und wenn wir uns zufällig treffen und finden, dann ist das schön,
 wenn nicht, dann ist auch das gut so"...
Mit diesem inneren Wert-Grundsatz wird das eigene Ich und Selbstbewusstsein gestärkt und in seinem Sosein akzeptiert - und dabei wird ebenso (!) der Andere - das "Anderssein""auf gleicher Augenhöhe" - also "face-to-face" akzeptiert - und so belassen/toleriert und angenommen wie er/es ist ... 

Und wenn die Denkmal-Architektin ihrer Absicht Ausdruck verleiht: "Wir wollten immer beides, nämlich die Täter- und die Opferseite zum Ausdruck bringen" ... - dann stellt sich bei dieser Glaswand eben die Frage: Auf welcher dieser alternativ polarisierenden Seiten stehe ich gerade: Bin ich Opfer - bin ich Täter - wer beurteilt das - wer bewertet das ...  - oder wechselt meine imaginäre Rolle andauernd - auch je nach Selbst- oder Fremdeinschätzung: eben noch Opfer - jetzt Täter - und umgekehrt???

Und mit dieser Trennwand wird ja auch das viel besungene soziologische Verhaltensmodell einer Trias "Täter-Opfer-Zuschauer" verdeutlicht (verwandt mit dem "Dramadreieck" - dazu bitte hier clicken) ...:
  • Auf der einen Seite die Täter, dieses Konglomerat aus beflissenen und überzeugten Hilfswilligen und Parteigängern: die Schwestern, Polizisten, Ärzte, Reichsbahn-Angestellten, Zugführer, Busfahrer - und deren kaum hinterfragten Einzelhandlungen, die in der Summe dann letztlich zum Mord führten - 
  • - auf der anderen Seite die Opfer, die oft "zufällig" und im abzuzählenden "Aschenputtel"-Verfahren ("die Guten ins Töpfchen - die Schlechten ins Kröpfchen") mit den vagen Bezeichnungen von "wirtschaftlicher Verwertbarkeit" bzw. "Lebens-unwert" ausgesucht wurden - 
  • - und am Schnittpunkt dazwischen die ideologisch verbrämten und dem allgemeinen "Zeitgeist" unterliegenden Zuschauer- die sich heraushielten oder die Aktion heimlich goutierten  - oder vor Scham wie erstarrt waren ... - 
Und je nach Standort und augenblicklicher Betroffenheit und Verstricktheit tanzten diese Akteure ihre Rollen im Ringelreihn und in Ablösung und Austausch im Miteinander und wurden aufeinander losgehetzt ...

Denn - es kommt ja noch der Aspekt der Spiegelung hinzu - gerade bei einem solchen Blau-Glas - das ist ja wie bei einer spiegelnden Sonnenbrille - wie bei einer Seifenblase - wie das auch deutlich schon in den Fotos zu erkennen ist ...: Ich stehe auf der einen Seite - und werde zurückgespiegelt - die optische Wirkung ist fast so "wie von der anderen Seite" - wo aber eben auch noch "Andere" als Silhouetten und Schatten zu erkennen sind - und zwischen denen sich mein Spiegelbild erkennbar einordnet und einjustiert ...: Ich stehe auf "dieser Seite" - und spiegele mich so - als stünde ich auf der "anderen Seite" ...

Mit dem "Gespiegelt-Werden" in der blauen Wand erschließt sich in diesem Zusammenhang ein weiteres für ein Denk-mal bedeutsames Phänomen -  nämlich das des "Reflexes", der "Reflexion", des "Reflektierens" ...:
  • Reflexion ist ein mehrdeutiger Begriff aus der Physik (= Widerspiegelung, Zurückgeworfenwerden) - der Spiegel "reflektiert" das Licht ...
  • aber damit quasi modellhaft auch aus der Philosophie und Psychologie (= vertieftes Nachdenken - was löst das Phänomen der Widerspiegelung in mir aus ... - "Selbstreflexion" = eine "Introspektion" - eine Innenschau|Meditation|Kontemplation)
  • aus der Systemischen Nomenklatur (Selbstreferentialität: Fähigkeit eines Programms, seine eigene Struktur zu kennen und diese, wenn nötig, zu modifizieren - auch in Bezug auf: Autopoiesis oder Autopoiese = der Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems ...) ...
Auch dieses diesbezügliche Konglomerat an Sinnzusammenhängen ist ja einer Ge-Denk-stätte durchaus angemessen - der Betrachter, das Publikum muss sich nur darauf einlassen (können) ...

Und ein weiterer Aspekt, den die Architektin auch kurz in einem Interview anreißt - und der wohl auch dem mitbeteiligten Künstler Nikolaus Koliusis geschuldet ist: ist das BLAU - die Farbe als solche - der Charakter - ihre Farbpsychologie und die Assoziationen zu BLAU und dem blauen Licht, das durch die Glaswand erzeugt wird: Mit "Himmel, Luft, Leben und Ferne, Kühle und damit Sehnsucht, Hoffnung, Traurigkeit" - ist es da ja auch - aber noch nicht vollständig - getan ...

In einigen Kulturen soll gerade blaues Glas - das "Böse" abhalten ... - aber es gibt auch die emotionalen Verstrickungen mit dem"blue feeling", das die Engländer gern dem flauen Gefühl im Magen oder dem "Kloß im Hals" andichten - wenn längst noch nicht alles in Ordung ist ... - und mit dem "blue feeling" kommt mir natürlich das breite Aussagespektrum der Musikform "Blues" in den Sinn: Auch die Ambivalenz der Blues-Texte, die oft von den Schwarzen Amerikas als verschlüsselte Sprache gegenüber den Weißen verwendet wird ...

Alle diese hier nur angedeuteten Blauglas-Inhalte zu übertragen auf die Thematik der vergangenen NS-"Euthanasie" und der vielleicht immer noch gegenwärtigen latenten "Euthanasie" - z.B. das jemanden "In-den-Tod-wünschen", das "Ist-mir-doch-egal", die "Empfindungslosigkeit", die "Rache", die "Vernichtung", das "Was-habe-ich-damit-zu-tun-?" usw. sind schon spannend genug - und ich glaube - man muss sich in diese Thematik der Farbe BLAU bei dieser "Trennwand" des Denkmals noch emotional ein wenig tiefer hineinarbeiten - auch bei der Ambivalenz im Blau von "grenzenloser Freiheit" des "Azzurro" bei gleichzeitiger "Blues"-Bedrückung bis hin zur Depression ...

Das Team der Architektin Ursula Wilms zusammen mit dem Künstler Nikolaus Koliusis und dem Landschaftsarchitekten Heinz W. Hallmann hat uns da auf den ersten Blick ein fast geradezu simples Mahnmal in die Gedenkkultur Berlins in Bezug auf die NS-Zeit hingestellt ("Was soll das denn sein ...") mit einer gleichzeitig tiefgründigen ambivalenten Mehr"wandigkeit" - und einem kaum unterscheidbaren "Entweder-Oder" ... - einem kaum zu ertragenen Spannungsbogen - irgendwie zwischen "Tod und Leben" - zwischen "Mord" und "Lebenlassen": 

Es ist das, was ich auch oft zurückgespiegelt bekomme von den Gruppen und Schulklassen, denen ich von der Opferbiographie meiner Tante Erna Kronshage berichte: Bitterkeit, Anerkennung, "ein Glück - wenigstens schon lange her" - und manchmal vor lauter Betroffenheit albernes Herumgekichere - um etwas nicht in und an sich herankommen zu lassen ...  - und zum Glück geht jeder Vortrag ja auch mal zu Ende ...S!

schweinchen schlau ...

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WISSEN
Tierisch schlau

Von Silvia von der Weiden | welt.de

Von wegen dumme Kuh, blöde Ziege oder faules Schwein: Tiere auf dem Bauernhof sind eigene Persönlichkeiten mit individuellen Bedürfnissen. Sie sind neugierig und lernen wie Menschen auch das Tricksen

Nicht immer geht es bei Schweinen im Stall gemütlich zu, schon gar nicht, wenn es ums Futter geht. Dann wird am Trog gedrückt und gedrängelt, der Schwächere wird weggeschubst. Auch gebissen wird, wenn es sein muss. Futterzeit ist Stress. Das freut weder die Schweine noch den Bauern. Deshalb haben sich Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf in der Nähe von Rostock etwas einfallen lassen: eine Methode für mehr Harmonie im Stall.

Mithilfe von Belohnungen haben die Forscher den Schweinen ihre Namen beigebracht. Nur dann, wenn sie gerufen werden, dürfen sie zum Futterspender gehen. Ein Computerprogramm kennt die Schweinenamen und ruft sie nacheinander auf. „Beate“, tönt es durch den Lautsprecher im Schweinestall und nach einer Weile: „Brunhilde“ oder „Gertrude“.



Entspannt warten die Schweine auf die Maschinenstimme aus dem Lautsprecher. Als Erste springt Sau Beate auf und sprintet zum Futterspender, die anderen Tiere warten erst einmal ab. Zwei Wochen bräuchten die Schweine, um auf ihren Namen zu reagieren, sagt Winfried Otten vom Institut für Verhaltensphysiologie in Dummerstorf.

Beate hat wie auch ihre Artgenossen schnell gelernt, wie die Sache mit dem Futter neuerdings funktioniert. Die elektronische Identifikation am Spender erfolgt über einen kleinen Transponder, den die Sau im Ohr trägt.

Erst wenn Beate in Ruhe ihr Futter aufgefressen hat, wird die Nächste, Brunhilde, aufgerufen. Auch Brunhilde hat die Ruhe weg am Spender, denn der gehört ihr jetzt buchstäblich allein. Und so geht es ohne Keilereien im Stall weiter, bis alle Schweine mit der ihnen zugedachten Ration versorgt sind und satt und zufrieden in ihrer Box ruhen.

Die Aufruffütterung funktioniere so ähnlich wie im Amt, sagt Winfried Otten augenzwinkernd, wo es auch immer der Reihe nach und per Aufruf gehe. In der Natur würden Schweine nie so harmonisch warten, bis sie an der Reihe sind. „Ranghohe Tiere belagern gerne die Futtertröge und lassen rangniedrige nicht heran“, sagt Otten. Durch die Aufruffütterung verhalten sich die Tiere nun friedlicher und sind während des Tages in einer „positiv angespannten Erwartungshaltung“.

Das computergesteuerte System wollen die Dummerstorfer Forscher nun zur Marktreife bringen, um es Landwirten anzubieten.

Welche Tricks sich Tiere ausdenken, wenn es ums Futter geht, hat die Verhaltensforscherin Suzanne Held von der Schule für Veterinärwissenschaften an der Universität in Bristol untersucht. Auch sie hat mit Schweinen gearbeitet. Sie konnte zeigen, dass die Tiere sogar versuchen, Hierarchien zu umgehen. In ihrem Versuch hat die Forscherin einem Schwein das Lieblingsfutter immer an der gleichen Stelle hingelegt. Das Tier hatte das nach kürzester Zeit raus und lief sofort immer an die angestammte Futterstelle.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als die Forscherin ein ranghöheres Tier aus der Herde mit ins Gehege ließ. Dann machte das rangniedere Schwein zunächst einen weiten Bogen um die Futterstelle, schnüffelte hier und da – nur nicht an dem Platz, wo sein Lieblingsfutter versteckt war. Held vermutet, dass es mit dem Verhalten den Rivalen täuschen und vom Versteck ablenken wollte, was ihm auch in einer Vielzahl der Fälle gelang.

Schweine sind zudem nicht nur hierarchisch organisiert – sondern auch sensibel, was die Raumtemperatur betriff. Im Stall aber stellt der Mensch die Heizung ein. Wissenschaftler am Prairie Swine Centre im kanadischen Saskatoon erkannten das Problem und versuchten es mithilfe der Schweine zu lösen.



Für das Experiment konstruierten die Forscher einen Schalter, den die Schweine mit der Schnauze betätigen konnten. Eine daran gekoppelte Zeitschaltuhr sorgt dafür, dass die Heizung nur für eine begrenzte Zeit läuft und es nicht zu warm im Stall wird. Wird der Schalter gedrückt, springt ein Heizlüfter an, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Auf diese Weise können die Schweine den direkten Zusammenhang zwischen Schalter und Raumtemperatur herausfinden. Die Warmluftdusche als Sofortbelohnung.

Eine im Stall installierte Videokamera zeichnete die Aktivitäten der Tiere auf. Nach wenigen Tagen hatten die Schweine gelernt, die Stalltemperatur selbstständig zu regulieren. Vor allem tagsüber, wenn die Tiere aktiv waren, drückten sie häufig den Heizungsschalter. Ihre Wohlfühltemperatur lag bei 14 Grad Celsius. Nachts, wenn die Tiere dicht beieinanderlagen, konnte es ruhig ein wenig kühler sein. Um Bauern von ihrem System zu überzeugen, wollen die Forscher nun prüfen, ob es damit nicht nur den Schweinen wohliger ist. Möglicherweise, so ihre Idee, lassen sich so auch Heizkosten sparen.

Es gibt noch etwas anderes, das den Schweinen die Laune vermiest: Langeweile. Die Forscher in Dummerstorf setzen deshalb auf Kaugummi. Die Idee kam ihnen weil sie beobachtet hatten, dass Ferkel und Jungtiere in der freien Natur gerne miteinander spielen. Fehlt ihnen aber im Stall der Platz dazu, dann fangen sie an, sich gegenseitig die Ringelschwänze anzuknabbern. Die Wunden entzünden sich dann leicht.

Um das zu verhindern, wird ihnen nicht selten der Schwanz gekürzt, eine Praxis, die viele Tierschützer beanstanden. Sandra Düpjan vom Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf sagt: „Sinnvoller wäre es, die Tiere zu beschäftigen.“ Zum Beispiel mit Spielzeug und Gummischnüren, auf denen die Ferkel nach Lust und Laune herumbeißen können.

Da Schweine als hochintelligent gelten, versuchen Wissenschaftler, ihre Stallhaltung möglichst angenehm zu gestalten. Aber auch in Kuh- und Ziegenställen soll die Haltung tiergerechter werden. Zwergziegen beispielsweise lernen und experimentieren gerne. Forscher der Universität Rostock und vom Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf haben ihnen deshalb leicht beibringen können, mit einem berührungssensiblen Computerbildschirm zu arbeiten. Um eine Belohnung, in diesem Fall Wasser, zu bekommen, mussten die Tiere lernen, aus einer Anzahl von jeweils vier dargebotenen unterschiedlichen Symbolen nur jene mit der Nase anzustupsen, die ein bestimmtes Merkmal aufweisen, etwa ein weiß markiertes Zentrum.

„Die Ziegen lernen sehr schnell, die Symbole zu unterscheiden, und wissen, welches davon eine Belohnung verspricht“, sagt die Biologin Susann Meyer von der Universität Rostock. Das zeigte sich, als die Forscher die Symbole variierten. Den Ziegen schien es Spaß zu machen, herauszufinden, mit welchem Symbol sie ihre Zusatzration am Computer bestellen konnten. Viele Tiere machten das lieber, als direkt zur Tränke zu gehen.

„Über solche visuellen Wahlaufgaben konnten wir beispielsweise nachweisen, dass Zwergziegen genauso wie wir in Kategorien denken können. Wir sehen auf einen Blick, dass es sich egal mit welcher Farbe oder Größe beispielsweise um einen Stuhl handelt“, sagt die Forscherin. Zwergziegen könnten aufgrund einer bestimmten Gemeinsamkeit verschiedenste Symbole unterscheiden. Mit derartigen kognitiven Herausforderungen im Stallalltag seien die Tiere beschäftigt und fühlten sich wohler.

Und wie kommt gute Laune in den Kuhstall? Auch das wird erforscht, wozu Forscher viel Hightech in den Ställen installiert haben. Videokameras und Pedometer zeichnen die Aktivitäts- und Ruhezeiten der Kühe auf, Infrarotkameras messen ihre Körpertemperatur. Mittels Blutanalysen wird der Spiegel an Stresshormonen gemessen und ein regelmäßiges EKG gibt Auskunft über die Herzgesundheit.

Gundula Hoffmann vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam hat beispielsweise herausgefunden, dass auch Milchkühe wie Schweine temperaturempfindlich sind: „Am wohlsten fühlen sie sich bei zehn Grad Celsius. Bei einer Temperatur von 30 Grad Celsius geraten sie in extremen Stress.“ Dann steige die Atemfrequenz an, die Tiere fressen weniger und sie geben weniger Milch. Im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts OptiBarn wollen die Potsdamer Forscher nun intelligente Klimatisierungslösungen für den offenen Milchviehstall entwickeln.

In südlichen Ländern benötigen Milchkühe weniger technische Unterstützung, um gut durch einen heißen Sommer zu kommen. Tropische Rinderrassen sind durch langjährige Zucht besser an höhere Temperaturen angepasst. In ihrem Erbgut finden sich offenbar Anlagen, die sie hitzeunempfindlich machen. Forscher aus Dummerstorf und Brasilien wollen diese Gene nun finden – um künftig in der Zucht auch europäisches Milchvieh fit für heiße Tage zu machen.

Der Tag- und Nachtrhythmus ist für Kühe auch eine Herausforderung, zumindest wenn Menschen einfach an der Uhr drehen. „Genau wie bei Menschen gibt es auch unter den Tieren Frühaufsteher und Nachteulen“, sagt Pål Westermark vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf. Der schwedische Wissenschaftler und sein Team erforschen die innere Uhr von Tieren auf dem Bauernhof. Durch die Zeitumstellung von Winter- auf Sommerzeit, sagt er, litten Milchkühe, weil sie später gemolken und gefüttert würden. Deshalb will Westermark nun den Biorhythmus von Kühen, später vielleicht auch den von Schweinen erforschen.

Mithilfe von statistischen Methoden und Verfahren, die im Dummerstorfer Institut für Genetik und Biometrie gegenwärtig entwickelt werden, sollen die erhobenen Daten ausgewertet und die innere Uhr „vermessen“ werden. Wie beeinflussen unterschiedliche Lebensrhythmen bei der Kuh körperliche Funktionen, Leistung und Wohlbefinden? Das betrifft vor allem das Licht, das Essverhalten, Stress- und Ruhezustände, die Regeneration im Schlaf, den Lärm und das Stalldesign, so Westermark. „Uns geht es darum, die individuellen genetischen und erblichen Ursachen zu identifizieren.“ Die Erkenntnisse der Wissenschaftler sollen helfen, das Umfeld der Tiere bestmöglich an ihre Bedürfnisse anzupassen.

"auschwitz on the beach" - franco “bifo” berardi - google die stellungnahme zu dieser "documenta"-performance - und ihrer absetzung ...

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"auschwitz on the beach" - auschwitz is'nt your beach - mein beitrag zu der diskussion  - S!NED!|art
XXL = click here

nach mir - die dampfwalze: das knacken einer festplatte

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Terry Pratchetts "Scheibenwelt"-Attribute

"Mein Vater meint immer,
das Schicksal wolle sich Kummer ersparen,
und aus diesem Grund löse sich praktisch alles in Wohlgefallen auf."
Terry Pratchett, Gevatter Tod, Piper, S. 46 

Terry Pratchetts Testament

"Überrollt es mit einer Dampfwalze!"


Starb 2015 überraschend an den Folgen seiner Alzheimer-Erkrankung: Autor Terry Pratchett.

Der Schriftsteller Terry Pratchett hatte vor seinem Tod die Vernichtung seines unveröffentlichten Spätwerks verfügt. Jetzt wurde sein Wunsch erfüllt. Soll man sich darüber ärgern?

Von Johanna Dürrholz | sueddeutsche.de

Ein kurzes Knacken wird zu hören gewesen sein, mehr nicht, als die gesamten nachgelassenen Schriften von Terry Pratchett zerstört wurden. Nachdem die Dampfwalze mit dem schönen Namen "Lord Jericho" im englischen Dorset darüber gerollt war, blieb nur ein kleines Stück grün-silberner Elektroschrott übrig. Die Festplatte, auf der die letzten Texte des Fantasy-Schriftstellers Terry Pratchett gespeichert waren - sie ist nicht mehr. Der Nachlassverwalter Pratchetts veröffentlichte die Bilder der Dampfwalze und ihrer unwiderruflichen Arbeit mit dem Kommentar: "Ich komme meiner Pflicht gegenüber Terry nach." Der Autor der weltweit erfolgreichen "Scheibenwelt"-Romane hatte sich ausdrücklich gewünscht, dass "woran auch immer er bis zu seinem Tode arbeitete" mitten auf eine Straße gelegt und von einer Dampfwalze überrollt werden solle.

Abgesehen davon, dass sich in diesem Prozedere Pratchetts ausgeprägter Sinn für Humor manifestiert, stellt der schräge Wunsch die Nachwelt vor ein regelrechtes Dampfwalzen-Dilemma: Was, wenn Pratchetts größtes Meisterwerk noch gar nicht erschienen ist, sondern auf der zerstörten Festplatte schlummerte? Hätte sich sein Nachlassverwalter über Pratchetts letzten Willen hinweg setzen dürfen?


Rechtlich betrachtet: natürlich nicht. Es ist allerdings schon vorgekommen. Pratchett war nicht der erste Schriftsteller, der die Zerstörung seines Nachlasses verfügte. Auch Franz Kafka legte in seinem Testament fest, man solle all seine unvollendeten Werke vernichten. Zeit seines Lebens plagten ihn Skrupel bei der Veröffentlichung seiner Schriften, gerade einmal 450 Seiten machte er auf Drängen seines Freundes Max Brod publik. Hätte Brod sich nach Kafkas Tod nicht dem Willen seines Freundes widersetzt und dessen Werke doch publiziert, wäre keiner der drei großen Kafka-Romane erschienen. "Das Schloss" nicht, "Der Prozess" nicht, "Der Verschollene" nicht. Sie alle sind Fragmente.

Kurz nach Terry Pratchetts Tod im Jahr 2015 ist der letzte Band seiner Scheibenwelt-Reihe, "Die Krone des Schäfers", glücklicherweise noch erschienen. Bereits 2007 gab der Schriftsteller bekannt, an einer seltenen Form von Alzheimer zu leiden. Mit dieser rasant voranschreitenden Krankheit ging sein Wunsch einher, die Schriften, an denen er zuletzt arbeitete, zu vernichten. "Lord Jericho" hat ihm nun die letzte Ehre erwiesen. Die Dampfwalze, die über eine kleine Festplatte rollt, mag man in der absurden Komik dieser Szene als sein allerletztes Kunstwerk betrachten.



Terry Pratchett-Zitate

... über das Denken
"Das Problem mit einem offenen Geist ist, natürlich, dass Leute darauf bestehen werden, anzukommen und zu versuchen, Dinge hineinzustecken."
"I'll be more enthusiastic about encouraging thinking outside the box when there's evidence of any thinking going on inside it."

"Die Wahrheit mag da draußen sein, aber die Lügen sind in deinem Kopf." (aus den Fußnoten von Schweinsgalopp)

... über das Wissen
"Sie sagen, ein bisschen Wissen sei gefährlich, aber es ist nicht halb so schlimm wie jede Menge Ignoranz."

... über Gott
Es kursiert das Gerücht, ich hätte Gott gefunden. Ich denke, das ist unwahrscheinlich, weil ich genug Schwierigkeiten habe, meine Schlüssel zu finden; und es gibt empirische Beweise, dass diese existieren." (in einem Beitrag für die Daily Mail)

... über Katzen
"In früheren Zeiten wurden Katzen als Götter verehrt; das haben sie nicht vergessen."

... über physikalische Zwänge und Ungereimtheiten
"Die Schwerkraft ist eine Angewohnheit, die schwer abzuschütteln ist." (aus Einfach göttlich)

"Am Anfang war nichts, und es explodierte." (in The Big Bang Theory)

... über die Gabe zur Fantasie
"Fantasie ist ein Fitnessrad für den Geist. Es mag dich nirgendwohin bringen, aber es baut die Muskeln auf, die es können. Ich kann mich natürlich täuschen."

... über den Unterschied zwischen Europäern und Amerikanern
"Ein Europäer sagt: 'Ich kann das nicht verstehen, was stimmt nicht mit mir?' Der Amerikaner sagt: 'Ich kann das nicht verstehen, was stimmt nicht mit ihm?'"

... über Dummheit
"Dumme Menschen sind oft zu Dingen fähig, die kluge nicht mal in Erwägung ziehen würden." (aus Hohle Köpfe)

... über die Gesetzmäßigkeiten von Revolutionen
"Revolutions always come around again. That's why they're called revolutions." (aus Die Nachtwächter)

... über Binsenweisheiten
"Sehen bedeutet, im Widerspruch zum Volksglaube, nicht glauben. Dort hört der Glaube auf, weil er nicht mehr gebraucht wird."

"Nein. Menschen sollten für Lügen sterben. Aber die Wahrheit ist zu kostbar, um für sie zu sterben." (aus Einfach göttlich)

"Es gibt, wie bereits festgestellt wurde, zwei Typen von Menschen auf der Welt. Da sind jene, die - wenn man ihnen ein exakt halbvolles Glas reicht - sagen: 'Dieses Glas ist halbvoll.' Und dann gibt es jene, die sagen: 'Dieses Glas ist halb leer.' Die Welt gehört jedoch jenen, die das Glas anschauen können und sagen: 'Was ist mit diesem Glas los? Entschuldigen Sie? Entschuldigen Sie? Da soll mein Glas sein? Mein Glas war voll! Und es war größer!'"

... über den inflationären Gebrauch von Satzzeichen
"Fünf Ausrufezeichen, das sichere Zeichen für einen wahnsinnigen Geist."

... über die Ehe
"Eine Ehe besteht immer aus zwei Personen, die bereit sind zu schwören, dass nur der andere schnarcht." (aus Der fünfte Elefant)

... über die Krankheit Alzheimer
"Mir erschien es, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt so war, als hätte ich zwei Krankheiten - eine war Alzheimer, und die andere war, zu wissen, dass ich Alzheimer habe."

... über das Leben und den Tod
"It is often said that before you die your life passes before your eyes. It is in fact true. It's called living."

S!NED!|art: parallelwelten


Wer bist du?
- Ich bin du, ... dein inneres selbst.
Mir wäre lieber, du verschwändest aus meinem Kopf. Es ist schon ziemlich eng darin.
- Mag sein, entgegnete die Stimme. Nun, ich wollte dir nur helfen. Denk immer daran: Wenn du dich brauchst - du bist immer in der Nähe.

Terry Pratchett, Gevatter Tod, Piper, S. 176

S!NED!|art: der clown mit hintersinn

wer die wahl hat - hat die qual ...

Können Zahlen auch lügen ???

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"Das metrische Wir"

Die Vermessung des Wir

Mächtige Ziffer: Der Soziologe Steffen Mau erklärt, warum die grassierende Datensucht gefährlich ist.

Von Volker Bernhard | zeit de.

AUS DER DIE ZEIT 30/2017

Zukünftig werden alle erfassbaren Daten einer Gesellschaft zusammengeführt: Kaufgewohnheiten, Einkommen, Gesetzesverstöße und jegliche Online-Aktivität münden in ein allumfassendes Bewertungssystem, welches den Kurs eines jeden Menschen angibt. Aus diesem Gesamtbild leiten sich dann Möglichkeiten und Sackgassen der weiteren Lebensführung ab. Was wie beklemmende Science-Fiction anmutet, ist ein Projekt der chinesischen Regierung, die solch ein Bewertungssystem bis 2020 verwirklichen will. Steffen Mau, Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, beginnt seine Studie Das metrische Wir mit diesem größten anzunehmenden Unfall der gesellschaftlichen Quantifizierung: als dystopischer Horizont einer Entwicklung, die auch in der westlichen Welt rasant voranschreitet.

Anschaulich und detailverliebt beschreibt Mau diese Datafizierung der Welt samt ihrer Kraft zur Vereinheitlichung von Systemen und Personen. Dabei seien Daten und die mit ihnen erzeugten Weltentwürfe keineswegs wertneutral, da sowohl ihre Erhebung als auch ihre Interpretation unterschiedlich erfolgen könne.

Aber Mau geht es nicht um eine generelle Kritik quantitativer Methoden. Ihn treibt vielmehr die Einsicht, dass es von der Vermessung eines Gegenstandes zu vermessenen Urteilen nicht weit ist. Er verweist auf die zunehmende Bedeutung des digitalen Codes in diversen gesellschaftlichen Bereichen sowie auf Formen des Bewertens und Vergleichens. Ratings von Finanzprodukten und Staaten, die Quantified-Self-Bewegung oder die Bewertung von Ärzten, Produkten, Professoren und Posts sind Belege für eine Kultur, in der alles und jeder mit einer numerischen Wertigkeit versehen und so vergleichbar, normiert und marktgängig gemacht wird – was den Wettbewerb in Schulen, Universitäten, Behörden oder Krankenhäusern verstärkt.

Für Mau hat dieser strukturelle Wandel beängstigende Folgen: Wir werden berechnender, mit uns selbst und dem Gegenüber. Wir versuchen, die "richtigen" Zahlen über uns zu produzieren, denn sie entscheiden über unsere Möglichkeiten. Bei Einstellungsverfahren, Bankkrediten und Versicherungskonditionen ist das bereits heute so. Dieser Prozess verschärft dabei bestehende Ungleichheiten: Zwar wirken vorteilhafte Statusdaten wie ein Vertrauensvorschuss, doch funktioniert dieser Mechanismus in entgegengesetzter Richtung ebenso. Zudem lässt der Status auf Zahlenbasis tradierte Sicherheiten verdampfen, da er in Relation zu anderen bestimmt wird: Das Erreichen und Verteidigen eines Status wird zum permanenten Kampf.

Maus griffige Formulierung vom "metrischen Wir" steht für eine "Gesellschaft der allgegenwärtigen Soziometrie", nicht für ein "solidarisches oder kooperatives Wir": einig im Kampf jeder gegen jeden. Angesichts einer amorphen Masse sich gegenseitig taxierender Einzelkämpfer ist das "metrische Wir" ein Wir der Differenz, nicht des Gemeinsamen.

Das Totalitäre an der Quantifizierung des Sozialen wird deutlich, wenn Mau feststellt, dass der Datengläubigkeit oft nur mit ihren eigenen Methoden begegnet werden könne: Gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt wäre demnach ein alternativer Indikator zur Erfassung gesellschaftlichen Wohlstands wahrhaft revolutionär; hingegen ein grundsätzliches Opponieren gegen ein rechnerisches Eindampfen von Realität "hilflos wirkende Ideologiekritik". Also kann nur die Anwendung datenbasierter Methoden und Spielregeln den argumentativen Wettbewerb mit hegemonialen Lesarten eines "guten Lebens" ermöglichen: Denn ohne passende Konzepte und Zahlen fehlt schlicht die Sprache zur Entgegnung. Hier offenbart sich das ganze Dilemma unserer von mathematischen Kalkülen durchzogenen Gesellschaften.


Steffen Mau: Das metrische Wir.Über die Quantifizierung des Sozialen, Suhrkamp Verlag, Berlin 2017, 308 S., 18,– €, als E-Book 15,99 €


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ich bin nach einem knappen vierteljahr aus sozialen netzwerken "facebook" und "twitter" wieder ausgestiegen - weil ich merkte, das meine anliegen und auch ich selbst ganz allmählich zu "like"-zahlen schrumpften oder darin aufgingen ... ich hatte sogar eine seite zusätzlich geschaltet, um das ns-"euthanasie"-opferschicksal meiner tante erna kronshage in facebook mit zu dokumentieren - und bisher unbekannte aber interessierte user per "likes" zum studium meiner gedenkblogs anzuregen und so die seiten einem größeren und vielleicht jüngeren interessentenkreis nahezubringen...

mit hilfe einiger mitstreiter bekam ich rasch tatsächlich bis zu 64 "likes" für diese seite zustande - aber das ganze entpuppte sich rasch zu einer oberflächlichen jagd nach "einschaltquoten" - ohne jeden tiefgang - und ethisch und moralisch dort in dem ambiente zumindest fragwürdig platziert ...

die gedenk-seite sprengte in diesen sozialen netzwerk-medien den "hei-tei-tei-" und "fun"-charakter, der dort an der tagesordnung ist  - aber damit will ich nichts nichts gegen katzenfotos sagen...

mag trump seine "hochpolitischen" ankündigungen und wutergüsse dort einstellen - ich bin wieder ausgestiegen - und nutze ganz normale blogs und homepages ...S!

Verwandt damit ist auch die Rückkehr der analogen Schallplatte in die digitale Welt der 0000000000 und  1111111111111 - vielleicht unterliegen wir derzeit nur einem großen Irrtum, der uns das Geld aus der Tasche zog ...

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music & picture: einfach mal wegbeamen ...

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S!NED!-KIZOA-SLIDESHOW AM BESTEN AUF [VOLLBILD] einstellen ...
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