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Einstein & das Böse | impulse für die woche -130

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Gibt es das Böse?

Gibt es das Böse? Mit jener Frage stellte der Universitätsprofessor seinen Studenten eine Herausforderung. Hat Gott alles erschaffen, was es gibt? Mutig erwiderte ein Student: „Ja, das hat er!”

„Gott hat alles erschaffen?“ fragte der Professor. „Jawohl, mein Herr“, erwiderte der Student. Der Professor antwortete: „Wenn Gott alles erschaffen hat, dann hat Gott das Böse erschaffen, da es das Böse gibt, und dem Grundsatz zufolge, dass unsere Werke bestimmen wer wir sind, ist Gott böse“.

Der Student verstummte nach einer derartigen Antwort. Der Professor war ganz zufrieden mit sich und rühmte sich gegenüber den Studenten, dass er nochmals bewiesen hatte, dass der christliche Glaube eine Göttersage war.

Ein weiterer Student hob seine Hand und sagte: „Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Professor?” „Selbstverständlich”, erwiderte der Professor. Der Student stand auf und fragte: „Professor, gibt es die Kälte?“ „Was für eine Frage ist das? Natürlich gibt es sie. Ist dir etwa noch nie kalt gewesen?” Die Studenten kicherten über die Frage des jungen Mannes.

Der junge Mann entgegnete: „Tatsache ist, mein Herr, die Kälte gibt es nicht. Gemäß den Gesetzen der Physik, ist was wir für die Kälte halten in Wirklichkeit die Abwesenheit von Wärme. Jeder Körper oder Gegenstand lässt eine Untersuchung zu, wenn er Energie besitzt oder überträgt, und Wärme ist was einen Körper oder Stoff Energie besitzen oder übertragen lässt. Der absolute Nullpunkt (- 460 Grad Fahrenheit) ist die totale Abwesenheit von Wärme; alles Stoffliche wird unter jener Temperatur reglos und reaktionsunfähig. Die Kälte gibt es also nicht. Wir haben dieses Wort lediglich erfunden um zu beschreiben wie wir uns ohne Wärme fühlen.”

Der Student setzte fort. „Professor, gibt es die Finsternis?” Der Professor erwiderte: „Natürlich gibt es sie.“ Darauf entgegnete der Student: „Wieder liegen Sie falsch, mein Herr, die Finsternis gibt es ebenso wenig. Finsternis ist in Wirklichkeit die Abwesenheit von Licht. Licht können wir erforschen, Finsternis aber nicht. Überhaupt kann man Newton's Prisma dazu verwenden weißes Licht in viele Farben zu brechen und die verschiedenen Wellenlängen jeder Farbe untersuchen. Doch Finsternis kann man nicht messen. Ein einfacher Lichtstrahl kann in eine Welt der Finsternis eindringen und sie durchleuchten. Wie kann man feststellen wie dunkel ein bestimmter Raum ist? Man misst die Menge des vorhandenen Lichts. Nicht wahr? Finsternis ist ein Begriff, der vom Mensch benutzt wird um den Zustand ohne Licht zu beschreiben.“

Letztendlich fragte der junge Mann den Professor. „Mein Herr, gibt es das Böse?“ Derweil schon unsicher, erwiderte der Professor: „Natürlich, wie ich bereits sagte. Wir sehen es doch jeden Tag. Es wird deutlich an den täglichen Beispielen der Unmenschlichkeit. Es wird deutlich an der Vielzahl der Verbrechen und Gewalttaten überall in der Welt. „Jene Vorkommnisse sind nichts als boshaft.“


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Dazu entgegnete der Student: „Das Böse gibt es nicht, mein Herr, zumindest besteht es nicht bei sich selbst. Das Böse ist schier die Abwesenheit Gottes. Es ist genau wie die Finsternis und Kälte, Wörter von Menschen gemacht um die Abwesenheit Gottes zu beschreiben. Gott hat das Böse nicht erschaffen. Das Böse ist nicht wie der Glaube oder die Liebe, welche es gibt, genau wie das Licht und die Wärme. Das Böse ist das Ergebnis dessen, was geschieht wenn sich Gottes Liebe nicht im Herzen befindet. Es ist wie die Kälte, die kommt wenn keine Wärme da ist oder die Finsternis, die kommt wenn kein Licht da ist.“

Der Professor wollte sich setzen, fragte aber noch vorher den Studenten, wie sein Name sei ... ?

Der Student antwortete artig, sein Name sei ... 

... Albert Einstein ...

Quelle

Malaysia Flug MH370: PRAY FOR MH370 | beten praktisch und ganz selbstverständlich ...

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Beten für die Vermissten: Unzählige Wünsche und Gebete für die Insassen der verschollenen Boeing. Auf dieser vorbereiteten Gebetstafel steht in großen Buchstaben: Beten für MH370. Foto AP/SPIEGEL-ONLINE

Sehr mysteriös - das Ganze: Da verschwindet ein Flugzeug  mit 237 Passagieren an Bord von den Radarschirmen der Flugüberwachung - und fliegt wahrscheinlich noch 4 - 7 Stunden weiter - unter Umgehung aller Luftfahrt-Verkehrsknotenpunkte ... Und schon kommen all die Bilder von 9/11 aus 2001 wieder hoch: Wenn so ein ganzes Flugzeug entführt wird - und dann wie vom Erdboden verschwunden ist: Wer hatte diese navigatorischen und technischen Kenntnisse - und welchem Zweck sollte das ganze Unternehmen wohl dienen - und warum hat das malaysische Militär die Situation einfach "verpennt" ... (?) ...

Und dann stellt man nun - ganz "professionell" - Gebetstafeln auf, wo man Wünsche und Gebete notieren kann - um sich als Angehöriger oder als Mitfühlender selbst ein Stück weit zu entlasten - und zu hoffen ... Manchmal bleibt eben nur noch Beten ...







Nach Tagen des Rätselratens über das Schicksal von Flug MH370, der auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschwunden war, gibt es nun immerhin ein paar Gewissheiten. Zum Beispiel, dass die Boeing 777-200 nicht, wie ursprünglich angenommen, kurz nach dem Start ins Meer gestürzt ist. Stattdessen gilt als sicher, dass die Maschine vorsätzlich für Radarsysteme unkenntlich gemacht und auf einen anderen Kurs gebracht wurde.

Die für ein derartiges Manöver nötigen Kenntnisse lassen zumindest Rückschlüsse darauf zu, wer das Flugzeug in seine Gewalt gebracht haben könnte. Das systematische, sukzessive Abschalten aller Kommunikationsmittel und ein, wie seit Freitag bekannt ist, stundenlanger Flug um die sogenannten Wegmarken der zivilen Luftfahrt herum ist für Laien nicht zu bewerkstelligen. Und so überrascht es nicht, dass inzwischen vor allem die Piloten ins Visier der Ermittler geraten sind, wie malaysische Behörden am Sonntag auf einer Pressekonferenz bekannt gaben.

Zur Zeit schließen die Ermittlungsbehörden deswegen kein Szenario aus: Sie haben bei allen Staaten, deren Bürger an Bord der Maschine waren, sogenannte Backgroundchecks erbeten, die Aufschluss über mögliche kriminelle Verflechtungen oder allgemeine Auffälligkeiten geben sollen. Die Ermittler verfolgen derzeit vier mögliche Motive: Entführung, Terroranschlag oder aber persönliche oder psychische Probleme der Piloten.

Quelle SPIEGEL-ONLINE

Krim-Krise: Angst essen Seele auf ... - Neale Donald Walsch zu Liebe & Angst ....

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Zur Krim- und Ukraine-Krise finde ich die weiter unten aufgeführten Zeilen und Gedanken aus Band 1 der "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsch sehr wichtig - für beide Seiten - die da meinen "im Recht" zu sein ...Ich war schon äußerst verwirrt, als Frau Merkel Herrn Vitali Klitschko empfing wie zu einem Staatsbesuch, den Boxer-€uromillionär, der in Kiew selbst nur einer von mehreren Oppositionellen ist - und der nun für die "freie Ukraine""in den Ring steigt" - während selbige Bundeskanzlerin gegenüber Frau Timoschenko deutliche "Skepsis" signalisierte ...Ich meine mit Herrn Schröder, den man ja nun wohl seitens der Grünen [!] und der Konservativen im EU-Parlament irgendwie "mundtot" machen will (jemanden "mundtot" machen zu wollen - das ist auch nur "Demokratur"à la Putin), also ich meine mit Schröder, dass der "Westen" viel zu früh sich den instabilen opponierenden Kräften in der Ukraine angedient hat ... - und dabei viel zu wenig die existenziellen und strategischen Bedingungen Russlands und Herrn Putins beleuchtet und berücksichtigt wurden ...Demokraturen sind noch keine Demokratien - aber reine Demokratien sind im "Westen" auch nicht mehr das, was sie mal waren ...
Die Krim (A-Kennzeichnung) als strategischer Ausgangspunkt nach Arabien und Asien ...
"Angst essen Seele auf", ist ein "Spiel"film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahre 1974. Der grammatikalisch falsche Titel ist ein Zitat aus diesem Film und spiegelt die begrenzten Deutschkenntnisse des Protagonisten Ali wider... Mir fiel dieser Titel ein - zur Situation auf der Krim und in der Ukraine...: Die Angst der Russen, dass "der Westen", die "NATO", immer weiter gen Osten vordringt - und die sogenannte westliche EGO-(s. Frank Schirrmacher)-Abzocker- und Spekulations-Wirtschafts-Mentalität mit Waren- und Währungs-Temingeschäften usw. immer weiter um sich greift ... In den Metropolen Russlands ist das zwar ebenfalls inzwischen gang und gäbe - doch im riesengroßen agrarorientierten und verarmten dünnbesiedelten Flächenstaat Russland hat man davor große Angst - und hofft auf Putin, sie davor zu bewahren ...
Auch die strategisch wichtige Halbinsel Krim, auf der seit Jahr und Tag wegen dieser herausragenden Lage russisches Militär mit Flugzeugen und Raketen stationiert ist, ist kein Spielball für den Westen: Die Nähe zu den Krisenherden in der Welt ist unmittelbar gegeben - und die Krim würde somit zu einem Tor nach Arabien und Asien: Irak - Iran - Syrien und auch Afghanistan, Pakistan, Indien sind für Flieger und Raketen und Drohnen nicht weit - und mit den westlichen Stützpunkten in der Türkei und in Israel würde sich dort auf dem Globus der Bedrohungen einiges zugunsten des Westens verschieben ... Der "Westen" wird hier in der Region - auch durch die vorbehaltlose Unterstützung einer "freien Ukraine" - immer präsenter - und man weiß ja nicht, ob das rein "demokratische" Ambitionen sind - oder ob es nicht doch um Öl und andere Bodenschätze insgesamt geht - und da heißt es dann "Angst essen Seele auf" ... 


"Alle Handlungen menschlicher Wesen gründen sich auf Liebe oder Angst, nicht nur jene, die mit Beziehungen zu tun haben, Entscheidungen, die das Geschäft betreffen, das Wirtschaftsleben, die Politik, die Religion, die Erziehung der jungen Leute, die sozialen Angelegenheiten eurer Nationen, die ökonomischen Ziele eurer Gesellschaft, Beschlüsse hinsichtlich Krieg, Frieden, Angriff, Verteidigung, Aggression, Unterwerfung - Entschlüsse, haben zu wollen oder wegzugeben, zu behalten oder zu teilen, zu vereinen oder zu trennen - jede einzelne freie Wahl, die ihr jemals trefft, entsteht aus einem der beiden möglichen Gedanken: aus einem Gedanken der Liebe oder einem Gedanken der Angst.

Angst ist die Energie, die zusammenzieht, versperrt, einschränkt, wegrennt, sich versteckt, hortet, Schaden zufügt, Liebe ist die Energie, die sich  ausdehnt, sich öffnet, aussendet, bleibt, enthüllt, teilt, heilt. Angst umhüllt unseren Körper mit Kleidern, Liebe gestattet uns, nackt dazustehen, Angst krallt und klammert sich an alles, was wir haben, Liebe gibt alles fort, was wir haben, Angst hält eng an sich, Liebe hält wert und lieb, Angst reißt an sich, Liebe läßt los, Angst nagt und wurmt, Liebe besänftigt, Angst attackiert, Liebe bessert.

Jeder Gedanke, jedes Wort oder jede Tat eines Menschen gründen sich auf eine dieser beiden Emotionen. Darin habt ihr keine Wahl, denn es steht euch nichts anderes zur Wahl. Aber ihr habt freie Wahl, welche der beiden ihr euch aussuchen wollt."

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Nachsatz zu Neale Donald Walsch:  
Wo er recht hat, hat er recht ... Ich lese manchmal in diesem eigentlich für normal-"christliche" Leser längst schon geächteten und sicherlich wegen Blasphemie auf den Index gesetzten Buch von Neale Donald Walsch: "Gespräche mit Gott" (GmG) - hier aus Bd. 1 - und beim Lesen fällt mir dann als "bibelfester" Mensch oft diese Textstelle aus dem Neuen Testament ein: 
"Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christo Jesu an euch. Den Geist dämpfet nicht, die Weissagung verachtet nicht; prüfet aber alles, und das Gute behaltet. Meidet allen bösen Schein." (1. Thess. 5, 16-23) ... 
Will sagen: Lass es sich doch bei diesem Walsch um einen cleveren Geschäftsmann handeln, der nur "vortäuscht", seine Gedanken direkt von Gott übermittelt zu bekommen - 
(...aber: wie soll das gehen - woher hat er sie denn tatsächlich - von wem, was oder woher haben wir unsere hehren Gedanken und "Eingebungen" ...???) 
- und der damit letztlich Millionen scheffelt - allerdings ohne Druck und erpresserische Tricks - vielen hunderttausend Menschen in aller Welt sind diese Mitteilungen dieses Honorar tatsächlich wert: Seine Gedanken hat er sich ja nicht geklaut - wenigstens ist mir kein Copyright-Prozess seinetwegen bekannt - seine Texte kreieren sich ja aus ihm selbst durch wen oder was auch immer - vielleicht noch mit ein paar angestellten Schreiberlingen - und diesen vielsagenden "Anti-Christ" und jejen apostrophierten "Beelzebub" scheint er ja nun auch nicht gerade zu verkörpern - es gibt unter sogenannten "lammfrommen" geistlichen Ergüssen oft wesentlich verbrämteres Kauderwelsch geboten... - das (m)einem "erwachsenen" Gottesglauben nun nicht unbedingt immer noch entsprechen kann... - Walsch kommt dem schon etwas näher ... Und dafür kann Mr. Walsch ja nichts - aber vielleicht die Kanzel-"Methodik und Didaktik" unserer amtskirchlichen "Seelsorger": Keine Angst - ich werde wie gesagt nun nicht konvertieren - aber wie ich als "lutherischer Freigeist" einfach spirituell neugierig bin - und auch gern über Papst Franziskus berichte - der mich im Moment regelrecht begeistert (mal sehen, welche Entscheidung der zu Tebartz van Elst trifft) ... - so werde ich sicherlich auch mal ab und zu Neale Donald Walsch hier zitieren - wenn es passt - und ihn hier im Blog vorstellen: spirituelle Themen in und aus dem Alltag sind für diese Welt immer unabdingbarer ...Wie hieß das oben: "Angst essen [sonst] Seele auf" ... 

Papst & Elefant - Vor 500 Jahren: Die Elefanten-Nummer im Zirkus Vatikan

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Hanno, 1514; nach einer (verschollenen) Zeichnung von Raffael


Rom (kath.net/KNA) Na klar ist Franziskus tierlieb - dafür bürgt ja schon der schöpfungsverbundene Name. Und Stallgeruch fordert er sogar ein von seinem Klerus. Ansonsten allerdings verbindet den Papst aus Argentinien herzlich wenig mit seinem Vorgänger Leo X. aus dem Hause Medici (1513-1521), der fast auf den Tag genau ein halbes Jahrtausend vor ihm zum Nachfolger Petri gewählt wurde. Der Renaissancefürst, jung, prunkliebend und verwöhnt, nannte viele exotische Tiere sein eigen. Doch was da am 19. März 1514, vor 500 Jahren, artig vor ihm niederkniete und trompetete, das war auch für den superreichen Florentiner spektakulär: Hanno, italienisch Annone, der neue Hauselefant des Papstes.

Hanno (Holzschnitt auf einer Flugschriftvon Philomathes, Rom 1514)

Rom und die Elefanten - seit Hannibals Marsch über die Alpen ein überaus spannendes Kapitel. Diesmal aber handelte es sich nicht um eine afrikanische Invasion. Hanno war Inder, ein Geschenk des portugiesischen Königs Manuel zur Papstwahl. Großzügig zwar, aber auch durchaus eigennützig - nannte sich Manuel doch «Herr der Eroberungen, der Seefahrt und des Handels mit Indien, Äthiopien, Arabien und Persien». Und der, der auf dem diplomatischen Parkett zwischen den kolonialen Interessensphären Spaniens und Portugals zu entscheiden hatte, war seit dem Vertrag von Tordesillas 1494 nun einmal - der Papst.

Hannos Seereise nach Rom und die Landgänge, gemeinsam mit 42 weiteren Exoten, sind von Zeitzeugen in buntesten Farben ausgemalt worden. Dächer seien unter den Schaulustigen zusammengebrochen, und für die letzten 120 Kilometer habe der Papst sogar seine Schweizergarde als Geleitschutz entsandt, weil der Menschenauflauf zu groß wurde. Schon die erste Begegnung setzte Leo in Verzücken - auch wenn der prunkvoll aufgeputzte Hanno gleich einen tiefen Schluck aus dem Eimer nahm und, tierisches Aspergill, die päpstliche Entourage mit Wasser besprengte.


Vier Studien Hannos, die von anderen Künstlern häufig nachgeahmt wurden. Ursprünglich Raffael zugeschrieben, gelten sie heute als Werke von Giulio Romano.
Es muss ein Bild für die Götter gewesen sein: der pummelige Papst und sein Elefant in den vatikanischen Gärten. Verbürgt ist, dass Leo durchaus Zeit mit seinem liebsten Spielzeug verbrachte. Doch so prachtvoll die Prozessionen auf Roms Straßen mit dem Zierelefanten sein konnten, so pannenbeladen waren sie auch. Erst machte sich Leo im September 1514 einen derben Spaß daraus, seinen Hofnarren Baraballo, der sich selbst für genial hielt, aber offenbar immer am Rande des Wahnsinns taumelte, als vermeintlichen Dichterfürsten auf Hannos Rücken defilieren zu lassen. Das Tier ging durch, und der Künstler landete im Tiber. Ähnliches passierte im März 1515 beim Hochzeitsmarsch von Leos Bruder Giuliano de Medici. Im Menschentumult verlor Hanno erst die Nerven, dann den Halt. 13 Menschen starben.

Und auch mit ihm selbst nahm es kein gutes, dafür ein baldiges Ende. Wohl noch keine sechs Jahre alt, plagten Hanno im Frühjahr 1516 Atemnot und Verstopfung. War es Stress oder falsche Ernährung? Hingen die beiden Krankheitsbilder ursächlich zusammen oder nicht? Die Leibärzte des Papstes bekamen die Sache nicht in den Griff – und verschrieben eine elefantöse Dosis Abführmittel, nach den Gepflogenheiten der Zeit mit ordentlich Gold versetzt. Die teure Arznei führte zu nichts außer zum Tode am 8. Juni 1516. Hanno wurde ein Kollateralschaden kurialer Dekadenz.

Bei Grabungen auf dem Gelände der Vatikanischen Bibliothek förderten Archäologen 1962 riesige Zähne und sonstige tierische Überreste zutage. Sie hielten sie zunächst für Versteinerungen. Genauere Untersuchungen ergaben jedoch, dass der Fund von einem jungen Elefanten stammte. Mehr Überreste von Hanno gibt es künstlerischer und literarischer Art: Skizzen, Fresken, Karikaturen, Spottverse, ja sogar ein vermeintliches Testament Hannos, das mit den Missständen an der Kurie ins Gericht geht. Selbst Martin Luther spottet in einer seiner Schriften über die Elefantenliebe des Papstes. Der Epitaph, den Leo seinem Lieblingstier anfertigen ließ, ist dagegen nicht erhalten.

Ein Elefant im Porzellanladen Vatikan, der bei Bedarf kalte Duschen verteilt - das könnte dieser Tage durchaus wieder Konjunktur haben. Bislang fehlt freilich noch der König, der ihn stiftet.

(C) 2013 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten. - http://www.kath.net/news/45271 - Von Alexander Brüggemann (KNA)

siehe auch

Krim-Krise & ROT-ROT-GRÜN ... ??? | Auch ein Beitrag zum "SELBER DENKEN" ...

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Sie wissen ja - die Fastenaktion "7 WOCHEN OHNE" unter dem Motto: "SELBER DENKEN!"- ...ohne falsche Gewissheiten leben... Gerade beim Thema Ukraine und Krim-Krise ist dieses "SELBER DENKEN!" zur Zeit unerlässlich - haben doch beide Seiten ihre Propaganda-Gebetsmühlen aus dem "kalten Krieg" hervorgekramt, um uns zu verwirren - und "falsche Gewissheiten" zu streuen ... 
Ich habe hier mal die Rede von Gregor Gysi von letzter Woche Donnerstag im Deutschen Bundestag zur Lage in der Ukraine und auf der Krim dokumentiert (Video hier): 
Einmal - weil ich sie als die reifeste und zutreffendste Analyse der derzeitigen Situation empfinde - aber auch - weil wohl aufgrund dieser Rede das SPD-Netzwerk Berlin - im Rahmen seiner interfraktionellen Veranstaltungen in Bezug auf Annäherung und Sondierung hin zu Rot-Rot-Grün2017 - Herrn Gysi für eine diesbezügliche Veranstaltung wieder ausgeladen hat: 
Ja - nun muss die SPD halt schön "Regierung" spielen - zumal ja Genosse Frank-Walter Außenminister ist - und in diesem Konflikt die "Scherben zusammenkehren muss - die andere hinterlassen haben ..." - wie so blumig bei Jakob Augstein (s.u.) zu lesen war ...
Für die SPD sei eine "verantwortungsvolle Europa- und Außenpolitik im Rahmen" der internationalen Verpflichtungen Deutschlands eine "unerlässliche Voraussetzung für jede Form von künftiger Zusammenarbeit", heißt es in der Absage-Mail seitens der SPD: "Dafür sehen wir nach der Bewertung der Lage in der Ukraine durch Gregor Gysi und die Fraktion Die Linke, die die Bemühungen unseres Außenministers Frank-Walter Steinmeier konterkarieren, leider keine Ansatzpunkte mehr." Das Netzwerk Berlin ist eine von drei großen Strömungen, in der sich SPD-Bundestagsabgeordnete zusammengeschlossen haben.
 Denn nach der Bundestagswahl 2017 soll ein Linksbündnis rechnerisch, vor allem aber inhaltlich eine realistische Chance haben. Erste Gesprächsfäden werden aufgenommen, die Parteispitzen von Grünen und Linken haben sich bereits getroffen.
Zwischen SPD und Linken ist das etwas schwieriger, weil beide Seiten ihre Rollen in Regierung und Opposition wahren wollen. Da gibt es bisher nur unregelmäßig informelle Treffen auf Ebene der Abgeordneten, etwa in der Kneipe "Walden" in Prenzlauer Berg. Code-Wort "R2G" oder auch "Walden-Connection".
Und am vergangenen Dienstag erst hatte sich intern die Fraktion der Linken nach kontroverser Diskussion geeinigt: Die Ablösung der Krim ohne Zustimmung der Ukraine ist völkerrechtswidrig, ebenso wie das Agieren von Putin. Letzteres müsse allerdings im Kontext der "Fehler" der Nato gesehen werden. 
Diese Kernpositionen waren auch damit Grundlage der Rede, die Fraktionschef Gregor Gysi am Donnerstag im Bundestag hielt. Das hielt Fraktionsvize Sahra Wagenknecht jedoch nicht davon ab, in einem Gespräch mit Journalisten vergangenen Woche den Einmarsch russischer Soldaten als "eine Reaktion auf eine Fehlentwicklung", den Machtwechsel in Kiew, zu bezeichnen und zu fordern, ein Anschluss der Krim nach dem Referendum müsse akzeptiert werden.
Grüne-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt verbreitete daraufhin 
über ihre sozialen Netzwerke eine Montage mit der Schlagzeile: "Jetzt neu: Linkspartei erstmals für Auslandseinsätze!" - und das unter einem Bild von Sahra Wagenknecht. Im Hintergrund sind Soldaten mit Kalaschnikows zu sehen. Das führte in Reihen der Grünen zu massiven Reaktionen: "Stillos" sei die Montage, hieß es in den Kommentaren. Offenbar gibt es
SELBER DENKEN! ...
nicht wenige unter den Grünen-Anhängern, die im Fall der Ukraine mit der Haltung der Linke sympathisieren.
Geärgert hat sich auch der Linke-Abgeordnete Stefan Liebich über das Plakat, aber aus ganz anderem Grund: "Eigentlich läuft es nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Zusammenarbeit in der Opposition ganz gut – wenn man auf solche Dummheiten nur verzichten würde."
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Und hier nun dokumentiert - der Wortlaut der Gysi-Rede vom letzten Donnerstag im Deutschen Bundestag zur Lage in der Ukraine und der Krim ...

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! 

Putin will die gesamte Krise in der Ukraine militärisch lösen. Er hat nicht begriffen, dass die Probleme der Menschheit weder mit Soldaten noch mit Gewehren zu lösen sind, ganz im Gegenteil.

Auch die Probleme Russlands lassen sich so nicht lösen.

Sein Denken und Handeln ist falsch und wird von uns deutlich verurteilt.

Es ist aber dasselbe Denken, das im Westen vorherrschte und vorherrscht: bei Jugoslawien, Afghanistan, dem Irak und Libyen.

An die Stelle der Systemkonfrontation sind die Interessengegensätze der USA und Russlands getreten. Der Kalte Krieg ist beendet, aber solche Interessengegensätze können zu ganz ähnlichen Zügen führen.

Die USA wollen mehr Einfluss gewinnen und vorhandenen verteidigen, und Russland will mehr Einfluss gewinnen und vorhandenen verteidigen. Ich sage als Stichworte zu Russland nur: Georgien, Syrien, Ukraine.

Auch wenn man Putins Vorgehen verurteilt, muss man sehen, wie es zur gesamten Zuspitzung und Konfrontation kam. Ich sage es Ihnen ganz deutlich: Alles, was NATO und EU falsch machen konnten, haben sie falsch gemacht.

Ich beginne bei Gorbatschow im Jahre 1990. Er schlug ein gemeinsames europäisches Haus, die Auflösung der NATO und des Warschauer Vertrages und ein Konzept der „Gemeinsamen Sicherheit“ mit Russland vor. Das hat die NATO ausgeschlagen. Sie hat gesagt: Den Warschauer Vertrag aufzulösen, ist okay, aber die NATO bleibt. Und aus dem Verteidigungsbündnis NATO wurde ein Interventionsbündnis gemacht.

Der zweite Fehler: Bei der Herstellung der deutschen Einheit erklärten der amerikanische Außenminister, unser damaliger Außenminister Genscher und andere Außenminister gegenüber Gorbatschow, dass es keine Osterweiterung der NATO geben wird. Dieses Versprechen ist gebrochen worden. Es gab eine vehemente Ausweitung der NATO in Richtung Russland.

Der ehemalige US-Verteidigungsminister Robert Gates bezeichnete die eilfertige Aufnahme der osteuropäischen Staaten in die NATO als schweren Fehler und den Versuch des Westens, die Ukraine in die NATO einzuladen, als schwere Provokation. Nicht ich, sondern der ehemalige US-amerikanische Verteidigungsminister hat das erklärt.

Dann kam drittens der Beschluss, Raketen in Polen und Tschechien zu stationieren. Die russische Regierung sagte: Das tangiert unsere Sicherheitsinteressen; wir möchten das nicht. Das hat den Westen überhaupt nicht interessiert. Es wurde dennoch gemacht.

Zudem hat die NATO im Zusammenhang mit dem Jugoslawienkrieg das Völkerrecht mehrfach und schwer verletzt. Das räumt inzwischen auch der damalige Kanzler Schröder ein. Serbien hatte keinen anderen Staat angegriffen, und es gab keinen Beschluss des UN-Sicherheitsrates. Es wurde dennoch mit erstmaliger bundesdeutscher Beteiligung nach 1945 bombardiert. Und die Bewohnerinnen und Bewohner des Kosovo durften in einem Volksentscheid die Loslösung von Serbien beschließen.

Ich habe damals die Völkerrechtsverletzung schwer kritisiert und Ihnen gesagt: Sie öffnen beim Kosovo eine Büchse der Pandora; denn wenn das im Kosovo erlaubt ist, müssen Sie es auch in anderen Gegenden erlauben. Sie haben mich beschimpft. Sie haben es nicht ernst genommen, und zwar weil Sie glaubten, solche Sieger im Kalten Krieg zu sein, dass alle alten Maßstäbe für Sie nicht mehr gelten. Ich sage Ihnen: Die Basken fragen, warum sie keinen Volksentscheid machen dürfen, ob sie zu Spanien gehören wollen oder nicht. Die Katalanen fragen, warum sie keinen Volksentscheid machen dürfen, ob sie zu Spanien gehören wollen oder nicht. Natürlich fragen das nun auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Krim.

Durch Völkerrechtsverletzung kann man über Gewohnheitsrecht auch neues Völkerrecht schaffen; das wissen Sie. Ich bleibe aber der Meinung, dass die Abtrennung der Krim völkerrechtswidrig wäre, genauso wie die Abtrennung des Kosovo völkerrechtswidrig war.

Ich wusste aber, dass sich Putin auf den Kosovo berufen wird, und er hat es auch getan. Jetzt sagen Sie, Frau Bundeskanzlerin: Die Situation ist doch eine völlig andere.

(Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das ist sie auch!)

- Das kann schon sein. Sie verkennen aber: Völkerrechtsbruch ist Völkerrechtsbruch. Meine liebe Frau Roth, fragen Sie doch einmal einen Richter, ob ein Diebstahl aus edlerem Motiv im Vergleich zu einem Diebstahl aus unedlerem Motiv kein Diebstahl ist. Er wird Ihnen sagen: Es bleibt ein Diebstahl. - Das ist das Problem.

Herr Struck hat damals erklärt: Die Bundesrepublik muss ihre Sicherheit am Hindukusch verteidigen. Nun erklärt Herr Putin: Russland muss seine Sicherheit auf der Krim verteidigen. Deutschland hatte am Hindukusch übrigens keine Flotte und war auch wesentlich weiter entfernt. Trotzdem sage ich: Beide Sätze waren bzw. sind falsch.

Aber es bleibt auch Folgendes: Wenn viele Völkerrechtsverletzer dem Völkerrechtsverletzer Russland vorwerfen, das Völkerrecht zu verletzen, ist das nicht besonders wirksam und glaubwürdig. Das ist die Tatsache, mit der wir es zu tun haben.

Obama sprach genauso wie Sie, Frau Bundeskanzlerin, von der Souveränität und territorialen Integrität der Staaten. Aber diese beiden Prinzipien wurden in Serbien, im Irak, in Libyen verletzt. Der Westen meinte, das Völkerrecht verletzen zu können, weil der Kalte Krieg vorbei sei. Man hat die chinesischen und die russischen Interessen grob unterschätzt. Sie haben Russland unter Jelzin, der häufig angetrunken war, überhaupt nicht mehr ernst genommen. Aber die Situation hat sich geändert. Sehr spät berufen Sie sich jetzt wieder auf die im Kalten Krieg entstandenen völkerrechtlichen Grundsätze. Ich bin sehr dafür, dass sie wieder gelten - aber dann für alle! Anders geht es nicht.


Die herausragende strategische Lage der Krim - als Tor nach Arabien und Asien ...
Dann gab es das Gezerre zwischen der EU und Russland an der Ukraine. Beide dachten und handelten gleich. Barroso, der Kommissionschef der EU, hat gesagt: Entweder Zollunion mit Russland oder Verträge mit uns!   Er hat nicht gesagt: „Beides“, sondern: „Entweder - oder!“. Putin hat gesagt: Entweder Verträge mit der EU oder mit uns! Beide haben gleichermaßen alternativ gedacht und gehandelt. Das war ein verheerender Fehler von beiden Seiten.

Kein einziger EU-Außenminister hat versucht, mit der russischen Regierung zu sprechen und die berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Russland fürchtet doch, dass nach engeren Beziehungen mit der EU die NATO in die Ukraine kommt. Es fühlt sich immer eingekreister. Aber es wurde nur an der Ukraine gezerrt.
Die EU- und NATO-Außenminister haben die Geschichte Russlands und der Ukraine völlig unberücksichtigt gelassen. Sie haben die Bedeutung der Krim für Russland nie verstanden. Die ukrainische Gesellschaft ist tief gespalten.

Auch das wurde nicht berücksichtigt. Diese tiefe Spaltung zeigte sich schon im Zweiten Weltkrieg, und sie zeigt sich auch heute. Die Ostukraine tendiert in Richtung Russland. Die Westukraine tendiert in Richtung Westeuropa. Es gibt derzeit keine einzige politische Persönlichkeit in der Ukraine, die beide Teile der Gesellschaft repräsentieren könnte. Das ist eine traurige Wahrheit.
Dann gibt es noch den Europarat und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, OSZE. Die haben Sie in letzter Zeit schwer vernachlässigt, Frau Bundeskanzlerin und Herr Außenminister. Die Gelder für diese Organisationen wurden immer mehr zusammengestrichen, weil Sie meinten, dass sie nicht wichtig sind. Das sind aber die einzigen europäischen Organisationen, in denen sowohl Russland als auch die Ukraine organisiert sind. Deshalb müssen wir diese Organisationen wieder stärken auch finanziell und dürfen nicht über einen Ausschluss Russlands faseln; das ist völlig daneben.

Dann erlebten wir eine starke Zuspitzung auf dem Maidan. Wir erlebten Scharfschützen und viele Tote. Es gibt verschiedene Gerüchte. In solchen Situationen wird viel gelogen. Deshalb schlagen wir vor, eine internationale Untersuchungskommission einzusetzen. Wir, aber vor allem die Ukrainerinnen und Ukrainer haben ein Recht, zu erfahren, was dort gelaufen ist und wer dort welche Verantwortung trägt. Ich freue mich, dass Sie, Frau Bundeskanzlerin, das unterstützen.

Auf dem Maidan gab es viele demokratische Kräfte, aber auch Faschisten. Der Westen machte direkt und indirekt mit.

Dann haben Außenminister Steinmeier, der französische und der polnische Außenminister mit Janukowitsch und der Opposition einen Vertrag geschlossen. Jetzt sagen Sie, Herr Außenminister, Janukowitsch habe die Vereinbarung durch seine Flucht hinfällig gemacht. Das ist falsch. Die Menschen auf dem Maidan lehnten die Vereinbarung mit großer Mehrheit ab, und Sie, Herr Außenminister, haben auf dem Platz auch nicht für diese Vereinbarung geworben.

Erst nach der Ablehnung verließ Janukowitsch Kiew.

Dann tagte das Parlament und wählte ihn mit 72,88 Prozent ab.

Die Verfassung schreibt aber 75 Prozent vor. Nun sagen Herr Röttgen und andere: Na ja, bei einer Revolution kann man nicht so genau auf die Verfassung achten. Ein paar Prozentchen mehr oder weniger …   Das kann man ja alles machen. Nur, Putin beruft sich darauf und sagt: „Es gab nicht die verfassungsmäßige Mehrheit für die Abwahl“, und stützt sich deshalb auf Schreiben, die Janukowitsch ihm sendet.
Außerdem: Bei der Abstimmung im Parlament standen lauter Bewaffnete herum. Das ist nicht besonders demokratisch. Bei der Volksabstimmung auf der Krim am kommenden Sonntag stehen auch lauter bewaffnete Soldaten herum. Auch das ist nicht besonders demokratisch.

Interessant ist, dass Sie, Frau Bundeskanzlerin, sagen, ein solcher Volksentscheid sei nach der ukrainischen Verfassung verboten. Wann gilt sie denn nun und wann nicht? Bei der Abwahl des Präsidenten gilt sie nicht, und bei der Abstimmung auf der Krim soll sie plötzlich gelten. Sie müssen schon wissen: Akzeptieren Sie die ukrainische Verfassung ganz oder nur in bestimmten Teilen, wenn es Ihnen genehm ist? Das ist die Art, die ich kenne und die ich nicht mag.

Dann wurde eine neue Regierung gebildet, sofort anerkannt von Präsident Obama, auch von der EU, auch von der Bundesregierung. Frau Merkel! Der Vizepremierminister, der Verteidigungsminister, der Landwirtschaftsminister, der Umweltminister, der Generalstaatsanwalt das sind Faschisten. Der Chef des nationalen Sicherheitsrates war Gründungsmitglied der faschistischen Swoboda-Partei. Faschisten haben wichtige Posten und dominieren zum Beispiel den Sicherheitssektor. Noch nie haben Faschisten freiwillig die Macht wieder abgetreten, wenn sie einmal einen Teil davon erobert hatten.

Zumindest die Bundesregierung hätte hier eine Grenze ziehen müssen, schon aufgrund unserer Geschichte.

Als Haiders FPÖ in die österreichische Regierung ging, gab es sogar Kontaktsperren und Ähnliches. Und bei den Faschisten in der Ukraine machen wir nichts? Swoboda hat engste Kontakte zur NPD und zu anderen Naziparteien in Europa. Der Vorsitzende dieser Partei, Oleg Tjagnibok, hat Folgendes wörtlich erklärt. Ich zitiere jetzt; Sie müssen sich anhören, was er wörtlich gesagt hat

- Anführungsstriche:
Schnappt euch die Gewehre, bekämpft die Russensäue, die Deutschen, die Judenschweine und andere Unarten. - Ende des Zitats. -

Ich wiederhole. Dieser Mann hat gesagt

Anführungsstriche:
Schnappt euch die Gewehre, bekämpft die Russensäue, die Deutschen, die Judenschweine und andere Unarten. Ende des Zitats. -

Es gibt jetzt Übergriffe auf Jüdinnen und Juden und auf Linke, und gegen all das sagen Sie nichts? Mit diesen Swoboda-Leuten reden Sie? Ich empfinde das als einen Skandal. Ich muss Ihnen das ganz klar sagen.

Jetzt wollen Sie   auch das haben Sie angekündigt   Sanktionen verhängen, wenn es nicht anders ginge, wie Sie sagen. Aber die werden Putin nicht imponieren. Das spitzt doch die Situation nur zu. Kissinger, der ehemalige Außenminister der USA, hat recht. Er sagt, die Sanktionen seien nicht Ausdruck einer Strategie, sondern Ausdruck des Fehlens einer Strategie. Das gilt auch für die eskalierenden Militärflüge über Polen und die baltischen Republiken. Was soll das?
Konten von Janukowitsch und seinen Anhängern sind gesperrt, weil es gestohlenes Staatsgeld sei Meine Frage: Das wussten Sie vorher nicht? - Zweite Frage: Warum eigentlich nur deren Konten? Was ist mit dem Milliardenvermögen der Oligarchen, die andere Kräfte unterstützen? Warum machen Sie da nichts? Wie einseitig läuft das eigentlich alles?

Es gibt nur den Weg der Diplomatie.

Erstens. Der Westen muss die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands auf der Krim anerkennen, wie das übrigens auch US-Außenminister Kerry erkannt hat. Es muss ein Status für die Krim gefunden werden, mit dem die Ukraine, Russland und wir leben können.
Russland muss garantiert werden, dass die Ukraine nicht Mitglied der NATO wird.

Zweitens. Die Perspektive der Ukraine liegt in einer Brückenfunktion zwischen EU und Russland.

Drittens. Es muss in der Ukraine ein Prozess der Verständigung und Versöhnung zwischen Ost und West eingeleitet werden, vielleicht über einen föderalen oder konföderalen Status, vielleicht auch über zwei Präsidenten.

Was ich der EU und der NATO vorwerfe: Bis heute ist kein Verhältnis zu Russland gesucht und gefunden worden. Das muss sich jetzt gründlich ändern.

Sicherheit in Europa gibt es weder ohne noch gegen Russland, sondern nur mit Russland. Wenn die Krise eines Tages überwunden ist, könnte ein Vorteil darin bestehen, dass das Völkerrecht endlich wieder von allen Seiten respektiert wird.
Danke schön.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

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...und auch Jakob Augstein nimmt in seiner neuen S.P.O.N.-Kolumne "Im Zweifel links" Bezug auf die Rede von Gregor Gysi: ...







... Gregor Gysi hat in der vergangenen Woche im Bundestag eine wichtige Rede gehalten. Er sagte, im Umgang mit Russland haben Nato und EU falsch gemacht, was sie falsch machen konnten:

  • Gorbatschows "Gemeinsames Haus Europa" und der Plan einer neuen Sicherheitsarchitektur jenseits von Nato und Warschauer Pakt? Der Westen nahm das nicht ernst. 
  • Das Versprechen, die Nato nicht an die russische Westgrenze auszudehnen? Der Westen hat es gebrochen. 
  • Die russische Sorge vor den Abwehrraketen, die in Osteuropa stationiert werden sollen? Der Westen hat sich darüber hinweggesetzt. 
  • Putins Angebot einer Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok? Der Westen reagierte mit Schulterzucken. 
  • Und dann Barrosos Forderung an die Ukraine, sich zwischen Russland und der EU zu entscheiden… Ein letzter, schwerer diplomatischer Fehler. Der deutsche Außenminister Steinmeier tut seitdem, was er kann, die Scherben einzusammeln.

Gernot Erler, Russlandbeauftragter der Bundesregierung, hat schon im Mai 2013 geschrieben: "Dieser außenpolitisch unerträgliche Zustand hat sich über Jahre aufgebaut, und alle, die kontinuierlich mit russischen Partnern im Gespräch sind, haben ihn kommen sehen."

Warum macht der Westen das? Es gibt nur eine Antwort: Hybris. "Weil Sie glaubten, solche Sieger im Kalten Krieg zu sein, dass alle alten Maßstäbe für Sie nicht mehr gelten", rief Gysi in Richtung der Regierungsbänke.


Gysi hat das Hohe Haus - und die Öffentlichkeit - an eine schlichte Tatsache erinnert: "Die USA wollen mehr Einfluss gewinnen und vorhandenen verteidigen, und Russland will mehr Einfluss gewinnen und vorhandenen verteidigen." Wir beschönigen uns selbst. Wir halten unsere Machtpolitik für Normalität und die der anderen für einen Angriff. 


Bei "Zeit Online" konnte man neulich lesen: "In Krisen aller Art versuchen die Europäer stets, Spannungen durch ausführliches Reden abzubauen. Wladimir Putin und die russische Duma aber setzen auf die Eskalation täglich noch einen drauf." Das stimmt nicht. Die Wahrheit ist, wenn es um die Verteidigung der eigenen Interessen geht, nehmen sich Ost und West nicht viel. Auf der Krim basteln sich die Russen ihre Wahlergebnisse - und in der "Zeit" reden wir uns die Wirklichkeit schön. Solchen Verzerrungen begründen Mythen, und aus solchen Mythen wächst der Hass. ...


Lektüre: einschlägige Texte aus der WELT, dem SPIEGEL und der SZ



Erleuchtung | impulse für die woche -130

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„Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben.“

Jesaja 53,11 
Erleuchtung ohne Mühe - gibt es das? Wohl eher nicht - wenigstens nicht in der "Seele" - in Einem ... Die Einen meditieren und sind bemüht, sich im Loslassen zu üben, bis sie ganz leer sind und so zur Erleuchtung gelangen. Andere besuchen eine Fortbildung, ein Seminar, ein Retreat nach dem anderen. Wieder andere setzen sich klare Ziele und arbeiten darauf hin und wollen Licht und Erfüllung...   
Aber vielleicht ist das ja gar kein erstrebenswertes Ziel - jedenfalls will Gott es dem Menschen gar nicht so schwer machen. Christus hat sich abgemüht, um dem Menschen eben diese Erleuchtung nahezubringen, dass das Wichtigste im Leben ist, Gott als liebevollen, fürsorglichen Vater zu erkennen und ihm sein Leben anzuvertrauen. Genau das darf ich dankbar annehmen und darin meine Ruhe finden und loslassen und so zur ERleuchtung finden: 
„Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ 
Matthäus 5,14-16  
Unter Verwendung dieser Quelle

Also - da ist die Zusage: Wir müssen uns gar nicht im stillen Kämmerlein wer weiß wie abmühen: In gewisser Weise sind wir bereits Lichtleuchten, wenn wir unser verinnerlichtes Licht auch nach außen kehren können, anzeigen, und an die Menschen bringen - und nicht nur alles mehr "Schein" als Sein bleibt ... Diese Belichtung, dieses Erleuchten - außen - an jedem Morgen - geschieht alle Tage neu - und darauf ist unbedingt Verlass - darauf können wir vertrauen: "Vom Aufgang der Sonne - bis zu ihrem Niedergang" ...

Aber: Wir wissen nur was dieses Licht ist, diese Helligkeit, diese Leuchte, wenn wir auch die Dunkelheit kennengelernt und erfahren haben - wenn wir die Schwärze der Nacht kennen - nicht nur draußen, trotz aller Straßenlaternen - sondern auch in uns: die Leere, die kalte zähe Tintenschwärze ... Nur dann - mit dieser Kenntnis  - mit der Wahrnehmung dieser Polaritäten: Hell-Dunkel - Schwarz-Weiß - Erkennen-Blindsein - da spüren wir zunächst und sehen dann, wenn es anfängt zu dämmern - auch in uns: da dämmerts mir allmählich ... - wenn das Licht in uns und draußen am Horizont aufsteigt, wenn die Sonne aufgeht - und der Spuk der Dunkelheit vorüber geht ... - wenn uns ein "Licht aufgeht" indem wir was kapiert haben: Ja - die Sonne bringt es an den Tag ... - und die Hirten auf dem Felde da in der Weihnacht staunten ja nicht schlecht: "Was soll das bedeuten, es taget ja schon? Ich weiß wohl, es geht erst um Mitternacht rum. Schaut nur daher! Schaut nur daher!..."

Und: "Schaut nur daher!" - durchblicken - Durchblick haben - kann der Mensch nur mit dem nötigen Licht - innen und außen: Innenbeleuchtung-Außenbeleuchtung: Erleuchtung-Beleuchtung: spot-on... - Heureka: Ich hab's gefunden ... "mir ist ein Licht aufgegangen ..."

 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Johannes 1,5 



Erleuchtung (von althochdeutsch arliuhtan „erleuchten“, mittelhochdeutsch erliuhtunge „Aufleuchten“, „Erleuchtung“; lateinisch illuminatio) bezeichnet eine religiös-spirituelle Erfahrung, bei der jemand den Eindruck erhält, sein Alltagsbewusstsein sei überschritten worden und er habe eine besondere, dauerhafte Einsicht in eine – wie auch immer geartete – gesamtheitliche Wirklichkeit erlangt. Im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter „Erleuchtung“ gewöhnlich eine plötzliche Erkenntnis oder Eingebung.
Über die Vorgänge, die mit dem Begriff Erleuchtung im religiösen Sinn bezeichnet werden, und die Gründe ihres Auftretens gibt es unterschiedliche Auffassungen, die mit dem jeweiligen philosophischen oder religiösen Hintergrund des Beurteilenden zusammenhängen. In manchen Fällen wird Erleuchtung als spontan eingetretener Durchbruch oder als aus eigener Kraft erlangtes Endergebnis eines Prozesses geistiger Übung und Entwicklung aufgefasst, nach anderen Interpretationen ist sie göttlicher Gnade zu verdanken. Gewöhnlich ist mit der Vorstellung von Erleuchtung die Annahme verbunden, dass sich die Persönlichkeit dadurch tiefgreifend und nachhaltig verändert.
In den europäischen Traditionen wird Erleuchtung oft zu den „mystischen Erfahrungen“ gezählt. In der Terminologie asiatischer Religionen kommen keine Ausdrücke vor, die genau dem europäischen Begriff „Erleuchtung“ entsprechen, doch spielen vergleichbare Phänomene in vielen östlichen Traditionen eine zentrale Rolle.





Begriffsgeschichte

Antike

Der Begriff „Erleuchtung“ stammt aus der antiken philosophischen Lichtmetaphorik. Den Ausgangspunkt seiner Entstehung bildeten Stellen in Platons Dialog Politeia und in dem Platon zugeschriebenen Siebten Brief. In der Politeia stellt Platon fest, es sei zuerst herauszufinden, worin die Gerechtigkeit im Staat besteht, und das Ergebnis dieser Untersuchung sei dann auf die Individuen zu übertragen. Man solle die staatliche und die individuelle Gerechtigkeitsbestimmung vergleichend betrachten und wie zwei Feuerhölzer gegeneinander reiben, dann werde man vielleicht die Gerechtigkeit wie einen Funken herausblitzen lassen, das heißt zur plötzlichen Erkenntnis ihres allgemeinen Wesens gelangen. Der Verfasser des Siebten Briefs schreibt, die Erkenntnis des Sinns von Platons „ungeschriebener Lehre“ sei eine Frucht häufiger gemeinsamer Bemühung der Philosophen, doch entstehe sie in der Seele nicht allmählich, sondern plötzlich, wie ein Feuer, das von einem übergesprungenen Funken entfacht wird. Dann nähre sie sich aus sich heraus weiter. Man solle Benennungen, Erklärungen, Ansichten und Wahrnehmungen aneinander reiben und so prüfen, dann könnten Einsicht und Verständnis über jeden Gegenstand aufleuchten. Das Aufleuchten bildet nach dem Siebten Brief den Abschluss eines fünfstufigen Erkenntnisprozesses, dessen erste vier Schritte diskursiv sind.

An diese Stellen und an die Lichtmetaphorik von Platons Sonnengleichnis und Höhlengleichnis knüpft die neuplatonische Metaphysik des Lichts an. Im 3. Jahrhundert entwickelte Plotin, der Begründer des Neuplatonismus, eine Lehre von der Schau des Lichts des Einen. Dabei tritt eine Erleuchtung des schauenden Philosophen im Sinne des noch heute gängigen religiösen Erleuchtungsbegriffs ein.
Der neuplatonische Begriff eklampsis oder ellampsis („Hervorleuchten“) wurde von den antiken Kirchenvätern aufgegriffen. Vor allem der sehr einflussreiche spätantike Kirchenvater Augustinus († 430) schuf aus dem neuplatonischen Gedankengut eine christliche Theorie der „Illumination“ (Erleuchtung). Für ihn ergibt sich die Erleuchtung aus der Präsenz des göttlichen Lichts in der Seele.


Mittelalter und Neuzeit

Im Mittelhochdeutschen wurden die Wörter erliuhten und erliuhtunge sowohl im physischen als auch im übertragenen religiösen Sinn verwendet. Auch in der Frühen Neuzeit waren beide Bedeutungen von „erleuchten“ und „Erleuchtung“ geläufig.
Im allgemeinen Sprachgebrauch des 20. und 21. Jahrhunderts hat „Erleuchtung“ in erster Linie die Bedeutung „plötzliche Erkenntnis“, „Einfall“, „Gedankenblitz“, „Eingebung“. Diese Begriffsverwendung knüpft an die religiöse an, doch geht es oft um einen nichtreligiösen Zusammenhang. Es wird eine plötzliche, oft wunderbar anmutende Klarheit über eine Frage oder ein Problem erlangt, und die Eindrücklichkeit einer solchen blitzartigen Erkenntnis soll durch die Bezeichnung „Erleuchtung“, die an religiöse Erleuchtungserlebnisse erinnert, betont werden.





Erleuchtung im Christentum

Augustinus meinte, dass alles menschliche Erkennen nur durch Erleuchtung ermöglicht wird. In einer seiner Frühschriften umschreibt er diese Annahme mit dem Hinweis auf den „inneren Lehrer“, das „Wort Gottes“, das jeden Menschen über alles belehrt, was er wissen kann: die Welt, sich selbst und Gott. Der Mensch kann nur etwas wissen, weil Gott den Menschen erleuchtet. So ähnlich wie das Auge ohne das Licht der Sonne nichts wahrnehmen kann, kann auch der Mensch ohne das Licht Gottes nichts erkennen. Die Gotteserkenntnis geschieht in der Erleuchtung durch Gott selber. Sie ist zugleich ein göttlicher Akt der Gnade und der menschliche Akt, über sich selber hinauszugehen.

In der christlichen Aszetik stellt nach Pseudo-Dionysius, der sich in seinem Modell an platonischen Vorstellungen anlehnt, die Erleuchtung (griechisch Photismos) die zweite der drei Stufen des mystischen Erkennens dar. Im 13. Jahrhundert wird diese Dreiteilung sowohl von dem Kartäuser Hugo de Balma in seiner Schrift Viæ Sion lugent als auch vom Franziskaner Bonaventura in De triplici via aufgegriffen. In beiden findet sich die lateinische Bezeichnung via illuminativa. Während Hugo diesen Erleuchtungsweg gemäß Dionysius mystisch versteht, begreift ihn Bonaventura als Abschnitt auf dem Weg zur Vollkommenheit.

In der scholastischen Philosophie ist das „Erkenntnislicht“ (lumen intellectuale), das jedem Menschen zu eigen ist und ihn zur Erkenntnis befähigt, ein Abbild des ungeschaffenen Lichtes, an dem der Mensch durch die Erkenntnis der ewigen Wesensbilder Anteil hat.

In den Ostkirchen spielen im Kontext der Erleuchtung Lichterscheinungen wie etwa das Taborlicht vielerorts eine wichtigere Rolle als in den Westkirchen. Besonders unter den orthodoxen Mönchen ist die individuelle Erleuchtung nach wie vor ein wichtiges Ziel; Erleuchtete werden auch von den Laien gern aufgesucht und genießen vor allem als Geistliche Väter und Starzen äußerst hohes Ansehen. Dabei handelt es sich meist nicht um Priester oder Theologen.

Helligkeit und Lichterscheinungen sind in diesem Kontext in allen christlichen Kirchen bekannt und finden sich auch in den ikonographischen Darstellungen (Heiligenscheine) und auch in Nahtodberichten.

Martin Luther ist tief in der mystischen Tradition verwurzelt. Eigene Gotteserfahrungen, langjähriges Leben als Mönch sowie Schriften des Mystikers Johannes Tauler gaben ihm Kraft und Mut, seine reformatorische Rechtfertigungslehre „allein aus dem Glauben“ sowie seine Lehre vom „allgemeinen Priestertum aller Gläubigen“ zu formulieren und standhaft zu vertreten. Ähnlich wie viele Mystiker sah und beschrieb er Gott als Bräutigam und die menschliche Seele als Braut; genau deshalb sah er in solch einer Liebesbeziehung keinen Bedarf für kirchliche Vermittlungsdienste. Allerdings grenzte er sich deutlich von den Schwärmern ab, und viele seiner Nachfolger vertreten eher skeptische Einstellungen zur Mystik.

In jüngerer Zeit hat Peter Dyckhoff im Auftrag von Radio Vatikan in einer Literaturarbeit auch aktuelle Interpretationen zum Thema Erleuchtung im Christentum beschrieben. Heute wird Erleuchtung generell als Zustand oder Moment des Eins-Seins mit Gott - also Jesus gleich - gelehrt und verstanden, wobei dieses in den meisten Fällen beim Menschen erst nach seinem irdischen Tod entsteht oder seltener, noch zu seinen Lebzeiten, wie beispielsweise bei Thomas von Aquin. In so einem Moment wird dem Menschen durch Gott der Heilige Geist eingehaucht und die Erlösung geschenkt. Nach Hinweisen im Neuen Testament wird zum Zeitpunkt der Erleuchtung auch Wahrheit, Erkenntnis und Wissen über Zukünftiges durch den Heiligen Geist ermöglicht. Auch erinnert demnach der Heilige Geist den Erleuchteten an alles, was Jesus gesagt hat. In diesem Zusammenhang wird vielerorts - besonders hervorgehoben durch einen bedeutenden Feiertag in der Ostkirche - die Verklärung Jesu am Berg Tabor verstanden, wonach drei Jüngern ein Vorausblick auf das Paradies gegeben wird, in dem der Mensch im erleuchteten Zustand, also ausschließlich in der vollkommenen Liebe Gottes, leben wird.





Westliche Esoterik

Mit dem Bekanntwerden der asiatischen religiösen Traditionen im Westen während der letzten zwei Jahrhunderte hat sich deren Begriff der Erleuchtung zunehmend auch im Westen verbreitet.

Infolgedessen finden sich in der westlichen Geisteswelt vermehrt ähnliche Vorstellungen, aber oft mit eigenen, durch den westlichen Kulturhintergrund geprägten Interpretationen. Der Begriff hat zum Beispiel Eingang in die Philosophie gefunden und wird dort auch als „geistiges Eins-werden mit dem unendlichen Sein“ beschrieben. Auch einige westliche Esoteriker benutzen den Begriff der Erleuchtung, oft mit ganz eigenen, vom historischen Kontext unabhängigen Erklärungen. Dies führt bisweilen zu inflationärem Gebrauch des Begriffs, in verschiedensten spirituell-religiösen Gemeinschaften, Lehren und Zusammenhängen.

Als erleuchtete Lehrer wurden so in jüngerer Vergangenheit etwa Jiddu Krishnamurti und Aurobindo Ghose angesehen, wobei die Rezeption im Westen sich oft sehr von der im indischen Kulturraum unterschied. Osho galt ebenfalls als erleuchtet.

Die meisten Autoren, die ihr „spirituelles Erwachen“ ganz explizit beschreiben, greifen auf Elemente aus verschiedenen Traditionen wie etwa die Christliche Mystik, den Sufismus und den Buddhismus zurück. Vielfach wird dabei von dem Bedürfnis berichtet, Freunde und Mitmenschen daran teilhaben zu lassen. Allerdings wird mehr oder weniger regelmäßig auch von Vermittlungsproblemen gesprochen, davon, dass es für „Unerleuchtete“ schwierig bis unmöglich zu sein scheint, den Bewusstseinszustand der „Erleuchtung“ nachzuvollziehen oder zu verstehen, ohne ihn selbst erlebt zu haben. Osho schlug in den 1970er-Jahren diesen Bereich als Forschungsgebiet für die Psychologie vor. Die transpersonale Psychologie griff unabhängig davon einige Randaspekte auf, gesicherte wissenschaftliche Ergebnisse liegen bisher nicht vor.

Seit Mitte der 90er Jahre breitete sich in Europa und den USA die „Satsang“-Bewegung aus. Deren spirituelle Lehrer (etwa Gangaji und ihr Ehemann Eli Jaxon-Bear, Cedric Parkin, Pyar Troll, Madhukar), die sich meist auf Ramana Maharshi und H. W. L. Poonja als Lehrer und Vorgänger berufen, werden von ihren Anhängern als erleuchtet angesehen. Ursprung der Bewegung ist der auf die Erlangung des unpersönlichen Göttlichen abzielende Advaita-Vedanta.

Der amerikanische spirituelle Lehrer Andrew Cohen hat im Laufe seiner Arbeit den Begriff „evolutionäre Erleuchtung“ geprägt; seine Idee ist, dass sich nicht nur das sog. höhere Selbst entwickeln solle, sondern auch das höhere Wir. Thomas Steininger, der damals Schüler von Gangaji war, schreibt über Cohen: „Andrew Cohen sprach damals noch nicht von ‚Evolutionärer Erleuchtung‘, aber er sprach über das Ego in einem ganz anderen Ton, als ich es gewohnt war: Was ist der Wert einer kosmischen Erfahrung, wenn mein Miteinander mit anderen weiterhin von Selbstbezogenheit und Arroganz geprägt ist?“. Seinen Anhängern und auch seinem früheren Lehrer H. W. L. Poonja gilt/galt Cohen als erleuchtet im traditionellen Sinne. (WIKIPEDIA)


 Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht 
auf meinem Wege.  

Ps. 119:105



Krim-Krise: Die Mehrheit der Deutschen ist vernünftiger als die Regierung - Weltpolizei: nein-danke...

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aufgestoßen
Umfragen zur Krim-Krise und zur Rolle Deutschlands als Weltpolizei ...

20. März 2014:
Merkel hat schärfere Sanktionen gegen Russland angekündigt... 
Die Mehrheit der Deutschen ist in Umfragen skeptisch - sie fürchten einen Schaden für die deutsche Wirtschaft.

Von Katharina Peters | SPIEGEL-ONLINE


Russland als Aggressor auf der Krim, der mit Sanktionen bestraft werden muss? Viele Deutsche sehen das anders. Umfragen zufolge fürchten sie Schaden für die Wirtschaft - und machen den Westen für die Krise mitverantwortlich.
Seine Grundsatzrede nutzte Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag zu einer Abrechnung mit dem Westen. Überraschend milde Worte fand er jedoch für die Bundesrepublik. Gerade die Deutschen müssten den Wunsch der Krim-Bewohner verstehen, in Russland wieder eingegliedert zu werden. "Ich bin mir sicher, dass die Deutschen uns unterstützen werden bei der Wiedervereinigung."
Verstehen die Deutschen den russischen Präsidenten wirklich so gut? Sehen sie - anders als Journalisten und Regierungspolitiker - die Verantwortung für die Krim-Krise nicht nur in Moskau? Umfragen der vergangenen Tage und Wochen zeichnen ein Meinungsbild.


Das sagen die Deutschen in aktuellen Umfragen...

Strategische Lage: (A) = die Krim - darunter: Syrien - rechts unten: Afghanistan - Pakistan (Al-Qaida)
... zur Annexion der Krim
Die Annexion der Krim löst tatsächlich wenig Empörung aus - die Reaktion gleicht eher einem Achselzucken denn einem Aufruhr. Ein Anschluss der Halbinsel war von vielen erwartet worden. Laut Manfred Güllner, Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, war bei vielen Deutschen zudem in den vergangenen Jahren schlichtweg"nicht verankert, dass die Krim zur Ukraine und nicht zu Russland gehört". Hinzu kommt, dass die Deutschen nach den Erfahrungen des Afghanistan-Krieges nicht in den Konflikt um die Krim hineingezogen werden wollen. "Die Ukraine ist weit weg. Viele haben das Gefühl: Was hat das mit mir zu tun?", sagt Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen.

... zu den Sanktionen gegen Russland
EU und USA beraten in den kommenden Tagen über härtere Sanktionen. Aber die Deutschen wünschen sich offensichtlich deutlich mehr Zurückhaltung gegenüber Russland, glauben an den Erfolg der Diplomatie. 44 Prozent der Befragten plädierten im letzten Politbarometer dafür, mit diplomatischen Mitteln auf Russland einzuwirken. Nur ein Viertel unterstützt wirtschaftliche Strafmaßnahmen, die laut Güllner oft für wirkungslos gehalten werden.
Viel größer ist die Furcht vor Schaden für Deutschland, das wird in zahlreichen Umfragen deutlich. Fast zwei Drittel der jüngst von Emnid für die "Bild am Sonntag" Befragten erwarten von den Strafmaßnahmen negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und Arbeitsplätze hierzulande. Forsa hat ähnliche Werte ermittelt. Die Angst, dass es Engpässe bei der Energieversorgung geben könnte, sei groß.

... zur Frage: Wer ist verantwortlich für die Eskalation?
Die Deutschen mögen keine bedingungslosen Russland-Versteher sein, aber sie haben in der Krim-Krise offenbar oft eine andere Meinung als Medienvertreter und Politiker. "Ihrer Ansicht nach tragen mehrere Parteien die Schuld an der Eskalation: nicht nur Russland, sondern auch die neue ukrainische Regierung, die EU und die USA", so Forsa-Chef Güllner. Sie können sich bestätigt fühlen durch die Aussagen von Altkanzler Gerhard Schröder, der die EU für die Krim-Krise mitverantwortlich macht.
Dabei scheinen die Deutschen durchaus zu differenzieren zwischen Putin und Russland. Der russische Präsident sei ein Politiker, "dem man nicht über den Weg trauen kann": Drei Viertel der von Infratest dimap Befragten stimmten dieser Aussage Anfang März zu. Machthungrig, clever, stark - das sind Eigenschaften, die Putin zugeschrieben werden, ermittelte Forsa für den "Stern" vergangene Woche. Das klingt wenig sympathisch.

... zum Umgang mit dem Völkerrecht
Den traditionellen Verbündeten in Washington begegnen die Deutschen allerdings ebenfalls mit viel Skepsis. Ein Argument, das jetzt oft zu hören ist: Die USA hätten selbst das Völkerrecht gebrochen, wie schlimm kann es sein, wenn Russland das auch tut. Altkanzler Schröder nimmt Putin auf diese Weise in Schutz. Er selbst habe ja als Kanzler beim Jugoslawien-Konflikt ebenfalls gegen das Völkerrecht verstoßen:
"Da haben wir unsere Flugzeuge nach Serbien geschickt - und die haben zusammen mit der Nato einen souveränen Staat gebombt - ohne dass es einen Sicherheitsratsbeschluss gegeben hätte."  ... 
... auch die Grünen haben ihre Kriegsgeschichte, Frau Göring-Eckardt
[...und das alles nach einem Plan und unter maßgeblicher Mitwirkung des Grünen [!] Vizekanzlers und Außenministers Joschka Fischer - der dafür in Bielefeld bei einem Parteitag mit einem Farbbeutel-Wurf unter dem Ruf "Kriegshetzer" von einem "Attentäter" attackiert wurde und das Trommelfell verletzte... - Si] ...

[... in diesem völkerrechtswidrigen Krieg sprach jener Joschka Fischer auch vermehrt zynisch von "Kollateralschäden" bei Zivilopfern - die nicht immer zu verhindern seien ... - Si]

Längst ist das traditionelle Denken aufgebrochen: Russland wird nicht nur negativ, die USA werden nicht nur positiv gesehen. Wesentlich beschleunigt wurde das durch die Regierung von George W. Bush, aber auch der NSA-Skandal hat das Vertrauen der Deutschen erschüttert. "In Teilen der Bevölkerung sind viele antiamerikanische Impulse wieder aufgebrochen, bis weit in bürgerliche Schichten hinein", so Jung von der Forschungsgruppe Wahlen.

Entsprechend gering ist das Vertrauen in US-Präsident Barack Obama. Fast 60 Prozent der von Infratest dimap Befragten bezweifelten, dass er den aktuellen Konflikt lösen kann. Die Teilnehmer trauen sogar Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon mehr Geschick in der Krim-Krise zu. Das Fazit von Meinungsforscher Jung: "Es gibt ein allgemeines Misstrauen gegenüber Großmächten, die sich nicht ums Völkerrecht scheren."

Krim-Krise: Gregor Gysi entgegnet der Kanzlerin auf ihre Drohungen an Putin ... | Dokumentiert in Wort & Bild |

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... und schon wieder der Gysi - werden Sie aufstöhnen: 

... aber er ist zur Zeit die einzige Opposition im Deutschen Bundestag - und die selbsternannte "APO" im Gewand der BILD-ZEITUNG versagt ja bei diesem Thema mit der Wahrung tatsächlicher oppositioneller Interessen völlig - und dann diese Nenn-Teil"opposition", diese "friedliebenden" rechtsstaatlichen Grünen, die haben sich jetzt flugs mit der Union und der SPD gemeinsam zu einer Suuuuuuuper-Allmachts-Regierung zusammengetan - um gemeinsam gegen Herrn Putin "zusammenzustehen" - und "Sanktionen" mitzutragen ... 
Ja - da zeigt diese eigentlich ja "basis-demokratische" Partei der Grünen, wes Geistes Kind sie geworden ist, trotz der vielen Altlinken in ihren Reihen - und dass ja der völkerrechtswidrige Krieg 1999 - also vor 15 Jahren - mit all seinen "Kollateralschäden" - wie Fischer die zivilen Opfer oder die versehentlich zerstörten lebenswichtigen Straßenbrücken und das Zerbomben historisch wertvoller Bausubstanz damals zynisch nannte - auf dem Kosovo im Jugoslawien-Konflikt - wie dieser Unrechts-Krieg damals ausdrücklich nach einem "Fischer-Plan" - also einem Plan des damaligen "Grünen" deutschen Außenministers und Vizekanzlers Joschka Fischer mit vom Zaun gebrochen wurde - und dass ein solches gewaltsames und insgesamt wenig zimperliches Politikverständnis gar kein Einzelfall für grünes Denken ist - alles natürlich unter dem Vorwand der "Humanität" - aber es gibt keinen "humanen Krieg" - auch keinen "grün-gerechtfertigten" Krieg, auch nicht, wenn man ein zweites "Srebenica" damit verhindern will ...:  
„Und dann sprach Joschka Fischer von einem neuen Auschwitz, das der Serbe Milošević plane und das nur durch Krieg zu verhindern sei. Auschwitz - das äußerste Mittel... Der Kosovo-Krieg, obwohl das Völkerrecht dagegen sprach, sei also gerecht und ohne Alternative. Er hieß ‚humanitäre Intervention’. Wer dagegen war, würde Alliierter der serbischen Mörder sein,” erinnerte 2010 der SPIEGEL, als der Afghanistan-Krieg der Bundeswehr erneut diskutiert wurde ... - übrigens auch ein Krieg ohne ein direktes UN-Mandat - mit einer Legitimation durch die Hintertür (weil der Al-Qaida-Anschlag von 9/11 2001 angeblich vom Boden Afghanistans ausging - nehmen sich die USA mit den westlichen Verbündeten dort ein "Recht auf Selbstverteidigung") ...
Merke: Wenn es um die Belange von Machtverschiebungen in der eigenen Hemisphäre oder auch strategisch im Zusammenhang mit großen Vorkommen von Bodenschätzen wie Öl, Gas, seltene Mineralien, Trinkwasser usw. und deren Förder-, Schürfrechte und Erschließungsbedingungen geht (Bau von Flughäfen - Häfen - Autobahnen - Pipelines usw.), ist kein Lager der Welt zimperlich in der Anwendung des "Völkerrechts" - und auch keine der noch so humanitären Parteien in den einzelnen nationalen Parlamenten ...: Letztlich geht es dann immer um eine "Zufriedenstellung der Märkte", was immer das auch im Einzelfall ist - um eine "marktkonforme Demokratie" ... 
Als es darum ging, die vom russischen Einfluss abspenstige Ukraine mit unter anderen ihren boxenden Präsidentschaftskandidaten Vitali Klitschko zu hofieren, da ließ man sich rasch mal auf dem Maidan-Platz in Kiew blicken und abfotografieren und spendierte einen dampfenden Tee oder Kaffee für die frierenden "Freiheitskämpfer" - oder stellte sich mal flott in Berlin mit Klitschko ins seilumspannte Geviert - und dabei plante man ganz lautstark und mir nichts dir nichts noch vor Vertreibung der bisherigen moskauhörigen - eigentlich ganz legitim an die Macht gekommenen Janukowitsch-Regierung - jetzt mit einer nicht im entferntesten autorisierten und noch lange nicht gewählten selbsternannten und auch aus knallharten Nationalisten und Faschisten bestehenden Übergangsregierung einen Deal ...: - nämlich wenn die Ukraine näher an €uropa gebunden ist, expandiert der €U-Einflussbereich mitten in die russische Hemisphäre - und stärkt dort und in ganz €uropa jene "marktkonforme Demokratie", für die Mutti Angie ja unumwunden einsteht, kontrolliert vielleicht ein paar den Russen geldbringende Pipelines, die sich in der Ukraine bündeln und knubbeln, und hat Platz, eigene Vorhaben in dieser Richtung voranzutreiben (s. Karte)...
Bestehende Pipelines und erwogene Hauptachsen zur Versorgung Westeuropas mit Erdgas
Im Anhang zum Grünbuch "Eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie", das die EU-Kommission im März 2006 vorlegte, veranschaulicht diese Karte die erwogenen Hauptachsen zur Versorgung Westeuropas mit Erdgas (blaue Linien). Bereits vorhandene Pipelines sind rot eingezeichnet. Im Begleittext zur Karte heißt es vorsorglich, daß sie lediglich "Kommunikationszwecken" diene und nicht notwendigerweise die Politik der EU widerspiegele.
 ... und die NATO hätte auch quasi "semipermeabel" die Hand am Abzug auf der strategisch so wichtigen und militärisch hochgezüchteten Krim-Zunge - die da hin leckt zu den arabischen ölfördernden Staaten (Irak - Iran, den Krisenstaaten im Nahen Osten (Syrien - Israel - Palästina), und hin nach Afghanistan und Pakistan - und somit in die Drohnen-Abschussweite auf vermeintliche Al-Qaida-Milizen - und zu einem Haufen noch zu erschließender Rohstoffe usw. usf.... 
Sammelbild "Mütterchen Russland" im 1. Weltkrieg
Aber da war nun Wladimir Putin vor - und hat diesen hinterhältigen Schachzug durchschaut - und hat mit einer verzweifelten Rochade diese Option zunichte gemacht ...: Das war weniger clever - als lebensnotwendig für ihn als Regierungschef von "Mütterchen Russland" - und für die russische "Seele" und dem Selbstbewusstsein insgesamt ... 
Das alles wusste man - das alles wissen auch die Grünen - und erst recht Katrin Göring-Eckardt: die hat bestimmt in der Schule im Geschichts- und Geographieunterricht immer gut aufgepasst(bei Claudia Roth wäre ich mir da nicht so sicher ... - statt Geschichtsunterricht hat sie sicherlich auf der Damen-Toilette vor dem Spiegel die Lippen nachgezogen ...) - ...: Aber beide haben auch gelernt: "Du sollst (Vati und) Mutti ehren" ... - und da steht man nun als winzigste Oppositionspartei in dieser "nationalen so wichtigen Frage" mit Angie und Frank-Walter fest zusammen = dass da keine Zeitung mehr zwischen passt ...: Und verrät so die Mit-Oppositions-Partei der Linken ("Wer hat uns verraten: nach den Sozial- nun die Gründemokraten")- und lässt diese einfach so im Regen stehen ...: Ist das die Rolle der Opposition ...??? - Ist das "basis-demokratisch" im Parlament einer angeblich demokratischen Republik ...??? 
Und der Gregor Gysi ist der einzige, der das alles - diese Zusammenhänge - im Bundestag in Erwiderung auf die erweiterten und nochmaligen "Sanktions-Drohungen" der Kanzlerin gegen Russland auf die Reihe bekommt  ("ehe Stufe drei eintritt"... - das ist doch schon Raketen-Sprech im Droh-Szenario...) ...
Und Sie wissen ja: 
Die Fastenaktion 7 WOCHEN OHNE bedeutet in diesem Jahr: mindestens 7 Wochen SELBER DENKEN!: Sieben Wochen ohne falsche Gewissheiten - z.B. ohne diese "Gewissheit": Die Russen sind an allem schuld. Immer ...
........................

Hier das wortwörtliche Protokoll der Rede von Gregor Gysi vom 20.03.2014 - 
Entgegnung der Opposition auf eine Regierungserklärung der Bundeskanzlerin

Präsident Dr. Norbert Lammert:
Ich eröffne die Aussprache.
   Das Wort erhält zunächst der Kollege Gregor Gysi für die Fraktion Die Linke.


Bild: de.wikipedia.org
_____________________

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! 

Frau Bundeskanzlerin, ich finde, Sie hätten lieber unseren Entschließungsantrag vorlesen sollen; das wäre inhaltsreicher gewesen.

   Aber kommen wir zum Ernst der Lage zurück. Ich sage: Die Lage ist wirklich ernst im Bezug auf die Ukraine und Russland, aber nicht hoffnungslos. Die Krim soll nun, unter Bruch des Völkerrechts, Bestandteil Russlands werden. Das Verfassungsgericht in Russland hat schon zugestimmt; jetzt werden noch die beiden Kammern des Parlaments zustimmen. Es ist übrigens interessant, dass Russland sich keine Gedanken darüber macht, dass dadurch natürlich aufseiten der Ostukraine, wenn Parlaments- und Präsidentschaftswahlen anstehen, über 1 Million Wählerinnen und Wähler fehlen - was ja auch Folgen hat. Aber das interessiert Russland nicht.
   Wie vorhergesagt, hat sich Putin tatsächlich auf den Kosovo berufen. Ich bleibe dabei: Die Abtrennung des Kosovo war ein Bruch des Völkerrechts; da können Sie hier über edle Motive erzählen, was Sie wollen. Soldaten gab es nicht nur auf der Krim, Soldaten gab es auch im Kosovo. Einen Volksentscheid gab es übrigens nur auf der Krim und nicht im Kosovo.

Aber ich habe keine Zweifel, dass die Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner des Kosovo die Abtrennung wollte. Wir können ebenfalls nicht leugnen, dass auch eine große Mehrheit der Bevölkerung auf der Krim die Abtrennung will. Nur ist das für mich - das will ich auch gleich sagen - kein Grund.

   Auf eines möchte ich Sie hinweisen: Aus dem Bruch des Völkerrechts kann irgendwann im Völkerrecht Gewohnheitsrecht entstehen, und das ist nicht ungefährlich. Deshalb habe ich Sie damals beim Kosovo so gewarnt. Ein bedrängter, unterdrückter Bevölkerungsteil - auch ein Bevölkerungsteil, gegen den Gewalt angewendet wird -, muss das Recht haben, sein Land zu verlassen - aber nicht mit Territorium; das geht nur mit Zustimmung des Staates, zu dem das Territorium gehört. Diesen Grundsatz haben Sie im Kosovo gebrochen, und dafür zahlen wir jetzt.

(Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU): Auf der Krim gab es kein Srebrenica!)

   Ich weiß, es gibt auch andere völkerrechtliche Auffassungen, sowohl in Bezug auf den Kosovo als auch in Bezug auf die Krim. Zum Beispiel wird gesagt, dass Chruschtschow unter Verletzung sowjetischen Rechts damals die Krim der Ukraine übergeben hat; er war ja selbst Ukrainer. Ehrlich gesagt, meine Auffassung ist dies nicht. Ich sage: In beiden Fällen war bzw. ist es völkerrechtlich nicht legitim.

   Der Hinweis auf die ukrainische Verfassung, der von Ihnen immer kommt - auch von Ihnen, Frau Bundeskanzlerin -, ist nicht besonders glaubwürdig. Sie sagen auf der einen Seite: Die ukrainische Verfassung verbietet eine eigene Volksabstimmung auf der Krim ohne Zustimmung der Zentralregierung. - Auf der anderen Seite interessiert es Sie aber nicht, dass in der ukrainischen Verfassung steht, dass der Präsident nur mit 75 Prozent der Stimmen im Parlament abgewählt werden darf - die nicht zusammenkamen. Also: Entweder die Verfassung gilt, oder sie gilt nicht.

   Heraus kommt auf jeden Fall eines: dass der Übergangspräsident und die Übergangsregierung nicht legitim sind; daran können Sie nichts ändern. Man kann mit ihnen trotzdem verhandeln - das bestreite ich nicht -; aber man muss wissen - und es ihnen sagen -, dass sie nicht legitim sind.

   Wie wird es weitergehen? Ich sage es Ihnen: Letztlich werden irgendwann, früher oder später, alle Regierungen irgendwie akzeptieren, dass die Krim zu Russland gehört.

   Nun sagen Sie: Man muss Sanktionen beschließen; denn wenn man keine Sanktionen beschlösse, dann bedeutete das, eine Völkerrechtsverletzung einfach hinzunehmen. Wirklich?

   Ich erinnere Sie an ein Beispiel: 1974 besetzten türkische Truppen den Nordteil Zyperns. Das war eindeutig und unbestritten völkerrechtswidrig. Sie haben damals nicht eine einzige Sanktion gegen die Türkei beschlossen. Warum nicht? Nur weil die Türkei im Gegensatz zu Russland in der NATO ist? Warum setzen Sie immer diese unterschiedlichen Maßstäbe? Warum können wir nicht mal einheitliche Maßstäbe setzen und anwenden?

Übrigens: Zypern ist bis heute geteilt.

(Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sagen Sie doch mal etwas zu Putin!)

   Ich sage auch: Sanktionen sind keine Politik, sondern ein Ersatz dafür. Die USA drängen aber auf Sanktionen, weil die Antwort Russlands, die darauf erfolgen kann, nicht die USA, sondern die Europäerinnen und Europäer und insbesondere die Deutschen treffen würde. Frau Merkel, Sie sind hier wieder das, was Sie bei der US-Regierung immer sind: Sie sind hörig gegenüber der US-Regierung.

Präsident Dr. Norbert Lammert:
Einen kleinen Augenblick, bitte, Herr Gysi. - Ich darf darum bitten, dass offenkundig etwas länger dauernde bilaterale Gespräche nicht unmittelbar in der Nähe des Rednerpultes geführt werden.

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE):
Das sind dieselbe Hörigkeit und dasselbe Duckmäusertum wie bei den millionenfachen Abhöraktionen der NSA in Deutschland. Sie tun nichts dagegen.

(Volker Kauder (CDU/CSU): Glauben Sie, dass Ihre Freunde aus Russland nicht abhören?)
  
 Es kommt noch etwas hinzu: Die USA planen jetzt neue Atomwaffen in Deutschland, Herr Kauder. Wir brauchen aber weder die alten noch neue Atomwaffen.

Ich sage Ihnen eines: Wenn je von Deutschland aus eine Atomwaffe von den USA gestartet wird, dann trifft die Antwort uns und nicht die USA. Der Höhepunkt dabei ist: Wir sollen uns auch noch mit 20 Prozent an den Kosten beteiligen. Das sind 30 Millionen Euro. Ich frage Sie wirklich, Frau Bundeskanzlerin, Herr Steinmeier und Herr Schäuble: Wollen Sie ernsthaft für neue Atombomben der USA in Deutschland auch noch 30 Millionen Euro bezahlen? Die brauchen wir wirklich dringender für ganz andere Zwecke.

   Als Sanktionen wurden Kontensperrungen, Einreiseverbote und das Aussetzen der Verhandlungen über Visaerleichterungen und über wirtschaftliche Zusammenarbeit angesprochen. Außerdem soll Russland vom kommenden G-8-Gipfel ausgeladen werden; das wird also ein G-7-Gipfel. Daneben wurden weitere politische Maßnahmen und Wirtschaftssanktionen diskutiert.
   Der Bundeswirtschaftsminister hat nun den Export von Rüstungsgütern nach Russland verboten. Dazu - das ist die Ausnahme - sagen wir: Das ist richtig. Das hat aber nichts mit den Sanktionen zu tun, sondern damit, dass Rüstungsexporte unserer Meinung nach generell eingestellt und verboten werden müssen.

   Dieses Verbot wird die russische Armee allerdings nicht sehr beeindrucken.
   Ich frage Sie schon jetzt: Wie wollen Sie wieder raus aus den Sanktionen? Wollen Sie sagen, das geschieht, wenn die Krim wieder bei der Ukraine ist? Wenn das nicht geschieht: Wollen Sie sie ewig aufrechterhalten? Ich sehe schon, wie sich das nach einem oder zwei Jahren schleichend wieder auflösen wird.
   Ich frage Sie: Gibt es keine andere Chance - auch dafür, auf die Völkerrechtswidrigkeit hinzuweisen? Doch, die gibt es! Wir müssten umgekehrt herangehen und einmal nicht negativ und nicht in Form von Sanktionen denken. Wir könnten jetzt doch Verhandlungen mit der russischen Regierung aufnehmen und sagen: Okay, die EU und die NATO haben auch Fehler begangen; das stimmt. - Das kann man doch einräumen; das kostet doch nichts und wäre eine Selbstverständlichkeit. Weiterhin könnte man den Russen sagen: Sie haben auch Fehler begangen, und jetzt zeigen wir Ihnen einmal, wie eine Perspektive für gute Beziehungen mit der EU und der NATO aussehen könnte und wie wir auch Ihre Sicherheitsinteressen berücksichtigen könnten.

   Ich nenne einmal ein Beispiel, nämlich die Raketen in Polen und Tschechien. Die Russen haben gesagt, das beeinträchtige ihre Sicherheit. Der US-Außenminister hat daraufhin zum russischen Außenminister gesagt: Wieso das? Das hat doch gar nichts mit Russland zu tun. - Dieser hat geantwortet: Würden Sie es akzeptieren, wenn wir Raketen in Mexiko aufstellten und sagten, das habe nichts mit den USA zu tun? - Natürlich nicht!

   Ich sage: Wir müssen anders herangehen, nämlich eine Perspektive aufzeigen und dann sagen: Das knüpfen wir aber an die Bedingung, dass diese Art von Politik aufhört. Sie dürfen jetzt nicht lauter russische Inseln suchen und meinen, sie Russland wieder einverleiben zu können. - Das wäre doch eine Perspektive. Gehen Sie doch einmal positiv und nicht nur negativ an die Sache heran, damit wir endlich ein Europa nicht gegen und ohne Russland, sondern mit Russland bekommen; denn sonst wird es auch mit unserer Sicherheit nichts.

   Nun wollen Sie mit der Übergangsregierung der Ukraine den politischen Teil des Assoziierungsabkommens unterschreiben, mit einer Regierung, die nicht aus demokratischen Wahlen hervorgegangen ist und der Faschisten angehören. Wenn Sie uns schon angreifen - Sigmar Gabriel tut das ja auch; das, was ich hier sage, können Sie ihm einmal bestellen - und uns in die Ecke der kalten Krieger stellen, was Blödsinn ist - das muss ich Ihnen einmal ganz klar sagen -, dann hören Sie doch wenigstens auf den ehemaligen EU-Kommissar und Sozialdemokraten Günter Verheugen. Er sagt, dass es richtige Faschisten und nicht nur irgendwelche Nationalisten sind. - Das ist ein fataler Tabubruch, und denen wollen Sie auch noch Geld geben. Ich bitte Sie! Ich finde, eine deutsche Bundesregierung muss hier ganz andere Maßstäbe setzen.

   Ich meine das auch so. Am 13. März dieses Jahres habe ich ein Zitat von dem Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Swoboda Tjagnibok gebracht.

(Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU): Von 2004! Das war vor zehn Jahren!)

Er hat gesagt:

"Schnappt euch die Gewehre, bekämpft die Russensäue, die Deutschen, die Judenschweine und andere Unarten."

Dann haben Sie, Frau Göring-Eckardt, erklärt, das Zitat sei von 2004. Was wollten Sie denn damit sagen? Meinten Sie, es sei verjährt? Oder wollten Sie damit sagen, dass er jetzt anders denkt? Entweder haben Sie nicht die Wahrheit gesagt oder sich zumindest geirrt; denn das Zitat stammt vom Oktober 2012. Lesen Sie das im sozialdemokratischen Vorwärts nach.
   Ich würde mit dem Mann kein Wort wechseln, ihm schon gar nicht einen einzigen Euro übergeben und mit ihm auch keinen Vertrag schließen.

Gestern haben Swoboda-Leute den Programmdirektor des Fernsehens in Kiew zusammengeschlagen und zum Rücktritt gezwungen, weil er die Rede von Putin dokumentiert hat. Der Hauptschläger ist im Parlament Mitglied des Ausschusses für Pressefreiheit.
   Am 9. Februar 1990 hat US-Außenminister Baker zu Gorbatschow gesagt, die NATO werde sich keinen Inch nach Osten ausdehnen. Frau Merkel, Sie und ich säßen heute vielleicht nicht hier im Bundestag, Herr Gauck wäre vielleicht nicht Bundespräsident, wenn die NATO diese Zusicherung nicht gegeben hätte. Der Preis von Gorbatschow für die deutsche Einheit und die Zugehörigkeit ganz Deutschlands zur NATO war der Verzicht auf die Ostausdehnung der NATO; auch Genscher hatte das zugesichert. Diese Vereinbarung haben Sie verletzt.

Im Übrigen hat Gorbatschow vielleicht etwas mehr für die deutsche Einheit getan als die britische Regierung, wenn ich daran einmal erinnern darf.

   Aus der NATO wurde ein Interventionsbündnis, und zwölf Staaten des ehemaligen Ostblocks wurden aufgenommen: Tschechien, Polen, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Slowakei, Slowenien, Bulgarien, Rumänien, Albanien und Kroatien.

(Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das wollten die nicht?)

- Ich habe nicht bestritten, dass sie beitreten wollten; das weiß ich. Aber die NATO wollte das auch, sonst wäre dieser Beitritt nicht zustande gekommen.

   Auf dem NATO-Gipfel in Bukarest 2008 wollten die USA das NATO-Gebiet auch auf Georgien und die Ukraine ausdehnen - die wollten das vielleicht auch -, aber da hat die Bundesregierung Nein gesagt, in den anderen Fällen nicht. Immerhin das haben Sie verhindert.
   Putin sagte auf dem Gipfel in Bukarest wörtlich Folgendes - ich zitiere -:
Das Entstehen eines mächtigen Militärblocks an unseren Grenzen würde in Russland als direkte Bedrohung der Sicherheit unseres Landes betrachtet werden.
   Warum wurde daran nicht gedacht, warum von vornherein das Gezerre um die Ukraine, entweder zur EU oder zu Russland? Nie wurde begriffen, dass die Ukraine eine Brücke zwischen der EU und Russland sein muss.

   Jetzt sage ich Ihnen ganz schnell die Lösungen.
  •    Erstens. Lassen Sie den Unsinn mit den Sanktionen. Eine neue Spirale und weitere Zuspitzungen bringen nichts. China macht da nicht mit; das ist für Russland viel wichtiger. Sie müssen diese Sanktionen eines Tages sowieso wieder zurücknehmen. Das wird eher peinlich.
  •    Zweitens. Keine Abkommen und Verträge mit dieser Übergangsregierung, sondern Unterstützung bei der Vorbereitung und Beobachtung demokratischer Wahlen in der Ukraine. Erst dann, mit legitimer Regierung und ohne Faschisten, können Verhandlungen geführt werden.
  •    Drittens. Die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine muss ausgeschlossen werden.
  •    Viertens. Der Status der Ukraine als Brücke zwischen EU und Russland ginge auch mit einer Perspektive der Mitgliedschaft der Ukraine in der EU, wenn sie auch mit Russland ausgehandelt ist und wir insgesamt eine Zusammenarbeit vereinbaren können.
  •    Fünftens. Russland bleibt aufgefordert, auf weitere militärische Drohungen und Androhungen, erst recht auf die Anwendung von Gewalt, in der Ukraine und anderswo zu verzichten und die Ukraine als souveränen Staat anzuerkennen. Das muss mit einer klaren, positiven Perspektive der Beziehungen zu Russland seitens der EU und seitens Deutschlands verbunden sein, und zwar mit Russland als Bestandteil Europas und nicht außen vor.
  •    Sechstens. Faschistische Organisationen und Parteien sowie paramilitärische Einheiten und andere illegale bewaffnete Formationen in der Ukraine sind aufzulösen. Das staatliche Gewaltmonopol muss durchgesetzt werden. Darauf müssen Sie bestehen, bevor Sie ihnen einen einzigen Euro überweisen oder Verträge mit ihnen abschließen.
(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)

Down Syndrom | HAPPY | Pharell Williams | World Down Syndrom Day

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HEUTE IST WELT-DOWN-SYNDROM-TAG ...

Schon jetzt ist “Happy” von Pharell Williams das wohl am meisten nachgespielte Video der Weltgeschichte. Tausende von Kopien des fröhlichen Popsongs finden sich mittlerweile auf Youtube, produziert von Sportvereinen, Bürogemeinschaften, Großfamilien und Nerdvereinigungen.

Aber kaum eines davon berührt so sehr wie dieses, das anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am 21.März nun von den anonymen Youtube-Usern “britandpaul” auf der Videoplattform hochgeladen wurde. Es braucht nicht viele Worte, um die Faszination des Videos zu erklären, man lässt es und seine wahre Lebensfreude, die es ausdrückt, am besten einfach auf sich wirken. (Und wer auch immer sich hinter dem Namen “britandpaul” verbirgt, er hat eine prima Arbeit gemacht).

Expressionismus-Ausstellung Bielefeld: Hermann Stenner u.a. in der Sammlung Bunte

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Ja - der Sammler Hermann-Josef Bunte hat es im Clip der Tagesschau mit auf den Punkt gebracht: Wie wäre es wohl mit der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts weitergegangen, wenn z.B. Hermann Stenner neben einigen anderen Expressionisten nicht so jung - mit 23 Jahren - sein Leben im 1. Weltkrieg gelassen - sondern sich malerisch-künstlerisch voll hätte entwickeln können - bis hin zu einem "reifen Spätwerk" ... 
Diese Kunstgeschichte müsste sicherlich hier und da umgeschrieben werden ... Hermann Stenner (1891 - 1914) hat in einer nur 5-jährigen Schaffenszeit 1.700 Werke kreiert - von großer Strahlkraft - er war mit seinen jungen Jahren und dieser wahrhaft unbändigen schöpferischen Eruption - voller eigenständiger Ideen und einer den emotionalen Motiven jeweils angemessenen ausdruckstarken Farbigkeit - bereits ein echtes künstlerisches Genie ... 
Leider ist Stenner in Deutschland immer noch ein wenig unbekannt - aber er war eben in seinen jungen Jahren noch nicht in den Metropolen sondern schon damals - zu Beginn seines kurzen Schaffens wenigstens - in der tiefsten "Provinz", in Bielefeld, wo Talente es schwer hatten - und selbst hier in Ostwestfalen-Lippe muss er noch von Vielen erst jetzt - 100 Jahre nach seinem Tod - "entdeckt" werden ...
Dank der emsigen Sammlertätigkeit von Hermann-Josef Bunte sollte das in dieser Ausstellung einmal mehr gelingen:
 
... Entdecken Sie Stenner und die anderen Bielefelder Expressionisten - eben als "Das Glück in der Kunst" ...


Heimspiel für Stenner

EXPRESSIONISMUS BIELEFELD

Kunsthalle Bielefeld zeigt Werke aus der Sammlung Bunte unter dem Titel "Das Glück in der Kunst"

von Stefan Brams | NW


1974 hat Hermann-Josef Bunte seine Leidenschaft für das Werk Hermann Stenners entdeckt - in der Kunsthalle Bielefeld. Der Rechtsanwalt wurde zum Kunstsammler. 950 Werke umfasst seine Sammlung heute. 40 Jahre später kehrt Bunte nun zurück in die Kunsthalle. Unter dem Titel "Das Glück in der Kunst" zeigt das Haus knapp 400 Werke aus seiner Sammlung. Im Zentrum steht dabei die große Liebe des 72-Jährigen - das Werk Hermann Stenners (1891-1914).



Ausstellungsmacher: Kunsthallenchef Friedrich Meschede (v.l.), Sammler Hermann-Josef Bunte, Kuratorin Jutta Hülsewig-Johnen mit Stenners-Selbstbildnis (1912). Foto: S. Jonek


"So ist meine Sammlung noch nie gezeigt worden", freute sich Bunte gestern beim Presserundgang. Und Kuratorin Jutta Hülsewig-Johnen betonte: "Das ist die größte Stenner-Sammlung, die es gibt. Es ist schön, dass wir sie zusammen mit anderen Werken wichtiger Künstler aus dieser Zeit jetzt hier zeigen können." Und Kunsthallendirektor Friedrich Meschede forderte gar: "Bielefeld muss dafür sorgen, dass die Sammlung in der Stadt bleibt - in einem Museum."


Mit Stenner ist ein Maler zu entdecken, der im Jahr 1907 seinen Weg an die Werkkunstschule in Bielefeld fand und seine Kunst von impressionistischen Anfängen über eine expressive Phase zur Abstraktion und Unabhängigkeit des künstlerischen Ausdrucks vorantrieb. Doch sein eruptiver künstlerischer Ausbruch, er schuf rund 1.700 Bilder in nur fünf Jahren, wurde jäh beendet. Stenner starb am 5. Dezember 1914 während des Ersten Weltkriegs als Soldat an der Ostfront. Willi Baumeister war sich 1950 sicher: "Stenner wäre einer der besten Maler Deutschlands geworden." Grund genug also, diesen Ausnahme-Künstler in Bielefeld nach einer Ausstellung im Jahr 2003 erneut zu zeigen und nun auch seines 100. Todestages zu gedenken. 

Die sorgfältig kuratierte, bildmächtige Schau setzt mit dem Westfälischen Expressionismus ein. 18 Maler und ihre Werke sind ausgestellt. Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka, Conrad Felixmüller und Peter August Böckstiegel sind ihre herausragendsten Vertreter. Expressive Landschaftsbilder, Bauern bei der Feldarbeit, Porträts und Stadtansichten sind versammelt. Grelle Farben dominieren. Doch Stenner, der Böckstiegel skeptisch gegenübersteht, will weiter, will raus aus Bielefeld. Über seine Heimatstadt notiert er: "Anstatt einen zu fördern, bremst diese ganze Bielefelder Gesellschaft nur."


Beerdigung, 1913 - Sammlung Bunte
1909 bricht Stenner auf - nach München. In Dachau und am Ammersee malt er - Landschaften, Menschen. Ruhiger, impressionistischer wirken seine Arbeiten. Ende 1910 bricht Stenner erneut auf - nach Stuttgart in die Malklasse von Adolf Hölzel. Der wird zu seinem wichtigsten Lehrer. Und Stenner findet zu einem ganz neuen, immer abstrakter werdenden künstlerischen Ausdruck - bis hin zu kubistischen Formen. Arbeiten von 21 Hölzel-Schülern zeigt die Kunsthalle. Und auch der Lehrer selbst ist mit seinen "Schriftbildern", kleinen malerischen Arbeiten samt oft dadaistischen Texten, vertreten. Zusammen mit Stenners Papierarbeiten, denen oft ein gewisser Witz eigen ist, sind sie in einem Saal in enger Petersburger Hängung zu entdecken. Bunte: "Hier zeigen wir massenhaft Klasse." Und in der Tat: Allein dieser Raum ist einen Besuch der Ausstellung wert. 


Selbstbildnis, 1912 - Sammlung Bunte
Überhaupt ist die zweite Etage der Kunsthalle die spannungsreichere. Stenners Landschaftsbilder aus der Eifel, sein "Heilger Sebastian", das "Selbstbildnis im Roten Kostüm" und "Kubistische Figur mit Häusern" beeindrucken, zeigen, wie er einen Weg in die Abstraktion findet. Er selbst schreibt: "Jetzt geht es ans Komponieren." Die Wirklichkeit spielt keine Rolle mehr. Und setzte Stenner zunächst noch auf expressive Farbigkeit ("Grüne Frau mit gelbem Hut"), so nimmt er diese nun zurück. Dunklere Farben dominieren. An der Stirnwand sind seine letzten großen Werke von 1914 gehängt: "Auferstehung" und "Dame mit Lilie". Stenner scheint seinen Weg gefunden zu haben. Am 1. August bricht der Erste Weltkrieg aus. Am 30. November schreibt der 23-Jährige eine Postkarte an seine Eltern. "Morgen geht?s an den Feind", steht da. Am 5. Dezember stirbt Stenner. In einem gesonderten Saal wird in dieser überzeugenden Ausstellung weiterer zu früh gefallener Künstler gedacht. Sehr sehenswert!


Foto: S. Jonek


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Der Sammler und die Ausstellung

  • Hermann-Josef Bunte wurde am 22. Dezember 1941 in Papenburg geboren. Der Rechtswissenschaftler sammelt seit 1974 Kunst. Von 1969 bis 1986 Lehrtätigkeit an der Uni Bielefeld, Richter am Landgericht Bielefeld. 1986 bis 2001: Professur an der Uni der Bundeswehr in Hamburg und Richter am Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg. Seit 2004 arbeitet Bunte als Rechtsanwalt für Kartellrecht und Bankprivatrecht. Seit 2012 lebt der Kunstsammler wieder in Bielefeld. Seine Kunstsammlung umfasst 950 Bilder.

Die Ausstellung "Das Glück in der Kunst" wird am Freitag, 21. März, um 19 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 3. August. Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog. Im Buchhandel 39,95 Euro, in der Schau 29 Euro. 

Weitere Informationen zur Ausstellung gibt's unter www.kunsthalle-bielefeld.de
und hier

© 2014 Neue Westfälische, Freitag 21. März 2014


Bild & Song: ANOTHER BRICK IN THE WALL | S!NEDi|photo|graphic | Pink Floyd

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S!NEDi: Another Brick In The Wall

Wir brauchen keine Erziehung - Wir brauchen keine Gedankenkontrolle - Keinen dunklen Sarkasmus im Klassenzimmer - Lehrer, lasst die Kinder alleine - Hey, Lehrer, lassen Sie die Kinder in Ruhe - Alles in allem, es ist nur ein weiterer Stein in der Mauer - Alles in allem seid ihr nur ein weiterer Stein in der Mauer - Wir brauchen keine Erziehung - Wir brauchen keine Gedankenkontrolle - Keinen dunklen Sarkasmus im Klassenzimmer - Lehrer, lasst die Kinder alleine - Hey, Lehrer, lasst uns Kinder allein - Alles in allem seid ihr nur ein weiterer Stein in der Mauer - Alles in allem seid ihr nur ein weiterer Stein in der Mauer




Hermann Stenner | der hochbegabte Expressionist - starb 23-jährig vor 100 Jahren

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Ich habe zur Ausstellungseröffnung "Das Glück in der Kunst" - Expressionismus und Abstraktion um 1914 Sammlung Bunte - am 21.03.2014 in der Kunsthalle Bielefeld vom künstlerischen Genie Hermann Stenner's berichtet, der leider in den Kreisen der Kunstinteressierten noch immer recht unbekannt ist. Ich möchte mit diesem Beitrag hier Hermann Stenners leider viel zu kurze Biografie noch etwas näher bringen, denn dieser hochbegabte Künstler starb ja schon 1914 mit 23 Jahren an der Ostfront im 1. Weltkrieg - wie hätte sich die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts wohl mit ihm entwickelt - wenn er sich hätte künstlerisch weiterentwickeln können - hin zu einem "reifen Alterswerk" ... ???

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Hermann Stenner, Grüne Frau mit gelbem Hut II, 1913
Öl auf Leinwand
52,3 x 40,8 cm

Kunstauktion Lempertz, 2.12.2011
Taxe: 40.000 - 50.000 EURO
Zuschlag: 110.000,- EURO
Losnummer: 211

Schönen Erfolg hatte Lempertz mit Arbeiten einiger weniger bekannter Künstler. Unzweifelhaft hoch war die Attraktivität von Hermann Stenners „Grüner Frau mit gelbem Hut II“, rot glühenden Augen, orangefarbenem Umhang und vor tiefblauem Hintergrund. Das kraftvolle, in seiner Farbigkeit aber auch beinahe geisterhafte Gemälde entstand 1913, ein Jahr vor dem frühen Kriegstod des hochbegabten Künstlers. Der Schätzpreis von 40.000 bis 50.000 Euro markierte bereits, dass es sich um die beste Arbeit handelte, die von Stenner bislang auf dem Auktionsmarkt gesichtet werden konnte. Mit 110.000 Euro, die ein deutscher Sammler nach heftigem Wettstreit spendierte, wurden diese Erwartungen aber noch deutlich übertroffen.
(kunstmarkt)

Eine sensationelle Wiederentdeckung dürften die brutto 132 000 Euro - rund die dreifache mittlere Taxe - einleiten, mit denen ein deutscher Sammler sich das Bild einer Frau mit grünem Gesicht, orangefarbenem Hut und roten Augen von Hermann Stenner sicherte.
Stenner war 22 Jahre jung und noch Student, als er 1913 das abstrahierte, grell expressionistische Bild malte. Ein Jahr später starb er an der Ostfront, ein Opfer auch der eigenen Kriegseuphorie wie die Maler Franz Marc und August Macke, doch ohne schon deren künstlerische Reife erlangt zu haben.
(Handelsblatt)

Link:
http://www.hermann-stenner.de/

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Selbstbildnis mit roter Jacke, 1911 - http://www.hermann-stenner.de/

Hermann Stenner (* 12. März 1891 in Bielefeld; † 5. Dezember 1914 an der Ostfront in Iłow, Polen) war ein deutscher Maler und Grafiker.
Stenner gehört zu den herausragenden Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts, obwohl ihm durch seinen frühen Tod im Ersten Weltkrieg nur eine kurze Schaffensphase von fünf Jahren vergönnt war. In dieser Zeit schuf der junge Künstler ein umfangreiches und sehr überzeugendes Œuvre: Annähernd 280 Gemälde und weit über 1500 Arbeiten auf Papier sind bekannt. Nach impressionistischen Anfängen um 1909 wurde Stenners Malweise ab 1911 zunehmend ausdrucksstärker mit hartem Kontur und kräftigen Farben. Diese Hinwendung zum Expressionismus geschah unter dem Einfluss Kandinskys, ab 1912/13 aber vor allem durch seinen Lehrer Adolf Hölzel.

Leben und Werk

Schon während seiner Realschulzeit malte der Sohn des Bielefelder Malermeisters Hugo Stenner beeindruckende Kopien alter Gemälde und besuchte nach seinem „Einjährigen“ ab 1908 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. Im April 1909 wurde er zur Aufnahmeprüfung für die Kunstakademie in München zugelassen und trat, wie Paul Klee elf Jahre vor ihm, in die Zeichenklasse von Heinrich Knirr ein. Den Sommer 1909 verbrachte Stenner bei Hans von Hayek an dessen Malschule in Dachau und machte dort ganz erhebliche Fortschritte in seiner Malerei. Von Hayek und Knirr empfahlen ihm daraufhin nicht mehr, wie zuvor, den in München lehrenden Hugo von Habermann als geeigneten Malerei-Professor, sondern den in Stuttgart lehrenden Christian Landenberger.

Ende März 1910 zog Hermann Stenner dann nach Stuttgart, wo er an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in die Malklasse von Landenberger aufgenommen wurde. Im Oktober 1911 wechselte er schließlich in die Komponierklasse von Adolf Hölzel, dessen Vorlesungen völlig abwichen vom Unterricht Landenbergers und von Hayeks. Zunächst folgte Stenner ihnen mit großer Begeisterung, da sie ihm eine neue Welt eröffneten und die Malerei als eine Art Wissenschaft nahebrachte. Später löste er sich von der allzu starken Beeinflussung durch die Vorlesungen und entwickelte seinen eigenen Stil weiter. Schon nach einem Semester bot Hölzel Hermann Stenner an, in eines der begehrten Meisterschülerateliers im Garten des Stuttgarter Schlosses umzuziehen, was dieser im März 1912 auch mit großer Freude tat. Während des Sommersemesters nahm Stenner noch an einer längeren Exkursion nach Monschau (Montjoie) mit Hölzel teil, der wir einige Gemälde mit einem gesteigerten Grad futuristischer Synapsis sowie eine große Zahl an Zeichnungen verdanken.

Ab August 1912 verbrachte er mit seinem Freund, dem Kunsthistoriker Dr. Hans Hildebrandt und dessen Frau Lily, vier für Stenner beeindruckende Wochen in Paris.

1913 wurde er zur „Ersten deutschen Expressionisten-Ausstellung“ in Dresden eingeladen. Im selben Jahr gab Adolf Hölzel den Auftrag zur Ausführung der Wandmalereien für die Vorhalle des Hauptgebäudes der Ausstellung des Deutschen Werkbundes in Köln 1914 an Stenner, Oskar Schlemmer und Willi Baumeister weiter (Eröffnung am 16. Mai 1914) Der Wandfries erregte großes Aufsehen und rief die unterschiedlichsten Reaktionen hervor, von enthusiastischer Begeisterung bis zu kategorischer Ablehnung.

Am 7. August 1914 meldete er sich zusammen mit Oskar Schlemmer als Kriegsfreiwilliger in Stuttgart und trat in das Grenadier-Regiment Nr. 119 ein. Nach zwei Monaten an der Westfront wurde er Ende November mit seinem Regiment „Königin-Olga“ an die Ostfront verlegt, wo er in den frühen Morgenstunden des 5. Dezember 1914 bei einem desaströsen Angriff auf die Stadt Iłow in Polen fiel. So wurde Stenner Opfer eines Krieges, der auch andere künstlerische Laufbahnen gewaltsam beendete. Unter den deutschen Toten waren auch August Macke, Franz Marc und Wilhelm Morgner. Doch anders als Macke oder Marc, mit denen er dasselbe Schicksal teilt, wenngleich diese früher mit ihrem Werk begonnen hatten, gehört Hermann Stenner noch immer zu den außerhalb der Fachwelt weniger bekannten Künstlern der deutschen Moderne.


Zitate

„Stenner war ein frischer, heiterer Mensch und Künstler. Seine Leistungen waren ausgezeichnet ...Ich schätze die Malereien Stenners sehr, wie Oskar Schlemmer auch. Er wäre einer der besten Maler Deutschlands geworden, wenn nicht der sinnlose verbrecherische Krieg seine Opfer geholt hätte.“
– Willi Baumeister

„Die Natur gab Stenner als wertvolles Geschenk die Leichtigkeit der Hand, die frühe Beherrschung des Handwerklichen mit auf den Weg. Sie verlieh seinen Malereien und Zeichnungen die Frische des Unmittelbaren, den Eindruck des freudigmühelos Geschaffenen, wozu sein Temperament und seine Lust am Dasein in lebenssprühendem, an Gegensätzen reichem Farbenspiel das Ihre beitrug.“
– Prof. Dr. Hans Hildebrandt

„At twenty-three Hermann Stenner was the youngest expressionist painter to die in the war. His development as a painter really only began when he was twenty and became a pupil of Adolf Hölzel in Stuttgart in the autumn of 1911. ...Hermann Stenner began to eschew theory and follow his own instincts, taking only what suited him from Hölzel's teachings, and began to look further afield for his inspiration.“
– Dr. Hans-Georg Gmelin
(WIKIPEDIA)

art|&|fact | S!NEDi: immerwährendes spiegelbild | gedicht & bild

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S!NEDi: art|&|fact

uralt - dies gesicht - alle gesichte
von anfang an schon
so oft schon verbraucht
im kindchenschema
immer wieder neu 
aus dem damals heraus
dies antlitz; kristallin vielleicht
kristallinin gebröselt
zu kristallstaub
zerborsten klingelingling:
vor tausenden von jahrenden schon
da windet sich der kronleuchter
windet sich im kreisenden lichte
im spiegelbild 
der erscheinungen:
mehr sein als schein:
beim lippenspiel zarte fältchen
im flaum - ganz eben - 
gleich verschwinden's wieder
wieder im modder wieder
hinter dem spinngeweb
im alten holzspeicher im alten
wo es knistert und knackt ab und zu
versinken im staub 
versinken zwischen den jahrtausenden:
du weißt schon
dass es wiederkommt - dies gesicht
und alle gesichte
wiederkommen
immer wiederkommen ...
zuerst makellos
um dann - eines tages 
fältchen zu bilden
beim lippenspiel

sinedi
zum welttag der poesie am 21.03.





Burnout hat eine Alternative: BOREOUT - die chronische Unterforderung

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Toll - in der Firma hab ich zur Zeit echt wenig zu tun - muss ja auch mal sein - aber das geht jetzt schon eine ganze Weile so  ... 
Heute - am ersten Sonntag im Frühling - möchte ich Sie mit einem Stück Selbst-"Ehrlichkeit" nerven - das Viele immer wieder gut kaschieren - durch "Abgeklärtheit" und Coolness: Das Problem der täglichen Unterforderung - der Langeweile - auch im Job - und in Uni und Schule - das Problem des BORE-OUT ...
Ja - Sie haben richtig gelesen - und es ist kein Schreibfehler: BORE-OUT / BOREOUT - die Unterforderung mit all ihren Folgen - im Gegensatz zum vielzitierten Burn-out - die Überforderung, das "Ausgebranntsein" - das ja in aller Munde ist - und das zu einer gewissen gesellschaftlichen Anerkennung geführt hat - und zu Mitleid ...
Der "Fleißige", der sich "überfordern" muss - der im Stress steht - ist leistungsgesellschaftlich natürlich akzeptierter und anerkannter und Mitleid heischender - als der "Faulpelz", der Fenstersitzer, der "Lau-Malocher" - der Müßiggänger ...
Besonders weil wir das ja von kleinauf eingetrichtert bekommen: Sei brav - sei strebsam - sei fleißig - bilde dich fort - streng dich an: "Müh' und Arbeit war sein Leben - eh der Herr ihm Ruh gegeben" - steht manchmal immer noch über Traueranzeigen - obwohl im Zeitalter der Industrialisierung und Elektronisierung ein solches lebenslanges "Arbeiten" kaum noch vorkommt - wohl ein "lebenslanges Lernen": So viel an Arbeit ist gar nicht mehr da - bzw. sie ist aus Kostenersparnisgründen relativ sinnvoll verteilt auf viele Schultern und in "Billiglohnländern" - manchmal offensichtlich sogar schon auf zu vielen Schultern ...
Und obwohl wir bereits Kleinkinder mit spätestens 3 Jahren in die Kita und in die Vorschule schicken (damit Mama und Papa "arbeiten" gehen können ... - und die Vorbereitung auf das "Erwerbsleben" auch früh genug mit Vorübungen beginnt ...) - und diese Kleinkinder - die besser noch spielen sollten: mit Schaukel, Buntstift, Roller - dann bereits mit 5 Jahren eingeschult werden, um dann später in 8 statt in 9 Jahren - also mit 17-18 Jahren - das Abitur zu "bauen" - ja - um sodann in einem Turbo-Master-Studium in die Arbeitswelt geschubst zu werden - nach ein paar völlig unterbezahlten und der Qualifikation unangemessenen "Praktikums"-Jahren: ja - und dann wartet da oft gähnende Langeweile und Unterforderung ... - und mit 63 oder 67 oder späterhin 70 Jahren (je nach Regierungskoalition) erhält man seine kärgliche Rente - die implizit auffordert, "doch noch etwas weiterzuarbeiten" (..."die Wirtschaft kann auf die Erfahrungen der Alten nicht einfach verzichten" ...) - zumindest sich aber in einem unbezahlten Ehrenamt semiprofessionell engagieren soll - um so indirekt den Arbeitsmarkt mit zu entlasten: Alles insgesamt doch irgendwie - aus der Meta-Ebene betrachtet: völlig verkehrte Welt ... - Da hat der Mensch sich in seiner Hybris total verzockt - und wird eben einfach mal "krank" gemacht - immer unter einer anderen "Marke" - unter immer neuen Begriffen und ICD-Diagnosen - damit wenigstens die Mediziner und Psychotherapeuten, die Pharmazeuten, die Soziologen, die Versicherungsunternehmen, die Unternehmensberater, die ärztlichen Hilfsberufe, die Pädagogik in allen Erscheinungsformen und ... und ... und -  ... damit all diese Professionen nicht auch noch ihr Burn- oder Bore-Outing zelebrieren müssen - ich meine: wer will das schon ...  
Magdalena Neuner, die Weltcupsiegerin im Biathlon, Rekord-Weltmeisterin und zweimalige „Sportlerin des Jahres“ geht bei der Weltmeisterschaft in Ruhpolding 2012 zum letzten Mal an den Start. In Interviews zeigte sich Neuner, 25, zuletzt geradezu angeödet von ihrer bisherigen Haupttätigkeit – sie könne sich nicht vorstellen, „mit 30 noch im Kreis herumzurennen und auf Scheiben zu schießen“.

Damit zitierte sie indirekt einen anderen Großen seines Sports. Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda, heute 65, hatte 1979 seinen ersten Rücktritt (er währte drei Jahre) so begründet, er sei „draufgekommen, dass es in meinem Leben Sachen gibt, die wichtiger sind, als mit dem Auto im Kreis zu fahren“.




Sie wissen noch nicht, was Boreout (Boreout kommt von 'boredom' = zu Deutsch: Langeweile) ist? Dann denken Sie mal, nur kurz, an einige Ihre Arbeitskollegen. Gibt es da nicht einige darunter, die den ganzen, lieben, langen Tag nichts tun? Die Stress nur vortäuschen? Oder denken Sie vielleicht sogar an sich selber – nichts zu tun im Job? Der Chef delegiert nicht? Total unterfordert? Dann kommen wir des Rätsels Lösung schon ein wenig näher. 

Der grosse Bluff: Wer in der heutigen Arbeitswelt nicht gestresst ist, ist nicht wichtig. Stress hat in Gesprächen mit Kollegen einen wesentlich höheren Unterhaltungswert als Unterforderung oder Langeweile.
Erst neulich klagte eine angehende Abiturientin im Fernsehen, die jetzt bereits nach acht Jahren ihr Abitur machen soll - mit dem gleichen Lernstoff wofür sie zuvor neun Jahre Zeit gehabt hätte - sie stände mit ihren Schulkollegen "total im Stress" - und viele klagten schon über "Kopfweh" ... - oh weh ...
Und genau deshalb wird Stress heutzutage oftmals übertrieben dargestellt. Wer gibt schon gerne zu, bei der Arbeit unterfordert zu sein? Niemand! Und weil niemand darüber redet, meint man schnell, man sei der Einzige, der in einem solchen Schlamassel stecke. Dem ist aber mitnichten so, denn wenn man zahlreiche Umfragen etwas genauer betrachtet, merkt man bald, dass es nicht nur gestresste Arbeitnehmer gibt, sondern eben auch solche, die zu wenig zu tun haben, sich nicht mit der Arbeit identifizieren und sich langweilen. Jene eben, die einen Boreout haben.
In der Arbeitswelt ist das Thema vielen noch völlig neu: «Das Problem Boreout kommt gelegentlich bei Veranstaltungen hoch, aber es gibt bei uns noch keine Gruppe, die sich gesondert mit dem Phänomen beschäftigt», berichtet etwa Dario Mordasini, der bei der Gewerkschaft Unia für Gesundheit am Arbeitsplatz zuständig ist. 
  • Auch Krankenkassen wiegeln ab und wollen nach den hohen Kosten für Burn-out-Patienten wohl eher keine neue Patientenfront eröffnen. Das Phänomen Boreout scheint aber so etwas wie der Bigfoot der Arbeitspsychologie zu sein: Es gibt kaum Daten über seine Verbreitung, die Meinungen der Wissenschafter sind gespalten – aber das Thema findet Anklang in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt weil fast jeder einen unterforderten ­Arbeitskollegen hat. 
Wissenschafter beobachten jedenfalls, dass das Thema langsam salonfähig wird:«Früher gab es den Nervenzusammenbruch, das war aber ein öffentliches Zeichen der Schwäche. Mit dem Wort ‹Burnout› wurde dem Nervenzusammenbruch ein neues Image verpasst und zu ­einer gesellschaftlichen ­Akzeptanz verholfen. Die sprachliche Anlehnung des Wortes ‹Boreout› an den Begriff ‹Burnout› zeigt, dass er auch nach Akzeptanz sucht», erklärt Professor Beda Stadler, Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern.«Eine Kategorie der Unterforderung am Arbeitsplatz gibt es seit langem, das ist tatsächlich ein Problem», bestätigt Petra Klumb, Professorin für Personal- und Organisations­psychologie an der Universität Freiburg. «Wenn niedrige Anforderungen mit niedrigen Ressourcen auf Seiten des Arbeitnehmers kombiniert sind, entsteht ein ­Arbeitsplatz, an dem die Menschen passiv werden, weil sie unterfordert sind.» 

Martin Wittner von der Zürcher Personalberatung Contagi ist einer der wenigen Schweizer Spezialisten, die unterforderten Spitzenkräften wieder zu einem «Flow» helfen. Für ihn ist der Boreout vor allem ein Problem der Hochqualifizierten. Wirklich krankhafte Auswirkungen habe er bisher nur bei Führungskräften erlebt. «In der Produktion stoßen Rotationspläne, die für Abwechslung sorgen sollen, manchmal sogar auf Widerstand», erklärt er. Einige Angestellte seien super happy, wenn sie jeden Tag an der gleichen Maschine arbeiten dürfen, und beleidigt, wenn sie nach 15 Jahren plötzlich woandershin sollen. «Aber das wird selten zum Problem, weil sie es dann einfach sagen und in der nächsten Woche wieder am alten Platz stehen.»

Bei Führungskräften, so Wittner, lässt sich das Rad oft nicht mehr so schnell zurückdrehen. «Der Klassiker: Interne Umstrukturierung, eine Stelle gibt es an einem Standort nicht mehr, jemand verliert seine Verantwortung und Aufgabenbe­reiche und landet gefühlt auf dem Abstellgleis. Oft kommen finanzielle Verantwortungen wie eine Hypothek auf ein Haus oder Kinder hinzu. Da kündigt man nicht so leichtfertig», erklärt Wittner. In internationalen Konzernen, so der Personalberater, nenne man solche Fälle «Windowseater», Fenstersitzer.

Die Umfragen
  • In einer Studie, die in den USA bei mehr als 10.000 Arbeitnehmern durchgeführt wurde, gab ein Drittel der Befragten an, bei der Arbeit unterfordert zu sein. Arbeitnehmer erledigen im Schnitt während knapp zwei Stunden pro Tag – ohne offizielle Pausen – private Dinge am Arbeitsplatz. 
  • Gemäss einer Umfrage von Kelly Services findet mehr als ein Drittel der Schweizer, dass die private Internetnutzung während der Arbeitszeit gerechtfertigt sei. In einer weiteren Umfrage von Kelly Services gaben 10% der Befragten explizit an, bei der Arbeit unterfordert zu sein. 
  • Eine weitere Studie aus den USA, durchgeführt von Sirota, kommt ebenfalls zum Schluss, dass gelangweilte Arbeitnehmer ein weitaus grösseres Problem für Unternehmen sind als diejenigen, die angeben, gestresst zu sein.
  • Immerhin 16 Prozent der Befragten gaben im „Gesundheitsreport“ der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) an, sie müssten bei der Arbeit häufig Dinge tun, von denen sie glauben, „dass sie eigentlich anders gemacht werden sollten“. – Fehlende Autonomie im Job zählt zu den Risikofaktoren für Bore-out.
  • Forschern der Dortmunder Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) antwortete nahezu jeder Siebte von mehr als 19 000 Befragten, die Anforderungen an seine fachlichen Kenntnisse am Arbeitsplatz unterforderten ihn. Nur jeder Zwanzigste, 4,6 Prozent, fühlte sich hingegen überfordert.
  • Die große Leere: Deutlich mehr Arbeitnehmer
    fühlen sich eher unter- als überfordert - Quelle: Focus
  • Und eine 2010 durchgeführte Erhebung mit 3000 bayerischen Arbeitnehmern zwischen 18 und 29 Jahren ergab, dass die Mehrheit sich nicht ihrer Qualifikation gemäß entfalten darf. 59 Prozent gaben an, sie hätten das Gefühl, dass sie mehr könnten, als von ihnen verlangt werde.






Das Boreout 

ist das Gegenteil des Burnout. Es besteht aus den folgenden Elementen:
  • Unterforderung: Sie beschreibt das Gefühl, mehr leisten zu können, was von einem gefordert wird
  • Langeweile: Hier geht es um Lustlosigkeit und Ratlosigkeit, weil man nicht weiss, was man tun soll.
  • Desinteresse: Beim Desinteresse steht die fehlende Identifikation mit der Arbeit im Vordergrund.
Damit verknüpft sind langfristig angelegte Verhaltensstrategien, die der Arbeitnehmer anwendet, um bei der Arbeit ausgelastet zu wirken und sich Arbeit vom Leibe zu halten.

Eine Unterscheidung ist wichtig: Boreout ist nicht gleich Faulheit. Boreout-Betroffene sind nicht faul, sondern faul gemacht. Wer faul ist, will nicht arbeiten, auch wenn man ihn lässt. Wer unterfordert ist, will arbeiten, aber das Unternehmen lässt ihn nicht.


Das Boreout ist paradox

Die Vorstellung, es sei schön, bei der Arbeit nichts zu tun (Homer J. Simpson lässt grüssen), ist populär. Die Wahrheit jedoch ist: Das Absitzen von Stunden, in denen man nichts zu tun hat und einfach auf den Feierabend wartet, ist der blanke Horror. Genau diese Unzufriedenheit hält der Arbeitnehmer jedoch – paradoxerweise – mit den Strategien am Leben. Diesen Strategien sind dabei keine kreativen Grenzen gesetzt.

Die Boreout-Strategien 

Die Verhaltensstrategien ermöglichen es, sich während der Arbeitszeit privaten  Dingen zu widmen: Planen der nächsten Ferien, einen neuen MP3 Player  ersteigern oder einfach ein wenig im Netz surfen. Sie machen die vermeintlich gestresste Arbeitswelt zum großen Bluff! Nicht alle, die ausgelastet wirken, sind es auch. 

Schäuble beim Sudoku-Spiel während einer Haushaltsdebatte ...
Ein Arbeitnehmer vertuscht mit den Strategien, dass er nichts zu tun hat und tut  so, wie wenn er völlig ausgelastet wäre. Er verhindert dadurch, dass sich seine Situation verbessert. Er verfällt dem süssen Gift des Nichts-Tuns und wurstelt so tag täglich vor sich hin, in der vermeintlichen Gewissheit, alles sei in bester Ordnung – obwohl es dies gerade nicht ist. Hier beschreiben wir in aller Kürze 
zwei mögliche Strategien, aber klar: Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt! 

Die Flachwalzstrategie 

Bei dieser Strategie wird die Arbeit auf eine viel längere Zeit verteilt, als dafür eigentlich nötig ware – das vorhandene Arbeitsvolumen wird flachgewalzt. Für diese Strategie eignet sich besonders ein langfristiges Projekt. Die Zeitspanne, innerhalb derer eine Aufgabe erledigt sein muss, wird – ohne Not – vollständig ausgeschöpft. 

Die Komprimierungsstrategie 

Komprimieren heißt: voll konzentriert und hypereffizient an einer Aufgabe nicht stunden- oder tagelang herumwerkeln. Das Ziel dieser Strategie ist, eine Aufgabe so rasch wie möglich zu erledigen und eine vom Chef gesetzte Deadline sogar zu unterschreiten. Das wird dem Vorgesetzten allerdings nicht mitgeteilt. So hat man bis zum eigentlichen Abgabetermin genügend Zeit, sich seinen privaten Dingen zu widmen oder mit den Arbeitskollegen zu plaudern. 

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Diagnose Boreout
(Weitergeleitet von Bore-Out-Syndrom)

Diagnose Boreout - ist ein im März 2007 erschienenes Buch, in dem die Autoren Philippe Rothlin und Peter R. Werder unter der neugeschaffenen Bezeichnung Boreout eine Theorie zum Thema Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz infolge von Langeweile vorstellen. Das Buch wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse für zwei deutsche Wirtschaftsbuchpreise nominiert. Basis der Theorie sind die Studien von Dan Malachowski, The Gallup Organisation und Kelly Services. 

Krankheit oder Marketing-Strategie ???

  • Ein Kritiker bezeichnet die Theorie als Hoax, dessen Ziel es ist, etwas völlig Normales als krankhafte Erscheinung darzustellen.
  • Mit dem Boreout ist es wie mit vielen anderen Krankheiten auch: Oft kann erst ein Arzt die Symptome zu einer sinnvollen Diagnose zusammenführen. Die Diagnose «Boreout» ist in der Fachwelt bisher aber heiss umstritten: Das liegt auch daran, dass die «Entdecker» des Boreout, Rothlin und Werder, keine Arbeitspsychologen sind, sondern Unternehmensberater, die mal ein Buch mit einem griffigen Titel geschrieben haben. Das «Boreout» ist damit zu so etwas wie ihrer Marke geworden.

Hintergrund der beschriebenen Problematik
Das Zusammenspiel von Anforderungen
und Fähigkeiten führt je nach Verhältnis
 zu Überforderung, Unterforderung oder Flow -
Quelle. WIKIPEDIA
Das Zusammenspiel von Anforderungen und Fähigkeiten führt je nach Verhältnis zu Überforderung, Unterforderung oder Flow ...
Bei dauerhafter Fehlbelastung geht bekanntermaßen zumeist das lustbetonte Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit (auch als Flow bezeichnet) verloren.
Abgeleitet vom Yerkes-Dodson-Gesetz kann dafür außer Überlastung, die zu einem Burnout-Syndrom führen kann, auch Unterforderung (beispielsweise infolge einer ungeeigneten Berufswahl oder eines unpassenden Arbeitsumfeldes) ursächlich sein. 
Mögliche Folgeerscheinungen von Unterforderung sind – ähnlich denen bei Überforderung – Müdigkeit, Lustlosigkeit, Gereiztheit und Frustration, bis hin zu Anzeichen einer krankhaften Depression ...

Zuschreibungen zum Boreout
Der sogenannte Boreout wird von den Autoren, als Gegenstück zum Burnout, mit folgenden Zuordnungen beschrieben:
Er besteht aus den Elementen Unterforderung, Desinteresse und Langeweile. Hinzu kommen Verhaltensstrategien, die helfen sollen, bei der Arbeit beschäftigt zu wirken, obwohl dies gar nicht der Fall ist. Personen, die einen Boreout haben, sind mit ihrer Situation am Arbeitsplatz unzufrieden. Paradoxerweise verlängern sie diesen Zustand der Unzufriedenheit mit den erwähnten Strategien, anstatt ihre Situation zu analysieren und Schritte zur Verbesserung einzuleiten. Der Boreout ist nicht das Gleiche wie Faulheit. Wer einen Boreout hat, der möchte arbeiten, sucht Herausforderung und Anerkennung. Vielmehr wird ein vom Boreout Betroffener faul gemacht, etwa weil sein Vorgesetzter ihm keine oder nur langweilige Aufgaben überträgt. Innerhalb einer Arbeitsgruppe können auch gleichzeitig Burnout und Boreout auftreten, denn wenn ein Teil der Gruppe sämtliche Arbeiten für sich beansprucht und sich damit überfordert, fühlen sich die übrigen Gruppenmitglieder unterfordert.


Eine Auszeit in Ehren - kann niemand verwehren ...
Grundelemente

Unterforderung
Einerseits kann ein Arbeitnehmer quantitativ unterfordert sein: Er bekommt nicht genug Arbeit. Andererseits kann er qualitativ unterfordert sein: In diesem Fall bekommt er nicht genug spannende und herausfordernde Arbeit (wenn er zum Beispiel nur die einfachsten Dinge erledigen darf, also für seine Stelle überqualifiziert ist). Unterforderung beschreibt also das Gefühl, mehr leisten zu können, als von einem gefordert wird.

Desinteresse
Beim Desinteresse steht die fehlende Identifikation entweder mit dem Unternehmen oder mit der Branche, in der man tätig ist, im Vordergrund. Man verliert das Interesse an seinen Aufgaben. Die Aufgaben und die Probleme des Unternehmens werden für den Arbeitnehmer völlig irrelevant, sie sind ihm gleichgültig.

Langeweile
Bei der Langeweile geht es um Lustlosigkeit und um einen Zustand der Ratlosigkeit, bis hin zur Verzweiflung, weil man nicht weiß, was man tun soll, weil es nichts zu tun gibt.

Boreoutstrategien
Die im Buch beschriebenen Boreoutstrategien sollen helfen, bei der Arbeit beschäftigt und ausgelastet zu wirken, denn während jemand, der unter Burnout leidet, tatsächlich belastenden Stress erlebt, täuschen unterforderte Arbeitnehmer dies nur vor. Die Strategien haben folgende Ziele:

  • sich zusätzliche Arbeit vom Leibe zu halten zu freier Zeit für sich selber am Arbeitsplatz zu kommen
  • den Job nicht zu verlieren.

Boreoutparadoxon

Wer einen Boreout hat, ist unzufrieden mit seiner Situation am Arbeitsplatz, da er zu wenig leisten kann und keine Anerkennung erhält. Paradoxerweise erhält er diesen Zustand der Unzufriedenheit mit Strategien am Leben, da er mit der Zeit die Energie verliert, um die Situation zu ändern.
Ferner kann Boreout dazu führen, dass der betroffene Arbeitnehmer durch seine Lustlosigkeit und sein Desinteresse die einfachen Aufgaben (die häufig zu Unterforderung und damit dem Problem führen) die er zu tun bekommt nicht in zufriedenstellendem Maße erfüllt. Daher schließen beispielsweise Vorgesetzte, dass ein Arbeitnehmer, der bereits bei der Erledigung einfacher Tätigkeiten Defizite aufweist, auch nicht in der Lage sein kann komplexere Aufgaben zu bewältigen. Laut Experten betrifft dies genau jene Arbeitnehmer, die besonders leistungsbereit sind, was höher gestellte Aufgaben betrifft.

Was kann ein Unternehmen gegen den Boreout tun?
Es gibt drei Ebenen, in welchen Unternehmen aktiv sein müssen, um einen Boreout in den eigenen Reihen zu verhindern:

  • Organisation: Ein Unternehmen muss eine Kultur kreieren, in welchem Boreout keine Chance hat. Die Unternehmenskultur ist die Basis für das tägliche Handeln, im Umgang untereinander, mit den Lieferanten, aber auch mit den Kunden. Zur Organisation gehört unter anderem auch eine zukunftsorientierte Personalplanung – die richtigen Personen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Entwickelt sich das Unternehmen, müssen die Stellenbeschreibungen angepasst werden. Sonst passen dann plötzlich die Profile nicht mehr zueinander.
  • Führung: Ein Unternehmen muss Führungsgrundsätze definieren, Grundsätze, welche sich die Vorgesetzten stets zu Herzen nehmen müssen. Aber ein Unternehmen muss auch darauf achten, dass es überhaupt die richtigen Personen befördert – denn eine falsche Beförderungspolitik kann (nicht nur) im Boreout-Schlamassel enden. Delegation kann ein wesentliches Element sein, Boreout zu verhindern, wenn nicht einmal genug Arbeit für den Arbeitnehmer vorhanden ist.
  • Kommunikation: Mit der Stellenbeschreibung und dem ersten Gespräch beginnt das Übel meist: Stellen werden übertrieben dargestellt. Man meint, die halbe Welt retten zu müssen und sämtliche Projekte übernehmen zu dürfen. Allerdings ist das, was nachher folgt, meist eine Ernüchterung. Gute Kommunikation beginnt beim Stelleninserat, das ehrlich und transparent macht, worum es wirklich geht, und bei regelmässigen Gesprächen. So lässt sich ein Boreout verhindern.
Müh und Arbeit war ihr Leben - bis der HERR ihnen Ruh gegeben ... - Still aus dem Performance-Video oben ...


Literatur: 

  • Philippe Rothlin / Peter R. Werder: Diagnose Boreout, Redline Wirtschaftsverlag (2007), ISBN 978-3636014627
  • Philippe Rothlin / Peter R. Werder: Die Boreout-Falle : Wie Unternehmen Langeweile und Leerlauf vermeiden. Redline, München 2009, ISBN 978-3-636-01593-8.

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Quellen für diesen Beitrag:




Inklusion aktuell: Der Kuss der Giraffe ... Abschied von einem todkranken Tierpfleger

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Giraffe »küsst« todkranken Tierpfleger

Trauriger Abschied: Eine Giraffe hat im Diergaarde Blijdorp Zoo in Rotterdam Abschied von ihrem todkranken Tierpfleger genommen. 

Jahrzehntelang arbeitete Marius Eijs, ein 54-Jähriger - laut Bild-Zeitung - geistig behinderter Mann ehrenamtlich im Zoo von Rotterdam – bis bei ihm ein Hirntumor im Endstadium diagnostiziert wurde  die Ärzte geben ihm nur noch wenige Wochen. Der Tierpfleger hat daraufhin nur noch einen Wunsch: Er will sich von seinen Tieren verabschieden. Sein letzter Wunsch war ein Besuch im Zoo. Aber aus eigener Kraft hätte der todkranke Tierpfleger das nicht mehr geschafft. Doch dann kam Hilfe - und der Pfleger und seine Tiere konnten sich verabschieden. Die niederländische Organisation „Stiching Ambulance Wens“ hat das möglich gemacht und den Mann in den Zoo gebracht. Sie bringt Sterbende im Krankenwagen an den Ort ihrer Wünsche, wenn sie ihn aus eigener Kraft nicht mehr erreichen können.
Foto: Stichting Ambulance Wens Nederland/facebook


Im Krankenbett erreicht Herr Eijs den Zoo. Dort ist er seinen Lieblingen noch ein letztes Mal nah. Eine der Giraffen, die er in den vergangenen Jahren gepflegt hat, merkt, dass mit dem Tierpfleger etwas nicht stimmt, dass etwas Besonderes in der Luft liegt. Sie schreitet auf den Todkranken zu, beugt sich mit ihrem langen Hals über ihn – und gibt ihm einen sanften Kuss - und dankt ihm so auf herzzerreißende Weise... Zum allerletzten Mal ist der Tierpfleger ganz nah bei seinen Lieblingen...

„Ich spürte, dass diese Abschiedsrunde durch den Zoo für Marius etwas ganz Besonderes war“, sagt seine Schwester Petra, die ihren Bruder pflegt und auch an diesem Tag an seiner Seite war. „Er kann nicht mehr sprechen, aber ich sah in seinen Augen, dass ihm das sehr viel bedeutet hat, sich von seinen Kollegen und vor allem von seinen Tieren zu verabschieden.“

Zuerst wurde Marius Eijs in seinem Krankenbett zu den Eisbären gefahren, dann ging es zu den Affen und am Ende besuchte er seine Lieblingstiere, die Giraffen. Hier entstand das rührende Foto, das um die Welt ging.

„Es war, als spürte die Giraffe, das ist einer, der immer gut zu uns war“, sagt die Schwester und beschreibt den Moment, als sich die Giraffe zu ihrem Bruder beugte und sein Gesicht mit der Schnauze berührte, als gäbe sie ihm einen Abschiedskuss.


Foto: Action Press
„Nach diesem Tag wird man sich immer an meinen Bruder Marius und seine Liebe zum Zoo erinnern, auch wenn er bald nicht mehr bei uns ist.“

owl - am sonntag | Artikel vom 23.03.2014 
focus.de - bild.de


Ja - da sagt man ja manchmal tatsächlich - der Mensch sei die Krone der Schöpfung, weil er denken könne, Schlüsse ziehen und Gefühle zeigen ... Den Tieren sprach und spricht man das einfach ab - weil man dann ruhigen Gewissens die Massentierhaltung ganz menschlich gefühllos fortsetzen kann - und auch die Massentötungen in den Schlachthöfen, die wohl nicht immer "waidgerecht" vonstatten gehen ...

Man spricht auch leichthin in Volkes Meinung den meisten geistig behinderten Menschen eine solche Gefühlsnähe einfach ab - oder hält sie für infantil. Mijnheer Marius Eijs ist nach den Berichten der BILD-Zeitung ein geistig behinderter Mann, der in den Niederlanden als "ehrenamtlicher Tierpfleger" jahrelang seinen Dienst im Rotterdamer Zoo versehen konnte - und - was man ihnen ja oft selbst heutzutage noch gar nicht immer zugesteht - der eine innige Beziehung zu seinen Tieren gepflegt hat, die ihn jetzt in seinem letzten Wunsch zum Abschied noch einmal zu ihnen führte ...: Neben dem eigentlichen Giraffen-"Kuss" darf man diesen Aspekt der Geschichte nicht zu gering bewerten - in Deutschland wäre eine ähnliche Geschichte von den äußeren Umständen her kaum möglich, weil diese Art der Inklusion - bis hinein in den sogenannten "Ersten Arbeitsmarkt" - und dann noch einhergehend mit Emotionen und Zuneigungen  - hier noch völlig in den Kinderschuhen steckt ... ...

Nun will ich diese herzzerreißende Episode aus dem Rotterdamer Zoo auch nicht überbewerten - in dem Video oben sieht man schon, dass vor dem "Kuss" ein Pfleger die Giraffe regelrecht "anfüttern" musste ... - aber durch das ausgestreute Futter in unmittelbare Bettnähe kam der Kopf auf dem langen Hals des Tieres erst überhaupt einmal herunter - in Augenhöhe: Face to Face - wurde zunächst einmal die Aufmerksamkeit des Tieres geweckt - und dadurch konnte es den bettlägrigen Marius Eijs überhaupt erst wahrnehmen - und vielleicht ja auch erkennen ... Und dass dann die hilflose Lage von der Giraffe richtig registriert wurde - und sie so versucht hat, Marius mit einem "Kuss" zu aktivieren, dass hätte sie bei einem jungen neugeborenen wackeligen Giraffentier ja wahrscheinlich "instinktiv" auch versucht ... = das ist eben durchaus tierisch-menschlich: "Hey komm - steh auf ..." - alles also eigentlich ganz normal ... - Ähnliche Phänomene werden ja auch bei den Delphinen im Umgang mit schwerstbehinderten Menschen - aber auch bei den Alpakas, Lamas - und - anders - auch bei Therapie-Pferden beobachtet - die jeweils nach ihrer Art Beziehungen knüpfen - und ganz "einfühlsam" zu gemeinsamen Aktivitäten anregen - vom "gängigen" Therapie- bzw. Blindenhund mal ganz abgesehen ...

Und es ist schon okay, dass man hier den "Kuss" als solchen und in seiner gängigen Symbolik in Gänsefüßchen setzt: Und doch - wer hat wohl den menschlichen Kuss von wem abgeschaut: War das entwicklungsgeschichtlich vielleicht doch eher vom Getier ... Anthropologen haben inzwischen herausgefunden, dass der Kuss nicht nur beim Menschen existiert, sondern auch bei unseren Urahnen ... die Primaten haben schon ein Kussritual entwickelt und die Erklärung dazu mutet recht animalisch an: "Die Vorfahren der Menschen haben sich bei Begegnungen gegenseitig am Hinterteil beschnüffelt und beleckt (sieht man ja heute bei Hunden auch noch ...). Als aus den Vierbeinern aufrechtgehende Zweibeiner wurden, wanderte der Kuss gewissermaßen mit nach oben", erklärt die Anthropologie und Sexualwissenschaft. Ebenso kann man ein Küssen bei den Vögeln beobachten, besser bekannt unter dem früher so genannten "Schnäbeln", das aber inzwischen besser erforscht ist und dem Kuss weitaus verwandter ist, als früher angenommen - und ganz aktuell vermutet die Hormonforschung sogar eine unmittelbare bio-physiologische Bedeutung des Kusses, um durch ein wenn auch heute oft unbewusstes "Erschnüffeln" des Anderen die "Harmonie-Balance" zwischen zwei Küssern einzuschätzen.

Und natürlich denken Tiere dabei wie wir - wenn auch nicht immer so kompliziert ... - wir haben uns als Säuger ja erst allmählich in der Evolution aus ihnen allen entwickeln dürfen ... Wir sind also weniger die Krone - als vielmehr der letzte Schwanz der Schöpfung - als alles andere Getier längst schon da war  ... - und sich umeinander tummelte ...

In der Diskussion um "Inklusion" muss man mal einfach konstatieren: dass die Giraffen da kulturell viel "weiter" scheinen - als wir Menschen ... (siehe Doku-Bild unten - nicht aus dem Mittelalter sondern vom Februar 2014 in Kopenhagen - DK) ...



Das Töten einer Giraffe im Zoo der dänischen Hauptstadt Kopenhagen hat im Februar Proteste ausgelöst. Das junge, männliche Tier namens Marius wurde nach Angaben des Tierparks an einem Sonntag vor zig Besuchern getötet, weil der Bestand der Giraffen dort angeblich zu groß geworden war - Inzucht drohte (weshalb bei solchen Indikationen dann nicht mit "Verhütung", bzw. Ovulationshemmern oder Sterilisation gearbeitet wird - bleibt mir schleierhaft ...). Der Fall hatte unerwartet viel, auch internationale Aufmerksamkeit erregt.
Besucher des Tierparks - darunter auch Kleinkinder - konnten die Zerteilung des Tieres mitverfolgen. Auf Fotos war zu sehen, dass diese Teile der Giraffe an Löwen verfüttert wurden ... - fast also wie in "freier Wildbahn" ... Dass in Kopenhagen die getötete Giraffe Marius hieß - genau wie der Tumorpatient von Rotterdam, der von seiner Giraffe per "Kuss" verabschiedet wurde - sei makaberer Weise noch ausdrücklich vermerkt ... - - Vielleicht ist das Ganze ja auch ein PR-Gag der internationalen Zoos, um die Integrität der Zunft nach diesem Massaker in Kopenhagen wieder herzustellen ... Bildquelle 

Leonard Cohen: First We Take Manhattan - Sie haben mich zu 20 Jahren Langeweile verurteilt | BOREOUT

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Bitte unbedingt auf das Lautsprecher-Symbol clicken ....

FIRST WE TAKE MANHATTAN - THEN WE TAKE BERLIN

LEONARD COHEN



1) Sie haben mich zu 20 Jahren Langeweile verurteilt,
weil ich versucht habe, das System von innen heraus zu verändern.
Jetzt komme ich, ich komme, um sie zu belohnen.
Zuerst nehmen wir Manhattan, dann nehmen wir Berlin

2) Ich werde gelenkt durch ein Zeichen im Himmel
ich werde geführt durch dieses Muttermal auf meiner Haut
ich werde geführt durch die Schönheit unserer Waffen
Zuerst nehmen wir Manhattan, dann nehmen wir Berlin

3) Ich würde wirklich gerne mit dir leben, Schatz
ich liebe deinen Körper, deinen Geist und deine Kleider
Aber siehst du da die Schlange, die sich durch den Bahnhof bewegt?
Ich habs dir doch gesagt, ich war einer von denen.

4) Ah, du hast mich als Verlierer geliebt, 
aber jetzt sorgst du dich, dass ich vielleicht gewinnen könnte
du weißt, wie du mich aufhalten könntest,
aber du hast nicht die Disziplin dazu.
Wie viele Nächte habe ich dafür gebetet, man möge mich mit meiner Arbeit beginnen lassen
Zuerst nehmen wir Manhattan, dann nehmen wir Berlin

5) Ich mag Ihr Mode-Geschäft nicht, mein Herr,
und ich mag diese Drogen nicht, die einen schlank halten
ich mag nicht, was meiner Schwester passiert ist
Zuerst nehmen wir Manhattan, dann nehmen wir Berlin

6) Und ich danke dir für die Sachen, die du mir geschickt hast
den Affen und die Sperrholz-Geige
ich habe jede Nacht geübt, jetzt bin ich bereit
Zuerst nehmen wir Manhattan, dann nehmen wir Berlin

7) Ah, vergiss mich nicht, ich lebte mal für die Musik
vergiss nicht , wie ich dir die Einkaufstaschen reingetragen habe,
Nun, es ist Vatertag und jeder ist verwundet

Zuerst nehmen wir Manhattan, dann nehmen wir Berlin



Brahms: 1. Kavierkonzert: Hélène Grimaud | Andris Nelsons - Süddeutsche Zeitung Magazin-Interview

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euronews | 05.12.2013

In diesem Beitrag spielte Hélène Grimaud im Opern- und Konzerthaus von Tokio. Begleitet wurde sie vom Birmingham Symphony Orchestra. Am Dirigentenpult: Andris Nelsons.

Das 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms: Dieses Werk hat Hélène Grimaud für ihre Japan-Tour ausgewählt, ein Land, das der Weltstar besonders schätzt. Hélène Grimaud erklärt: "Die Japaner scheinen mir auf eine Weise unschuldig. Sie strahlen eine gewisse Kindlichkeit aus. Sie bewundern auf extrem, sanftmütige und respektvolle Weise. Sie haben eine Liebe zum Detail. Die Atmosphäre hier ist so zuträglich, man hat Lust, viel zu geben. Was mich immer sehr berührt, ist, wenn dass sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Alle Schranken fallen, es kommt ein reißender Strom von Aufregung, Gefühlen und Lächeln, man fühlt sich ihnen so nah."

Die Verrücktheit von Robert Schumann, Brahms' Mentor und engem Freund, hallt schmerzlich im ersten Satz des Konzertes wider. Hélène Grimaud dazu: "Diese Musik drückt die Tragik auf solch persönliche und unwiderstehliche Weise aus - da gibt es solch eine irdische Kraft vom Anfang bis Ende. Der zweite Satz ist wie ein Gebet, aber er ist noch mehr als religiös und hat einen mystischen Charakter. Und dann das Finale, dieses hat so viel Elan, solch ein Tempo. Es ist so, also ob die Erde auseinander reißt, sich öffnet, sich neu erfindet und zum Leben erweckt wird. Es ist einfach außergewöhnlich. Manchmal ist die Musik so schön, dass es weh tut. Daran gibt es keinen Zweifel. Das macht aber auch die Magie dieser Musik aus. Es macht einen sensibler. Auf einmal erleben Sie die Dinge, als ob sich jede Zelle Ihres Körpers dem Gefühl öffnet. Das ist ja auch das Ziel dieser Musik."

Wie bei den Romantikern ist die Suche nach absoluter Harmonie mit der Natur Herzstück von Hélène Grimauds Leben, der berühmten Pianistin, erfolgreichen Schriftstellerin, aber auch Verhaltensforscherin, die auf Wölfe spezialisiert ist. Hélène Grimaud:

"Für einen Künstler, Menschen, ist die Natur an sich - über die Wölfe hinaus, jede lebende Kreatur, die Flora inbegriffen - eine Quelle der Inspiration. Die Natur ist die ultimative Muse. Jedes Mal, wenn man es mit einem Lebewesen zu tun hat, bei dem die Sprache überflüssig ist, passiert immer das gleiche: es gibt eine Austausch, einen Kontrapunkt zur Musik - wo es keine Sprache gibt. Alles andere kann da gefunden werden. Und wie es die Romantiker so schön gesagt haben: Es gibt keine Liebe ohne Ökologie - dem kann man nicht entkommen. Aber nicht nur das: Respektieren sie ihren Nächsten!

Die französische Konzertpianistin Hélène Grimaud  | Photobearbeitung nach © Shannon Stapleton/Reuters | zeit.de


Hélène Grimaud 
Mit 13 Jahren verließ sie ihr Elternhaus in Südfrankreich, um in Paris am Konservatorium Klavier zu studieren. 1987, da war sie 18, lud Daniel Barenboim die Pianistin ein, mit dem Orchestre de Paris zu spielen. Seitdem trat Hélène Grimaud mit großen Orchestern und großen Dirigenten auf. Eine zufällige Begegnung mit einem Wolf in Florida beeindruckte sie so sehr, dass sie 1999 in der Nähe von New York das Wolf Conservatorium Center gründete, in dem sie Wölfe züchtet und als eine Art Botschafterin für den Erhalt der Spezies agiert. Grimaud ist seit 2006 mit dem deutschen Fotografen Mat Hennek liiert. Dieser Tage spielt sie die Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 von Johannes Brahms, u. a. in Freiburg, Heidelberg, Hannover und Frankfurt am Main. 




Hier clicken: SZ-Magazin

»Ich muss unsicher sein«

Die französische Pianistin Hélène Grimaud wird auf der ganzen Welt gefeiert. Aber am besten geht es ihr, wenn sie sich wie ein Staubkorn im Universum fühlt. Sagt sie. Und das meint sie ernst. 

VON GABRIELA HERPELL (INTERVIEW) | Süddeutsche Zeitung Magazin | Heft 12/2014 - Musik -


SZ-Magazin: Kürzlich haben Sie Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 gespielt und wurden von Andris Nelsons dirigiert. Sie beide haben sich oft zugelächelt, sich geradezu angestrahlt. War das Konzert besonders gut?
Hélène Grimaud: Das Lächeln feiert nicht das Gelingen eines Konzerts. Ich hole mir damit auch nicht das Lob oder die Bestätigung des Dirigenten. Das Lächeln ist Ausdruck eines Zusammengehörigkeitsgefühls. Es gibt mittlerweile Tests, die bestätigen, was wir Musiker längst wussten: dass Musik die Menschen verbindet. Wenn Leute zusammen musizieren, gleichen sich ihre Gehirnströme an, das haben Messungen gezeigt. 

Der Dirigent ist der Chef des Orchesters, das Sie begleitet. Empfinden Sie ihn auch als Ihren Chef?
Ich denke nicht in solchen Begriffen. Wenn man zusammen Musik macht, geht es nicht um Hierarchie. Es geht um gegenseitige Inspiration. Darum, der anderen Person Flügel zu verleihen. Und die Flügel anzunehmen, die der andere einem verleiht. 

Aber sind Orchester nicht ausgesprochen hierarchisch organisiert? 
Andris setzt Hierarchien außer Kraft. Er hat etwas Unwiderstehliches. Er ist so ausdrucksstark in seiner Körpersprache und Mimik, dass er jedes Orchester mitreißt, das ich ihn habe dirigieren sehen. Für ihn geben die Musiker alles. 

Sie sind Solokünstlerin, reisen von Ort zu Ort und treten immer wieder mit anderen Dirigenten und Orchestern auf. Hilft Ihnen dieses Zusammengehörigkeitsgefühl unter Musikern in einsamen Momenten?
Es ist mehr als das. Jedes Mal, wenn ich mit Musikern auftrete, mit denen die Chemie so sehr stimmt, dass dieses starke Gemeinschaftsgefühl entsteht, wird alles einfach, hell und klar. Diese Vertrautheit erlaubt einem, viel freier zu sein. Viele Menschen denken ja, sie wären frei, wenn sie unabhängig sind von anderen und tun und lassen können, was sie wollen. Aber das ist für mich nicht Freiheit. 

Was ist Freiheit für Sie?
Man selbst zu bleiben, inmitten der anderen, auch gegen Widerstände. Kunst ist nicht spannend, wenn alles erlaubt ist. Kunst ist am interessantesten, wenn sie Grenzen verhandelt, weitet, sprengt. Die Werke, die über jegliche Moden erhaben sind, sind gegen Widerstände entstanden. 

Was heißt das für die Musik?
Die wenigsten Komponisten haben ihre Werke geschrieben, damit sie sich hübsch anhören. Ihre Musik war nie als Dekoration gedacht, es ging um Existenzielles. Ich meine, die meisten der großen Komponisten waren ziemlich verrückt und mussten gegen ihre Dämonen ankämpfen. Hören Sie sich Beethoven an! Wenn man Beethoven schön spielen will oder so leicht und locker wie Popcorn, zerstört man seine Musik. 

Ordnen Sie sich als Interpretin den Komponisten unter? Oder versetzen sich in deren Geisteszustand?
Auch so denke ich nicht. Ich werde eins mit der Musik, mit dem Werk, und ganz klein. Besonders wenn ich Bach spiele, fühle ich mich wie ein Staubkorn im Universum. Und das ist ein sehr angenehmes Gefühl. Es ist nämlich überhaupt nicht demütigend, sich klein und unbedeutend zu fühlen, sondern wundervoll. Das ist etwas, was ich als tröstlich empfinde: Ich bin Teil des großen Ganzen. Das ist kein Willensakt, es ist Osmose. Wenn ich mich so fühle, weiß ich: Das ist ein guter Moment. 

Auch auf der Bühne?
Gerade auf der Bühne. Es ist das Gegenteil davon, sich omnipotent zu fühlen. 

Sie haben von den Dämonen der großen Komponisten gesprochen. Die deutschen Romantiker, sagt man, verspürten eine gewisse Lust am Untergang. Wie nah fühlen Sie sich ihnen?
Die deutschen Romantiker haben vor allem die andere, die lichte Seite des Lebens gefeiert. Aber natürlich kann man das nur tun, indem man der dunklen Seite ins Antlitz geschaut hat. Und ja, diese düstere Seite hat mich immer angezogen. 

In Ihrem Buch Wolfssonate erzählen Sie, dass Sie sich als Kind selbst Verletzungen zugefügt haben. Können Sie sich erinnern, aus welchem Bedürfnis heraus Sie das getan haben?
Ich fühlte mich lebendiger, wenn ich mir wehtat. Es fing damit an, dass ich meinen Fuß an einer Glasscherbe geschnitten habe. Als der Arzt die Wunde nähte, geschah das ohne Betäubung, denn so etwas gab es zu der Zeit auf Korsika gar nicht. Ich merkte, wie scharf meine Sinne plötzlich waren. Ich war zweihundertprozentig da. Das fand ich faszinierend. 

Sie haben sich dann, wenn Sie hingefallen sind und sich das Knie aufgeschlagen haben, absichtlich auch das andere Knie verletzt. Warum?
Ach, da sind wir jetzt wieder beim dekorativen Teil der Angelegenheit. Ich hatte einfach ein Bedürfnis nach Ordnung, nach Symmetrie. Aber auch das kann ich heute erst erklären. Ich habe damals all dies natürlich nicht gedacht oder gewusst. Ich habe es einfach getan, weil es aufregend war. Heute weiß ich: Man muss Schmerz gefühlt haben, um zu wissen, wie es ist, Schmerzen zu haben. Und um zu wissen, wie es ist, keine Schmerzen zu haben. Darin liegt der Unterschied zwischen Sympathie und Empathie: Man kann jemandem zugewandt sein und Anteil nehmen. Aber nur wenn man sich körperlich, mit jeder einzelnen Zelle, vorstellen kann, wie er leidet, fühlt man mit. 

Wie haben Ihre Eltern damals auf Ihr verstörendes Verhalten reagiert?
Sie haben sich natürlich Sorgen gemacht. Ich hatte aber großes Glück mit meinen Eltern. Sie konnten mich so sein lassen, wie ich war. Und sie haben sich von den richtigen Leuten Rat geholt. 

Jemand hat Ihren Eltern empfohlen, Sie Klavier spielen zu lassen. Damit beide Hände gleichermaßen beschäftigt sind. 
Und dann haben mich meine Eltern mit 13 Jahren nach Paris ans Konservatorium gehen lassen, was hart gewesen sein muss für sie. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar.

Sie hatten noch eine Eigenart als Kind: Sie haben Ihre Pullover im Schrank nach Farben sortiert. Wie sieht es heute aus, wenn Sie Ihren Koffer packen?
Mein Koffer wirkt etwas weniger zwanghaft heutzutage. Aber er ist immer noch ordentlich. 

Müssen Sie sich dazu zwingen, lockerer zu sein?
Nein, das hat sich ergeben. Es ist Zeitverschwendung, so eine Ordnung zu halten. 

Haben Sie Ihren Perfektionismus über Bord geworfen?
Oh nein. Ich muss obsessiv sein, das ist die Grundvoraussetzung für das, was ich tue. Und einer meiner wichtigsten Charakterzüge. Man kann kein darstellender Künstler sein, ohne obsessiv zu sein. Ohne zu denken, dass es immer noch besser geht. Wenn ich nicht so wäre, hätte ich den falschen Beruf. 

Haben Sie manchmal Zweifel an Ihrem Beruf? Haben keine Lust auf die Mühen, die er mit sich bringt?
Ich habe Zweifel an mir. Nach jedem Konzert habe ich Zweifel an mir. Auch das ist Teil des Perfektionismus. Ich bin unsicher, muss unsicher sein. Was wäre ich für eine Künstlerin, wenn ich jeden Abend zufrieden von der Bühne steigen würde? Aber ich habe nie Zweifel daran, dass das der richtige Beruf für mich ist. Es ist manchmal eine Gratwanderung – zwischen dem Selbstvertrauen, das man braucht, um da rauszugehen, sich hinzusetzen und zu spielen, und der Unsicherheit, ob man auch stark genug ist. 

Was machen Sie nach einem Konzert? 
Am liebsten bin ich allein. Oder mit ganz wenigen Leuten zusammen, mit denen ich wirklich reden kann. Am wenigsten gern bin ich auf einer Party, also in größerer Gesellschaft. Manchmal bleibe ich in der Konzerthalle und übe. 

Sie bleiben allein in der Konzerthalle und üben, mitten in der Nacht?
Die Halle ist meistens verschlossen. Ich spiele auf dem Übungsflügel, in der Garderobe. Da habe ich schon meine besten Momente gehabt, weil die Sinne noch so geschärft sind durch die Anspannung.

Wenn Sie nicht auf Tour sind – haben Sie dann so etwas wie einen Alltag?
Eine Art Alltag, ja. Aber keine Struktur, keine Routine in dem Sinne, wie Sie das vielleicht meinen. Wenn ich nicht reise, verbringe ich meine Zeit mit Tieren und in der Natur. Wir sind gerade zurückgezogen nach New York, zu meinen Wölfen. 

Sie haben vor Jahren ein Wolfsgehege in der Nähe von New York gegründet und dort Wölfe gezüchtet. Dann haben Sie Ihren Freund kennengelernt und sind mit ihm in die Schweiz gezogen. Haben Sie die Wölfe zu sehr vermisst?
Wir haben eben über Zugehörigkeit gesprochen. Das Wolfszentrum ist mein Platz. Es ist schön, mal etwas anderes ausprobiert zu haben, aber ich gehöre einfach dort hin. Zu Tieren hat man eine andere Beziehung als zu Menschen: Man muss nicht sprechen. Ich muss so viel reden, immerzu muss ich reden, auf Flughäfen und Bahnhöfen, in Konzerthallen. Zwei Drittel meines Lebens verbringe ich so. Für den kleinen Rest, der bleibt, brauche ich diese andere Welt. Diese Urwelt. 

Im Wolfszentrum entspannen Sie aber nicht gerade, sondern arbeiten schon wieder. 
Ich glaube, ich gehöre zu den Menschen, die immer mehr zu tun haben möchten, als sie schaffen. Wenn ich so viel vor mir habe, dass ich den nächsten Tag nicht schaffen kann, beruhigt mich das fast. Ich muss mich ergeben. Der Fatalismus daran gefällt mir irgendwie. Wir sind doch alle kreativer unter Druck, oder nicht? 

Andere können nicht einschlafen vor einem Tag, der nicht zu schaffen ist. 
Wenn ich zu viel Programm habe, wache ich auch manchmal mitten in der Nacht auf und stehe total unter Strom. Aber ich habe gelernt, meinen Geist zu beruhigen. Sogar ohne Tiere, ohne die Natur, ohne Klavier spielen zu können. Wenn ich im Hotelzimmer liege, muss es ja auch anders gehen. 

Und wie geht es dann?
Lesen. Mich konzentrieren. Die Unruhe transzendieren. Das funktioniert. Man würde ja auch sonst verrückt. 

Können Sie gut schlafen, trotz der vielen Reiserei?
Nicht so, leider. Aber man kann ja ziemlich lange am Limit operieren. Man muss nicht immer auf der sicheren Seite bleiben. Auch das kann sehr inspirierend sein. Aber man muss seine Grenzen kennen und aufmerksam sein für die Signale, die der Körper sendet. 

Vor ein paar Jahren sind Sie an Ihre Grenzen gestoßen und haben nach einer Lungenentzündung eine Pause gemacht. Erkennen Sie die Signale Ihres Körpers jetzt?
Ich bin besser geworden darin. Die Zeichen kommen ja aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Manchmal sendet sie der Geist, manchmal das Herz, manchmal der Körper: wenn etwas wehtut, ohne dass es einen organischen Grund dafür gibt. Es reicht halt nicht, die Aufmerksamkeit nach außen zu richten, man muss sie auch nach innen richten, das habe ich wirklich gelernt. 

Ihr Leben klingt nach wie vor unheimlich anstrengend. 
Ich glaube an die konservierenden Kräfte der Musik. An die Kraft der Vibrationen, das ist eine ganz und gar physische Erfahrung. Und ich glaube, dass es auf die Haltung ankommt, die man dem Leben gegenüber einnimmt. Ich vergesse nie, was für ein großes Glück ich habe, dieses Leben führen zu können. Etwas tun zu können, was ich liebe. Man sucht sich die Menschen aus, an denen man sich ein Beispiel nimmt. Ich suche mir Leute aus, die ein größeres Talent zum Glücklichsein haben als ich.

Quelle: Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 12/2014 - Musik -

Noch mehr Links zum Thema:
http://helenegrimaud.com/
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A9l%C3%A8ne_Grimaud
amazone.de: helene grimaud

Fahrn-fahrn-fahrn auf der Autobahn ... - bis es Zeit wird für ein Seelen-Futter ... | impulse für die woche - 131

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nach einem dpa-foto
"Butterbrot für die Seele"
Foto: Kirchenkreis vlotho.de

Autobahnkirche in Exter ist Zufluchtsort für Reisende

SEELEN-FUTTER ---
"FAHR'N-FAHR'N-FAHR'N 
AUF DER AUTOBAHN"

Aus: Mirjam Benecke | jesus.de und Doris Christoph | dpa

Es wird Nacht auf der A2, irgendwo zwischen Bielefeld und Hannover. Eine Schlange aus roten Rücklichtern bahnt sich den Weg durch das hügelige Ostwestfalen. Wer jetzt noch unterwegs ist, möchte ankommen – und zwar schnell.


Foto: der hairstylist
Vielleicht bleiben noch fünf Minuten für einen Kaffee und einmal Auftanken. Kurz vor der Abfahrt Exter reflektiert ein kleines Schild das andauernde Scheinwerferlicht: "Evangelische Autobahnkirche Exter". Wer dem Pfeil folgt, verlässt den Strom der Autobahn und steht in einer Minute mitten auf einem verlassenen Dorfplatz. Aus der Ferne dringt noch der unablässige Lärm der Autobahn, doch er ist zum Hintergrundrauschen geworden. Im Vordergrund singt eine Nachtigall, versteckt in einer Baumkrone. Es riecht nach Frieden und Kuhmist. Entschleunigung von 100 auf null.  Auf einem Hügel steht die kleine, weißgekalkte Dorfkirche. Vier Neonstrahler beleuchten jeden Winkel ihrer steifen Schlichtheit. Sie wirkt wie eine schüchterne Braut, die unfreiwillig ins Rampenlicht gezerrt wurde. Im Kontrast zu dem kalten Weiß der Außenbeleuchtung, dringt durch die gelben und roten Glasfenster ein warmes, einladendes Licht. Die Tür ist von 8 bis 20 Uhr geöffnet, für Fremde, Reisende, Dorfbewohner. 

Dieses freundliche Licht empfängt den Gläubigen, eine Kerze zur Linken flackert leicht. Auf einem Ständer liegt ein Buch, in das Menschen ihre Anliegen hineinschreiben. Leise fällt die Tür der Autobahnkirche von Vlotho-Exter ins Schloss. Himmlische Ruhe.

Nur hundert Meter weiter tobt die Verkehrshölle: Mehr als 70 000 Autos und Laster donnern täglich über den Asphalt der A2, ihre Fahrer achten allenfalls auf das nahe Autobahnkreuz Bad Oeynhausen, das blaue Hinweisschild mit der kleinen schwarzen Kirche nimmt kaum einer wahr. In dem Kircheninneren ist nichts vom Lärm zu hören, nichts vom Stress zu spüren, keine Blechlawine zu sehen.

Das Kirchengebäude von Vlotho-Exter wird in diesem Jahr 55 Jahre alt und ist damit die erste «evangelische Autobahnkirche der Welt» gewesen, wie der zuständige Pfarrer stolz betont. Die Kirche hat auch eine Gemeinde, und die ist mit 300 Jahren Tradition deutlich älter als die Autobahn. Ende der 50er Jahre schaute die Evangelische Kirche Deutschlands bewundernd auf die erste katholische Autobahnkirche im bayerischen Adelsried an der A 8 und wollte ein Gegenstück im Norden schaffen. Mittlerweile gibt es bundesweit 33 solcher Entspannungszonen für Reisende, viele sind ökumenisch. «Die Kirche ist im Abwind, aber die Autobahnkirche wächst», erklärt der Pfarrer. Auch in diesem Jahr entsteht wieder eine neue Autobahnkapelle, in einer alten Tankstelle an der A2 bei Hamm.

Insgesamt kehren rund eine Million Besucher pro Jahr in deutschen Autobahnkirchen und ­kapellen ein. Es gibt auch ein klares Nutzerprofil: Solche Gläubigen sind im Durchschnitt männlich, verheiratet, um die 50 Jahre alt und katholisch. In der Regel finden sie hier für 10 bis 15 Minuten Entspannung, wie eine Studie der Katholischen Fachhochschule in Freiburg vor kurzem erforscht hat.

So ein «Durchschnittsbesucher» ist auch Markus Hyndes aus Hamburg. Die Stauwarnung seines Navigationsgerätes führte ihn von der A1 auf die A2 Dortmund-Berlin. Dort entdeckte er das Hinweisschild zur Autobahnkirche Exter. Obwohl kein Mitglied in der Kirche, ist der Privatunternehmer ein gläubiger Mensch. Eine «normale» Gemeindekirche besuche er nie, dafür aber seit 15 Jahren Autobahnkirchen. «Auf der Suche nach ein bisschen Ruhe», wie der 49-Jährige sagt, der mindestens zwei Tage pro Woche quer durch Deutschland fährt.

«Ich finde es gut, hier keinen leidenden Jesus am Kreuz zu sehen, man kann das Leben dieses Mannes nicht auf seinen Tod reduzieren», lobt Hyndes die einladende Atmosphäre der Kirche und deutet zu ihrem hellsten Punkt ­ dem Altar. Im Fensterbild darüber blickt Jesus aus blauen Augen auf den Besucher herab, die Finger zum Friedenszeichen gehalten. Es ist der Jesus nach seiner Auferstehung vom Kreuz. Vom Nahen sehen ihn allerdings die wenigsten Besucher - sie halten sich laut der Nutzerstudie eher im hinteren Bereich der Kirche auf.

Täglich kommen 50 bis 100 Besucher zu der Kirche, die im Ort liegt und über einen Kreisel erreichbar ist. Für Laster ist hier im Gegensatz zu direkt an Schnellstraßen liegenden Kirchen kein Platz. Besonders viele Autobahnfahrer lockt es in den Sommerferien her, an Feiertagen wie Ostern sind es weniger, wie Pfarrer Steiner bemerkt hat. An Gottesdiensten nehmen kaum Auswärtige teil, deshalb wurde die anfangs eingeführte wöchentliche Andacht wieder fallen gelassen. Die Wenigsten kommen mit dem Pfarrer ins Gespräch, dafür schreiben umso mehr ins Anliegenbuch.


Das Anliegenbuch gehört neben Kreuz, Kerzenständer und Bibel in jede Autobahnkirche. Doch es gibt noch mehr Vorschriften: Die Kirche darf nicht mehr als 1000 Meter von der Autobahn entfernt sein. Zwischen Kirchen an der gleichen Autobahn dürfen nicht weniger als 80 Kilometer liegen. Zudem müssen Parkplätze und sanitäre Anlagen bereit stehen. Die Kirche muss von mindestens 8.00 bis 20.00 Uhr geöffnet sein und der Innenraum muss Platz für eine Reisegruppe bieten. Was die Gläubigen bewegt, ist sehr unterschiedlich: In ihren Einträgen schildern einige Besucher Ehe- und Gesundheitsprobleme. Andere bedanken sich dafür, gerade einem Autounfall entgangen zu sein.


Foto: dpa
Die äußere Einfachheit zieht sich auch durch die Inneneinrichtung des Gotteshauses. Auf dem Altar stehen ein einfaches Holzkreuz und zwei Kerzen. Dahinter die nackte Wand. Doch wer die Kirche betritt, sieht nicht zuerst den Altar, sondern den Schriftzug über dem Altarbogen. "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken", der Spruch aus Matthäus 11 wirkt wie eine Zapfsäule für Suchende. Er lädt die Reisenden ein, sich auf die Holzbänke fallen zu lassen und einen Moment Stille, Gott und Kraft zu tanken.

400 Kerzen werden in der Autobahnkirche Exter jeden Monat angezündet. 400 Kerzen - das sind 400 Geschichten, die teilweise in dem dicken Anliegenbuch im Eingangsbereich niedergeschrieben werden. Manche beten, manche danken. Einer hat vor kurzem seine Frau verloren und hadert mit seinem Schicksal. Ein anderer ist aufgewühlt, weil er grade eine brenzlige Situation auf der Autobahn erlebt hat. Eine Frau ist Pendler und kommt fast jeden Tag hierher, weil sie nach einem Besuch konzentrierter fahren kann. Die Auslöser, die Menschen bewegt haben, diese Kirche zu betreten sind sehr unterschiedlich. Doch beim Durchblättern sticht ein Wort immer wieder heraus: Zufluchtsort.

Ja, der Mensch braucht eine Zufluchtsort, egal, ob er vor dem Stress, Zeitnot oder der Familie flieht. Autobahnkirchen bieten ein diskretes Refugium, ohne neugierige Blicke, feste Gottesdienstzeiten, oder den Zwang die richtige Liturgie einzuhalten. Man muss nicht mal an Gott glauben, um sich hier geborgen zu fühlen.

Die Kirche in Exter ist eine von 40 Autobahnkirchen deutschlandweit. Und es lohnt sich mal die Ausfahrt zu nehmen und der Seele ein Butterbrot zu gönnen. 



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Übersicht mit deutschen Autobahnkirchen: www.autobahnkirche.info
Kirchengemeinde Exter: www.kirche-exter.de



Tebartz van Elst: Hochmut kommt vor dem Fall ...

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Bischofssitz Limburg | S!NEDi: Photo|bearbeitung nach einem DPA-Foto


Diese Frage fand ich im Internet-Forum "gute frage":

"Ich würde mal gerne wissen, was der Spruch 'Hochmut kommt vor dem Fall' eigentlich bedeutet.
Denn: Für mich ist das u. a. ein Spruch, der die Tatkraft, den Mut und die Zuversicht, seine Zukunft positiv zu gestalten, auch sich gegen Unrecht zur Wehr zu setzen, lähmt...
Mir ist nicht einmal klar was Hochmut eigentlich ist. Der Spruch heißt ursprünglich 'Stolzer Mut kommt vor der Verderbnis.'

Ich verstehe einfach nicht, was damit gemeint ist. Denn bevor man sich an eine wichtige Angelegenheit macht, zu der auch eine gute Portion Mut, Selbstvertrauen und Zuversicht gehört, fällt mir dieser Spruch ein, und dann fehlt mir schlagartig plötzlich jeder Mut und jede Tatkraft. 
Im Gegenteil, ich denke dann, dass ich in bald in irgendeiner Weise demnächst ganz gewaltig scheitern werde, weil Hochmut bzw. stolzer Mut bekanntlich vor dem Verderben kommt.
Was ich auch nicht verstehe: Bedeutet "Hochmut kommt vor dem Fall", dass hochmütiges Verhalten zum Fall führt, oder, dass der Fall bereits vorprogrammiert ist und man deshalb davor noch schnell hochmütig wird?"


Antworten:
  • "Hochmut legt an den Tag, wer höher erscheinen will, als er tatsächlich ist. Solch ein Verhalten wirkt anstößig, die Mitmenschen werden dafür sorgen, dass derjenige wieder auf den Teppich kommt - also vom selbst errichteten Sockel gestürzt wird. Stolz hat nichts mit Selbstvertrauen und Mut zu tun." 
  • "Synonyme für Hochmut sind nicht Mut oder Zuversicht sondern Größenwahn oder Großmannssucht oder Arroganz. Versuch den Satz mal mit diesen Wörtern." 
  • Und seit dem 26. März 2014 lautet die Antwort auf diese Frage ganz schlicht: "... Franz-Peter Tebartz van Elst, Ex-Bischof von Limburg ..."
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Papst Franziskus kam am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf das Priesteramt zu sprechen: 

"Jene, die geweiht werden, sind an die Spitze der Gemeinde gestellt",

sagte er  - und weiter:

"Durch die Weihe widmet der Geweihte sich selbst vollständig seiner Gemeinschaft 
und liebt sie aus ganzem Herzen: Sie ist seine Familie. 
Das aber, ohne der Versuchung nachzugeben, 
sie als ein Eigentum zu betrachten, einen persönlichen Besitz!"

Zum Abschluss der Audienz rief Franziskus zum Gebet für jene geweihten Männer der Kirche auf, die in Schwierigkeiten seien oder "den Wert und die Frische ihrer Berufung" neu entdecken müssten.

Das Thema wird er kaum zufällig gewählt haben. Ebenfalls am Mittwoch verkündete der Heilige Stuhl, dass der Papst ein Rücktrittsgesuch von Franz-Peter Tebartz-van Elst angenommen habe. Nach Angaben des Vatikan hatte der Bischof dies bereits am 20. Oktober angeboten. In demselben Monat war Tebartz-van Elst suspendiert worden - nun ist er ein Bischof ohne Bistum.


S!NEDi: Photo|graphic: Tebartz van Elst
Er hatte bis zuletzt mächtige Fürsprecher im Vatikan. Doch eine Rückkehr von Franz-Peter Tebartz-van Elst in das Bistum Limburg war wohl auch für den Papst undenkbar geworden. Er hat den Rücktritt des Bischofs abgesegnet. Und begründet dies mit der Situation vor Ort.

Der Papst hatte dem wegen seines Führungsstils und des Bauskandals um die Renovierung des Limburger Bischofssitzes heftig umstrittenen Kirchenmann im Oktober eine Auszeit verordnet. Die folgenden Monate nutzten sowohl die Deutsche Bischofskonferenz als auch der Vatikan selbst für eine gründliche Prüfung des Falls.

Die erhebliche Entfremdung zwischen dem Bischof und seiner Gemeinde ist schon lange deutlich, in Limburg kam es immer wieder zu Protesten. Der Vatikan erklärte am Mittwoch, die Diözese sei durch den Skandal in eine Situation gekommen, die eine weitere "fruchtbare Ausübung" des bischöflichen Amts durch Tebartz-van Elst verhindere. Deshalb habe Franziskus den Amtsverzicht angenommen.

Bis zur Regelung der Nachfolge soll der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe als Apostolischer Administrator die Geschäfte in Limburg führen. Tebartz-van Elst solle "zu gegebener Zeit" eine andere Aufgabe bekommen.

Die Entscheidung beendet innerkirchlichen Disput

Bis zuletzt hatten auch im Vatikan noch mächtige Fürsprecher für Tebartz-van Elst getrommelt: Neben dem Papst-Sekretär Georg Gänswein zählt dazu vor allem Kardinal Gerhard Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation. Der stellte Tebartz-van Elst kürzlich als Opfer einer Rufmordkampagne dar: "Da gibt es offenbar Lust auf Menschenjagd", sagte er in einem Zeitungsinterview. Und: "So etwas hatten wir in Deutschland früher schon mal in einer ganz dunklen Epoche."

Der kaum kaschierte Nazi-Vergleich weckte Empörung in und außerhalb der Kirche.

Strikt gegen eine Rückkehr des Bischofs sprachen sich hingegen unter anderem die Vertreter des Limburger Priesterrats und die Laienorganisation "Wir sind Kirche" aus. Aber auch bei Amtskollegen wurde die Distanz deutlich: "Ich halte eine Rückkehr für nicht realistisch", sagte noch kurz vor der päpstlichen Entscheidung Rottenburgs Bischof Gebhard Fürst.

Der populäre Limburger Pfarrer Hubertus Janssen betonte den grundsätzlichen Charakter der Affäre: "Am Beispiel Limburg wird deutlich, dass es falsch ist, das Heil in einer hierarchischen, klerikalen Restauration zu suchen."

Ein Bauskandal, der zur Kirchenkrise wurde

Die Affäre, die als Bauskandal um verschleierte, überzogene Renovierungskosten für die Residenz des Limburger Bischofs begann, gewann im Herbst 2013 für viele Kirchenmitglieder etwas Grundsätzliches. Tebartz-van Elst stand bald stellvertretend für eine so basisferne wie reiche Kirche ohne jede Sensibilität für die Empfindlichkeiten und Bedürfnisse ihrer Mitglieder.

Bestärkt wurde das noch durch die Amtsführung des als stramm konservativ geltenden Bischofs und seinen Umgang mit dem Skandal. Nicht nur im Bistum wurde der "Tebartz-Effekt" messbar - mit teilweise sprunghaft angestiegenen Kirchenaustritten.

Bereits in den Jahren davor war Tebartz-van Elst als standesbewusster, autokratisch regierender Bischof aufgefallen. Es passte in die Zeit des deutschen Papstes Benedikt XVI., nicht aber zu der Kirche, wie sie sich der neue Papst Franziskus offenbar vorstellt. Plötzlich wirkte ein "Prunkbischof" wie ein Widerspruch zum neuen katholischen Zeitgeist einer Kirche, die die Armen wieder verstärkt in den Fokus rücken soll. Und Tebartz-van Elst galt schon vor Aufdeckung des Bauskandals als belastet - es war nicht die einzige Affäre um den Bischof.

Beim Lügen ertappt

Als der SPIEGEL im August 2012 fast beiläufig berichtete, Tebartz-van Elst sei in der ersten Klasse nach Indien geflogen, bestritt der Bischof das mit einer Falschaussage, die er später zugeben musste. Ein Verfahren gegen ihn wurde im November 2013 gegen Zahlung einer Geldauflage von 20.000 Euro eingestellt. Bei einer öffentlich geäußerten Lüge ertappt worden zu sein, trug zur Diskreditierung des Bischofs bei.

Viele hatten auch deshalb schon im Oktober 2013, als Tebartz-van Elst in Rom das Gespräch mit Franziskus suchte, ein Machtwort des Papstes erhofft und erwartet. Es blieb aus, Papst Franziskus verordnete dem Bischof zunächst eine Auszeit, die er nicht in seinem Bistum verbringen sollte. Tebartz-van Elst zog ins Kloster Metten in Bayern.

Parallel begann die kircheninterne Prüfung der Vorgänge, die zum Bauskandal von Limburg geführt hatten. Schnell wurde klar, dass die ursprünglich mit 2,5 Millionen Euro veranschlagte Renovierung wohl rund 31 Millionen Euro gekostet hatte.
Das Abzweigen der Mittel aus einer Art Schattenhaushalt, der den wahren Wohlstand des Bistums verschleierte, wurde für viele zum eigentlichen Skandal. Weil in vielen Bistümern ähnliche Strukturen existieren, geriet die katholische Kirche in Deutschland als Ganzes unter Druck, ihr Vermögen offenzulegen - ein Prozess, der noch lang nicht abgeschlossen ist.


Maßgeblicher für die Prüfung des Bauskandals durch die Deutsche Bischofskonferenz war die Frage, ob Tebartz-van Elst sich an diesen Mitteln in regelwidriger Weise bedient hatte. Am 3. März 2014 übergab die Bischofskonferenz dem Papst ihren Bericht. Er soll am Mittwochnachmittag veröffentlicht werden.

Quelle

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Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Amt als Limburger Bischof zurück. Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des Geistlichen angenommen. SPIEGEL ONLINE dokumentiert die Mitteilung des Heiligen Stuhls im Wortlaut. 
Im Hinblick auf die Verwaltung der Diözese Limburg, in Deutschland, hat die Kongregation für die Bischöfe eingehend den Bericht jener Kommission studiert, die nach dem Willen des Bischofs und des Domkapitels eingesetzt wurde, um eingehende Untersuchungen im Hinblick auf die beteiligten Verantwortlichkeiten beim Bau des Diözesanen Zentrums "St. Nikolaus" vorzunehmen.
Angesichts der Tatsache, dass es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert, hat der Heilige Stuhl den mit Datum vom 20. Oktober 2013 durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen und hat einen Apostolischen Administrator ernannt in der Person von S.E. Mons. Manfred Grothe.Der scheidende Bischof, S.E. Mons. Tebartz-van Elst, wird zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden.
Der Heilige Vater bittet den Klerus und die Gläubigen des Bistums Limburg, die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen und sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden.


Tebartz-van Elst: Nachkarten ... Dokus mit pdf-Anlagen von domradio.de/KNA

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Ich dachte ja - mit dem Bericht: "Hochmut kommt vor dem Fall" sei das Kapitel Tebartz-van Elst auf diesem Blog zum Abschluss gebracht - aber der ehemalige Limburg-Bischof legt über Internet nach - und wehrt sich: das ist ja auch "vor Gott" sein gutes Recht - aber es zeigt auch seine "weltliche" Verbissenheit - und seine Unbekümmertheit - unter dem Motto: "Gott wird's schon richten - so oder so ..." ...Ob man mit einem solchen Nachkarten auch vorm höchsten Chef irgendwelche Vorteile erlangt - bei einem "Jüngsten Gericht" - erscheint allerdings schleierhaft: Ich glaube Gott tickt da anders, als der "Fachmann" Bruder Franz-Peter das für möglich hält ... -

Um vielleicht etwas Licht in die ganze Angelegenheit zu bringen dokumentiere ich hier zwei diesbezügliche Berichte von domradio.de - jeweils mit pdf-Anlagen zum Selbststudium ...


Prüfbericht zu Limburg veröffentlicht 
Bischof verschleierte, Gremien schliefen


Bischof Tebartz-van Elst hat beim Bauprojekt auf dem Limburger Domberg systematisch zu niedrige Kosten angegeben, Kontrollen verhindert und kirchliche Vorschriften umgangen. Das geht aus dem abschließenden Prüfbericht hervor.

Ein Badezimmer für 31.000 Euro. Beheizte Steine in einem Kreuzgang für 19.000 Euro. Lautsprecher für 45.000 Euro. Der Prüfbericht zum Limburger Bauprojekt, den die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwoch veröffentlicht hat, listet auf 100 Seiten minutiös auf, was am Domberg zwischen 2004 und 2014 alles falsch gelaufen ist: finanziell, aber auch rechtlich und in der Kommunikation.

So weisen die Finanz- und Bausachverständigen nach, dass allein durch die Neuplanungen Mehraufwendungen von 8,3 Millionen Euro entstanden - also mehr als ein Viertel der Baukosten. Vier neue Architekten-Entwürfe hat es zwischen 2007 und 2010 gegeben, der Raumbedarf vervierfachte sich. Und die Tieferlegung des Baus im Felsgrund des Dombergs machte knapp ein Zehntel der Baukosten aus. Und dann ist da noch die lange Liste der Luxus-Objekte wie ein Koi-Teich für 213.000, ein "Garten der Stille" für 667.000 oder bronzene Fensterrahmen für 1,7 Millionen Euro.

10 Jahre Misswirtschaft
...mit dräuendem Himmelsfinger | S!NEDi-Photo|graphic
nach DPA-Foto

Doch nicht nur bei den Kosten ist der Bericht geeignet, Licht ins Dickicht der Mutmaßungen und Verschleierungs-Strategien zu bringen. Er zeichnet auch nach, wie die Kosten seit Beginn zu niedrig kalkuliert und wahrheitswidrig kommuniziert wurden. Das war schon so, als das Limburger Domkapitel 2004 ohne Rechtsgrundlage den Bau des Bischofshauses beschloss. Und es trug sich durch bis zuletzt, als Tebartz dem päpstlichen Sondergesandten noch im September 2013 wichtige Details verschwieg.

Wie in einem Lehrstück zeigt der Bericht, wie es dem Bischof gelang, durch veränderte Statuten das Bauprojekt jeglicher Kontrolle zu entziehen. Am Ende steuerte und bezahlte ein vom Rest des Bistums abgeschottetes Mini-Gremium ein Bauprojekt, das ihm immer schneller über den Kopf wuchs.

Vergleichsweise milde urteilt die Kommission in anderen Fragen. So habe das Projekt trotz der Kosten die finanzielle Substanz des Bischöflichen Stuhls vermutlich nicht in der Substanz gefährdet. Der hatte so viel Geld, dass selbst ein noch so teurer Bau am Domberg es nicht zur Gänze verschlingen konnte. Offen bleibt, ob die kirchenrechtlichen Verstöße römisches Kontrollrecht tangierten. Denn das Geld wurde nicht verschleudert, sondern lediglich in eine - wenn auch teure - Immobilie investiert. Der Bischof hätte jedenfalls nicht den Bau in Einzelprojekte zu je fünf Millionen Euro stückeln müssen, wie er es vorsichtshalber tat.

Domkapitel im Zwielicht

Auch beim Verkauf von Sondervermögen zur Überwindung von Liquiditäts-Engpässen bemängelt die Kommission im Wesentlichen Formfehler und kritisiert vor allem, dass Beratungsgremien wie Domkapitel und Vermögensverwaltungsrat davon zu spät erfuhren. Auch diese beiden Gremien bekommen in dem Bericht keine guten Noten.

Das Domkapitel hat demnach den Bau erst ohne rechtliche Grundlage beschlossen, später hat es sich dann jegliche Kontrolle entziehen lassen. Wenig wachsam hat sich laut Prüfung auch der Vermögensverwaltungsrat verhalten - jenes Gremium, aus dem ab 2013 lauter Protest ertönte, als das Kind längst in den Brunnen gefallen war. Der Bericht zeigt auch auf, dass der Rat den handelnden Personen eine Art Generalvollmacht für ihre freigebigen Ausgaben erteilt hatte.

Fazit: Für eine Amtsenthebung durch den Papst hätte die eindrucksvolle Fehlerliste vermutlich nicht ausgereicht, denn dafür kennt das Kirchenrecht nur einige Extremfälle, die hier nicht gegeben waren. Doch da Tebartz bereits bei seiner Romreise im Oktober 2013 den Amtsverzicht angeboten hatte, musste der Papst jetzt nur noch entscheiden, ob und wann er ihn annimmt. Dass der Bischof nach Veröffentlichung des Prüfberichts mit all seinen erschütternden Details noch das Bistum hätte leiten können, war nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen.

(domradio.de/KNA)

Abschlussbericht/Prüfbericht pdf

Erläuterungen zum Prüfbericht pdf


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Bischof Tebartz-van Elst wehrt sich gegen Bericht - 
Doch ein Schrecken ohne Ende?

In Limburg deutete heute alles auf ein Ende mit Schrecken. Der Rücktritt Bischof Tebartz-van Elsts ist angenommen, der Apostolische Administrator eingesetzt. Doch der emeritierte Bischof scheint nicht mitspielen zu wollen.

Das seit Monaten aufgewühlte Bistum Limburg schien zur Ruhe gekommen zu sein: Papst Franziskus hat den Rücktritt des umstrittenen Bischofs Tebartz-van Elst angenommen und zugleich einen neuen Verwalter als Apostolischen Administrator eingesetzt. Die Entscheidung wurde allerorts als weise begrüßt. Der neue Mann, der 74-jährige Paderborner Weihbischof Manfred Grothe, stellte am Nachmittag in Limburg den "Abschlussbericht über die externe kirchliche Prüfung der Baumaßnahme auf dem Domberg in Limburg" vor. Dieser beinhaltet, wenn auch oft zwischen den Zeilen, schwere Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst.

Doch der nun offiziell emeritierte Bischof scheint sich nicht mit dieser Darstellung abfinden zu wollen und widerspricht. domradio.de liegt eine vierseitige Stellungnahme aus der Hand des Bischofs vor, worin Tebartz-van Elst die Vorwürfe von sich weist und seinen damaligen Generalviakar Franz Josef Kaspar belastet.

Insbesondere weit Tebartz-van Elst den Vorwurf zurück, er habe dem vom Vatikan entsandten Kurienkardinal Giovanni Lajolo die wahre Summe der Baukosten verschwiegen. Einen Teil der Verantwortung für das Finanzgebaren schiebt er in diesem Zusammenhang Kaspar zu. Zur Unterrichtung Lajolos schreibt der emeritierte Bischof, bei dem Treffen mit dem Kurienkardinal am 10. September 2013 habe ihm die "differenzierte Gesamtsummenrechnung" noch gar nicht vorgelegen. Durch mögliche Abschreibungen hätte sich die Gesamtsumme zu diesem Zeitpunkt noch verringern können. Das Gespräch mit Lajolo habe zudem vor dem 11. September stattgefunden, an dem er das Protokoll unterzeichnet habe, in dem die hohe Bausumme festgestellt worden sei. Er habe sich also erst nach dem Gespräch mit dem Kurienkardinal mit den Details der Kostenaufstellung befassen können.

Mit Blick auf den Vorwurf der Prüfkommission, der Bischof habe Mitwirkungsrechte der Kontrollgremien missachtet, weist Tebartz-van Elst dann die Verantwortung auf seinen damaligen Generalvikar. Er selber sei kein Fachmann auf dem Gebiet der kirchlichen Verwaltung, so der Bischof. Kaspar habe als einziger einen umfassenden Einblick in die Vermögensstruktur des Bischöflichen Stuhls gehabt. Er sei für das Vorgehen verantwortlich.

Tebartz-van Elst erklärt zugleich, Kaspar habe seit seinem Amtsantritt 2009 zahlreiche Kompetenzen wie die des Bischöflichen Ökonoms und das Anlagegeschäft an sich gezogen. Beim Bau des Bischofshauses habe er den Wechsel vom zweiten zum dritten Architekten "wesentlich betrieben". Auch die umstrittene Kunstausstattung habe Kaspar wesentlich beeinflusst und ohne die Kenntnis des Bischofs Mobiliar erworben.

Der Bischof verteidigt auch das Vorgehen mit Blick auf die Auflösung des 1948 gegründeten St. Georgswerks "für Wiederaufbau und Wohnungsbau in der Diözese Limburg". Hier sei im Protokoll des Vermögensverwaltungsrats des Bischöflichen Stuhls vom 2. November 2011 festgelegt worden, dass das dem Bischöflichen Stuhl zufallende Vermögen weiterhin für kirchliche, gemeinnützige oder mildtätige Zwecke verwendet werden solle. Generalvikar Franz Kaspar sei sich dieser Tatsache offensichtlich bewusst gewesen. "Von dieser Gewissheit bin ich ausgegangen", so Tebartz-van Elst.

Er wies auch eine Letztverantwortung des Bischofs für das Geschehen in der Diözese zurück: Er sei Gott gegenüber verantwortlich, habe aber keine verwaltungsmäßige All- und Detailzuständigkeit.

Stellungnahme hier im Wortlaut

domradio.de


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